Zahlen-Spielereien
Wer ein Faible für Asien, insbesondere für China hat, der kommt nicht an der Affinität für Zahlen in diesem Kulturkreis vorbei.
Da ist einmal die Drei, die eine der wichtigsten Rollen innehat. Dreimal knieten sich die Untertanen vor den Kaiser hin. Neunmal, also drei mal drei, wurde dabei mit der Stirn den Boden berührt. Es gibt drei Himmelskaiser, drei Erhabene, drei formlose Seelen, drei Glücksfrüchte und, und und.
Wer sich hier in die Recherche stürzt, der findet ein Feld von Glückszahlen mit unglaublichen Bedeutungen. Von eins bis neun ist alles dabei.
Außer wenn es um vier geht. Die ist, wenn man es so sagen darf, eine Unglückszahl. Wenn man sie ausspricht, dann klingt ihr „si“ mit falscher Betonung fast wie das Wort Tod. Aber ganz so schlimm ist es auch wieder nicht. Es gibt vier Künste des Gelehrten, vier Säulen des Schicksals, vier edle Wahrheiten und vier Himmelskönige.
Was ist mit der Zehn? Da findet man in der Literatur die zehn daoistischen Höllen. Diese Vorstellung ist etwas jünger, denn bevor der Buddhismus China erreichte, gab es bis dato überhaupt keine Hölle. Im tibetischen Buddhismus finden wir dagegen viele fürchterliche Höllen. Die wurden von den Daoisten kurzerhand auf zehn gekürzt. Zählen wir weiter, kann es ebenfalls unangenehm werden. Es gibt sechsunddreißig Generäle, die Heere von Geistern und dienstbaren Dämonen befehligen. Dann hätten wir zweiundsiebzig böse Einflüsse. Oh Schreck: Wir finden dreitausend Regeln des Betragens.
Aber auch von den einfachen Ziffern gibt es manchmal Unangenehmes zu berichten. Nehmen wir die Neun. Sie wird oft als heilige Zahl beschrieben. (Wegen dem schon erwähnten drei mal drei.) Im Gegenzug lesen wir von den neun Strafen der Älteren. Die waren: Geldstrafe, Prügel, Auspeitschung, Brenneisen, Nase abschneiden, Füße abtrennen, Kastration, Tod und Verbannung. Man merke: Die Verbannung ist eine schlimmere Strafe als der Tod.
Diese Zahlensymbolik hatte natürlich auch Auswirkung auf das ganze Leben im alten China. Nach entsprechenden Tabellen wurden von Feng Shui Meistern glücksbringende Tage berechnet. Man suchte sich nicht einfach so ein Datum für die Hochzeit, einen Vertragsabschluss oder eine andere wichtige Angelegenheit aus. Da musste alles seine Ordnung haben. In die wichtigsten Berechnungen flossen sogar die Geburtsstunden der Beteiligten mit ein.
Einfacher ist es mit den Doppel-Tagen. Die waren für alle gleich. Der Doppel-Neun-Tag ist der neunte Tag des neunten Monats nach dem Mondkalender. Er wird als Glück verheißend angesehen. Der Doppel-Sieben-Tag hat als siebenter Tag im siebenten Monat entfernte Ähnlichkeit mit dem Valentinstag.
Wem das alles komisch vorkommt und wer denkt, dass das Ganze mehr als exotisch ist, den erinnere ich an unsere Märchen. Es sind drei Schwestern, drei Brüder, sieben Berge, sieben Zwerge …
Übrigens: Ein bei uns in Europa noch immer weitverbreiteter Aberglauben besagt, dass die siebte Tochter einer siebten Tochter oder der siebte Sohn eines siebten Sohnes in die Zukunft sehen können und übernatürliche Heilkräfte besitzen.
(Quellenangabe: Josef Guter, Lexikon der Götter und Symbole der alten Chinesen)