Wie steht ihr zu Chat GPT zur Nutzung beim Schreiben

… das ist noch keineswegs Routine, da hast Du recht, aber „auf keinen Fall“ stimmt nicht. Digitale E-Stehoskope gibt es seit längerem und an der Johns-Hopkins-Universität wurde kürzlich ein Stethoskop entwickelt, das Diagnosevorschläge macht und beispielsweise beim Auskultieren der Lungen eine Lungenentzündung mit knapp 90%iger Sicherheit erkennt.
Was ich meine ist: die Auskultation wird zwar gelehrt, das ist wichtig und richtig, aber schon heute wird sie sehr vernachlässigt - man hat schließlich Diagnosetools wie die Sonographie etcetera in der Regel Standby verfügbar und macht auch großzügig Gebrauch davon - mit der Folge, dass die Fähigkeiten, etwa Auskultationsbefunde zu analysieren, nachlassen. Je mehr KI in diesen Bereichen Fuß fassen, desto mehr wird der Mensch/der Arzt sich darauf verlassen, alleine schon aus Zeitgründen. So gehen wichtige Fertigkeiten verloren.

Und das gilt ebenso für den kreativen/schreibenden Menschen.

Hmm - Deine Vergleich mit den Parkett ist zwar sehr charmant. Das täte ich auch nicht. Und von Hand zu schreiben, fiele mir heute ungleich schwerer als zu Schulzeiten, wo noch alles „von der Hand ging“.

Ich würde mit hoher Sicherheit von Hand schreiben - interessant wäre v.a., wie das das Formen der Gedanken verändern würde. Korrekturen, Umbauten etcetera sind „händisch“ ja viel schwieriger.

Ich bin mir nicht sicher, wer es war, ich glaube Charles Dickens, dessen handschriftliche Manuskriptseiten kaum bis keine Korrekturen aufwiesen - das hat mich fasziniert. Es gilt das geschriebene Wort …

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Der Vergleich hinkt nicht nur, er sitzt im Rollstuhl. Den ersten Entwurf für mein Kinder-/Jugendbuch habe ich Jahre bevor ich ihn veröffentlichen konnte, komplett von Hand geschrieben. Okay, es ist auch kein Wälzer geworden. Wenn ich eine Geschichte teilen möchte, wenn ich etwas erzählen möchte, ist der Drang so übermächtig, dass ich sie in Schiefer kratzen würde, wenn nötig. Das Handwerkzeug (ich meine nicht Grammatik, Stil, etc., sondern Tinte, Tastatur …) ist bedeutungslos. Unsere großen Schriftsteller-Vorbilder hatten weder Testleser, noch Stilanalysen oder Schreibprogramme – sie hatten Storys! Im Idealfall – das trifft leider auf Selfpublisher nicht zu – hat(te) man einen Verlag, der seine fest definierten Aufgaben erledigte, incl. Marketing.

Um in deinem Bild zu bleiben: Wenn es für mich wirklich, wirklich wichtig wäre, das Parkett zu schleifen, würde ich es sogar die Fingernägel einsetzen! (Aua!)

Für mich trifft der Vergleich zu. Ich brauche ewig, um von Hand auch nur eine Weihnachtskarte leserlich zu schreiben, schreibe sie dreimal vor, mühe mich mit leserlichen Druckbuchstaben ab und muss mich dabei so auf die einzelnen Buchstaben konzentrieren, dass ich ganze Wörter auslasse. Meine Schreibschrift kann ich selbst kaum entziffern. Es hat schon seinen Grund, dass die Lehrer an meinen Deutschklausuren in der Schule keine Freude hatten - Handschrift plus erster Entwurf gleich sehr mühsam zu lesen.
Momentan hat mein Roman 128.885 Wörter, davon habe ich jeden Satz etwa dreimal umgestellt und jede Szene etwa dreimal an eine andere Stelle verschoben, ganz zu schweigen von gelöschten und neu geschriebenen Absätzen.

Man sollte vorher schon grob überschlagen, ob die Lebenszeit für das Projekt ausreichen wird.

so isses! :+1::+1:

Ich finde den Vergleich gut - Corinna hat ja klar gesagt „für mich“ - und den Vergleich nicht verallgemeinert (?) Ich bin ziemlich sicher, dass die Verfügbarkeit oder Nicht-Verfügbarkeit von bestimmtem Handwerkszeug in allen „Zünften“ eine Rolle spielt und auch die Bereitschaft, sich darauf einzulassen (kreativ zu werden) beeinflusst.

Gäbe es (oder vielleicht gibt es sowas heute ja sogar?) eine „Steinfräse“, würde ich vielleicht bildhauerisch tätigt werden. Von Hand, mit Hammer und Meißel? Kaum. Aus vielen Gründen.

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Ich denke, ich habe das durchaus richtig verstanden und auch selbst nur aus eigener Sicht kommentiert. :wink:

… das klang für mich nach objektiver Feststellung - …

Ich bin vielleicht etwas dünnhäutig. Mir geht’s einfach darum, die Meinung anderer nicht abzuwerten, mir persönlich ginge es jedenfalls so, wenn man mir sagte: „Dein Vergleich … ‚taugt nichts‘ (sitzt im Rollstuhl)“ - nur deswegen habe ich das angemerkt. Dass Du das nicht bewusst abwertend gemeint hast, ist mir klar :+1:

Danke für den " :+1:"! Es war durchaus charmant, Dich als ‚Dolmetscher‘ für @_Corinna einzusetzen, aber ihren Kommentar konnte ich so gerade noch intellektuell bewältigen. :wink: Deshalb war auch meine Antwort, wie die der meisten Forianer, ebenfalls nur meine Ansicht. Den Anspruch der Verallgemeinerung überlasse ich gerne anderen. (Dünnhäutigkeit ist übrigens selten nur auf einer Seite einer Diskussion zu finden.)