Ich erzähle immer, vom ersten Buch habe ich mir einen Maserati gekauft.
Vom zweiten dann ein Regal, in das ich ihn hineinstellen kann, wenn die Katze fertig damit gespielt hat.
Mit dem Maserati oder dem Regal?
Hm, brotlose Kunst? Kommt darauf an, wie man das angeht. Wenn man mit seinem Erstling denkt, einen Mulisch zu schreiben… Ich habe das Gefühl, dass viele als Erstling einen Opus schreiben wollen und das klappt nicht. Sie scheitern. Und alle die Kritiker fühlen sich bestätigt. Habe hier schon geschrieben, wie ich das sehe, mit den Büchern schreiben.
Ich habe noch kein Buch veröffentlicht! Ich plane über KDP und habe definitiv eine Strategie, denn das braucht man in der heutigen Zeit imho.
Und gerade weil mein Umfeld mich kennt, wie ich mich organisiere/strukturiere, glauben sie an mich. „Wenn einer, dann du.“
Beharrlichkeit und Wille ist - denke ich - in der heutigen Zeit von Nöten. Aber eben auch ein konkreter Plan, wann, was passieren soll und insbesondere: welche Zielgruppe will das eigentlich lesen?
Ich glaube übrigens immer noch an mich. Und klar: ich stecke mir die Ziele hoch; ich will mein Buch auf einem Büchertisch liegen sehen. Am besten bei Thalia/Hugendubel - why not? Denn wir sind alle Schriftstller to-be, right? Wir sind alle Träumer und Denker. Also lieber grandios scheitern als das Gefühl es nie probiert zu haben
Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better. (Beckett)
Sorry Mann, aber du schreibst in einem anderen Beitrag, dass du 5.000 Wörter pro Tag schreibst - und das seit 4 Jahren (?) . Das heißt du hast 4 Millionen (!) Wörter produziert. In einem anderen Beitrag schreibst du:
Dein Plan sollte dann mal sein: finish the job!
Genau. Ich habe 2019 angefangen und eine Viertelmillion Wörter runtergeschrieben. Und was hatte ich dann? Keine Geschichte. Jede Menge Worldbuilding, aber keine Geschichte. Die erste Geschichte war da drin versteckt. Aber ja, ich habe seitdem drei Novellen, zwei UrbanFantasy/Cyberpunk Romane und eine Reihe mit derzeit 4 Büchern geschrieben. Die Anzahl der Wörter verwende ich nicht, die meisten lösche ich wieder oder schreibe um / verkürze / verdichte. Die Novellen kommen dieses Jahr auf KDP als Teaser für die UrbanFantasy Geschichte. Die Reihe ist in den Überarbeitungsschleifen. Teil 1 will ich an einen Verlag bringen dieses Jahr. Ich habe die letzten vier Jahre noch nichts „rausgehauen“, weil es einfach nicht gut genug war - nicht sprachlich, sondern einfach von strukturtechnisch. Das erste Mal getraut habe ich mich, ich glaube 2021, hier etwas einzustellen. Das hat dann Pamina22 gelesen und mir auf die Finger gehaut. Was einfach kein szenisches Schreiben.
Again, ich habe nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen. Das ist nur meine Herangehensweise. Aber zumindest sind die Geschichten abgeschlossen und können überarbeitet bzw. lektoriert werden.
Keine Ahnung wie du das schaffst
Ich schreibe auch fast täglich und hänge bei knapp 150.000 fest. Also jetzt nicht unbedingt, dass nichts vorangeht, aber der Fortschritt ist bei Weitem nicht mehr so spürbar, wie vor 1 oder 2 Jahren noch.
150.000 Wörter für ein Projekt? Das sind schon 700 Seiten - und letztens hattest du 30.000 gelöscht näherst du dich denn dem Ende an?
Große Bücher können „je nach Storyaufbau“ zum Verzetteln anregen. Vor allem, wenn es eine Geschichte ist, in der viele Protagonisten involviert sind (Krimis z.b) oder extrem Einflüsse auf die Welt spürbar sind (epische Fantasy wie Lied von Eis und Feuer/ Game of Thrones).
Aber es gibt Geschichten oder Erzählvarianten, die das besser verdauen, z.b „Nur aus einer Perspektive erzählen“ oder "Geschichte vom Typ Roadtrip - > Es geht um die Entwicklung eines Protagonisten , oder einer kleinen Gruppe. Die Welt und die Themen ändern sich, aber der Protagonist (und seine kleine Gruppe)) bleiben gleich. So etwas kann man ewig weiterführen, aber auch schnell beenden. (Entwicklung abgeschlossen)
Mein Kopf ist voll mit Zeug, das raus muss + ich schreibe recht schnell. Das geht am besten gleich morgens, bevor alle anderen wach sind. Von 5 bis halb 7. Da schaffe ich easy 5k die Woche. Und selbst, wenn ich die 5 auf 1 eindampfe und davon die Hälfte lösche, bleibt noch immer so viel, dass ich Bücher schreiben kann. Aber erhrlicherweise hat auch das enorme Worldbuilding geholfen. Die angesprochenen 250k lesen sich schon fast wie ein Regelwerk von einem Rollenspiel (weil ich selbst seit Kindheit einer bin). D.h. ich kann dir ganz genau sagen, wie alles funktioniert. Welche Städte es noch gibt, wie die einzelnen Magierarten funktionieren, wo die Grenzen sind, wo die Dämonen sind, was die Volkswirtschaften durchmachen mussten, etc etc Und im Zuge von dem sind dann erst die Geschichten herausgepurzelt. Denn das Ding hat viele, viele Viewpoints. Arbeitet mit Interviews und Berichten. Soldanten-Schnipseln, etc etc. Und das habe ich komplett eingestampft. Hat nicht funktioniert. Stattdessen einen Viewpoint genommen und den dann weiterentwickelt.
Mir hat gewaltig das Handwerkszeug gefehlt…
Ansonsten plotte ich mittlerweile alles durch. Damit ich weiß, was passieren muss. Hierdurch stottere ich nicht im Schreibprozess. Eine Timeline ist essentiell imho, gerade, wenn man verschiedene Viewpoints hat. Hier muss man aber halt sauber arbeiten - Papyrus Der Plot verteilt sich auf 8 „Kapitel“, die ich dann häppchenweise befülle. Ich weiss aber vorher genau, was passieren muss.
Und wie man bei Song of Ice and Fire sowie Doors of Stone sieht: Planung + Timeline ist wichtig. Die beiden Herren bekommen einfach ihre Bücher nicht mehr zusammen. Martin mit seinem Winds of Winter? Kriegt der nicht mehr hin. Das wird ein Verlag kaufen und durch eine KI fertig machen lassen - oder Brandon Sanderson. Dito. der Rothfuss. Hat auch ein Timeline-Problem. Der hat über 70 Revisionen für Buch 3 durch. Fertig bekommt er es evtl. KI oder Brandon Sanderson
Also Band 1 ist fertig da hadere ich gerade mit Lektorat Ja/Nein. Das sind so ca 95.000 Wörter. Band 2 ist in Arbeit und im letzten Drittel. Von daher komme ich auf die 150.000 weil ich das alles als ein Projekt sehe
Bei Martin wär ich tatsächlich mal dafür, dass man eine KI ein Buch schreiben lassen soll
Ganz ehrlich? Warum auch nicht? Der ist 77 und hat einen ungesunden Lebensstil. Manuskript ist bei 1200 Seiten. Der wird das nicht mehr zusammen bekommen.
Wegen Lektorat: kommt darauf an, was. Ich habe meine Sachen nur durch ein strukturelles Lektorat. Ich will wissen: passt Spannungsbogen? Wirldbuilding? Setting? Charaktere? Umfang?
Erst wenn das passt/ Hausaufgaben gemacht, lohnt sich imho „the real deal“
In vielen Fällen erdrückt das Worldbuilding die Story und die Charaktere. Und die Häme gegenüber Martin, die hier durchscheint, kommt mir ein wenig gewagt vor. Zumindest solange man sich als Autor oder Autorin noch nicht selbst auf einem vergleichbaren (Erfolgs-)Niveau bewegt. Was die vielzitierte KI angeht, die einen vergleichbaren Wälzer schreiben oder bearbeiten soll: nur zu! Auf das Experiment wäre ich gespannt
Manche Sachen sind ja auch oft einfach nur ironisch oder humorvoll gemeint. Ich dachte der Smiley hintendran hätte das gezeigt.
edit: Wobei es bei Martin nicht unbedingt Häme ist, sondern berechtigter Frust ist, der seinen zahlenden Lesern sich breitmacht. Ich hab mit der Serie 2004 zu lesen begonnen, seit 12 Jahren (!) warte ich auf den finalen Band, der laut seinem Blog bereits vor 8 Jahren (!) beinahe beendet ist.
Ich denke, Kritik ist hier nicht gewagt, sondern angebracht, egal wie sich irgendwer nennt und wurscht, ob wer 5 Bücher oder 50 Millionen verkauft hat, einen Nimbus braucht sich niemand umhängen.
„Brotlose Kunst!“, „Was glaubt dein Umfeld?“, „Applaus ist des Künstlers Brot!“ Papperlapapp…
An dieser Stelle einmal mein tiefster Respekt an alle, die mögen, sich trauen, es schaffen, ihre Gedanken, in welcher Form auch immer, zu Papier zu bringen. Danke!
Eigentlich müssen wir ehrlich zu uns selbst sein: Schreiben ist brotlose Kunst!
Ich arbeite seit 13 Monaten an meinem Roman, im Schnitt vielleicht 2-3 Stunden am Tag. Wenn ich berücksichtige, dass ich noch einen Monat bis zur Veröffentlichung brauche, sind das insgesamt im Mittel 1.000 Arbeitsstunden.
Wenn ich diese Zeit für einen Aushilfsjob mit Mindestlohn (12,82 Euro in DE) verwendet hätte, hätte ich immerhin 12.820 Euro verdient.
Rechnen wir mal optimistisch mit 5 Euro Erlös pro verkauftem Buch, müsste man dafür 2.500 Bücher verkaufen. Hat das schon jemand von euch geschafft?
Sorry für die Desillusion, aber die meisten von uns schreiben wohl nicht zum Broterwerb. Ich für meinen Teil sage, das ist ein Hobby, mehr nicht.
Du bist ja niedlich. Rechne mal lieber mit 1,50 €.
Ziel ist deine eigene Netflix Serie
Ja, mit Schreiben werden die meisten von uns keine Geldbeträge einnehmen, die sich nicht mit einem Nebenjob schneller und sicherer erzielen ließen. Die Rechnung von Koebes habe ich auch schon angestellt.
Aber wenn ich für einen Marathon trainiere, ein Konzertprogramm einstudiere oder ein Aquarell male, ist das auch brotlos - solange ich nicht Weltrekord laufe, im Stadion auftrete oder meine Gemälde für vier- bis sechsstellige Summen verkaufen kann.
Jeden Abend zwei Stunden vor dem Fernseher zu hängen, ist übrigens ebenso brotlos.
Und es vermittelt einem nie das überwältigende Gefühl, das man empfindet, wenn man die Ziellinie überquert, ein Publikum zum Tanzen beziehungsweise andächtigen Lauschen bringt - oder wenn einem jemand sagt: „Die Geschichte, die du geschrieben hast, fand ich wirklich gut.“
DAS ist unbezahlbar.
Okay, ich suche mir morgen ein neues Hobby
Klar, war aus dem Bauch heraus hoch gegriffen. Ich wollte ja auch nur veranschaulichen, dass wir von unserem Hobby nicht leben können.