Warum glaubt dein Umfeld, deine Mühe sei "brotlose Kunst"?

Ich nehme an, mit dem Thema bin ich nicht allein: Berichtest du im Freundeskreis von deinen Schreib-Projekten und der Hoffnung, eines könnte in den Regalen der Buchhandlungen landen, erntest du irritierte Blicke und ein „aha“. Dies unabängig vom Inhalt. Woran liegt das? Mitleid? Mutlosigkeit deiner Freunde, etwas zu wagen? Nehme ich es richtig an?

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Wer am Ende tatsächlich erfolgreich Bücher verkauft, beruft sich viel auf Faktoren, die nichts mit seinen Fähigkeiten zu tun haben. Ein mittelmäßig Ingenieur wird mit Sicherheit einen gut bezahlten Job finden, ein ausgezeichneter Schriftsteller wird vielleicht nie entdeckt.

Aber so geht es auch Malern, Musikern, Ernährungsberatern, Coaches, und YouTube Channel Gründern :wink:

Ich fühle mich da nicht „eingeschränkt“, meine Freunde finden toll, dass ich schreibe. Einige haben früher selber geschrieben, der Satz „Du kannst meine Bücher bei Amazon finden“ scheint da eher legitimierend zu wirken.

Lesen die Freunde gerne? Meiner Erfahrung nach hängt es viel damit zu haben, welche Bedeutung die Bücher im Leben der befragten Person haben.

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Die meisten, denen ich davon erzähle, gehören zur aha-Fraktion. Dann gibt es noch die, die mir zunächst nicht glauben, dass ich schreibe. Nach dem ersten Staunen ist das Interesse bei denen dann wieder weg.

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Das kann ich unterschreiben. Und weil ich ein guter Beobachter bin, sehe ich auch oft schmunzelnde Mikromimik.

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Es gibt beide Fraktionen. Die einen, die zunächst erstaunt sind, dass ich schreibe und es toll finden. Aber dann gibt es tatsächlich auch die mit dem mitleidigen oder belustigten Blick.

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weil die wenigsten von uns tatsächlich im Bücherregal einer Buchhandlung landen. Die Chance ist ja wahrscheinlich winzig. Und von SP haben die Menschen, die nicht lesen, wahrscheinlich noch nie etwas gehört. Das sind aus meiner Sicht die logischen Begründungen.

Die andere ist die, dass man zwar gerne Sonntags ins Museum geht, aber mit Künstlern sonst, nichts zu tun hat. Und einem das vielleicht alles fremd ist, und man das halt erst einmal aus der Ferne beäugt. :slight_smile:

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Auch dafür bin ich schon mitleidig belächelt worden.

Jetzt, wo ihr es sagt… mein Kollege, welcher selbst sehr gern und oft ins Museum geht, ist am offensten dafür. Der fragt auch mal nach, hört sich was an usw.

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Machen wir uns mal nichts vor, wir sind Exoten in dieser Welt. Unabhängig davon, ob wir via SP veröffentlichen oder (wie ich) als Verlagsautor. Die sogenannten „Kunst- und Kulturschaffenden“ werden in unserer Gesellschaft erst dann ernstgenommen, wenn sie monetär (sehr) erfolgreich werden. Und selbst dann bleibt ihr Exotenstatus erhalten.

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Bei mir ist es eher andersrum: mein Umfeld ist der Meinung, dass jedes halbwegs talentierte Schreiberlein relativ einfach ein Buch rausbringen kann und damit easy genug Geld verdient, um davon Leben zu können. Ich habe deshalb außerhalb meiner Familie fast niemandem erzählt, dass ich schreibe. Vermutlich interessiert es auch kaum jemanden.

Meine Familie ist aus allen Wolken gefallen, als ich ihnen mal erklärt habe, wie schwierig es tatsächlich ist, sein Buch auf dem Markt zu etablieren und wie wenige Autoren tatsächlich vom Schreiben leben können.

Im Freundeskreis sieht es nicht besser aus: der Bekannte eines Freundes hat wohl ein Sachbuch veröffentlicht, das in seiner Sparte zum Bestseller wurde (ich kenne denjenigen nicht persönlich, das Buch war angeblich ein Erstling und eine Art Zufallstreffer). Diese Erfolgsgeschichte hat im Freundeskreis vor einiger Zeit ziemlich die Runde gemacht. Seither glaubt in meinem Freundeskreis jeder, sowas wäre gar kein Problem. :sweat_smile:

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So andersherum ist das gar nicht. Beides trifft oft gleichzeitig zu. Niemand hat eine Vorstellung davon, wie schwer es ist, eines jener 0,2 Promille Manuskripte zu verfassen, die es schaffen, von einem Verlag veröffentlicht zu werden, um dann für den Autor oder die Autorin ein paar wenige Prozent ihres Nettopreises einzuspielen. Oder es heißt „Das macht man doch heute mit Selfpublishing und kassiert die ganze Kohle selbst“.

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Die meisten Menschen in meinem Umfeld reagieren auf künstlerisches Interesse – vom Schreiben über das Hören von Schallplatten bis hin zu kulturellem Engagement – mit einem knappen „Aha“, häufig desinteressiert, gelegentlich auch abfällig. Was bleibt? Einfach weitermachen. Je nach Person und Äußerung lasse ich diese an meinen Interessen allerdings nicht mehr teilhaben und schalte blitzschnell auf ignorieren. Das liegt vielleicht an meiner beginnenden Altersmilde.

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Ich gehe jedenfalls nicht damit hausieren, dass ich Bücher schreibe. Erst wenn ich jemaden länger kenne, und ich den Eindruck habe, die Person interessiert sich für Bücher, erwähne ich mein „Hobby“. Mir tut es nur leid, es als „Hobby“ zu bezeichnen, denn ich gehe da schon mit vollem Ernst rein :smiley:

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Mit meinem Schreibhobby halte ich seit geraumer Zeit konsequent hinterm Busch. Selbst meine bessere Hälfte habe ich erst nach drei Jahren Beziehung eingeweiht.
In meiner Generation ist das ein seltenes Hobby, das damals unter Gleichaltrigen nur selten auf Verständnis gestoßen ist, da waren Shoppen gehen und Party machen wichtiger. :joy:
Generell habe ich das Gefühl, dass die Menschen sich heutzutage eher berieseln lassen wollen, und selbst das weniger von Büchern, als mehr von Film und Fernsehen. Daher die vielen „aha’s“.

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…tja, das mag ein Grund sein, auch wenn wir noch die „Generation Book“ sind, vermute ich einmal.

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Sehr vernünftig!

Ich denke, es kommt auch drauf an, was man sonst noch im Leben macht und in welchem Genre man schreibt. Wenn man einen gescheiten Job hat und in der Freizeit ungezwungen an einem Krimi oder Thriller schreibt, kann das auch cool sein. Wir denken an die Schreibdilettanten.

Wenn man das als berufliche Ambition verkauft, obwohl man noch nie damit Geld verdient hat oder nicht mal was veröffentlicht, dann wird es sicher schwierig, was ich seitens des Umfeldes aber ehrlich gesagt auch nachvollziehen kann.

Mich würde mal sehr interessieren, wie hoch die Quote unter denjenigen ist, die ein gewisses Mindestmaß an Ambition haben (als z.B. Schreibkurse machen, usw.). Ich denke, die ist höher.

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Stimmt. Die Reaktion ist häufig die Frage „Kann man damit Geld verdienen?“ Klingt jetzt pathetisch, aber mir geht es a) primär darum, im Wortsinn etwas zu schaffen und b) gebe ich zu: wenn das Werk dann auch noch Käufer finden sollte, wäre ich schon stolz.

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Ich schon. Sonst bemerkt mich ja nie irgend jemand.

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So habe ich das noch nie gesehen, aber stimmt. Das schließt sich nicht gegenseitig aus.

Ich empfinde die Reaktionen nicht als „mitleidig“. Einige sind interessiert, andere nicht. Einige sind nur höflich, andere geben ehrliche Rückmeldungen unterschiedlicher Art.
Mitleid war bislang keine davon.
Streng genommen ist es ja „brotlose Kunst“. Es ist für kaum jemanden realistisch davon gut zu leben. Das setzt aber voraus, dass jemand überhaupt nur davon leben will/muss. Also ist es „brotlos“ für die meisten.
Kunst ist es aber dennoch. Und Kunst darf das. Mein Anspruch ist tatsächlich ein einfacher: wenn mir jemand sagt: „Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und Spaß gehabt.“ ist das genug. Der Killer ist: „Es war langweilig und schlecht geschrieben.“
Schreiben heißt Geschichten erzählen. Jeder bekommt gerne Geschichten erzählt. Netflix lebt ebenso von Geschichten, wie die Buchhandlung. Und irgendjemand muss sie ja erzählen, sonst kommt ja nix zu Stande…

Ein anderer Punkt ist die eigene Erwartungshaltung. Was erwartest Du, wenn Du jemandem erzählst, dass Du schreibst? Oder umgekehrt: wie ist Deine Reaktion, wenn Dir jemand erzählt, dass er Töpfert, Marathon läuft, auf Stadtfesten singt, …?
Vielleicht interessiert, vielleicht nur höflich… aber bestimmt wohl kaum „mitleidig“.

Ich finde es befremdlicher, wenn Leute völlig schambefreit davon erzählen, wie sie sich im Fußballstadion besoffen Dosen an den Kopf geworfen haben… da mäht dann mein inneres Mitleidschaf.

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