Hallo zusammen,
wie geht es euch, nachdem ihr euer tägliches Pensum geschafft habt? Korrigiert ihr eure Texte direkt nach dem Schreiben in ausgedruckter Form, oder lasst ihr sie zunächst unbearbeitet ruhen, um sie später mit frischem Blick zu bearbeiten?
Antwort B ist…
richtig.
(bei mir)
ah beruhigt zu wissen, dass ich nicht der einzige bin und erstmal Abstand zum Text benötige
Früher habe ich Texte direkt beim Schreiben korrigiert. Das hat mich stark ausgebremst, dafür brauchte der Text bei der finalen Überarbeitung weniger Revisionen. Außerdem habe ich gerne „um reinzukommen“ den letzen Abschnitt vom vorherigen Schreibtag durchgesehen, bisschen korrigiert. Heute arbeite ich nur noch vorwärts und erzeuge einen Berg Rohschrift, der dann „Am Ende“ als Block durchkorrigiert wird und zwar in drei Schritten. „Alles lesen, Kleinigkeiten direkt beheben, Auffälliges markieren“ dann „Auffälliges bearbeiten“ und am Ende „Dialoge isoliert durchsehen und verbessern.“
Also für deine Frage: Nach dem täglichen Pensum lege ich den Text zur Seite
a) und b)
Beides. Kommt darauf an. Wenn ich nach deinem Kapitel das Gefühl habe, dass irgendetwas nicht rund ist oder mich irgendwas stört, geht es sofort an die Überarbeitung.
Ich höre mir am nächsten Tag mein Geschriebenes an.
Bin Kraftfahrer und habe bei der Arbeit Zeit dafür.
Was ich da raushöre korregieren ich am Abend, bevor ich weitermachen.
Wenn ich zulange warten würde, dann würde ich die Hälfte oder mehr wieder vergessen.
Aber alle Fehler findet man meist selber sowieso nicht.
Es braucht viel Zeit und viele Augen um alle Fehler auszumerzen.
Einige benutzen Chat gpt zur Korrektur.
Ganze Kapitel in Sekunden. Mir persönlich ist dann die Grammatik zu kompliziert.
Jetzt wird’s schwierig. Als ich anfing zu schreiben, gab es noch keine Computer. Höchstens Schreibsysteme (Olympia). Bis zum PC mit Software und Korrekturprogrammen dauerte es noch ein Weilchen. Zu dieser Zeit hatte ich Zugang zu Manuskripten von namhaften Schriftstellern bei einer Lektorin für Suhrkamp. Ich werde keine Namen nennen, aber was ich sagen kann, ist: Je interessanter der Schriftsteller war, desto konfuser waren die Manuskripte. Die waren voller orthografischer Fehler, Seiten mit Tesafilm zusammengestückelt, mit Tipp-Ex verschmiert – eine einzige Katastrophe. Sie hatten Kaffeeflecken, Weinflecken, und manchmal war eine Bestimmung der festen Nahrung möglich, die der Autor nebenbei gegessen hatte. Manchmal waren sogar Bierdeckel dabei oder Notizzettel in allen Größen und Formen. Ein Konglomerat aus Handschrift, Schreibmaschine mit Farbband oder IBM Kugelkopf (der Rolls Royce unter den Schreibmaschinen. Wer erinnert sich nicht and das Säuseln dieser Technologie?)
Kurz: All das Verhalten, das man uns in der Schule 13 Jahre versucht hat auszutreiben. Also kreative Wirrnis.
Was sagt uns das?
Richtig: Schreiben ist ein Prozess. Es kommt aus dem Tiefsten unseres Selbst. Manchmal sogar aus tiefster Depression – oder vielleicht ausschließlich daraus.
Ich persönlich würde bis kurz vor Ende gar nichts korrigieren (nur inhaltlich). Denn nach der Reife haben Fehler in der Analyse eine wichtige Bedeutung. Und das braucht der Stoff: eine organische Entwicklung.
Wenn ich es gleich mit Autokorrektur usw. im richtigen Format und in einer der typischen Schriftarten, die für Bücher verwendet werden, eingebe, ist das so antiseptisch, so weit von mir entfernt (und damit von dem, was ich eigentlich erzählen möchte), dass man sich ernsthaft fragen muss, warum man überhaupt schreibt.
Was nicht gedruckt, ist nicht real.
Was nie verwest, hat nie gelebt.
Was niemals wiedererwachte, kennt keine Zeit.
Danke Ludovic für das geteilte Wissen. Vor allem die Infos mit den Schriftstellern, spannend, aber ja nicht abwegig.
Na die IBMs, ja ja, das sind tolle Maschinen! Habe beide Top Modelle bei mir und werden täglich befummelt, was für ein Sound und Durchschlagskraft, schnell und kräftig.
Wusste ich es doch, das mit den IBMs war was Erotisches.
IBM = Immer besser manuell. (Ob das auch für die Erotik gilt, möge jede(r) für sich entscheiden.)
Ich schreibe und korrigiere, sobald ein Hinweis der Software erscheint.
Bei meinem ersten Buch habe ich die Kapitel direkt an zwei Betaleserinnen weitergeleitet, weil mir kurzfristiges Feedback wertvoll war. Vorteil: Wenn etwas Inhaltliches geändert wird, muss ich nicht das ganze Buch umschreiben.
Würde ich heute sogar auch so machen, doch aktuell schreibe ich nur kleinere Gedichte und Kurzgeschichten.
Also wenn ich im Schreibprozess bin, sei es handschriftlich o. womit auch immer wollte ich nicht auf irgendetwas hingewiesen werden. Das würde mich völlig kirre machen. Es mag zwar praktisch sein, aber in meinen Fall kontraproduktiv. Ich gewinne dabei nichts. Wahrscheinlich bin ich zu empfindlich.
Ich nehme den gleichen Weg wie @nolimit und @Silberliebe . Orthographische und grammatikalische Fehler (ein Hoch auf das Rechtschreibprogramm) werden sofort korrigiert. Am Tag danach wird das gestern Geschriebene nochmal auf stilistische und logische Fehler geprüft. So komm ich außerdem wieder in den Schreibfluss vom Vortag. Lesbarkeitseinschätzung und Stilanalyse folgen am Ende (und oft auch parallel zur Einschätzung der Testleser, die jedoch immer mehr zählt, als die Meinung des Programms). Und das letzte Wort hat dann ja eh das Lektorat. Ich muss nicht perfekt sein, ich muss nur aufschreiben, was mir meine Protas diktieren.
Ja, ja. Das sind manchmal ziemlich unverschämte Gesellen.
Onngehobelte Lömmel, bodenlose Frechlenge.
Ich habe das noch nie gemacht. Bisher war immer klar, korrigieren ist der zweite Schritt. Immer erst nachdem ich die Rohfassung komplett fertig habe. Aber wenn ich euch so höre, probiere ich es vielleicht mal.
Vorab: das ist mein Herangehen und kein Schreibratgeber:
Mein tägliches Pensum sind um die 5000 Wörter. Ich bin der Typ: go for it! Wenn ich irgendwo hänge (wie war das noch mit diesen CPUs?), mache ich XXX und schreibe weiter. Was kommt dann raus? Na, so um die 20k Wörter die Woche. Manchmal mehr, manchmal weniger. Und viel davon ist Quatsch und schlecht. Ist aber egal, denn es geht ja darum zu schreiben, zu üben. Eine Geschichte fertig bringen.
eine sofortige Korrektur oder das Festbeißen in Sätzen bremst. Ich mache das nicht. Denn ich folge der Devise: lieber etwas Halbgares fertig bringen, als unendlich viele Jahre mit den perfekten Sätzen zu verbringen. Die Revisionen meiner Texte sind dann aufwendiger, klar. Aber die Geschichte ist fertig. Also: das Stück Kohle liegt da noch. Mit eigenem Druck und Revisionen wird dann irgendwann etwas mit Ecken und Kanten. Mit noch mehr Druck vielleicht irgendwann ein Diamant.
Ich habe genau drei erfolgreiche Schriftsteller gefragt, was die wichtigste Fähigkeit ist, um ein Schrifsteller zu werden. Alle drei haben gesagt: finish the story!
Also nein. Keine Sofotkorrektur. Liegen lassen auf dem compost heap of your imagination (Gaiman).