Lärm - Gedanken zum Straßenausbau
Ich war unlängst zu einer Bürgerversammlung, da ging es um den Ausbau einer Straße.
Die hat jetzt Kopfsteinpflaster, ist rechts vor links, verkehrstechnisch und gehört zu den wichtigen Ost - West Verbindungen für alle, die aus dem Norden kommen oder aus dem Osten, den Ortsteilen.
Alles was nach Berlin West oder nach Hennigsdorf fahren will und von Norden kommt, fährt dort lang. Der andere asphaltierte Weg ist ein Umweg und länger, oder jemand steht auf Asphalt.
Die in Richtung Berlin, aus dem Norden kommen, fahren ohnehin dort entlang. Alles was gen Norden will, aber nicht die B 96 benutzt, fährt auch über diese Straße.
Der Weg über die Schönfließer Straße ist, wie gesagt, länger, das macht keiner.
Der Bürgermeister erklärte es in der berühmten Art der Politiker, wie so etwas geht, so ein Straßenausbau und warum und wieso in Afrika die Sonne scheint.
Sehr ausschweifend und wenig aussagend, auch nicht, auf welcher Seite er wirklich steht.
Die Straßenlärmfraktion wurde ungeduldig, wie ich auch, denn das Gelaber um den heißen Brei herum, kann einen auf den Geist gehen. Also will er den Asphalt oder nun nicht? Will er nun die kaputten Stellen reparieren, oder nicht?
Ich verstehe ja, jeder Bürgermeister muss nach 8 Jahren irgendwelche Erfolge aufweisen können, egal wie unsinnig die sind, will er wieder antreten. Warum sollte man ihn sonst wählen, warum überhaupt?
Wer wählt schon gerne Misserfolg, aber ist die Wahlbeteiligung nicht ein Ausdruck für Misserfolg. Darüber machen sich aber nur Künstler und Friseure Gedanken, Politiker machen einfach weiter, mit dem Satz, man konnte seine Intentionen nicht rüberbringen, oder in deutsch, der Wähler ist einfach zu doof.
Jedenfalls kam dann die Fraktion zu Wort, die sich an dieser Straße Grundstücke gekauft haben, ohne zu prüfen, was hier wirklich läuft. So wie die an den stillgelegten Eisenbahnstrecken, die in der Ruhe gekauft haben und nun soll die Bahn wieder fahren. Sie rebellieren.
Oder ist es gar das Geld? Klar, wer kalkuliert das beim Kauf schon ein, Straßenneubau, Abwasserneuanschluss, obwohl schon ein Anschluss da ist, siehe Altanschließer.
Das verstehe ich allerdings, denn wer kann eben mal mit links eine größere Summe lockermachen, für die er primär gar nichts bekommt. Das kann durchaus ruinös sein. Hier ist nun der eine Gehweg gemacht, für den hat man bezahlt, je nach Grundstücksgröße, ja da hat man was von, ist es nicht meine Seite, läuft man halt drüben.
Nun noch die andere Seite und die Straße, das kann schon mal finanziell überfordern. Jedenfalls wird jetzt diskutiert, wie unsinnig das sei, wie teuer und es würde nur den Verkehr anziehen.
Ich jedenfalls fahre keine Umwege, nur weil die Straße schön neu ist und 50 erlaubt, obwohl die ja irgendwann in Wohngebieten nur noch Schrittgeschwindigkeiten zulassen werden, also dann fährt man Umwege. Verkehr entsteht, weil gefahren wird und vielleicht sollte mal die Notwendigkeit einiger Fahrten überprüfen.
Sind die alle wirklich notwendig?
Mir schwillt schon der Kamm, da werden Brötchen geholt, mit einem SUV, der werden die Blagen zur Schule gefahren, Beine zum Laufen haben die nicht mehr.
Fahren sie nicht um halb acht an der Schule vorbei, das geht gar nicht.
Aber es geht weiter mit dem Lärm, klar leere LKW Anhänger hopsen schon mal und machen Krach, klar klappert das und vibriert und irgendwann platzt mir der Kragen. Ich melde mich und komme zu Wort: „Ich gehöre keiner Fraktion an, ich unterstütze weder den oft unsinnigen Aktionismus der Politik, noch den der Anderen, ich bin nur ein Bürger, der sehen kann und hören. Lärm, ja das ist ein Thema, ein wichtiges Thema. Lärm macht krank, das weiß man inzwischen, tut aber nichts dagegen. Genau wie die CO2 Emission, die immer mehr wird, durch riesen Autos, Kraftstoffverbrauch ist Emission, und wenn die Kisten inzwischen so groß wie Busse sind, dann ist das, mehr Emission. Erklären sie mir bitte, warum sie hier im Grünen wohnen wollen, nur um ein Haus zu besitzen, und weil das Grüne viel mehr Wert hat, als ein Haus in der Stadt? Die wenigsten haben Bäume, klar die Baumschutzsatzung dieses Ortes, verbietet geradezu Bäume zu pflanzen, denn man wird sie nicht wieder los. Obwohl das mein Baum ist, darf ich ihn nicht nutzen, als Holz. Ich muss erst beantragen, also fragen, also pflanzt keiner einen, wer braucht Ärger. Wer hat wirklich Sträucher, wo Vögel nisten können, wessen Garten ist ein Garten, mit Blumen, Erdbeeren und ein wenig Gemüse. Was findet man, Rasen, kurzgeschnitten, wie auf dem Golfplatz.“
Unruhe kommt auf, ja ich treffe sie. „Das ist aber noch kein Problem, wir sammeln gerne die Schnecken, die bei Euch nichts zu fressen finden, auch Igel haben keinen Grund bei Ihnen zu wohnen, die ja Schnecken gerne fressen.“
„Komm zur Sache“, kommt es, ich komme zur Sache.
„Warum aber kauft ihr euch Benzinrasenmäher für nur 200 qm Rasen. Für die Hecke dann auch mit einem Benzinmotor und das Laub wird weggebrüllt. Es brüllt tagelang im Dorf. Die Rasenkante, auch mit Lärm. Und es stinkt, macht CO2, an das gar keiner von der wohlfeilen Politik denkt, oder denken will, denn das gehörte untersagt. Ja selbst nasses Laub wird weggebrüllte, den ganzen Herbst brüllen diese schrecklichen Geräte durch den Ort. Selbst die Gemeinde arbeitet damit, ist das überhaupt vom Arbeitsschutz zulässig? Gewiss, die Männer haben Ohrschützer auf, aber die Abgase und die Vibrationen am Körper, das kann nicht gesund sein. Noch schlimmer aber ist der viele sinnlose Verkehr. Kein Kind kann mehr Fahrradfahren, oder laufen, alle werden zur Schule gekarrt, zum Reiten, zum Musikunterricht zum Tanzen. Die wenigsten laufen oder nehmen das Fahrrad. Der Mann fährt mit dem Dienstwagen zur Arbeit mindestens 6 Zylinder, unter dem geht es nicht. Die Frau hat auch ein Auto, SUV natürlich. Sie muss ja die Kinder durch die Gegend karren und hat Rücken. Nach dem Abitur haben die Kinder auch ein Auto, man kann es sich ja leisten und muss es zeigen. Vielleicht geht es ja auch nicht anders, der Mann ist Lokführer und fährt den ersten Zug und muss nach Beeskow, da kommt er anders nicht hin. Die Frau muss aber auch irgendwohin arbeiten und kommt da nicht unter einer Stunde hin, im Auto sind das 20 Minuten. Also sind das zwei, drei, vier Autos in der Familie, Dienstwagen. Ja LKWs werden in den Straßen des Wohngebietes geparkt, also müssen sie herfahren und wieder weg, alles Verkehr, Abgase und Lärm. Das ist Verkehr, den man vermeiden kann, manchmal aber nicht. Das ist Lärm, den wir alle machen, der vermeidbar wäre. Wenn man auf sinnlosen Lärm verzichtet und zur Muskelaktivität den Rechen nimmt. Dann braucht man keinen Sport, kein Fitness - Studio, wo wir auch hinfahren, mit einer riesen Reisetasche. Überlegen sie, wann man laufen kann, auch die Kinder, ist auch Sport, kaufen sie überlegt ein, fahren sie mit dem Fahrrad, das spart alles Energie, verhindert Abgase und vor allem Lärm und wir können ruhiger leben. Dann wird Ruhe sein, nicht nur weil Tegel zu ist, der Lärm jetzt woanders, sondern weil wir nicht mehr jetten müssen, um zu zeigen, wir sind wer, wir haben Wasser, Wald und noch gute Luft bei uns, bei uns ist es schön. Und dann, dann wird Ruhe sein, richtige Ruhe, denken sie bitte einmal darüber nach. Ich sehne mich nach einem Haus, vor dem es nicht immer rauscht, brummt, brüllt, wo es kein Grundgeräusch gibt, sondern Ruhe. Die Vögel zwitschern, die Taube gurrt, ein Hahn kräht.“
Und es wurde ruhig im Raum, ganz still im Bürgerhaus, so still das man meine Schritte hören konnte, als ich diese Stille verließ.
Frama 2022