Seitenwind Woche 8: Verborgene Schätze

Zum Vergessen

Igel und Zwiebel finden sich nur in dem Gericht „Mettigel“ gemeinsam. Ein Igel würde vermutlich nicht mit einer Zwiebel zusammenwohnen, weil er sich von Insekten und Würmern ernährt, aber nicht von Zwiebeln. Damit gehört der Igel, obwohl seine merkwürdigen Schneidezähne ihn aussehen lassen wie Kinskis Nosferatu, nicht zu den Nagern. Zwar essen Nager auch keine Zwiebeln – fast nur die Menschen vertragen Zwiebeln, und das nicht immer gut – aber es gibt Nager, die dem Igel ähneln und keine sind. Spitzmäuse sind wie der Igel Insektenfresser und keine Nager. Sie sind den Rattenigeln ähnlich, die sich zwischen Dachs und Spitzmaus zu befinden scheinen. Der Schein trügt natürlich, bewiesen ist nichts, außer, dass sie alle keine Nager sind und keine Zwiebeln essen.
Beim Mettigel stellen die Zwiebeln die Stacheln dar, allein von dem Gedanken können sich einem die Haare aufstellen. Ähnlich muss es sich anfühlen, wenn der Igel sich einrollt: Jeder Stachel hat seinen eigenen Muskel, ähnlich wie unsere Körperhaare. Werden sie aktiviert, stellen sich unsere Haare auf, sichtbar durch die „Gänsehaut“. Beim Igel ist ein ähnliches Phänomen nicht zu erkennen, er ist zu dicht bestachelt. Zusätzlich rollt ihn ein Ringmuskel komplett zusammen. Wäre das bei uns Menschen so, müsste man Kinositze anders bauen, damit man sich beim gemütlichen Gruseln ordentlich einigeln kann. Beim Zusammenrollen sieht der Igel etwas, das den Meisten verborgen bleibt: seinen Stummelschwanz. Bei den meisten Mettigeln wird er vergessen. Und wenn nicht, von Unwissenden zuerst gegessen.
(Potpourri aus Igelfakten von Wikipedia, Nabu und chefkoch.de)

Bibel und Koran

Dass sich diese beiden Glaubensschriften in einigen Punkten ähneln (ja, auch andere Schriften erzählen ähnliche Geschichten) ist sicher bereits einigen bekannt.

Ich las in der Bibel für die Recherche eines neuen Fantasyromans die Geschichte von Kain und Abel. Dabei fiel mir auf, dass Adam und seine Frau aus dem Dreck (Erde) erschaffen wurden. Wenige Seiten weiter stand: „Und dann schuf Gott Adams Frau aus seiner Rippe“
Hatte er jetzt zwei Frauen?

Ich nahm mir den Koran. Dort wurden lediglich Adam und seine Frau erwähnt.
Bei weiterer Recherche im Internet fand ich, dass in der Bibel Lilith Adams erste Frau war und im Koran hieß sie ursprünglich Matruda.

Laut einigen Texten im Internet und einem Reclam-Buch, das die Geschichte Liliths erzählte, war Lilith eine sehr aufmüpfige Frau, die sich gegen Adams Rolle als starker, führender Mann behauptete und selbst auch den Ton angeben wollte. Adam unterlag ihr und hatte keine andere Möglichkeit, als Gott um Hilfe zu bitten, der sie des Paradieses verwies.

Im Koran (wenn auch nicht mehr textlich im Buch festgehalten) nannte sich diese Frau Matruda.

Das heißt, dass die Emanzipation der Frau schon in ihren Anfängen angedacht war, aber von den Männern der Kirche/ des Islam im Mittelalter nicht gewünscht wurde.
Das verwunderliche ist, dass lediglich in der hebräischen Urfassung von Lilith die Rede sein soll.

Da haben die Glaubensschreiber ganze Arbeit geleistet, diese Neuauflage zu „drucken“.

Bärtierchen

Was für eine Wohltat wäre es für unseren Planeten, wenn wir Menschen uns - vielleicht mal für ein Jahrzehnt - in Bärtierchen oder auch Wasserbären genannt verwandeln würden?
Bei Bedenken: es würde uns wahrscheinlich kaum etwas in dieser Zeit passieren, wer als Wasserbär gefroren wird, ist nach ca. 93 Tagen „tot“ und altert nicht, bis sein Körper zu neuem Leben erwacht.

Denn wenn man dem Forscher Rafael Alves Batista von der Oxford Universität glauben darf, sind „Bärtierchen die unzerstörbarsten Organismen, die wir auf der Erde haben.“

Die Tiere sind nur so groß wie 1/5 einer Schneeflocke, also nur zwischen 500 und 1.500 Mikrometer, und sehen, unter dem Mikroskop betrachtet, noch nicht einmal unattraktiv aus…falls da irgendwelche Bedenken bestehen sollten. Sie kommen als nur locker befüllte, in allen möglichen Brauntönen vorkommende, knautschige Nackenrollen daher, mit acht Stummelbeinchen unten dran. Vorn sind sie mit einer kleinen Rüsselnase ausgestattet, die an eine Staubsaugeröffnung mit kleinen Nadeln ringsherum, erinnert. Ja, sie haben, ihrem Namen gerecht werdend, entfernt mit Bären Ähnlichkeit. Zwar Bären, die erst noch in ihren Pelz wachsen müssen, aber deswegen sehen sie ja so schön knautschig-fluffig und überhaupt nicht zum Fürchten aus! Genau wie die uns bekannten Braunbären.
Auch ihre einziehbaren Krallen an den Pfoten und den langsamen, gemächlichen, ja oft tolpatschig wirkenden Gang, haben die Kleinen mit ihren großen Namensgebern gemein. Genau wie sie und wir, sind sie Allesfresser. Mit den Nadeln an der röhrenförmigen Mundöffnung spießen sie Pflanzenzellen, Fadenwürmer oder Rädertierchen auf. Sie saugen sie aus, wie mache unter uns mit Vorliebe Austern schlürfen oder lachend Spaghetti einsaugen.
Doch Bärtierchen, die weltweit in Feuchtgebieten wie Mooren, Süßgewässern, sogar der Tiefsee und der Antarktis beheimatet sind, sind aufgrund ihres sehr speziellen Erbgutes, im Gegensatz zu uns, einzigartige Anpassungskünstler und allen uns bekannten Spezies weit überlegen. Einige Arten leben im Moos oder im Waldboden, vielleicht direkt bei uns um die Ecke. Andere mittlerweile auf dem Mond.
Auch extreme Wetter-Schwankungen, Temperaturen von 100 bis -270 Grad Celsius, UV-Strahlung, radioaktive Strahlung, selbst das Vakuum des Weltalls können den wirbellosen Tieren kaum etwas anhaben. Im Laufe der Erdgeschichte überlebten die Winzlinge Asteroiden-Einschläge, Vulkan-Ausbrüche und andere Natur-Katastrophen.
Den neuen bevorstehenden Klimawandel werden sie dann ja wohl auch wieder schaffen.
Selbst wenn sie an Orten zu Hause sind, die die nächsten dreißig Jahre kein Wasser sehen sollten.

Laut National Geographic können diese kleinen Erdenbewohner nämlich „bis zu 30 Jahre lang ohne Wasser und Nahrung überleben“. Dies ermöglicht ihnen ihre geheime und wohl auf unserem Planeten größte Superkraft: die Kryptobiose - eine Art Schockstarre, bei der das Wasser im Inneren des Organismus zu Protein verwandelt wird. Das lässt die Tiere, die Kopf und Beine einziehen und dann einer kleinen Tonne ähneln, austrocknen und so lange in dem Zustand verweilen, bis die äußeren Umstände ein Weiterleben wieder zulassen. Das kann Jahrzehnte dauern.
Das Einzige, was diesen kleinen Wundertieren wirklich etwas anhaben könnte, wäre eine über zwei Jahre ununterbrochen andauernde Hitzewelle über 37 Grad Celsius gepaart mit komplettem Wasserentzug, das heißt ohne jegliche Abkühlung und Feuchtigkeit auch des Nachts.
Für uns Menschen nur schwer vorstellbar. Selbst die Wüste kühlt nachts ab.

Komplett ohne den kryptobiotischen Zustand hat ein Bärtierchen allerdings gerade mal eine maximale Lebensdauer von zwei Jahren. Nur durch den Wechsel aus todesähnlichem Schlaf und Wiederauferweckung kann sich ihr Leben bei optimalen Bedingungen fast bis ins Unendliche verlängern. Damit wird die Zeit für diese Häutungstiere relativ. Ein Leben zwischen Todzeiten. Ganz ohne dem Gleichgewicht unseres Planeten zu schaden. Einfach faszinierend!
Und falls es für den einen oder anderen von Interesse sein sollte, natürlich pflanzen sich diese kleinen Wesen auch fort. Mit oder ohne Männchen, mit oder ohne Eiablage, je nach Art.
Wirklich eine beeindruckende Spezies, die da fast unbemerkt neben uns existiert.

(Bärtierchen: Die wichtigsten Fakten zu den Überlebenskünstlern | Galileo)

#unaussprechlich

Aus der Kategorie „unnützes Wissen“.
Sollte man sich aus diesen oder jenen Gründen auf der Suche nach dem längsten Wort, das je in der Literatur verwendet wurde, befinden, stößt man irgendwann auf diesen Kandidaten:
Lopadotemachoselachogaleokranioleipsanodrimhypotrimmatosilphiokarabomelitokatakechymenokichlepikossyphophattoperisteralektryonoptokephalliokinklopeleiolagoosiraiobaphetraganopterygon.
Es ist die Transkription aus dem Altgriechischen für ein von Aristophanes erfundenes Gericht aus seiner Komödie „Die Weibervolksversammlung“ namens λοπαδοτεμαχοσελαχογαλεοκρανιολειψανοδριμυποτριμματοσιλφιοκαραβομελιτοκατακεχυμενοκιχλεπικοσσυφοφαττοπεριστεραλεκτρυονοπτοκεφαλλιοκιγκλοπελειολαγῳοσιραιοβαφητραγανοπτερύγων.
Je nach Quelle oder Zählung besteht das Original aus 170 (Guinness-Buch der Weltrekorde von 1990), 171 (Wikipedia) oder 173 Buchstaben (Zählung mit MS Word), die Transkription ist ein wenig länger.
Doch was steht dort nun? Die Antwort ist: Ein Frikassee aus mindestens 16 Zutaten aller Geschmacksrichtungen, unter anderem Knorpelfisch, fermentierter Dornhai, Curry, Garnelen, Honig, Ringeltaube, Huhn, Wein und eine Reihe von Zutaten, bei denen sich niemand sicher ist, ob es sich um Hase, Vogel oder Schnecke handelt. In der Übersetzung von Ludwig Seeger von 1848 singt der Chor an der entsprechenden Stelle sehr lyrisch von
Austernschneckenlachsmuränen-Essighonigrahmgekröse-Butterdrosselnhasenbraten-Hahnenkammfasanenkälber-Hirnfeldtaubensiruphering-Lerchentrüffelngefüllte Pasteten.

Nachweise:

  1. Lopadotemachoselachogaleokranioleipsanodrimhypotrimmatosilphiokarabomelitokatakechymenokichlepikossyphophattoperisteralektryonoptokephalliokinklopeleiolagoosiraiobaphetraganopterygon – Wikipedia
  2. Guinness Book of World Records, 1990 - Donald McFarlan, Norris Dewar McWhirter - Google Books

Unsichtbare Kriege

Hätte Shakespeare in moderneren Zeiten gelebt, würden seine Dramen vielleicht nicht von Zauberern und Königen handeln, sondern von den Mikroorganismen, die in uns und um uns herum jeden Tag vernichtende Kriege gegeneinander ausfechten. Nehmen wir zum Beispiel eine ganz gewöhnliche Bakterienpopulation, die glücklich irgendwo im Darm eines carnivoren Säugetieres lebt. Ihr Friede wird jäh gestört, als ein Bakteriophage in ihren Lebensraum eindringt und seine DNA gewaltsam in ein Bakterium injiziert. Dessen Immunsystem ist machtlos, denn es kann die virale Erbinformation nicht von der eigenen unterscheiden. So überwältigt der Phage die Zelle und zwingt sie, Bausteine für seine Nachkommenschaft zu produzieren. Und schließlich zerstört er ihre Zellwand, um unzählige neue Phagen zu entlassen, die das Leben der gesamten Population bedrohen.
Sie wären allesamt verendet, wäre nicht der Zufall zur Hilfe gekommen. Denn einige Bakterien in der Population tragen ein Merkmal, das bisher keinen Nutzen hatte, ihnen nun aber Immunität verleiht. Ihre Erbinformation ist mit Methylgruppen markiert, und wann immer ein viraler DNA-Abschnitt in die Zelle eindringt, erkennen sie ihn als fremd und bringen ihre Nukleasen in Bereitschaft, um ihn zu zerstören. So überleben sie und gründen eine neue Population, in der alle Bakterien diesen Abwehrmechanismus besitzen.
Aber auch die Phagen bleiben nicht untätig. Auf ihren ausgedehnten Vermehrungszügen suchen sie nach einer Strategie, wie diese störrische Population zu besiegen sein könnte. Und sie finden sie, als es schließlich einem Phagen gelingt, seine DNA zu methylieren. Die Bakterien haben nun keine Möglichkeit mehr, ihre eigene Erbinformation von der der Phagen zu unterscheiden. Und so kommt der Tag, an dem einer dieser bestens ausgerüsteten Phagen im Darm unseres Säugetiers auftaucht und eine Zelle infiziert. Es ist eine wahrhaft aussichtslose Situation. Doch das befallene Bakterium will nicht aufgeben und all seine Kameraden in der Population dem sicheren Tod überantworten. Und so greift es zum letzten Mittel und zerstört seine eigene transfer-RNA, womit es sich selbst die Fähigkeit nimmt, Proteine herzustellen.
Mit dieser heldenhaften Tat beendet es sein Leben, doch es stirbt in dem Wissen, dass der Phage mit ihm untergehen wird. Denn dieser ist für seine Vermehrung auf den Stoffwechsel der Wirtszelle angewiesen und kann nur hilflos zusehen, wie das Bakterium sie beide in den Tod reißt. Die übrigen Zellen in der Population sind gerettet und ehren ihren gefallenen Kameraden, indem sie sich stetig weiter teilen.
Diese Geschichte könnte hier enden, aber sie wäre kein echtes Drama, wenn sie es täte. Denn die Phagen sinnen auf Rache, und sie sind längst nicht am Ende ihrer Heimtücke angelangt. Schließlich bewaffnet sich einer von ihnen mit einer Ligase, und als seine Wirtszelle sich vor seinen Augen dramatisch in den Tod stürzt, holt er sie seelenruhig hervor und repariert damit die zerstörte transfer-RNA. Seine Vermehrung ist gesichert und leitet die Vernichtung der gesamten Population ein. Aber irgendwo, in einem weit entfernten Säugetierdarm, lebt ein Bakterium, das auch dafür eine Lösung hat. Und die Nachkommen des erfolgreichen Phagen stehen bereit, sich ihm entgegenzustellen.

Ein fossiler Gletscher

450 Meter führen hinunter zu Europas größtem fossilen Gletscher, gelegen in den Karpaten im rumänischen Apenusi Gebirge. Nur über Leitern aus Stahl steigt man hinab in die Schlucht zu 75000 Kubikmetern ewigen Eises, etwa den Inhalt des neuen fünfstöckigen Berliner Hauptbahnhofes fassen könnte. Über 1000 Meter erstrecken sich dicke Stalagmiten und Stalaktiten in Eisgalerien in die Tiefe, an Schönheit und bizarren Formationen kann man sich kaum sattsehen. Wenn im Winter im Gebirge die Temperatur bis zu minus zwanzig Grad sinkt, fällt die kalte Luft in den Trichter und lässt Eismassen weiter abkühlen. Im Frühjahr gefriert dann das Schmelzwasser von der Oberfläche und erneuert die Gletschermasse von oben. Die warme Luft jedoch kann entweichen, so dass sich ein natürlicher Wärmeaustauscher gebildet hat. Durch den Druck des Gletschers bildet sich in der Tiefe von 90 Metern Gletscherwasser, das im Kalkstein neue Höhlenformationen zurücklässt. Ein kleiner Lebenskünstler, hat hier ein Zuhause gefunden: Pholeun prosperpinae glaciale, ein weisses wimpernloses Käferchen ist hier glücklich und knabbert an den organischen Überresten dieser gigantischen Tiefkühltruhe. Er ist ein Beweis, dass auf dieser Erde auch der letzte kuriose Winkel den Funken des Lebens enthält. Save the Planet!

The Heidi Game

American Football ist nichts für zarte Gemüter: Die Athletik, die Spannung – Helden werden geboren und wieder vergessen, neue Spiele bringen neue Helden hervor.

Doch ein Name bleibt für immer mit dem Sport verbunden: Heidi.

Ja, genau dieses kleine Mädchen aus den Bergen ist gemeint, das mit der zierlichen Statur und mit dem großen Herzen. Und sie hat dafür noch nicht einmal in einer Partie mitgespielt – zumindest nicht direkt.

Und das kam so: Im Jahre 1968 dauerten Football-Übertragungen kaum länger als zweieinhalb Stunden. So erschienen die 3 Stunden, die der Fernsehsender NBC vorgesehen hatte, mehr als ausreichend, um die 60 Minuten effektive Spielzeit zwischen den Oakland Raiders und den New York Jets komfortabel aufzunehmen.
Im Anschluss sollte 19 Uhr ein Kinderfilm folgen: „Heidi“.

Nun war aber die Partie zwischen den Raiders und Jets nicht irgendeine Begegnung, sondern eine Rivalität, ein sportlicher Grabenkampf – mit einem unerschöpflichen Vorrat an Verletzungsunterbrechungen und Schiedsrichterurteilen.
In einem hochdramatischen Finish drehten die gastgebenden Raiders den Spieß in der letzten Minute um und trugen den Sieg nach Hause.

Nur leider konnte dieses Ende nur die Westküste sehen. Im Rest des Landes wurde wie geplant auf „Heidi“ umgeschaltet: auf die Berge und den Jodelgesang.

Besonders tragisch: Die Programmmacher sahen den Konflikt kommen und wollten kurzfristig eine Übertragungsverlängerung anordnen. Allein – sie kamen telefonisch nicht zu den Technikern durch, die das Programm einstellen, da die (handvermittelten) Telefonleitungen von besorgten Fernsehzuschauern überlastet waren, die ihre Furcht vor just dem abrupten Ende der Übertragung kundtaten.

Das „Heidi Game“ ging in die Annalen ein. Ein kleines Mädchen schrieb nicht nur Film-, sondern auch Sport- und Fernsehgeschichte.

Quellen:

Al-Ma’arri

Bei meinen Recherchen zur Literatur des arabischen und persischen Kulturkreises bin ich auf vieles gestoßen, was mich erstaunt hat. Am meisten frappiert hat mich jedoch die Begegnung mit Al-Ma’arri. Mit seiner Biografie, wohlgemerkt, nicht mit seinem Werk. Von diesem sind lediglich Auszüge ins Deutsche übersetzt, wenngleich er unter belesenen Menschen als einer der bedeutendsten Dichter und Philosophen seines Kulturkreises gilt.

Al-Ma’arri stammte aus Syrien und war seit seinem vierten Lebensjahr blind. Dennoch galt er als außerordentlich gebildet.
Er weigerte sich, seine Werke zu verkaufen und wurde dennoch berühmt und wohlhabend.
Er verließ nie sein Haus, lebte strikt vegan und weigerte sich zu heiraten, damit er keine Kinder in eine Welt voller Katastrophen setzen würde.
Er war Freidenker und lehnte jede Gewalt ab. Er wandte sich gegen Traditionen und Gebräuche, die um ihrer selbst willen gepflegt werden und setzte sich im Namen der Vernunft energisch gegen alle religiösen Dogmen zur Wehr. Folgerichtig bedachte er alle Weltreligionen gleichermaßen mit seinem skeptizistischen Spott. Ja, er schrieb sogar so etwas wie eine Parodie des Koran!
In der islamischen Welt ist er daher äußerst umstritten. Seine Werke wurden beispielsweise 2007 in Algier von einer internationalen Buchmesse verbannt.

Das Erstaunlichste daran ist: Dieser Abu-l Ala al-Ma’arri lebte von 973 bis 1057 (nach europäischer Zeitrechnung). Also zu einer Zeit, als die Christenheit nach der karolingischen Renaissance im Begriff war, ins finsterste Mittelalter von Analphabetismus und Hexenverfolgung abzutauchen.
Ich wünschte, ich könnte arabisch, um seine Werke lesen zu können.

Nimmersatter Steinbeißer

Das tierliebende Publikum staunte nicht schlecht, als der weltberühmte Zoologe Dr. Bernhard Grzimek am 18. Oktober 1976 in seiner geschätzten Fernsehsendereihe „Ein Platz für Tiere“ eine neu entdeckte exotische Kreatur vorstellte. Zudem verblüffte der Wissenschaftler – weithin bekannt auch durch den 1960 Oscar-gekrönten Dokumentarfilm „Serengeti darf nicht sterben“ – die Zuschauer damit, dass er diesmal nicht wie üblich anschaulich ein lebendes afrikanisches Großwild durchs TV-Studio tigern ließ, sondern lediglich das Werk seines tierischen Schützlings präsentierte, nämlich einige Gesteinsbrocken. Kein Wunder, handelte es sich doch bei der faunistischen Neuentdeckung um ein winziges, scheues Nagetier, genau gesagt eine Silikat-verschlingende Steinlaus mit dem nunmehr wissenschaftlichen Namen Petrophaga l. Eine erste eigenhändige Zeichnung des Forschers, die inzwischen in zahlreiche Standardwerke und Lexika Einzug gehalten hat, zeigt das gefräßige Wesen als sechsfüßige Milbe mit zwei Fühlern und ausgeprägten biberartigen Zähnen.

Die Kunde von Grzimeks sensationellem Fund ging nicht nur wie ein Ruck durch die Fachwelt, sondern löste neben Bewunderung auch beträchtliche Unruhe aus. Denn Grzimeks Studien offenbarten, dass der sagenhafte Steinbeißer trotz seiner verschwindend kleinen Körpergröße von nur 0,3 bis 3 mm einen unbändigen Appetit auf lithogene Nahrung jeglicher Art entwickelt, sich sogar durch Ziegel- und Betonwände durchzufressen vermag und im ungünstigen Fall ganze Gebäude zum Einsturz bringen kann. Grzimek belegte dies in der denkwürdigen TV-Sendung eindrucksvoll anhand eines Films. Noch waren glücklicherweise nur einzelne Exemplare von Petrophaga l. in tiefen Erdproben nachgewiesen worden, aber es mehrten sich die Anzeichen, dass sich die Schädlingspopulation ausbreitete.

Wie jedes Ding zwei Seiten hat, entdeckte die medizinische Forschung wundertätige Fähigkeiten von Petrophaga l. Richtig eingesetzt hat das Nagerinsekt therapeutische Wirkungen in der Behandlung von Nieren‑, Gallen‑ und Speichelsteinen, weshalb die Steinlaus 1983 in das Klinische Wörterbuch Pschyrembel (255. Auflage) von Walter de Gruyter aufgenommen wurde.

Manche Dinge haben sogar mehr als zwei Seiten und die schönste ist der Humor, denn die Steinlaus entsprang einer reinen, schalkhaften Eingebung. Ihr Schöpfer war kein geringerer als Vicco von Bülow, alias Loriot. An jenem 18. Oktober 1976 bestritt nämlich nicht Bernhard Grzimek die Fernsehsendung. Sondern es war von Bülow, der ihn im Rahmen der zweiten Folge seiner eigenen Fernsehsendung „Loriot“ parodierte und das Tierchen mit dem ausgeschriebenen Namen Petrophaga lorioti präsentierte. Mit diesem Sketch eroberte die Steinlaus die Welt. Dass es das fabelhafte Steinbeißerchen zudem 1983 tatsächlich in den seriösen medizinischen Pschyrembel mit einem ebenfalls fingierten Artikel schaffte, war wiederum einer Bierlaune der Redakteure des Nachschlagewerks zu verdanken. Seitdem ist die Gemeine Steinlaus aus dem Lexikon nicht mehr wegzudenken und gilt als bekanntes Beispiel des wissenschaftlichen Witzes.

Wikipedia: Steinlaus – Wikipedia

Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS): Steinlaus – Schreibung, Definition, Bedeutung, Beispiele | DWDS

The American Dream

Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, noch immer der Traum vieler Einwanderer, die den american dream erleben wollen.

Und traumhaft sind auch einige der amerikanischen Gesetze.

-In Alabama dürfen Männer ihre Ehefrauen nur mit einem Stock prügeln, dessen Durchmesser nicht dicker ist als der des Daumens.
(Da kann man nur hoffen, dass eben diese Ehefrauen schon mit einem Nudelholz parat stehen, darüber ist nichts gesetzlich geregelt)

  • In Minnesota ist es illegal, weibliche und männliche Unterwäsche auf eine Leine zu hängen.
    (Was dachten sich die Gesetzgeber? Dass ein sexy Maxislip sich im heißen (Wind)Spiel um eine Boxershorts schlingt und später die Wäscheschubladen voller kleiner Stringtangas sind? )

  • Im strenggläubigen Utah ist Sex im Notarztwagen während eines Rettungseinsatzes verboten
    (Das ist schade, ich werde jetzt wohl nie in Utah Sex haben.)

– Und in Florida gibt ein Gesetz gegen sexuelle Beziehungen mit Stachelschweinen.
(DAS Bild bekomme ich jetzt nie wieder aus meinem Kopf )

America, the land of the free.

Aschenputtel gab es wirklich
Die britische Historikerin Pearl Saddington vertritt die Ansicht, dass im Frühmittelalter eine bemerkenswerte Geschichte passiert ist, welche die Inspiration für das Märchen vom Aschenputtel gewesen sein könnte.

Das historische Vorbild lebte im 7. Jahrhundert, hieß in Wirklichkeit Balthilde und wuchs in einer adligen Familie auf. Mit elf Jahren wurde das Mädchen bei einem Raubzug der Dänen, den späteren Wikingern, aus dem angelsächsischen England entführt.

Balthilde wurde ins merowingische Frankenreich verschleppt und an den Hof des fränkischen Adligen Erchinoald verkauft, welcher die rechte Hand des Merowingerkönigs Chlodwig II. war. Dieser wurde auf das schöne und kluge Mädchen aufmerksam und heiratete sie. So wurde aus der Dienstmagd eine Königin … womit sich wieder einmal zeigt, dass das wahre Leben noch immer die schönsten Märchen schreibt.

Schneewittchen gab es wirklich
Schneewittchen hat wirklich vor 500 Jahren gelebt. Sie war eine wunderschöne, hessische Grafentochter und hieß Margarethe. Die sieben Zwerge waren in Wirklichkeit kleine Kinder, die mit 5 bis 10 Jahren im Bergwerk gearbeitet haben … … …

Wow, mir war gar nicht bewusst, dass so viele Märchen auf historische Personen zurückgehen. Daraus lässt sich vielleicht sogar eine ganze Buchserie machen.

Subligaculum

Das Hermannsdenkmal ragt majestätisch über den Wäldern des Teutoburger Waldes auf. Arminius der Cherusker blickt mit entschlossenem Gesichtsausdruck in die Ferne und reckt sein Schwert zum Zeichen seines Sieges in den Himmel. Unter seinen Sandalen zertritt er den römischen Adler und dicke Muskelstränge zeichnen sich auf seinen nackten Oberschenkeln ab.
Moment mal… Es ist eisig kalt und Arminius trägt einen Minirock?
Und zwar einen verdammt knappen.
Richtet man den Blick zwischen den Beinen stehend nach oben, sieht man erstmal gar nichts.
Hat der Erbauer des Denkmals, Ernst von Bandel ein entscheidendes Detail vergessen? Oder ist das Denkmal unfertig?
Bandel hat das Denkmal kurz vor seinem Lebensende fertig gestellt und 1875 feierlich eingeweiht.
Bleibt nur noch eine mögliche Erklärung. Der Cheruskerfürst Arminius trägt Unterwäsche.
Die Römer hatten in der Antike tatsächlich eine Art Unterhose entwickelt. Das sogenannte Subligaculum trugen sowohl römische Männer, als auch Frauen. Das römische Kleidungsstück war aus Leder und ähnelte von der Form schon einer modernen Unterhose. Auf einer Seite war das Subligaculum mit Schnüren verschließbar und hob sich durch ein genähtes Bein von den einfachen Tüchern ab, die man bis dahin als Lendenschurz getragen hatte.
Unser knapp bekleideter Cheruskerfürst hatte den Römern aber 9 nach Christus in der Varusschlacht die gut verpackten Hintern dermaßen versohlt, dass sie schleunigst die Region verließen. Nach dem Zerfall des römischen Reiches verschwand auch die Unterhose wieder. Im Mittelalter trug man untenrum nichts.
Erst etwa 1.500 Jahre später brachte Caterina de’ Medici (1519–1589) die italienische Mode des Tragens von Unterhosen an den französischen Hof.
Der erste Schlüpfer, also eine relativ knappe, eng anliegende Unterhose ohne Beinansatz kam 1914 auf den Markt.
Noch in den 1950er Jahren ermahnten Lehrer ihre Schüler, die Unterwäsche mindestens einmal in der Woche zu wechseln.
Möglicherweise wäre die Geschichte der Unterhose eine andere gewesen, wenn die Germanen die Römer nicht vertrieben hätte. Das einzige erhaltene Subligaculum kann der geschichtlich Interessierte im Museum of London besichtigen.

Von wegen „dumme“ Pflanzen …

Aus Interesse an alten Sagen und Legenden, suche ich immer wieder, neue „Alte Geschichten“ die, die Erzählungen meiner Ahnen untermauern.
So auch wieder einmal auf der Suche, nach alter Mär über weiße Rehe, fand ich über den Gendefekt Albinismus, neue interessante Fakten.
Wo Mensch und Tier sich oft gleiches antun, indem sie Andersaussehende ausschließen, passiert in der Pflanzenwelt erstaunliches.
Ein Baum dessen Lebensgrundlage das Grün des Chlorophylls ist, sollte, anders als Mensch und Tier, mit einem solchen Gendefekt erst gar nicht überleben können.

Aber wieder einmal beweist uns Mutter Natur das Gegenteil. Wir wissen nun schon seit längerer Zeit, dass unsere Pflanzenwelt kommunikationsfähig ist, indem sie sich unterirdisch über Myzelien und Wurzelwerk, geheime Post zusendet. Doch Ihre Bruderschaft geht scheinbar noch viel weiter.
Der Mammut Baum im Collwell Redwood Park bewies dies als erster. Vor noch nicht all zu langer Zeit wurde nun auch in Europa, eine Buchenart entdeckt, die ihren weißen Fluch genau auf die gleiche Weise kompensiert, wie Ihr großer Bruder aus Amerika.
Diese Bäume erhalten Hilfe von ihren gesunden benachbarten Artgenossen. Sie verbinden ihr Wurzelwerk so, dass die benachteiligte weiße Pflanze, sich bei ihresgleichen ernähren kann.

Für mich wieder einmal ein schöner Beweis, über den Einfallsreichtum der Quelle allen Seins, die scheinbar für alle Leiden eine Lösung findet :wink:

Mit allen Sinnen…

Essen mit den Fingern ist für den Menschen nicht ungewöhnlich. Ein Erlebnis für alle Sinne. Und nutzen nicht auch unsere haarigen Vorfahren noch heute ihre Hände und Füße als Werkzeuge? Wie klingt dagegen der Gedanke, dass bei den Händen und vor allem den Füßen nicht nur der Tastsinn anspringt, sondern gleichzeitig auch der Geschmack erlebt werden kann? Außergewöhnlich?
Für Schmetterlinge völlig normal. Deren Geschmackssinneszellen, feine Härchen, angeordnet wie bei einer Bürste und mit dem Namen Sensillen, sitzen genau dort - an den Füßen.
Landen sie also auf einem saftig aussehenden Blatt, wissen sie sofort, ob es auch so deliziös ist, wie es scheint. Das hilft den Weibchen übrigens auch bei der Auswahl des besten Platzes für ihre Eier.
Schon irgendwie praktisch, wenn man nicht alles gleich essen muss, sondern erstmal testen kann, ob sich der Biss überhaupt lohnt.

Wie skurril ist das denn?

Nein, man muss wirklich nicht tief graben, um Skurriles zu entdecken. Es ist lediglich erforderlich, die Augen aufzumachen. So soll es Sauerstoffatmer geben, die unermüdlich Rauch inhalieren, um eben diesen Sauerstoff aus ihren Lungen zu verdrängen. Es soll Schönheitsfanatikerinnen geben, die sich ihre Lippen so aufspritzen lassen, dass diese einem Karpfenmaul gleichen. Es soll versiegelte Böden geben, auf denen nichts mehr wachsen darf, damit sich Regen und Flusswasser ungehindert in den Siedlungen ausbreiten kann. Und es soll Kaufsüchtige geben, die Schnäppchen hinterherjagen, ob sie diese benötigen oder nicht. Ganz zu schweigen von Humanoiden, die sich auf deutschen Autobahnen so fühlen und verhalten wie in einer offenen Psychiatrie. Man könnte die Liste beliebig verlängern, einer der skurrilsten ist auf jeden Fall noch zu benennen: Es soll Plätze geben, auf denen 11 Männer - zunehmend auch Frauen - verzweifelt versuchen, einen Ball mit den Füssen in ein bestimmtes von Pfosten umgrenztes Netz zu schlagen - und dabei von weiteren 11 Personen gleichen Geschlechts dabei gestört werden, da diese das in der Gegenrichtung versuchen. Es scheint also unmöglich zu sein, sich auf eine gemeinsame Richtung zu verständigen. Aber vemutlich ist das alles gar nicht skurril, sondern stinknormal.

Das Liebesleben der Ameisenigel

Ameisenigel legen ein äußerst skurriles Paarungsverhalten an den Tag. Schon das macht sie mir extrem sympathisch. Allerdings frage ich mich, was sich Mutter Natur oder Väterchen Frost, oder wer auch immer, dabei gedacht hat. Komplizierter gehts wohl kaum, obwohl das vollkommen absurd anmutende Paarungsverhalten des Homo erectus auch nicht gerade einfach erscheint - da gibt es ja auch genug Grund zu ausufernder Heiterkeit.

Aber konzentrieren wir uns einmal darauf, wie Ameisenigelmann und Ameisenigelfrau zusammenkommen, um Nachwuchs zu zeugen.

Im Hochsommer lockt das Weibchen mit speziellen Duftstoffen Männchen an, die ihr dann folgen. Das können bis zu zehn Tiere sein, die normalerweise nichts miteinander zu tun haben wollen.

Ameisenigel sind, wenn sie sich nicht durch diesen verführerischen Duft angemacht fühlen, ausgesprochene Einzelgänger. Sie folgen also dem Weibchen wie die Gruppe ahnungsloser Touristen einer Führerin durch den Louvre. Diese Tour dauert allerdings erstaunlich lang - sie zieht sich über Tage und manchmal Wochen hin, je nachdem, wie ausdauernd die Igeldame oder ihre Follower sind. Manch einer der Gesellen wird sich bei diesem Gewaltmarsch derart verausgaben, dass er leise Adieu sagen muss. Wenn die Führerin der Love-Parade schließlich genug hat, legt sie sich einfach platt auf den Boden und verbirgt nicht selten ihren Kopf in einem Gebüsch. Entweder um etwas Schatten zu bekommen oder um sich das folgende Schauspiel nicht anschauen zu müssen.

Die übrig gebliebenen Männchen, die ja sowieso von diesem langen Marsch ziemlich erschöpft sind und teilweise bis zu einem Viertel ihres Gewichtes verloren haben, ziehen jetzt um die Dame ihrer Wahl einen tiefen Graben, um sich einer Art Ameisenigelcatchen hinzugeben.
Muss man sich mal vorstellen - die Burschen laufen wochenlang hinter ihrem Schwarm her, buddeln einen Graben um sie herum und beginnen dann damit, sich gegenseitig hin- und herzuschubsen und aus diesem Graben wieder herauszudrängen.
Der tapfere Recke, der übrig bleibt, legt sich jetzt hinter das Weibchen. Das sei ihm nach der ewigen Latscherei und Buddelei und dem Gerangel gegönnt.
Aber von wegen - er ruht sich mitnichten aus. Er hält auch kein Nickerchen.
Nein! Der Bursche beginnt mit dem Petting. Was ja, wie man sich denken kann, eine durchaus heikle Angelegenheit bei Ameisenigeln sein dürfte. Er streichelt ihre Stacheln - es sind schließlich Igel - dann versucht er ihr Hinterteil mit seinen Beinen hochzuschieben. Dieses sogenannte Vorspiel dauert ungefähr vier Stunden und ich nehme mal an, dass sie längst eingeschlafen ist. Wenn er sie dann endlich hochgewuchtet hat, kann er loslegen - und auch das dauert drei Stunden.
Wenn er dann fertig und sie aufgewacht ist, trennen sie sich unverzüglich. Da kennen sie nix - nur keine falsche Sentimentalität aufkommen lassen.
Ich frage mich, ob sie wenigstens in irgendeiner Form Spaß dabei hatten oder ob es sich dabei eher um eine Art Fitnesstraining gehandelt hat.
Mir jedenfalls kommt dieses ganze Procedere wenig romantisch vor.

Aqua Tofana

Was sich wie eine italienische Mineralwassersorte anhört, ist in Wirklichkeit etwas, worum man einen weiten Bogen machen sollte. Im Gegensatz zu kohlensäurehaltigem Wasser, prickelt Aqua Tofana nur ein Mal und danach nie wieder.
Im 17. Jahrhundert in Italien entwickelt, galt es als das gefährlichste Gift der damaligen Zeit. Geruch-, farb- und geschmacklos kam es in kleinen, gläsernen Phiolen zum Einsatz.
Überwiegend wurde das Gift von unglücklichen Frauen genutzt, welche sich ihrer oftmals gewalttätigen und ungeliebten Männer entledigen wollten, ohne den sozialen Abstieg zu riskieren.

Über den genauen Ursprung der Rezeptur, welcher mindestens 600 Menschen zum Opfer fielen, herrscht heute noch Uneinigkeit. So sollen als mögliche Erfinderinnen Teofania di Adamo als auch Giulia Tofana in Betracht kommen, wobei Giulia Tofana als am wahrscheinlichsten gilt. Eine Kundin, welche sich ihres Mannes entledigen wollte, haben im letzten Moment vor Verabreichung Zweifel geplagt. Unter der darauffolgenden Befragung soll sie den versuchten Mord gestanden, und als Quelle des Giftes Giulia Tofana genannt haben.
Giulia Tofana gestand letztlich unter Folter, zwischen 1633 und 1651 an der Vergiftung von über 600 Männern beteiligt gewesen zu sein. 1659 wurde sie zusammen mit ihrer Tochter, Girolama Spera und drei Arbeitern in Rom hingerichtet.

Zahlen-Spielereien

Wer ein Faible für Asien, insbesondere für China hat, der kommt nicht an der Affinität für Zahlen in diesem Kulturkreis vorbei.

Da ist einmal die Drei, die eine der wichtigsten Rollen innehat. Dreimal knieten sich die Untertanen vor den Kaiser hin. Neunmal, also drei mal drei, wurde dabei mit der Stirn den Boden berührt. Es gibt drei Himmelskaiser, drei Erhabene, drei formlose Seelen, drei Glücksfrüchte und, und und.

Wer sich hier in die Recherche stürzt, der findet ein Feld von Glückszahlen mit unglaublichen Bedeutungen. Von eins bis neun ist alles dabei.

Außer wenn es um vier geht. Die ist, wenn man es so sagen darf, eine Unglückszahl. Wenn man sie ausspricht, dann klingt ihr „si“ mit falscher Betonung fast wie das Wort Tod. Aber ganz so schlimm ist es auch wieder nicht. Es gibt vier Künste des Gelehrten, vier Säulen des Schicksals, vier edle Wahrheiten und vier Himmelskönige.

Was ist mit der Zehn? Da findet man in der Literatur die zehn daoistischen Höllen. Diese Vorstellung ist etwas jünger, denn bevor der Buddhismus China erreichte, gab es bis dato überhaupt keine Hölle. Im tibetischen Buddhismus finden wir dagegen viele fürchterliche Höllen. Die wurden von den Daoisten kurzerhand auf zehn gekürzt. Zählen wir weiter, kann es ebenfalls unangenehm werden. Es gibt sechsunddreißig Generäle, die Heere von Geistern und dienstbaren Dämonen befehligen. Dann hätten wir zweiundsiebzig böse Einflüsse. Oh Schreck: Wir finden dreitausend Regeln des Betragens.

Aber auch von den einfachen Ziffern gibt es manchmal Unangenehmes zu berichten. Nehmen wir die Neun. Sie wird oft als heilige Zahl beschrieben. (Wegen dem schon erwähnten drei mal drei.) Im Gegenzug lesen wir von den neun Strafen der Älteren. Die waren: Geldstrafe, Prügel, Auspeitschung, Brenneisen, Nase abschneiden, Füße abtrennen, Kastration, Tod und Verbannung. Man merke: Die Verbannung ist eine schlimmere Strafe als der Tod.

Diese Zahlensymbolik hatte natürlich auch Auswirkung auf das ganze Leben im alten China. Nach entsprechenden Tabellen wurden von Feng Shui Meistern glücksbringende Tage berechnet. Man suchte sich nicht einfach so ein Datum für die Hochzeit, einen Vertragsabschluss oder eine andere wichtige Angelegenheit aus. Da musste alles seine Ordnung haben. In die wichtigsten Berechnungen flossen sogar die Geburtsstunden der Beteiligten mit ein.

Einfacher ist es mit den Doppel-Tagen. Die waren für alle gleich. Der Doppel-Neun-Tag ist der neunte Tag des neunten Monats nach dem Mondkalender. Er wird als Glück verheißend angesehen. Der Doppel-Sieben-Tag hat als siebenter Tag im siebenten Monat entfernte Ähnlichkeit mit dem Valentinstag.

Wem das alles komisch vorkommt und wer denkt, dass das Ganze mehr als exotisch ist, den erinnere ich an unsere Märchen. Es sind drei Schwestern, drei Brüder, sieben Berge, sieben Zwerge …

Übrigens: Ein bei uns in Europa noch immer weitverbreiteter Aberglauben besagt, dass die siebte Tochter einer siebten Tochter oder der siebte Sohn eines siebten Sohnes in die Zukunft sehen können und übernatürliche Heilkräfte besitzen.

(Quellenangabe: Josef Guter, Lexikon der Götter und Symbole der alten Chinesen)

VAKOG – die Sinneskanäle des Menschen

VAKOG Modell beschreibt die 5 Sinneskanäle des Menschen. Diese sind:

V = visuell
A = auditiv
K = kinästhetisch
O = olfaktorisch
G = gustatorisch

Die Ausprägungen der Kanäle können verschiedenartig stark sein.
Bei den meisten Menschen dürften die Kanäle visuell, auditiv und kinästhetisch am stärksten ausgeprägt sein. Wie ist es Dir?

Um herauszufinden, welche Kanäle bei Dir am stärksten ausgeprägt sind, kannst Du gerne folgende Übung machen:

Übung: Schließe Deine Augen und stelle Dir eine Rose vor. Eine Rose vielleicht in einem Blumenbeet oder allein stehend. Beginne die Rose zu beschreiben. Achte darauf, wie Du sie beschreibst. Vielleicht beschreibst Du das Aussehen, den Duft oder das Gefühl, als ob Du die Rose anfassen würdest?

Je nachdem, wie ausgeprägt ein Sinneskanal bei Dir ist, wirst Du mehr ein Bild beschreiben oder den Geruch, das Spüren und Fühlen und so weiter.

Wie kannst Du es bei anderen herausfinden?
Dazu brauchst Du nur im Gespräch bei Deinem Gegenüber auf die entsprechenden Signalwörter zu achten.

So benutzen visuell geprägte Menschen Wörter wie: sehen, fokussiert, Perspektive, ausmalen, ins Auge fallen.

Auditive Menschen werden die folgenden Worte wählen: lauschen, sich einstimmen, da macht es klick, ratschen benutzen.

Weiter Beispiele findest Du hier:

Kinästhetisch: fühlen, spüren, Erleichterung, niedergeschlagen, umarmen.
Olfaktorisch: dufte, richtigen Riecher haben, Gestank, Duft des Sieges.
Gustatorisch: bitter, Gaumenfreude, gefundenes Fressen, Leckerbissen

Viel Spaß beim Herausfinden!

Wieso heißt der Zollstock eigentlich so?

In früheren, sehr viel früheren Zeiten nutzte man zur Längenbestimmung Maße des menschlichen Körpers. Das war praktisch, denn schließlich hatte man den immer dabei.

Das wohl älteste Maß war ein „Fuß“, der mit rund 30 Zentimetern zu veranschlagen war. Nicht auszuschließen ist, dass man damals auf großen Sohlen wandelte, denn 30 Zentimeter Fußlänge entsprechen der heutigen Schuhgröße 47.

Eine „Elle“ war die Entfernung vom Ellenbogen eines ausgewachsenen Mannes bis zur Spitze seines Mittelfingers. Hier legte man sich auf zwei Fuß fest.

Ein sehr kleines Maß war das „Zoll“, das mit der Breite eines Daumens gleichzeitig einem Zwölftel des Fußes entsprach. 30 geteilt durch 12 macht 2,5 Zentimeter, und damit war man ungefähr bei dem heute noch üblichen Zoll oder Inch, das 1956 auf exakt 2,54 Zentimeter festgelegt wurde.

Ein „Klafter“ stellte mit der Spannweite der ausgestreckten Arme eines erwachsenen Mannes das größtmögliche Maß am menschlichen Körper dar. Diese sechs Fuß, also rund 180 Zentimeter, lassen den Rückschluss zu: Große Füße hatten sie also damals, aber Riesen waren sie nicht.

Für die Messung größerer Längen erwies es sich als sehr unbequem, ständig mit ausgebreiteten Armen unterwegs zu sein, und so bürgerte es sich ein, einen Holzstock in passender Länge für die Vergleichsmessung zu verwenden. Brachte man darauf noch Striche im Abstand einer Daumenbreite an, hatte man eine Skala im Zoll-Format geschaffen. Der Zollstock war geboren.