Hallo liebe Community,
ich brauch mal Rat - am meisten von denen, die es schon mal geschafft haben, ein ganzes Buch zu Ende zu brignen, vielleicht sogar zu veröffentlichen - gerne aber auch von denen, die wie ich noch davon träumen.
Ich schreibe seit ich ein Kind bin, meine ersten Geschichten sind voll von Rechtschreibfehlern und umgedrehten Buchstaben - und seither träume ich davon „Schriftstellerin“ zu sein.
Obwohl ich auf meine Geschichten immer positives Feedback bekam, habe ich es mir aber selbst oft schlecht geredet: „Das ist eine brotlose Kunst“, „Ein Verlag lehnt einen eh ab, und dann war all die Arbeit umsonst“, „Selbst Bestseller-Autoren können kaum von ihrem Schreiben leben“ usw usw. Ich habe Theater- und Literaturwissenschaft studiert. In der Uni wollte ich bei einem Schreibzirkel mitmachen und habe gemerkt, dass da alle ganz versessen auf so postmodernes Schreiben waren, kryptische Texte ohne Punkt und Komma, die irgendwie besonders bedeutungsschwanger wirkten. Ich kam mir blöd vor, weil ich sowas nicht schreiben konnte. Ich versuchte es, aber fühlte mich, als könne ich gar keine „literarische Qualität“ liefern. Das hat dann zusätzlich drauf eingezahlt, dass ich mich schlecht redete.
Heute weiß ich, dass ich auch gar nicht so literarisch-postmodern schreiben will. Ich will ganz normale, mitreissende „Mainstream“-Romane schreiben, Entwicklungsgeschichten über Charaktere, in die man sich gerne einfühlt, psychologisch interessant, mit überraschenden Wendungen, aber nicht irgendwie mit der deutschen Sprache spielen und einen neuen Schreibstil erfinden Das tat schon mal gut, mir das einzugestehen.
Ich arbeite nun seit Jahren als Copywriterin in der Werbe-/Marketingbranche - eben weil das Geld bringt. Aber ich habe das Gefühl, das was ich gerne tue - Schreiben - nicht so zu nutzen, wie ich es will. Ich will Geschichten schreiben und keine blöden Werbetexte
Nun, seit etwa einem Jahr bin ich wieder mehr dran. Ich habe letztes Jahr schon hier beim Seitenwind-Wettbewerb mitgemacht und einmal gewonnen. Das hat motiviert. Ich besuche jetzt auch einen Schreibzirkel an der VHS, um mich mit Gleichgesinnten zu umgeben. Und ich habe einen Roman angefangen.
Und da kommt vor allem die Frage ins Spiel: Wie kann ich da nun wirklich dranbleiben und ihn mal zu Ende schreiben?
Mein Ziel wäre es, den Roman so fertig zu bringen, dass ich zufrieden mit meinem Werk bin und ihn dann lektorieren zu lassen, an Verlage zu schicken und falls nur Ablehungen kommen, Selfpublishing zu machen. Durch mein Marketing-Know-how hätt ich da ja schon mal ein bisschen Startvorteil.
Mein Roman hat aktuell etwa 35 DINA4-Seiten, was wahrscheinlich so einem Viertel des Plots entspricht. Der Plot steht. Ich habe beim Runtertippen langsam immer mehr meine Hauptcharaktere kennengelernt und entwickelt, und sukzessive an den ersten Kapiteln geschrieben. Ich weiß auch prinzipiell wie es weitergehen soll.
Trotzdem hänge ich: Ich bin teilweise unzufrieden, WIE ich schreibe, ich will psychologische Tiefe ohne platt zu klingen, show - don’t tell, usw. Aber manchmal bring ich nicht das zu Papier, was ich eigentlich gerne hätte.
Außerdem habe ich das Gefühl, ich müsste noch viel mehr recherchieren um weiterzukommen. Eine Kuh spielt eine wichtige Rolle in dem Buch und wahrscheinlich müsste ich mal wirklich einige Zeit mit Kühen verbringen, um die Tiere gut beschreiben und begreifen zu können. Außerdem geht es um Gewalt in der Ehe, um weibliche Opfer von Gewalt, und ich müsste auch hier viel mehr in die Tiefe gehen, vielleicht Frauenhäuser interviewen usw usw.
Alles ist immer so „Ich müsste, ich müsste“… aber irgendwie weiß ich nicht so richtig, wo ich weitermachen soll.
Ich prokrastiniere dann und schreibe andere Kurzgeschichten oder ähnliches, um mir vorzugaukeln, dass ich ja am Schreiben dranbleibe… aber der Roman landet doch wieder „in der Schublade“.
Kennt ihr das, dass man so nach einem Viertel wieder aufgibt und nicht weiter weiß?
Und wie löst ihr das?
Lieben Dank für eure Tipps