Mein Begleitschreiben für meine Testleser - vielleicht eine Anregung für andere

Hallo ihr, ich habe jetzt die Begleitschreiben für meine zweite Testleserunde entworfen.
Vielleicht ist das ja für irgendjemanden hilfreich, der auch überlegt, wie er seinen Testlesern seine Wünsche am besten mitteilen soll.
Meine beiden Testleser der nächsten Testleserunde werden das Manuskript als gebundene Papierausgabe mit breitem weißen Korrekturrand bekommen. Das hatte in der ersten Testleserunde sehr gut funktioniert, da hatte ich etliche hilfreiche Randnotizen bekommen. (Hatte unter 30 Euro pro Stück für über 300 Seiten bei wir-machen-Druck gekostet.)

Hier also mein Entwurf:

Liebe/r *
ganz herzlichen Dank dafür, dass du dich zum Testlesen bereiterklärt hast.

Die Aufgabe eines Testlesers ist normalerweise, Schwachstellen aufzuzeigen und Ich-Botschaften zu geben. Beispielsweise: „Hier fehlt mir eine Erklärung“, „Diesen Abschnitt finde ich zu langweilig“, „Jetzt würde ich gern mehr über die weibliche Hauptperson erfahren“.

All das ist sehr wertvoll für mich, solche Vermerke möchte ich sehr gerne von dir bekommen.

Allerdings habe ich festgestellt, dass ich eigentlich mehr brauche. Beim Überarbeiten denke ich dann „Ja, sie hat recht, der Abschnitt ist wirklich zu langweilig – aber wie könnte ich da jetzt mehr Herz und Emotion hineinbringen?“ oder „Ja, er hat recht, die weibliche Hauptperson kommt wirklich zu kurz – aber mir fällt nichts mehr dazu ein.“

Deshalb würde ich mich sehr freuen, wenn du über das normale Testlesen hinaus noch zusätzliche Ideen einbringen könntest und konkrete Verbesserungsvorschläge hättest. (Gib mir die Rückmeldung, dass ein Abschnitt zu langweilig ist, aber bitte auch dann, wenn du keinen konkreten Verbesserungsvorschlag hast.)


An Testleserin A:
Ich freue mich über jede Notiz von dir, aber ganz besonders würde ich mich freuen, wenn du auf folgenden Schwerpunkt besonders achten würdest: Die weibliche Hauptperson kommt in der Geschichte noch zu kurz. Vielleicht kannst du versuchen, dich beim Lesen vor allem in sie hineinzuversetzen, und hast noch Vorschläge für mich, was sie denken und fühlen könnte und wie der Leser sich besser in sie hineinversetzen könnte?


An Testleser B:
Ich freue mich über jede Notiz von dir, aber ganz besonders würde ich mich freuen, wenn du auf folgenden Schwerpunkt besonders achten würdest: Wie du hoffentlich merken wirst, versuche ich, einen heiteren Roman zu schreiben. Du hast viel mehr Humor als ich, vielleicht kannst du noch witzige Ideen beitragen? Das Ziel ist, dass die Leser von dem Buch gute Laune bekommen und ein paarmal herzhaft lachen können.

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Hallo Corinna,

wow! Da hast du aber viel Geld für deine Testleser ausgegeben. Du schreibst „unter 30 Euro pro Papierausgabe“, dann schätze ich mal, dass du vielleicht 25 Euro pro Buch ausgegeben hast. Das wären dann auch 50 Euro für zwei Testleser. Das ist ganz schön kosteninteniv. :astonished:

Ich hatte 11 Testleser. Das wäre eine andere Hausnummer geworden, die ich nicht hätte stemmen wollen. Ich habe ihnen nur ein PDF zum Lesen geschickt.
Noch ein kleiner Tipp! @Yoro hat mal diesen tollen Leserfragebogen gepostet, der mir bei meiner Testleserunde viel gebracht hat. Ich habe ihn auf meine Geschichte angepasst und jedem diesen als Word-Datei mitgeschickt (nicht jeder meiner Testleser hat Papyrus). In vier Fällen kamen die Fragebogen zurück. Das war super. Vielleicht willst du den deinen beiden Testlesern auch noch zukommen lassen? Hier ist der Link: Fragebogen für Testleser

Zu deiner Bitte an die Testleser, dir noch zusätzliche Ideen zu liefern. Der Gedanke ist naheliegend. Es kommt aber darauf an, welchen Personen du deine Rohfassung gegeben hast. Sind es selbst Autoren, die auch gelegentlich lektorieren, dann wirst du eventuell Erfolg haben. Sind es aber reine Leser, wird das nicht richtig klappen. Ich habe festgestellt, dass reine Leser nicht das Auge haben, was jetzt anders sein müsste/könnte/sollte. Sie können nur sagen: Hm, also in dem Absatz hatte ich Probleme / habe ich die Figur nicht verstanden / hab ich den Faden verloren. Wie du das später löst, muss deine Aufgabe bleiben, denn du bist die Autorin.

Auch die Bitte, dir bei den humoristischen Einlagen zu helfen, finde ich grenzwertig. DU hast deinen ganz bestimmten Ton, deinen Humor, deinen Stil. Der Humor eines anderen kann da vielleicht gar nicht passen, auch wenn du diesen Humor sehr magst. Vergleiche zwei Comedians und du wirst merken, wie unterschiedlich sie sind und welche Merkmale sie jeweils als Schwerpunkt haben. Ich schreibe auch sehr gerne humorvoll, aber ich würde es immer nur aus meinem Herzen fließen lassen. Vielleicht wäre mir der Humor eines anderen zu platt/intelektuell/derb/… kann beliebig erweitert werden.

Aber gut, es ist deine Art, sich der Endfassung zu nähern und die Testleser mit ins Boot zu holen. Vielleicht hast du damit Erfolg? Würde mich sehr interessieren. :smiling_face_with_three_hearts: :+1:
Schreib mal, wie hilfreich das Feedback war, dass du damit erhalten hast.

Liebe Grüße von der
Zauberfrau

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Etwa 26 Euro für den Druck (inkl. Versand) und etwa 20 Euro für ein Dankeschön-Geschenk, damit war ich für meine ersten beiden Testleser unter 50 Euro pro Person geblieben.
Also zwei Testleserunden, insgesamt 4 Testleser, unter 200 Euro. Das finde ich nicht viel für eine Menge guter Anregungen.

Ich finde 26,- € viel. Wie dick war das Werk denn? Ich lasse für unter 10,- € drucken (Versandkosten kommen hinzu). Dafür erhalten die Testleser ein Exemplar, das genauso aussieht wie das Endprodukt.

So, ich habe die Rechnung von Oktober gefunden:
DIN A4, Softcover, 320 Seiten, umweltfreundliches Naturpapier → 25,50 € inklusive Versand.

Für die zweite Testleserunde wird es ein bisschen mehr werden. Ich bin mit dem Überarbeiten knapp halb durch und habe jetzt schon 12 Buchseiten mehr.

Mir ist wichtig, dass die Testleseausgabe nicht wie ein fertiges Buch (zum entspannten Wegschmökern) aussieht, sondern einen breiten weißen Korrekturrand für viele Randnotizen hat.

Ich habe 10 Exemplare meiner überarbeiteten Rohfassung vom ersten Teil (428 Seiten, Format Din A5, Papier 90g/m²) drucken lassen und war bei 51,33 EUR.

Das schöne ist ja, je mehr Exemplare man drucken lässt, umso günstiger wird das einzelne Exemplar. Problem ist eher der Versand, der noch oben drauf kommt. Da ich die Hälfte eh an meine Familie gegeben habe, hatte ich da natürlich weniger Kosten.

Ich kann es gerade für Testleser, die nicht selber Autoren sind, sehr empfehlen. Die nehmen das ganz anders wahr als einen ausgedruckten Blätterstapel. Es ist eben ein „richtiges Buch“.

Einziges Manko bislang: Mein Unterbewusstsein ist anscheinend der Meinung, ich wäre schon fertig. („Was willst du denn, wir haben es doch schon in der Hand gehalten, das ist ein richtiges Buch, Mensch!“)
Von daher: Würde ich in Zukunft erst machen, wenn ich die gesamte Rohfassung fertig habe und nicht nur den ersten Teil. Auch wenn es mir trotzdem sehr weiter geholfen hat, weil die Testlesermeinungen Gold wert waren.

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Liebe Corinna,
aus meiner Erfahrung mit Testlesern weiß ich, dass der breite Rand für Korrekturen und Anregungen höchst wenig genutzt wurde. Viele haben bestenfalls mal ein Komma ergänzt oder am Ende gesagt: Ja, hat mir gefallen.
Auch den Fragebogen haben viele nur sehr sporadisch ausgefüllt. Wenn die Testleser selbst nicht schreiben, sind sie oft mit solchen Bitten um Rückmeldungen überfordert.

Ein konkreter Fragebogen kann helfen, muss es aber nicht.

Ich wünsche dir, dass du Testleser gefunden hast, die dich weiterbringen (auch wenn das wahrscheinlich eher die Ausnahme ist).

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Ich habe gerade mal nachgezählt: meine erste Testleserin hatte auf 320 Seiten 59 kritische Randbemerkungen geschrieben (plus diverse Smileys, „schön“ und „gefällt mir“). Ich hätte mir mehr Kritik gewünscht! Aber ich denke, wenn ich nicht so klar kommuniziert hätte (mit Worten und mit dem Vorhandensein des breiten Randes), dass ich möglichst viel kleinteilige Kritik bekommen möchte, hätte ich weniger als die 59 bekommen. Also hat es sich für mich gelohnt.

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Mein Logikpapst hat sogar Skizzen in mein Buch gemalt, um meine Szenen zu visualisieren und so besser überprüfen zu können. Nach jedem Kapitel hat er eine Zusammenfassung geschrieben und ich habe noch einen tollen Brief dazu bekommen. Und noch eine zusätzliche vollgeschriebene Seite auf einer freien Seite in meinem Buch.
Desweiteren sind auf fast jeder Seite „kleinere“ Anmerkungen.
Meine anderen 3 Testleser haben es ganz genau so gemacht. Oder fast. Sie haben mir keinen Brief geschrieben, aber mit denen treffe ich mich auch sowieso privat. Und sie haben auch nichts gemalt. Dafür geben sie in einer Testleserbesprechung (alle 3 einzeln) zusätzliches mündliches Feedback und / oder erklären ihre schriftlichen Anmerkungen.
Ich kann mich wirklich nicht beschweren. Die sind alle toll. Und nur einer davon ist selbst Autor. Die anderen lesen schlichtweg sehr gern und viel.

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Kann ich mal kurz reinhauen?
Was für eine haptische Qualität hat denn solch ein Buch? Es scheint, dass man merkt, dass es „kein richtiges Buch“ ist. Also die qualitative Güte.
Oder ist es von einem gebundenen Grisham aus Thalia nicht zu unterscheiden?

Bei Wir-machen-Druck entscheidest du das selbst.
Du kannst umweltfreundlich dünneres Recyclingpapier wählen, oder ganz schick dickes Papier.
Ich hatte als Umschlag für meine Testleseversionen einfach geklebtes Softcover gewählt, aber es gibt bei Wir-machen-Druck jetzt sogar gebundene Bücher mit rundem Buchrücken.

P.S.: Schau dir bei Wir-machen-Druck nicht nur den Preis für ein Buch an, sondern auch für 5 Stück und 10 Stück, die Preisunterschiede sind enorm. Beispielsweise DIN-A5 mit rundem Buchrücken, 400 Seiten auf 115g-Papier: Ein Exemplar kostet 25,75 Euro, aber bestellst du 10 Stück, kostet jedes nur noch 8,36 Euro.

P.P.S.: Ob dein Buch sich von einem gebundenen Grisham aus Thalia stark unterscheidet, hängt meiner Meinung nach mehr von der Covergestaltung ab als von der Haptik. Ich hatte diesbezüglich mit GIMP und den Millimeterangaben der Druckerei lange herumgebastelt. Sitzt die Schrift vom Titel nicht richtig mittig auf dem Buchrücken, sieht es doof aus, egal wie hübsch gerundet der Buchrücken ist.

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Aah, okay. :+1:t3:
Der Preis ist mal das Eine aber die Haptik… Die interessiert mich jetzt mal. Wenn eine qualitative Güteklasse erreicht werden kann, wie ein Grisham (oder natürlich auch jeder andere Autor) aus Thalia, dann werde ich das mal machen.
Covergestaltung kann ich Gott sei Dank ganz gut selber. Da bin ich gerade dabei und habe bereits einen Entwurf, der „ganz nett“ geworden ist, möchte ich mal sagen. Ich versuche mal, den hier reinzuhauen…

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Mal ein kleiner Zwischenstand:
Jetzt sind exakt vier Monate um, und vier von den fünf Testlesern haben sich noch nicht bei mir gemeldet - absolute Funkstille.

Meine Nerven „kreischen“ inzwischen weniger als noch vor zwei Monaten, denn ich tröste mich damit, dass das Urteil „Es gefiel mir überhaupt nicht, ich habe das Testlesen aufgegeben und dann eine Weile vor mir hergeschoben, dir diese schlechte Nachricht zu überbringen“ wohl schneller gegangen wäre als vier Monate.

Die eine Testleserin, die nach etwa zwei Monaten Funkstille mit dem Testlesen fertig gewesen war, hatte das Manuskript tapfer viermal (!!!) durchgelesen und sehr viel wohldurchdachte Kritik geäußert. So etwas erhoffe ich mir auch von den anderen Testlesern, also warte ich geduldig weiter.

Das kommt davon, wenn man in der Testleseausgabe über 300 halbe DIN-A4-Seiten für Randnotizen freilässt. Damit habe ich meine armen Testleser ja auch echt strapaziert, selber schuld.

Gestern bin ich (nach Jahren) endlich mal dazu gekommen, meinen Abstellraum leerzuräumen; in der kommenden Woche werde ich ihn so richtig durchputzen und die Möblierung darin neu planen. Großreinemachen statt Romanschreiben ist echt mal nötig, ich versuche, das positiv zu sehen.

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OT:

Bei hellen Covern solltest du einen mittelgrauen Rand von ca 3 bis 4 Pixel hinzufügen, damit sich das Cover vom Hintergrund der Produktseite abhebt.

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Das klingt nicht unnormal.

Vielleicht wissen die noch nicht mal, dass es ihnen nicht gefällt. Viele nehmen sich einfach was vor, auf das sie später keine Lust haben.

Du hast halt eine Erfahrung gesammelt. Das ganze Leben besteht aus Erfahrungen. Es ist völlig normal, Fehler zu machen.

Am besten läuft man beim Testlesen damit, nichts zu erwarten und alles, was kommt, positiv zu sehen :slight_smile:

Wichtig ist, nicht aufzugeben. Es gibt immer mal wieder Testleser, die außerordentlich gutes Feedback geben. Die sollte man als Ausnahme ansehen und sie gut behandeln :slight_smile:

Mir ist im Lauf der Zeit auch aufgefallen, dass es Leute gibt, die nicht mit unfertigen Dingen klarkommen. Es gibt Leute, die haben einfach keine Vorstellung, was fehlen könnte. Die können sich auch gar nicht vorstellen, dass etwas anders sein könnte als so, wie du es geschrieben hast. Die BItte, Vorschläge zu machen, läuft bei denen ins Leere, weil du sie damit aus ihrem magischen Lesefluss reißt. Sobald das geschieht, finden die alles nur noch blöd.

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Du hast dir sehr viel Mühe gegeben, deine Testleser zu komforten. Aber vielleicht hast du dabei zu wenig an dich gedacht?
Es tut mir echt weh, wenn du nach vier Monaten noch nichts gehört hast. Dass genug Zeit war, bezeugt ja die eine, die es schon viermal durch hatte.
Also unbedingt den Testlesern auch einen Zeitrahmen setzen. Zum Beispiel eine monatliche Rückmeldung, wie weit man ist. Das mag unangenehm sein, sowas einzufordern, aber sich über vier Monate nicht zu melden, zeugt von wenig Respekt vor deiner Arbeit. Und um so länger es dauert, umso unangenehmer wird es für beide Seiten.

Hey, geputze Wohnung ist sicher geil, aber du willst doch schreiben!

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Kann man machen.

Kann man auch machen.

Die müssen keinen Respekt vor deiner Arbeit haben. Sie erbringen eine freiwillige Leistung für dich.

Es muss nichts unangenehm werden, wenn man einfach erwartet, dass die Hälfte abspringt und es ein Phänomen unserer Zeit ist, dass man dazu keine Rückmeldung kriegt.

Geputzte Wohnung ist schon ok. Es ist auch ok, neben dem Schreiben noch ein Zweithobby zu haben.

Abspringen ist ok, weil freiwillig und unentgeltlich. Aber keine Rückmeldung ist es nicht. Phänomen hin oder her, sowas ist schlicht und einfach kein guter Umgang.

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Da gebe ich dir recht.

Gebe ich dir auch recht. Es fragt sich halt nur, wer das Problem hat. Wenn ich jemandem schlechten Umgang unterstelle, ärgere ich mich über ihn.

Also lass ich das mit den Erwartungen und Unterstellungen, freue mich über die Rückmeldungen, die ich kriege und denke einfach nicht über negatives Verhalten nach. Damit kriege ich nicht weniger Rückmeldungen, aber mental geht es mir damit viel besser.

Mir nicht. Untätig warten weil jemand sich nicht meldet ist die Hölle. Es geht doch darum, dass man sein Buch fertig bekommen will. Wie lange willst du denn warten, bis du ohne weitere Rückmeldungen weitermachst.