Die 11. Weihnachtswoche von Seitenwind

Hansi!!

Wundersames im Winterwald

Rudi Richterschitz

Es gibt Wanderwege, die, ob schon zigmal gelaufen, immer wieder ganz offensichtlich nie Gesehenes zum Vorschein bringen. Und einen in Erstaunen versetzen. So auch bei einer meiner früheren Lieblingsstrecke, auf der ich eines wunderschönen Wintermorgens einsam dahinwanderte.

Über den Polzberg von Gaming kommend, führt dieser Weg Richtung Lackenhof, ein Schidorf am Fuße des weit über 100 Kilometer sichtbaren Namensgebers der Region, unser fast 2000 Meter hoher Ötscher. Der puderzuckerweiche frisch gefallene Schnee ließ die Schritte völlig lautlos werden. Nichts knirschte, kein Schuh knarrte; leise wie ein Fuchs auf der Jagd nach einem verirrten Mäuslein bewegte ich mich entlang einer stark verwehten Langlaufspur auf dem vertrauten Pfad.
Quer durch eine, im Sommer über und über mit gelbem Löwenzahn, Gänseblümchen, Rotklee und Schafgarbe bedeckten Blumenwiese, wand sich der noch erkennbare Pfad einige Biegungen hinunter zu einem Bächlein, welches halb verborgen unterm Eis gluckerte. Ab dem Frühjahr kämpfen sich dort Dotter- und die frischgelben Kugeln der Trollblumen durch den morastigen Boden.
Ein grauer, schon recht verwitterter Holzsteg führte auf das andere Ufer, von dort ging’s neuerlich hinauf auf eine stark befahrene Straße. Ein wachsamer Blick links und rechts, um kein Auto zu übersehen oder zu überhören, welches unvermittelt um die Kurve schießt. Die Schifahrer haben es immer schrecklich eilig, die Lift-Tageskarte gilt es ja bis zur allerletzten Fahrt voll auszunutzen. Mit flinken Schritten setzte ich hinüber auf die andere Seite.

So, geschafft. Jetzt schnaufte ich noch einmal kurz und folgte dem praktisch verlängerten Steig weiter aufwärts auf den steil ansteigenden Hang. Der Plan war, flott bis zu der den Pfad kreuzenden Langlaufloipe durchzumarschieren und auf dieser in Richtung Dorf. Wo ich später mein Rückholtaxi treffen sollte.
Der Schnee drückte die Äste von den hohen Fichten weit herunter, manchmal fast bis zum Boden. Junge Bäumchen hatten schwer damit zu kämpfen, sofern sie dieses Jahr von des Försters Säge verschont geblieben sind. Manche ihrer Geschwister mussten dagegen schon frühzeitig als Weihnachtsbaum ihr Leben aushauchen.

Während ich so in Gedanken versunken langsam hochstapfte, war mir, als hätte ich einen sich schnell bewegenden Schatten zwischen den eng stehenden Jungbäumchen wahrgenommen. Sicher war ich nicht, weil es eher nur ein rasches Huschen war. Nun doch neugierig, ob ich einer Sinnestäuschung aufgesessen oder wirklich etwas Lebendiges gesehen hatte, bewegte ich mich vorsichtig in Richtung der vermeintlichen Erscheinung. Vielleicht war‘s nur eine Fata Morgana? Wandelt man gemächlich und versonnen durch die stille, dick verschneite Landschaft, gaukeln einem schon so manche Dinge vor, die man für die Wirklichkeit hält.
Behutsam, jedes unbedachte Geräusch vermeidend, pirschte ich mich Schritt für Schritt weiter. Und plötzlich, wie aus dem Nichts, stand mir ein stattlicher Rehbock in seinem samtig graubraunen Winterkleid und eindrucksvollem Gehörn, gegenüber.
Funkelnde Augen, Lichter nennen das die Jäger, beäugten mich neugierig und vollkommen ohne jede Scheu. Und er läuft nicht weg! Lass das bitte keine Einbildung sein! Bloß keinen schnellen Schritt, ich kam mir vor wie der wiedererstandene Franz von Assisi. Aufmerksam beobachtete mich der Rehbock, während ich in völliger Ergriffenheit nahezu starr, wie angenagelt, auf der Stelle verharrte. Nur um diesen einzigartigen Moment nicht zu gefährden, wagte ich kaum zu atmen. Gefühlte Minuten, wahrscheinlich waren es nur einige Sekunden, stand ich regungslos wie an einem Pfahl festgebunden.

Unvermittelt gewahrte ich aus dem linken Augenwinkel Menschen. Zu blöd auch, gerade jetzt – ein Wanderer, und völlig ohne Furcht ein wildes Reh --, finden sich. Und mitten in der Bewegtheit dieser seltenen, tief berührenden Begegnung tauchen, gerade im unpassendsten Augenblick, sich laut unterhaltende Langläufer auf.

Was tun? Warne ich die schon von Weitem hörbare Gruppe mit einem Ruf, ist der Rehbock über alle Berge. Mache ich nichts, vermutlich auch. Mit ganz vorsichtigen Schritten tastete ich mich im Rückwärtsgang auf die näherkommenden Langläufer zu. Der Rehbock behielt mich aufmerksam im Blick und blieb, zu meiner völligen Überraschung, ruhig stehen.
Jetzt drehte ich mich langsam um und warnte die auf der Loipe nahenden Sportler mit einem, den Finger auf den Mund haltenden, aber doch deutlichem Pssst …! Ich zeigte auf das noch immer am gleichen Fleck verharrende Reh und deutete mit sachten Handzeichen, sie mögen kurz stillhalten. Wie in der Kirche bei der heiligen Wandlung standen wir in diesen Minuten wortlos und tief ergriffen auf der Loipe und der Gedanke aller war:
Das kann nur ein wahrhaftes Wunder sein.

Urplötzlich, wie mit einem scharfen Messer in die Stille geschnitten, gellte eine scharfe Frauenstimme in unsere regungslose Andacht:

„Haansiii! Haansiii! Du blöder Bock, bist wieder übers Gatter gsprungen. Lang‘ machst das nimmer, bis dich ein Jäger erschießt“.

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Hansi war ein zahmes Findelkind und Menschen traulich zugetan.

Wünsche
Was würd’ ich mir wünschen?
Zu Weihnachten oder nur so, vielleicht mit dir zu tauschen? Ho ho ho.
Vielleicht wäre das eine gute Sache.
Ein Leben tauschen, im Luxus rauschen. Nicht mehr Vegetarierin sein, ein tolles Steak ohne Pein. Eine knusprige Ganz am Heiligen Abend, ohne schlechtes Gewissen sich laben, ohne die Qual der Tiere zu sehn, einfach im Supermarkt an der Fleischtheke stehn, nicht denken, nicht ändern wollen, auch nicht der Industrie grollen. Was wäre mein Leben frei, voller Freude.
Doch wohin mit den Pfunden, es wäre zuviel. Zuviel Gewicht auf dem Teller, auf meinen Hüften drauf, so näme das Leben einen anderen Lauf.
Kleines Ferkel, dicke Gans, bald wär ich’s selbst nur ohne Ringelschwanz. Abspecken müsste ich, Gedanken über fasten könnten nicht rasten, träfen mich tief in meinem Sein, liessen nicht los, würden zur Pein, lass das sein, lass das sein.
Wo wär`da die Freiheit, die Lust am Genuss, am Ende wieder nur Frust. Das Herz ginge mir auf beim Anblick des Bratens, so zart und fein doch setzt sich soviel in die Adern rein, das Blut würde dicker, vom Bauch ganz zu schweigen, gibt mir das Gefühl, jemand anders zu sein.
Ein bisschen zuviel von allem ist Fakt, schon wechselt das Herz seinen Takt, hüpft wild hin und zurück, im Körper dann wieder ein neues metallenes Stück. Das gibt den Takt von nun an an, was ich möchte, da komm ich nicht ran. Dürfte nicht mehr laufen, nur noch gehen, keinen Spagat, kein Rad mehr drehn, keinen Handstand mehr laufen, kein wildes Springen, stattdessen auf dem Sofa alte Lieder nachsingen.
Bald müsst ein Rollator her, der Körper alleine schaffts nicht mehr,
alles wär’ nur noch schwer.
Und du, was dürftest du noch sein, unwichtig und klein. Dürftest in deinen Träumen über Wolken fliegen, Gedanken kreieren, um zu siegen. Dürftest dein Leben mir geben, ein kleines von mir dagegen. Würdest kochen, backen und klauen, um den Armen zu geben, das System umzuhaun. Was würdest du dir wünschen vom Leben?
Einen Moment wie ein Feuer, ein Kuss, der brennt, für immer bleibt, dir die Liebe schenkt. Eine Umarmung, zart und fein, erinnert an Zeiten, da warst du noch klein. Wurdest geliebt ohne Ende, das Ende ist nah, Umarmungen selten, Corona ist da, da bleiben die guten Klamotten im Schrank, der gemütliche Platz in der Kneipe bleibt blank.
Doch eine Zeile, geschrieben auf Weihnachtspapier, ist das was bleibt, Ich liebe Dir.

Frohe Weihnostern all überall

„Ich bin das Christkind“, sagte das Christkind und lächelte schüchtern.
„Na, endlich“, antwortete Frau Pauline, „wird aber auch Zeit!“ Sie drehte sich schwungvoll um und rief den unbeleuchteten Hausgang hinunter: „Signor Gellezimia, wir können anfangen, wir sind vollzählig!“ Dann gab sie dem unsicher auf der Schwelle wartenden Christkind ein Zeichen, dass es hereinkommen sollte.
„Hier einmal ablegen.“
Das Christkind verstand nicht. „Sie … Sie meinen, mein Kleidchen?“
„Die Schuhe werd ich ja wohl nicht meinen, wo du doch barfuß bist.“
„Aber ich hab doch nichts drunter“, empörte sich das Christkind.
„Du bis mir vielleicht ein Herzchen.“ Frau Pauline zog die buschigen Augenbrauen hoch. „Ich meine natürlich deine Flügel!“
„Ach so“, sagte das Christkind, und man konnte deutlich seine Erleichterung hören, „wenn es weiter nichts ist. Wohin darf ich sie legen?“
„Selbstverständlich auf die anderen“, antwortete Frau Pauline etwas ungehalten, „den rechten Flügel schön auf die rechten Flügel und den linken schön auf die linken.“
„Damit alles seine Ordnung hat?“, versuchte sich das Christkind an einer konstruktiven Frage, denn insgeheim jagte ihm der Stapel an Flügeln, der sich ihm darbot, einen Heidenschrecken ein. Das mochten bestimmt an die zehn bis zwölf Paare sein.
„Mit dir sind es genau dreizehn“, sagte Frau Pauline. „Nun mach mal vorwärts, damit das letzte Abendmahl beginnen kann!“
„Das … das letzte Abendmahl?“
„Was dachtest du denn? Frühstücksbuffet abends um sieben?“
„Äh …?“
„Genau!“, sagte Frau Pauline, „Befehl von ganz oben: Bis auf Weiteres Weihnachten und Ostern zwingend zusammenlegen! Zwecks Klimaschutz, Energie sparen und so. Wusstest du das etwa nicht?"
„Äh …?“, wiederholte das Christkind, während es verlegen seinen goldenen Lockenkopf schüttelte.
„Ach, egal!“ Frau Pauline lächelte das erste Mal. „Komm jetzt, Kindchen, wir wollen feiern, bis die Schwarte kracht, schließlich ist Weihnostern nur einmal im Jahr.“

20th Century’s Finest

Vorbemerkung:

Die Geschichte erzählt von einer folgenreichen Weihnachtsfeier der Belegschaft des Mittelrhein-Museums Koblenz. Das Mittelrhein-Museum ist ein Kunstmuseum und existiert wirklich. Wie alle kleinen Museen träumt es von einer großen Ausstellung, die einmal Geschichte schreiben wird. Stattdessen ist der Etat jedoch eng begrenzt und zwingt zu ständigen Kürzungen. In dieser fatalen Situation lassen sich die Mitarbeiter*innen nach dem unabsichtlichen Genuss bewusstseins­erweiternder Plätzchen, die absichtlich ins Weihnachtsbuffet geschmuggelt worden waren, etwas Geniales einfallen…

Diese Geschichte wurde tatsächlich auf der Weihnachtsfeier der Belegschaft des Mittelrhein-Museums vorgetragen. Alle Mitarbeiter des Mittelrhein-Museums Koblenz werden namentlich erwähnt und sollten in der Geschichte vorkommen. Die Personen gibt es also wirklich. Ansonsten ist die Geschichte natürlich frei erfunden.

Unvorstellbar, ein Weihnachten ohne Weihnachtsgeschichte. Aus diesem Grund möchte ich erzählen, was sich so im Städtischen Museum einer mittelgroßen Stadt am Zusammenfluss von Rhein und Mosel zugetragen hat. Vielleicht ist es aber nur ein Produkt meiner grenzenlosen Fantasie. Erwähnen muss ich aber, dass Ähnlichkeiten mit realen Handlungen und lebenden Personen weder frei erfunden noch rein zufällig, sondern vollkommen beabsichtigt sind!

Ich beginne am Ende der Geschichte, als der scheidende Kulturdezernent Knopp bereits vor Öffnung des Mittelrheinmuseums im Forum Confluentes morgens vor der gläsernen Eingangstür steht und mit neugierigem Blick, wild gestikulierend auf sich aufmerksam macht. Hinter dem Kassenbereich stehen eine große dunkelhaarige und eine etwas kleinere grauhaarige Dame. Beide wirken unschlüssig, wie sie mit dem unruhigen Herrn vor der Tür verfahren sollen. „Wir müssen ihn reinlassen,“ meint die ältere der beiden: „der hat sicher um die Zeit noch Knöpfe vor den Augen. Rufen wir den Chef an!“ Beide winken dem ungeduldigen Herrn vor der Tür freundlich zu, bereits das Telefon in der Hand. Es dauert nicht lange, der Museumsleiter entsteigt dem Aufzug und wendet sich verunsichert seinen beiden Kassenkräften zu. „Was mache ich bloß, wie sollen wir das erklären?“

Gepaartes ratloses Schulterzucken aus dem hinteren Kassenbereich und ein eher zaghaftes: „Das schaffen Sie schon! Sie wissen doch, einer für alle und alle für …!“, aber da öffnet der Museumsleiter bereits die Tür mit weichen Knien.

„Nein, was haben Sie da an Land gezogen“, ruft Knopp, voller Tatendrang im Begriff gleich die Treppe zur Sonderausstellung stürmen zu wollen. „Gestern stand es in der der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Der Philipp Schmidt hat einen knappen Kommentar dazu geschrieben. Er sagt, das hat Koblenz noch nie gesehen. „Kunst des 20. Jahrhunderts“. Ich habe schon immer gewusst, dass das alles mit dem Etat für Sie doch machbar sein wird. Gute Leute bekommen gute Konditionen!“ Spricht und klopft dem Direktor jovial auf die Schulter.

Der wird bleich, Übelkeit steigt ihm auf, ein Sodbrennen meldet sich. Zuviel Moselriesling war das in den letzten Tagen und an andere Sachen kann er sich kaum erinnern. Wie Nebelschwaden ziehen Fetzen des Geschehenen der letzten Tage durch seinen Kopf und dann:

Knopp scheint nicht genug, da nähern sich in wallenden Gewändern die Vorsitzende des Museumsvereins Frau Sauer-Kirchlinne und im Schlepptau mit Kamera behängt Frau Dr. Lieselotte Sauer-Kaulbach, Kulturredakteurin der Rheinzeitung.

„Herr Dr. von der Bank, das ist ja fantastisch, eine Ausstellung, wie sie das Rheinland noch nicht gesehen hat. Guten Tag Herr Lemler!“, grüßt Frau Sauer-Kirchlinne den Hausmeister, der gerade mit einer Plastiktüte blauer Farbpigmente aus der Sonderausstellung die Treppe hinauf nach oben ins Foyer jagt. In der anderen Hand ein Eimerchen, auf dem Schildchen ist „Celluloseleim“ zu lesen. Der sonst so smarte junge Mann wirkt eher etwas ungepflegt, die Haare stehen wild auf, ein Dreitagebart verunziert das Gesicht und Jeans und T-Shirt sind fleckig. Die Vorsitzende des Museumvereins rümpft die Nase, als er an ihr vorbeiläuft. Sie brummelt etwas von zwei, drei Tage nicht gewaschen“ vor sich hin, wahrt aber Haltung und lächelt wie immer freundlich.

„Nun, Herr Dr. von der Bank, dann lassen Sie uns doch mal schauen, jetzt, wo Koblenz den ganz großen Coup gelandet hat. Frau Ackermann hat uns ja in der Nacht noch angerufen.“

Der Museumsdirektor will gerade antworten, da schiebt sich ihm ein Bild vor Augen, wie seine Verwaltungschefin zwei Abende zuvor an ihm vorbeigeflogen war. Ja, da muss er fast lächeln. Vorbeigeschwebt, feengleich und ihr blondes Haar bewegte sich fast wie in einem Sommerwind. Von der Bank schüttelte den Kopf. Was war bloß mit ihm los?

Da kam es wieder das Bild und dann die Erinnerung an ein Telefonat. “Ackermann“, hörte er die blonde Fee ins Telefon sagen, „Guten Abend, Frau Dr. Sauer-Kaulbach, wir wollten Ihnen von unserer neuen Sonderausstellung erzählen. Gerne können Sie wie immer vorab einen Blick hineinwerfen. Natürlich freuen wir uns, wenn Sie zeitnah in der Rheinzeitung davon berichten würden!“

Und dann war da wieder so ein Fetzen, wie der blonde Engel neben ihm im Malraum des Museums saß. Wann war das gewesen? Mindestens zwei Tage musste das her gewesen sein, irgendwie waren alle dabei, die ganze Truppe. „Weihnachtsfeier“, jetzt dämmerte es ihm.

Es ging direkt am Freitag nach Schließung des Museums los. Da kamen sie alle, Frau Kemmer, die Volontärin machte den Anfang mit einem Einmachglas saurer Gurken, geputzte Möhrchen und Selleriestängel im Pappbecher, vegane Snacks erhoben sich auf dem tristen Weiß des leeren Buffettisches. Frau Dr. Wirtler mit einer Platte Roggenbrotschnittchen, belegt mit Salami und Ei, Frau Dr. Heitmann einen Tortellinisalat und gleich hinterdrein Achim Grothe mit einem Kartoffelsalat, Frank Fries balancierte eine Armee kleiner Tomaten mit Mozarellaköpfchen in einem Meer von Basilikumblättern auf einer silbernen Aufschnittplatte. Dann kamen Frau Volk mit einem Reissalat, Irina Litwinowa brachte eine Platte Weißbrotscheiben belegt mit Lachs, Ei und Dill, die Kassenkräfte marschierten auf: Couscous, Hackfleischbällchen, Erbsenmuffins, Blätterteig mit Frischkäse und Speckwürfelchen und zwischendurch dampfte es. Wer den Dibbekuche gebracht hat, das war ihm entgangen. Er hatte nur davon gehört, legendär soll der früher immer gewesen sein, der echte, der vom Peter Hau und dann, da war da noch ein kleiner bunter Weihnachtsteller mit ebenso kleinen unscheinbaren Keksen. Wer die da hingestellt hatte, das blieb von allen völlig unbemerkt. Komisch, zugreifen musste er, er stand ja so auf süß. Und gleich hat er sich gewundert, etwas fremdartig waren die im Geschmack, Koriander, Thymian. Er kam nicht drauf.

„Nun lassen Sie uns doch mal hinuntergehen, Herr Dr. von der Bank“, beginnt Frau Sauer-Kirchlinne erneut. Er zuckt zusammen. Sie muss in der Zwischenzeit schon mehrfach an seinem Sakko gezupft haben. Langsam setzt er sich in Bewegung, endlich schweigen die Damen und Knopp, Knopp der scheidende Kulturdezernent kann kaum Ruhe bewahren. Unruhig tippelt er hin und her. Das hat gerade noch gefehlt, jetzt, kurz vor dem Ende seiner Dienstzeit noch so ein Ereignis.

Flau wurde dem Museumsdirektor im Magen.

Langsam schreitet die kleine Gruppe die Treppe zur Sonderausstellung hinab. Die Tür zum Ausstellungsraum steht offen. Dem Direktor schwindelt, als er den Ausstellungsraum betritt. Vor der Gruppe erstrahlt eine Holzwand 2 auf 4 m in einem satten Ultramarinblau.

Da, ein Aufschrei, Frau Sauer-Kirchlinne völlig verzückt: “Wie haben Sie das denn fertiggebracht? Ein Yves Klein in Koblenz!“ Dr. Lieselotte Sauer-Kaulbach stöhnt nur: “Die blaue Epoche“.

Genauso stöhnte der Direktor. Wieder blitzte ein Bild in seinem Kopf auf: Er sah, wie der kleine Mann von Kowadi am Buffet langlief, er lud sich den Teller voll, griff zum Schluss noch nach den kleinen Keksen, die irgendwie orientalisch anmuteten und legte der Frau hinter ihm in der Schlange gleich zwei mit auf den Teller, Frau Dr. Heitmann, seiner Museumspädagogin. Die kicherte gutgelaunt. Da, da ein weiterer Blitz! Er sah die beiden kurze Zeit später zusammen im Untergeschoss. Der eine wild mit Schmirgelpapier die Kanten und Ecken glättend, die Dame bereits in einer Ecke blaue Farbpigmente auf die große Leinwand auftragend.

Dann sieht er, wie die Kulturredakteurin mit dem Bleistift wild Notizen auf ihren Block macht. Er hört sie etwas vom „monochromen Blau“ murmeln, dem „Sog in die Unendlichkeit“ und „Perfektion ohne Reflexion“.

Der Direktor schweigt, es war ihm nicht einerlei. Wieder ein Aufschrei. Diesmal ist es der Kulturdezernent Knopp. Hat der doch nur noch wenige Tage in seinem Amt. „Musste der heute noch kommen, kurz vor Weihnachten?“, fragte sich von der Bank.

Und wieder hörte er wie im Nachhall die angenehme Stimme des blonden Engels ins Telefon flötet: „Mit nur wenigen Exponaten werden wir hier Geschichte schreiben!“ Da würde er wohl dem blonden Engel im neuen Jahr noch Bescheid geben müssen!

Zwei Tage später und die ganze Sache, wäre weggeputzt gewesen, aber nun? - zu spät.

Begeistert schreit Frau Sauer-Kaulbach auf: „Wo haben Sie den her? Ein echter Jackson Pollock!

Und es blitzt erneut im Kopf des Direktors. Frank Fries, wie er am Buffet vorbeilief, Reissalat, Hähnchenschenkel - wer hatte die gebracht? Zwei Mozarellabällchen und dann die Kekse, die ihn irgendwie an einen Marokkourlaub während seiner Studentenzeit erinnerten. Gleich drei hatte der auf dem Tellerrand. Wie war das überhaupt. Lemler und Emunds hatten die letzte Sonderausstellung geräumt, Hardy hatte Anweisung gegeben die Stellwände umzustellen und die Farbe stand noch im Untergeschoss. Auf dem Boden lagen die Papierrollen, das Parkett sollte nicht zu Schaden kommen und da stand der Fries, zuverlässige Aufsicht während der Woche und nun, die Quaste in der Hand und immer wieder tunkte er sie in den Farbeimer. Rot, blau, grün. Es tropfte und dann voller Ekstase. Er war Frank, Frank the Dripper! Jackson Pollock hätte nicht besser malen können. Das war Action-Painting! Der Direktor konnte nicht anders. Er schmunzelte.

Frau Sauer-Kaulbach gerät außer sich: „Wie Sie das hier hingebracht haben, Herr Dr. von der Bank, diese Synergie der ursprünglichen Formen, diese indigenen Motive, das Großflächige, das Primitive. Und wie das natürliche Unbewusste hier zum Vorschein kommt.“

Von der Bank beginnt leicht zu schwitzen. Wie er das Machwerk so vor sich betrachtet, scheint ihm am Rand die Farbe noch leicht zu glänzen und zu fließen. Von der Bank nickte ihr zu und ihm rutscht unbekümmert aus: „Sie wissen, bei Pollock steht der Fertigungsprozess des Kunstwerkes im Vordergrund!“

Unmittelbar nach dieser unbedachten Äußerung sieht er die Beine der kleinen Rotgelockten von der Kasse hinter der Stellwand links über einer Zinkwanne auf Rollgestell strampeln. Mit dem rechten Arm rudernd, um wieder das Gleichgewicht zu erlangen, in der Hand einen kleinen roten Verbandkasten. Was ist das?

Ein Deja-vu vor Augen, sah er die Zinkwanne wieder vor sich. Die Beierin, seine dunkelhaarige Kassenkraft zusammen mit Frau Stauch schoben die Wanne auf dem Untergestell mit Rollen vor sich her am Buffet vorbei. In der Wanne liegend und glucksend ein kleiner blondgelockter Putto, das war die kleine Dewiwje, in der linken Hand ein Glas Sekt, mit der rechten Hand nach den Gaben auf dem Buffet greifend. Und der Putto langte zu, griff sich zwei Kekse und warf einen von beiden den Kollegen hinter ihm zu. Die Kekse schienen sie offensichtlich zu euphorisieren. Die kurzen bestiefelten Beine des glucksenden Engelchens strampelten und von der Bank erinnerte sich noch daran, dass er rief: „Das ist die Wanne von Frau Bauermeister. Wo sind die Lumpen und Kamelköttel? Sie haben doch nicht etwa die Wanne geputzt?“ Die Antwort kam prompt von seiner sonst so besonnenen Frau Portugall, kichernd und noch Kekskrümel in den Mundwinkeln. Es traf ihn wie ein Schlag: „Nicht geputzt, Herr Dr. von der Bank, geschrubbt! Wir wollen doch unseren Sekt zum Kühlen nicht zwischen den Kamelmist stellen!“

Knopp ist in der Zwischenzeit an die Zinkwanne gelangt und erblickt die Klarsichthülle eines Verbandmullpäckchens auf dem Boden. Irritiert schaut er um sich, sieht die kleine rothaarige Kassenkraft, wie sie sich auf den Abfall stürzt. „Hab‘ mich geschnitten“, sagt die und läuft eilends davon, den kleinen roten Verbandkasten hinter ihrem Rücken verbergend.

Frau Sauer-Kirchlinne tritt langsam auf die Wanne zu. „Wenn ich mich recht erinnere,“ sagte sie, „steht das doch unter Glas im Lenbachhaus“. Sie blickte in die Wanne mit Heftpflaster, Mullbinde, Fett und Kupferdraht. Tatsächlich ein Beuys! Es ist nicht zu fassen. Noch bevor der Museumsdirektor ihr antworten konnte, steht Thomas Hardy, sein Restaurator neben ihm, nickte ihr zu und kommentiert sachlich trocken: „Glasabdeckung kommt noch rüber! Nur für´s Foto oben ohne.“

Der Museumsdirektor muss sich große Mühe geben, nicht in Schnappatmung zu verfallen wie gerade neben ihm Frau Dr. Lieselotte Sauer-Kaulbach. Schweißperlen stehen ihm auf der Stirn als er sie in abgehackten Worten stammeln hört: „Und das da, da ist ja ein Malewitsch!“

Ein Bild nahm vor ihm Konturen an, seine zuverlässige Mitarbeiterin Frau Dr. Wirtler, den Kopf hin und her werfend, die langen Haare fliegend in der Hand einen Eimer roter Farbe und laut rufend: „Rot ist Blut, Blut ist Fleisch und Fleisch ist…“

In Gedanken brachte er den Satz zu Ende. „Fleisch ist Lust.“ Das Entsetzen packte ihn, wollte sich seine Mitarbeiterin gerade die Kleider vom Leib reißen. „Nun tun sie doch was, bringen sie die zur Vernunft“, rief er Frau Kemmer, der Volontärin zu. Die aber stand völlig ungerührt daneben, zuckte mit keiner Wimper, biss in einen Selleriestängel und er hörte es knacken. Es schüttelt ihn bei dem Gedanken an so viel rohes Grün. „Hab ich schon versucht, ich hab der schon gesagt, Otto Muehl ist richtig tot und Hermann Nitsch glaubt schon lange nicht mehr an die unbefleckte Empfängnis.“ Da hielt seine Mitarbeiterin unvermittelt in der Ekstase inne, zuckte mit den Schultern und gab etwas schnippig zur Antwort: „Gut, dann eben kein Fest des psycho-physischen Naturalismus. Versumpft der weibliche Körper eben nicht.“ Er sah sie noch am Buffet vorbeilaufen, die Hand nach den kleinen offensichtlich aphrodisierenden Keksen ausstreckend und mit einem Eimer roter Farbe im Untergeschoss verschwinden. Er hatte auch wieder zugegriffen. Die hatten was, sie schmeckten nach Heublume, gepaart mit herber Süße und dann das Wohlgefühl, was sich ausbreitete…

„Dass ich den noch nicht gesehen habe?“ Frau Sauer-Kaulbach strahlt über das ganze Gesicht. „Wie soll sie auch“, denkt von der Bank, „Malewitsch dreht sich im Grab um, roter Kreis auf weißem Grund, das kann die Welt noch nicht gesehen haben.“

„Das war offensichtlich der Moment, wo sich Malewitsch von dem Gegenstandslosen entfernt hat“, sagt die Redakteurin und ist eifrig dabei, ihren Block mit Notizen zu füllen.

Von der Bank beginnt leicht zu zittern. Das Maß ist voll, denkt er, aber Frau Sauer-Kirchlinne schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und scheint in Ehrfurcht zu erstarren. Dennoch, er bemerkt noch, wie ihre Augen unruhig zwinkern. Jetzt gilt es jegliche Zweifel zu zerstreuen. Fast fliegt er zur gegenüberliegenden Wand. Noch nie hatte er mit der Hand in ein Pissoir gegriffen. Jetzt steht er da, mit der linken wie festgeklebt über dem banalen Schriftzug „Villeroy & Boch“. Der Kulturdezernent nickt mit dem Kopf und Frau Dr. Lieselotte Sauer-Kaulbach schaut ihn fragend an. „Das ist aber nicht die Marke Bedfordshire? Duchamps Repliken seines berühmten „Fountain“ sind gezählt, Herr Dr. von der Bank.“ Und: „Wieso haben Sie das hängend angebracht? Das Ready-mate liegt doch?“

Von der Bank wirkt müde, die Hand fest auf den Schriftzug gepresst und in schräger legerer Seitenlage.

Nebelschwaden schieben sich beiseite. Er sah Herrn Simon aus der Seitentür im Untergeschoss treten, fast liebevoll ein Pissoir mit beiden Armen umfassend. Neben ihm seine Frau mit Wasserwaage und und einem Töpfchen Spachtelmasse. Vor ihm lief Achim Grothe, den kleinen Teller Kekse auf der linken balancierend, ständig Vorsicht mahnend und hier und da einen Keks an die Kollegen verteilend. Dann war da noch Herr Lemler mit der Hilti im Anschlag. Der Knabe fackelte nicht lange, zwei Löcher in die Wand, Hohlraumdübel gesetzt und auf dem Boden liegend Herr Bach, wie er das Pissoir stemmte. „Ich hab doch Rücken“, hörte er ihn noch ächzen. Gerne hätte er auch geächzt. „Duchamps Fountain?“, die waren komplett größenwahnsinnig. Wo hatten die denn alle diese Ideen her? Aber da war ihnen ein gravierender Fehler unterlaufen, seitlich gekippt, zum Pinkeln völlig untauglich, so kannte er das Original und dann winkte ihm noch Frau Portugall zu mit einem gelben Mikrofasertuch. Hatte sie doch tatsächlich auch das Ready-mate hemmungslos gewienert.

Mit jeder Minute wird dem Direktor mulmiger. „Das kann nicht gutgehen“, denkt er und lächelt schief in Richtung von Frau Dr. Lieselotte Sauer-Kaulbach. Nun ist es aber genug. Doch da hören sie ein sanftes Läuten wie von einem Glockenspiel. Der Direktor geht zurück in die Aufrechte, wischt sich verstohlen die Hand an der Hose ab und dankt im Stillen Frau Portugall für den Einsatz der Mikrofasern. Die vier bewegen sich in Richtung des Klangspiels und machen Halt vor einem gigantischen Schrottspektakel. Unten auf dem Boden sieht er Krümel brauner Kekse, dann reißt von der Bank die Augen auf und seine Nasenflügel weiten sich.

Mit dem sanften Klingen der Kupferplatten unter dem Lüftungsauslass kommt ihm auch wieder die Erinnerung. Emunds und Lemler mit Lötkolben, dann Frau Litwinowa mit Schweißerbrille und Acetylenflasche. Mitten in dem Wunderwerk von Fahradnaben, Zahnrädern, Ketten, Elektromotoren und Kugellagern stand Herr Meudt. Er balancierte auf zweien der Ausstellungshocker. An ihm schien trotz der akrobatischen Höchstleistung die Hektik der anderen Mitarbeiter völlig vorbeizugehen. Oben, inmitten der Skulptur, steckte er einen Fäustel in ein Gussrohr. Meudt drehte und wendete jedes der Teile, schob, passte, fügte zusammen und legte erleichtert schließlich einen Stecker neben die Steckdose an der Wand.

Knopp strahlt beim Anblick des Schrotthaufens vor ihm. Frau Dr. Sauer-Kaulbach umrundet das Werk seiner Mitarbeiter, nickt gefällig und murmelt „Maschinenplastik, greift die Elemente Malewitschs auf“ und „erlebt der Betrachter melancholisch“. Da passiert etwas, mit dem keiner der vier gerechnet hat. Knopp bewegt sich mit einem Satz nach vorne, wie ein Raubtier die Beute packt, so greift er nach dem Stecker, der eben noch achtlos auf dem Boden lag und schiebt ihn behände in die Steckdose. Es beginnt zu rattern, zu tösen, der Fäustel auf der Spitze schlägt zu und trifft auf einen Knauf. Der setzt ein Zahnrad in Bewegung und der Fäustel trifft erneut. Mit jedem Schlag nimmt der Lärm im Untergeschoss zu, bis plötzlich mit einem letzten metallischen Klirren der Knauf zerspringt. Jetzt hatte die Maschine begonnen, sich selber zu zerstören und setzte ihr Werk unter ohrenbetäubendem Lärm fort.

„Ja“, sagt von der Bank, „das ist ein Tinguely, wie er besser nicht sein könnte »Die Maschine, die die Geister rief und sie anschließend wieder vernichtet«. So heißt das phänomenale Werk.“ Frau Sauer-Kirchlinne tritt hastig einen Schritt zurück, greift nach dem Arm des Kulturdezernenten und flüstert ihm ins Ohr: „Autodestruktive Kunst, Herr Knopp, nur mit den Augen gucken!“, und zieht ihn Richtung Tür.

Langsam, aber bestimmt drängt der Museumsdirektor seine drei Besucher zum Ausgang. Fast schiebt er sie vor sich die Treppe hinauf. Mit jeder Stufe, die er hinaufsteigt, kommen ihm weitere Erinnerungen an den fatalen Abend der Weihnachtsfeier.

Und so hatte alles begonnen:

Von der Bank versucht die unzusammenhängenden Bilder zu einem klaren Film zusammenzuschieben. Drei Tage waren seither vergangen, an denen sie alle hier gewerkelt hatten. In der Nase ist ihm ein Geruch von Zimt, Vanille und Apfelstrudel. Frau Volk brachte immer wieder Unmengen davon in sein Büro und dann waren da noch die kleinen unscheinbaren Kekse vom Buffet. Was war das bloß für ein Geschmack? Brownis mit Kräutertee? - Im Abgang ein Nachgeschmack von schwarzem Afghanen. Sie schienen jedenfalls die Einfälle sehr gefördert zu haben. Mein Gott, was hatten sie sich alle damit vollgestopft…

Nein, was war da aus dem Ruder gelaufen? Er sah sie fröhlich sitzen und gerade gab es Beifall für seine Begrüßungsrede zur Weihnachtsfeier. Er hatte sich bedankt für die Arbeit im vergangenen Jahr, etwas von großem Einsatz gesagt und „gemeinsam für eine Sache“. Alle erhoben ihr Glas und dann entspannten sich lebhafte Diskussionen um Kunst, ums Schaffen und Runde um Runde kreiste ein Teller kleiner brauner Kekse. Immer beschwingter wurden die Gespräche. Und er hörte Frau Löhr, verantwortlich für die Pressearbeit, rufen: „Was uns in Koblenz fehlt, ist eine Ausstellung, wie sie das Rheinland noch nicht gesehen hat, über die Kunst des 20. Jahrhunderts. Und seine Sekretärin stimmte ein: „Chef, wie wäre es mit dem Titel: 20th Century‘s Finest?“, sagte es, rückte ihre Brille auf der Nase zurecht und verschwand gleich in ihrem Büro, einen Keks zwischen den Zähnen zermalmend. Und auf einmal hörte er den ersten rufen: „Ja, das machen wir! Das machen wir selbst. Was juckt uns der Etat!“ Und dann hörte er: „Einer für alle…“ und wie es zurückschallte „und alle für einen!“. Stifte wurden gezückt, Papier mit Zeichnungen gefüllt und eine wahnwitzige Idee nahm Konturen an. Es sollte die beste Ausstellung moderner Kunst werden nördlich der Alpen.

Schwindelnd durch die plötzliche Erkenntnis greift der Museumsdirektor mit einer Hand zur Theke des Kassenbereiches, um sich festzuhalten. Die Knie sind ihm ganz weich. Gleichzeitig winkt er seinen drei Besuchern zum Abschied zu. Er sieht seine Mitarbeiter um sich herum, alle ein wenig knuselig. Drei Tage harter Arbeit liegen hinter ihnen. Sie lachen noch immer fröhlich, seine beiden Hausmeister wischen sich die Hände an den Hosen ab und klatschen sich ab. Er hört auch noch Gläserklirren aus dem Malraum. Einer nach dem anderen läuft an ihm vorbei auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz und dann sieht er noch die kleine Rotgelockte von der Kasse. Sie verlässt gerade das Museum, hebt den Arm zum Gruß und ruft ihm beschwingt „Frohe Weihnachten“ zu.

Wärmer als das Kerzenlicht

Ich spürte, wie das kalte Nass der Schneeflocken mein Gesicht streifte.
Erinnerungen an vergangene Tage des Glücks besuchten mein Bewusstsein.
Ein kleines Mädchen mit braunen Haaren, dass mit ihrer Schwester neben dem
leuchtenden Weihnachtsbaum tanzte. Wohlige Gerüche von frisch gebackenen Keksen
und süßem Weihnachtspunsch erfüllten den Raum. Das strahlende Kerzenlicht spiegelte
sich in unseren Augen wieder. In diesem Moment war Glückseligkeit die Realität gewesen.

Der Schneefall wurde stärker und ich spürte die eisige Luft auf meinem Körper.
Mein Blick senkte sich auf die goldenen Buchstaben, auf dem kalten Marmor,
die den Namen meiner Schwester aufzeigten. Es war mir immer noch unbegreiflich,
dass sie nicht mehr hier war. Das sie woanders war.
Und egal wie oft ich mich auch fragte, wo dieses „woanders“ wohl sein möge,
ich kam nie auf eine Erklärung, die ich glauben konnte. Ich glaubte nicht an ein
Leben danach, an die Wiedergeburt oder daran, dass es einen friedvollen Himmel gab.

„Es geht mir gut“, der Wind flüsterte die Worte und ich dachte, jetzt ist es so weit:
Ich werde verrückt.
Hoffnungsvoll sag ich mich um und konnte, genau wie vor einer Stunde, niemanden
auf dem stillen Friedhof erblicken.
Wer hielt sich auch schon an Heiligabend auf dem Friedhof auf?
„Es geht mir gut“, wieder dieses flüstern.
Dieses Mal spürte ich dabei etwas. Es waren nicht die Tränen, die wie so üblich,
wenn ich hier saß, über mein Gesicht flossen. Es war irgendetwas unter meiner linken Brust.
Ein warmes Gefühl, gepaart mit einer Leichtigkeit, die ich lange nicht verspürt hatte.
Ich spürte die Anwesenheit meiner Schwester.
„Milly, bist du das?“, fragte ich tonlos. Wieder spürte ich die Wärme in meiner Oberweite.
Genauer gesagt, unter ihr. Dort, wo Millys Herz für mich schlug. Seit der Operation, die uns
als siamesische Zwillinge getrennt hatte und Milly ihr Leben für mich ließ, hatte ich sie nicht
mehr gespürt. Ich hatte mich einsam und leer gefühlt, ohne meine zweite Hälfte.

Doch heute, an diesem Heiligabend, in dieser kalten Weihnachtsluft, spürte ich sie in meinem Herzen.
„Fröhliche Weihnachten Milly“, sagte ich und lächelte in den Himmel hinauf.

Am Glühweinstand

C: „Ist dir eigentlich nicht fürchterlich warm in dem Ding?“

W: „Ach, man gewöhnt sich irgendwann daran.“

C: „Du siehst so albern damit aus.“

W: „Du nicht, oder was? Ist dir eigentlich bewusst, wie alt du bist? Kein Mensch nimmt dir noch das ‚Kind‘ ab.“

C: „Aber ich bin wenigstens echt. Du nicht.“

W: „Bitte? Dann frag mal die Kinder. Die kennen eher mich, als dich. So sieht es aus.“

C: „Trotzdem bist du nur eine Cola trinkende Werbefigur.“

W: „Ohne mich würdest du das morgen doch gar nicht schaffen, Kollege.“

C: „Wir sind keine Kollegen, bestenfalls eine Zweckgemeinschaft.“

W: „Egal, jedenfalls wird das morgen echt stressig.“

C: „Vermutlich wird wieder so Einiges schiefgehen.“

W: „Ist ja meistens so.“

C: „Dabei tun wir, was wir können.“

W: „Schön, dass du ‚wir‘ sagst.“

C: „Bilde dir da mal nicht zu viel drauf ein.“

Beide nehmen einen tiefen Schluck aus ihren Bechern.

W: „Haste gehört, der Baron wird heute 60.“

C: „Na, da kommt er ja aus dem Feiern nicht mehr raus! Heute Geburtstag, morgen Heiligabend, dann die Feiertage mit der Familie…“

W: „Vergiss es. Der Baron hat Corona. Gestern festgestellt.“

C: „Shit.“

W: „In seiner Familie gibt es mehrere andere Krankheitsfälle. Da fällt dieses Jahr alles aus.“

C: „Shit.“

W: „Du sagst es.“

C: „Geburtstage kann man nachfeiern. Weihnachten auch?“

W: „Wieso fragst du mich das? Du bist doch der Urheber des Ganzen!“

C: „Aber du bist ja ebenso involviert, irgendwie.“

W: „Also ich denke, das kann man machen.“

C: „So nach dem Motto: Nicht nur der Baron kann seine Geburtstagsfeier verschieben, sondern ich auch?“

W: „Wenn es die Umstände erfordern, warum nicht?“

C: „Wichtig ist ja die Weihnachtsbotschaft an sich.“

W: „Du sagst es.“

C: „Vielleicht kann der Baron wenigstens gut ins neue Jahr rutschen.“

W: „Wie denn, ohne Schnee?“

C: „Ach herrje, das kann man ja nur im Suff ertragen.“

W: „Willst du noch einen Glühwein?“

C: „Einer geht noch.“

W: „Du sagst es.“

Was schief gehen kann geht schief…

Es ist der 21.12. Nur noch drei Tage bis Weihnachten und dein Geschenk ist immer noch nicht da. Hoffentlich schafft mein Kumpel es noch, es rechtzeitig fertigzumachen. Ich bin so gespannt, was du dazu sagen wirst. Ich habe mich so überwinden müssen, um mich das zu trauen. Ob du das wissen wirst? Oder erzähle ich es dir vielleicht, nachdem du es bekommen hast? So oder so, ich hoffe, es bringt zum Ausdruck, was ich für dich empfinde und wie viel du mir bedeutest. Zweieinhalb Jahre voller Höhen und nur wenig Tiefen. Zweieinhalb Jahre voller Erinnerungen und gemeinsamen Erlebnissen. Und dann dein Liebesgeständnis vor ein paar Wochen. Endlich. Ja, ich finde, da hast du ein ganz besonderes Geschenk verdient. Ein Geschenk, dass dir hoffentlich zeigt, dass ich bei dir mutig sein kann, dass ich mich mit dir in jedes Abenteuer stürzen würde und dass vor uns eins der größten und schwersten Abenteuer liegt, das es gibt, aber dass ich mit dir gemeinsam bereit bin, diesen Weg zu gehen.
Es ist der 21.12. und es sind nur noch drei Tage bis Weihnachten. Ich fahre in die Stadt und besorge eine hübsche Geschenkschachtel für dein Geschenk. Ich stelle mir vor, wie ich sie mit einem hübschen Schleifenband verziere und einen bedeutungsvollen Text auf einen Geschenkanhänger aus Papier schreibe. Nichts zu Kitschiges. Aber genug Hinweis auf die Besonderheit dieses Geschenks, um deine Neugierde und Vorfreude zu wecken. Während ich an der Kasse stehe, überlege ich schon mal verschiedene Versionen. Leichtfüßig und lächelnd wünsche ich der Verkäuferin eine schöne Weihnachtszeit zum Abschied und bin selbst schon voller Vorfreude. Das schönste am Schenken ist eh die Reaktion der Beschenkten.
Es ist der 21.12. und es sind nur noch drei Tage bis Weihnachten. Auf dem Heimweg telefonieren wir, wie üblich. Wie jeden Tag. Und schon seit Tagen hab ich Angst mich zu verplappern. Zu verraten, dass ich ein Geschenk für dich habe. Wir reden über deinen Arbeitstag und das Wetter. Und über meinen Ausflug in die Stadt. Und dann erzählst du in einem Nebensatz, dass ihr am Morgen das Haus gekauft habt.

Es ist der 23.12. Vor zwei Tagen habe ich dir den Boden unter den Füßen weggezogen und mich von dir getrennt. Und heute, endlich, kam dein Geschenk an. Gott ist das schön geworden. Ach hätte ich doch nur die Möglichkeit gehabt dein Alltag zu sein, anstatt das Besondere, das Abenteuer, die Abwechslung, die Affäre.

Oh du Einsame!

Weihnachtsgeschichte, wie sie sich
in der DDR zugetragen haben könnte

Maria und Josef hatten sich während eines Treffens ihrer FDJ-Grundorganisationen kennengelernt.
Josef sah Maria in der Diskothek ihres Zeltlagers und lud sie zu einer Vita Cola ein, in die sie von dem mitgebrachten braunen Fusel eine ordentliche Portion schütteten, um in Stimmung zu kommen. Und sie kamen in Stimmung, sehr sogar.
Am Ende des Treffens tauschten beide noch ihre Postadressen aus und versprachen sich, sich bald wiederzusehen.
Maria bemerkte nach einigen Wochen, dass sie schwanger war. Sie schrieb Josef eine Postkarte, auf der stand, dass sie ihn unbedingt persönlich sehen müsse, denn es wäre etwas schiefgegangen.
Josef traf sich mit Maria und hörte, dass er Vater werden würde. Er war empört: „Mensch, Maria, konnteste nich aufpassen?“
„Wieso icke? Hast du gefragt, ob ich verhüte?“
„Nehmt ihr nicht alle die Pille?“, fragte Josef zurück.
„Nee, davon wird man fett!“
„Na toll! Lässt du jetzt abtreiben?“
„Vergiss es“, sagte Maria, „ich bekomme das Kind!“
„Wie stellste dir das vor?“, fragte Josef, schon völlig fertig.
Maria, ganz Jugendfreundin und überzeugte FDJlerin, klärte Josef über die sozialpolitischen Maßnahmen der DDR zur Förderung junger Ehen und Familien auf. Alles, was so auf den SED-Parteitagen beschlossen wurde. Josef hörte nur „Ehe“ und „Familie“, und ihm wurde schlecht.
Maria sagte: „Also, ich habe das so geplant! Ich bekomme erst mal das Kind und mache bis dahin mein Abi. Dann gehe ich mit dem Kind zum Studium. Da ziehe ich in ein Wohnheim mit Mütterzimmern. Du kannst uns jedes Wochenende besuchen. Das Kind kommt in die Krippe, wenn ich in der Uni sitze. Du musst ja erst noch zur Fahne, aber das kriegen wir hin. Dann wird geheiratet, damit wir schnell eine Wohnung bekommen. Spätestens, wenn das Kind zur Schule kommt, haben wir das geschafft!“
Josef begriff in diesem Moment, dass sein Leben eine Wendung genommen hatte, die er nicht geplant hatte und die er nicht mehr ändern konnte.
Das Kind wurde am 24. Dezember geboren. Es war ein Junge. Die Großeltern, die erst wenig begeistert gewesen waren, kamen nun mit Geschenken und sicherten ihren Kindern jede Hilfe zu. Auch Marias Erweiterte Oberschule und Josefs staatlicher Lehrbetrieb, in dem er eine Zimmermannslehre absolvierte, unterstützten die junge Familie. Man hatte sogar außerplanmäßig Holz für eine Kinderwiege auftreiben können und half Josef dabei, sie zu zimmern.
Im Frühjahr dann gab es eine sozialistische Eheschließung. Nach nur drei Jahren bezog die Familie eine Zweiraumwohnung in der „Platte“. Das Leben lief nach Plan und Maria und Josef waren zufrieden.
Nur ihr Sohn war nicht zufrieden. Er träumte von einem anderen, einem freien Leben. Und das verwirklichte er sich auch. Aber da war er schon in seinen Zwanzigern und änderte mit Gleichgesinnten die Weltordnung seiner Eltern.

2019

Auf dem letzten Pfiff

Es war endlich vorbei. Dem Chaos entkommen. Diese Schlacht um die Geschenke gewonnen. Nichts vergessen. Ich war auf dem Weihnachtsmarkt und wartete am Glühweinstand auf mein Heißgetränk.
Überall wuselten Menschen umher, anders als vor ein … zwei Jahren. Da gab es nur vereinzelte Buden und weniger Leute. Es kam keine richtige Weihnachtsstimmung auf. Mein sah nirgends fröhliche und lächelnde Gesichter. Alle waren versteckt hinter den Masken, die man trug, zum Schutz gegen den Coronavirus.
Dankend nahm ich den Becher entgegen, zahlte und nippte am Glühwein. Die Stofftasche mit den letzten Geschenken und Einkäufen hatte ich mir zwischen die Beine geklemmt. Mir kam so ein unsinniger Gedanken: „Wenn jeder nur an sich denkt, ist an jeden gedacht!“
Undenkbar! Für mich! Ich habe in meinem ganzen Leben nie auch nur einmal nur an mich gedacht. Was wahrscheinlich ein Grund war, dass ich beruflich nie weiter kam. Zum Beispiel wurde mir der Posten als Schrauber-Wart angeboten, und ich brauchte nicht lange, um zu überlegen, da fiel mir ein guter und junger Kollege ein. In unserem Abschnitt gab es Kollegen und Kolleginnen, die grüppchenweise befreundet sind. Jens war in meiner Gruppe und wir waren dicke miteinander. Da ich höchstens drei Jahre bis zum Vorruhestand hatte, fand ich es besser, diesen Job Jens zu überlassen, denn der hatte drei Jahrzehnte vor sich. Der vormalige Schrauber-Wart wartete die Maschinen ein viertel Jahrhundert lang, bevor er in Rente war. Die Wahrscheinlichkeit das Jens den Posten bekam, war gleich null. Man brauchte das bekannte Vitamin B. Mein Vorgesetzter meinte später, als wir, der Kern unserer Truppe zusammen essen gegangen sind: „Claus, du bist ein Arbeiter-Samariter.“ Wir lachten alle.
Nach dieser Erinnerung hatte ich mein Glühwein geleert und gab die Tasse am Stand zurück. Ich bückte mich nach meiner Tasche.
„Oh Gott! Sie ist weg!“, rief ich so laut, dass man sich nach mir umdrehte. Mir wurde siedend heiß. Ich blickte gehetzt umher. Nichts zu sehen. Nur Menschen mit fröhlichen Gesichtern, Eltern mit Kindern und Zuckerwatte.
Polizei? Ich sah auf das Handy, zwanzig nach eins, und um vierzehn Uhr schlossen die Geschäfte. Bis zur Galleria bauche ich zehn Minuten, denke ich. Scheiß drauf!
Ich rannte los. Stürmte in den nächsten Laden: eine Handtasche für meine Frau. Raus. Rein in das zweite Geschäft: Nintendo Switch für den Sohnemann. Die Kreditkarte glühte. Wein! Ich brauchte Wein fürs Festessen. Viertel vor zwei.
„Welchen Wein wollen Sie?“, fragt mich der Händler aus dem Weinkontor. Ich zucke mit den Schultern. Dann fiel mir ein, dass es ein Baden – Badener Pinot Noir ist, den meine Frau mir auftrug mitzubringen.
Als ich den Weinhändler verließ, dachte ich krampfhaft nach, was noch fehlte. Mir fiel nichts ein, der Kopf rauschte vor Leere. Es war jetzt sowieso zu spät. Zwei Uhr. Erschöpft, von dem Einkaufsstress schlurfte ich zum Parkhaus. Fand den Parkplatz, nachdem ich mehrere Male falsch lag, des Autos und fuhr heim.
„Hast du alles bekommen?“, war das Erste, was sie mich fragte, als ich die Wohnung betrat. Ich dachte nach, von den Geschenken abgesehen, das wusste sie ja gar nicht, war nur eine Flasche Rotwein und
Ich kramte einen Einkaufszettel aus meiner Jacke und las:

1 Duftkerze Himbeere

1 x Massage Steine Hot Stones

1 Leipziger Christstollen

1 Rotwein Pinot Noir

„Den Wein hab ich“, sagte ich stolz und dann erzählte ich, von dem Pech mit der Tasche. „Es war alles dabei. Doch ich habe anschließend den Rest vergessen.“
Sie gab mir einen Kuss.
„Was wir nicht haben, brauchen wir auch nicht“, sagte sie lächelnd. Über die Geschenke freuten sich mein Sohn und meine Frau sehr.

An der Krippe

Ich sah auf einem alten Bild
In einem Stall ein junges Paar
Im Arm der Frau ein kleines Kind,
Das sie gerade erst gebar.

Ringsum rabenschwarze Nacht,
Schaut man dann genauer hin
Ein Stern, der einsam draußen wacht,
Und drinnen Ochs und Eselin.

Ein Ochse fragt und denkt nicht viel,
Er zieht den Pflug und geht im Joch,
Tut seine Arbeit treu und stumm –
Wie menschlich ist ein Ochse doch.

Vom Esel sagt man, er sei dumm
Ein Dickkopf, störrisch, schwierig eben.
Für andere schleppt er sich krumm –
Es soll auch sture Menschen geben.

Ich denk´ dran, wie das weiterging:
Die Sterne standen schlecht für ihn,
Da hat der König Angst gekriegt,
Die Macht schlug zu und Kinder schrie´n.

Marias Kind hat überlebt,
sein Vater hat so was geahnt,
er floh mit Esel, Frau und Sohn
Und wurd´ im Süden Asylant.

Zweitausend Jahre ist das her,
wir feiern wieder, dass es kracht.
In jeder Wohnung stirbt ein Baum,
Ein Lichtermeer erhellt die Nacht.

Die Stadt ist dicht, der Umsatz blüht,
Kinder säuseln Weihnachtslieder,
Mit Macht schlägt unser Wohlstand zu,
Ganz so, wie alle Jahre wieder.

Wir schenken teuer, braten Gänse,
Tauschen Wünsche, freu´n uns mäßig,
Verzweifelt sucht man Kassenbons
Und ist ganz fürchterlich gefräßig.

Wir sind zufrieden, satt und voll,
es ist idyllisch familiär.
Wer heute Abend keinen hat,
wer fremd ist, hat es bei uns schwer.

Wir geh´n zur Kirche, an der Krippe
Betrachten wir das Kind darin.
Ich denk´, dort steh´n auch heute noch
Vor allem Ochs´ und Eselin!

Weihnachten ohne Erwartungen

Ausnahmsweise habe ich heuer den Heiligen Abend total unvoreingenommen auf mich zu kommen lassen. Die letzten Jahre waren voller Enttäuschungen. Zu hochgeschraubte Erwartungen. Zu viel Rührseligkeit. Und dann noch die tiefen Gräben, die die Pandemiediskussionen mit sich gebracht haben. Das wollte ich nicht schon wieder haben.
Bisher war Weihnachten ein familiäres, besinnliches Fest. Ich liebe es, etwas zu schenken und auch beschenkt zu werden. Wobei es gar nicht so wichtig ist, was ich bekomme. Der gute Wille zählt. Ich mag das Gefühl, dass sich jemand den Kopf darüber zerbrochen hat, womit er mir eine Freude bereiten könnte und dass die ganze Familie zusammenkommt. Gekommen ist es dann immer anders.
Deshalb gab es bei mir heuer weder weihnachtliche Deko im Haus, noch Lichterketten draußen. Kein Keksebacken und keinen Weihnachtsputz. Noch nicht einmal Ausräuchern war ich, obwohl ich das so gerne mag. Dafür habe ich jeden Tag auf Facebook einen philosophischen Spruch ausgesucht und geteilt. Ein Versuch, mehr Achtsamkeit und Bewusstheit unter die Menschen zu bringen. Bei mir selbst hat es tatsächlich gewirkt.
Ganz ohne auf Nadeln zu sitzen, habe ich akzeptiert, dass nicht alles nach Plan laufen muss. Dass die Welt nicht untergeht, nur weil sich der kleine Neffe eine viertel Stunde vor der Bescherung den Kopf so stark am Sessel stößt, dass er in der Notaufnahme genäht werden muss. Dass die andere Seite der Familie deshalb schon längst mit dem feierlichen Teil (Räuchern, Kerzen- und Sternspritzeranzünden, vielstimmiges O Tannenbaum Singen, …) fertig war, als ich endlich eingetrudelt bin. Dass vom Essen nichts übrig war und es das übliche Gezanke gab. Dass der Regen den ganzen Schnee zwei Tage vor Weihnachten weggewaschen hat und die Nachbarn schon einmal ein paar Silvester-Kracher ausprobiert haben.
Ich glaube, das war mein entspanntestes Weihnachten seit vielen, vielen Jahren und so werde ich das gerne nächstes Jahr auch wieder halten.

Verkehrt herum

Elsa saß auf der Couch und schaute auf die Uhr. Gleich würde die Familie kommen. Am meisten freute sie sich auf Cedric, ihren Lieblingsenkel.

Der Tisch war gedeckt, der Baum geschmückt und die Geschenke stapelten sich auf dem Beistelltisch. Ihr Blick fiel auf den Karton in der Ecke. Da bewahrte sie den Weihnachtsschmuck drin auf, der konnte da nicht stehen bleiben.
Sie stand auf, um die Kiste wegzuräumen, aber es waren noch Sachen darin. Die hatte sie ganz vergessen! Den Elch stellte sie auf die Anrichte, die Sterne und Engel auf die Fensterbank. Der hölzerne Schriftzug ‚Merry Christmas’ gehörte außen an die Wohnungstür, wo der alte Nagel schon wartete. In der Küche setzte sie dann Teewasser auf, startete die Kaffeemaschine.

Als sie zurück ins Wohnzimmer kam, blieb sie stehen und schlug die Hand vor den Mund. Der Weihnachtsbaum war weg. Nicht richtig weg, sondern im Parkett versunken. Elsa beugte sich über das, was von ihm übrig geblieben war. Ein roter Rand vom Topf und haarige Wurzeln. Kein Tannengrün, keine Kugeln, keine Lichterkette.

Es klingelte. Der Wasserkocher begann zu pfeifen. Elsa raufte sich die Haare, unfähig etwas zu tun. Es schellte noch einmal. Jemand rumste mit der Faust gegen die Tür. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss.

Zwei Enkelkinder umarmten Elsa stürmisch. Jan, ihr Schwiegersohn, rief aus der Küche: „Das Wasser kocht schon längst!“
Hanna, ihre Tochter, trat neben sie. „Warum machst du nicht auf?“ Ihr Blick fiel auf den Boden. „Was ist das denn?“

Bevor Elsa etwas erwidern konnte, klingelte es erneut. Jan rief: „Ich gehe, das ist Cedric. Ist wieder gewachsen, der Junge! Wirst du gleich sehen!“

Aber es waren die Leute von unten drunter. „Das ist ja unerhört!“, keifte Frau Müller. „Über unserem Esstisch hängt ein Baum! Was, wenn der auf den Gänsebraten nadelt?“
„Unerhört“, nuschelte Herr Müller und nickte.

Nun standen alle im Kreis um die Baumreste herum und schauten Elsa an. Sie fragte sich, wie der Baum das gemacht hatte, dass mit dem im Boden versinken. Frau Müller zeigte auf Elsa: „Sie gehört längst in ein Heim! Sieht man doch!“

Da klingelte es erneut. Diesmal war es Cedric. Er umarmte Elsa. Sein Blick fiel auf den Boden in der Kreismitte und er lachte. „Mensch Oma, warte mal.“ Er verließ das Zimmer und sie hörten, wie die Wohnungstür sich öffnete und wieder schloss.

Im Boden knirschte es und die Wurzeln schoben sich wie Aale umeinander. Alle wichen zurück. Der rote Topf stülpte sich aus dem Parkett, der Tannenstamm reckte sich in die Höhe. In den grünen Ästen schaukelten die Kugeln und die Lichterkette verhedderte sich, als die Baumspitze sich aufrichtete.

„Alles wieder gut!“, sagte Cedric, der sich neben Elsa in den Kreis gedrängt hatte.
Elsa strahlte ihren Enkel an. „Wie hast du das gemacht?“
„Du hattest einfach nur das Schild ‚Merry Christmas’ falsch herum aufgehängt.“

Was alles schief gehen kann.

Der Heilige Abend 1979 war endlich da. Erwartungsvoll warteten wir auf den großen Moment, wo wir die Geschenke auspacken konnten. Aber in diesem Jahr war alles anders. Wir betraten das Wohnzimmer mit leuchtenden Augen und bestaunten unseren übergroßen Baum, deren Spitze bis zur Decke reichte. Am Abend zuvor hatten wir ihn geschmückt und die kahlen Stellen mit zusätzlichen Ästen ausgebessert. Zu DDR-Zeiten gab es kein Wunschprogramm. Glücklich überhaupt eine Tanne zu bekommen, musste man nehmen, was es gab. Also wurde aus zwei Bäumen einer gebastelt, der unseren Bedürfnissen angepasst war. Was ich vom Weihnachtsmann bekam weiß ich heute nicht mehr, aber dafür ist mir dieser Tag in anderen Details in Erinnerung geblieben. Nach der Bescherung gab es das typische Essen Kartoffelsalat mit Bockwürstchen. Die Tafel, an der wir uns zusammensetzten, stand vor dem Baum und erleuchtete unser Mahl. Meine Oma, die ihrem Alter entsprechend als Erste den Teller verputzt hatte, sah zufrieden mit vollem Bauch in die Runde. Ich saß neben meiner Schwester und freute mich auf den ersten Bissen, als die Katastrophe ihren Lauf nahm. Der Baum durch die zusätzliche Last der Zweige geriet in Schieflage. Langsam in Zeitlupentempo verlagerte dieser seinen Schwerpunkt Richtung Tisch. Unfähig zu glauben, was sich vor unseren Augen abspielte, waren wir alle unfähig aufzuspringen und der Katastrophe Einhalt zu gebieten. Die schönsten und größten Kugeln hingen immer oben, da meine Mutter Angst hatte, wir könnten daran kommen und sie würden herunterfallen. Eben diese landeten mit den Nadeln und Kerzen auf dem Tisch. Kartoffelsalat und Bockwürstchen mit Splittern und Nadeln gespickt landeten nicht in unseren Bäuchen, sondern im Müll. Und wie in vielen Familien üblich diskutierten wir darüber, wer für diesem Dilemma verantwortlich war. Mein Vati wies alle Schuld von sich. Schließlich hatte er dafür gesorgt, dass aus der Krücke ein anschaulicher Baum wurde. Die Bindfäden an der Wand, die dieses Ereignis vermeiden sollte, baumelten in kurzen Stücken an der Wand und in den Zweigen. Ja der Strick hatte schon bessere Zeiten erlebt und war nach unzähliger Benutzung porös geworden. Es war die zeit der dauerhaften Wiederverwendung, wo nichts weggeworfen wurde. Und so kam es, dass der Baum, der nun mit dicken Seilen in seine Position zurück gehievt wurde, ohne Kugeln nur mit der Lichterkette unseren Heiligen Abend ausleuchtete. Auf die Wachskerzen verzichteten wir in diesem Jahr.

Heilig Abend. Ein Tag im Jahr dem ich mit gemischten Gefühlen entgegenstehe.
Einerseits Geschenke, und davon nicht gerade wenige, andererseits: Familie.
Und jedes Jahr findet die Familienfeier bei uns statt, ich hasse es. Das ganze Gegacker, die Musik, die Hektik, die Anzahl an Menschen. Absolut nicht mein Ding.

Punkt 16:00 Uhr, an der Tür klingelt es. Vom Wohnzimmer aus kann ich schon die zu grelle Stimme meiner Tante Andrea erkennen, hinter ihr das grummeln eines Mannes. Vermutlich Bernd, ihr dritter Ehemann. Was mit den zwei vor ihm geschehen ist, scheint er noch nicht hinterfragt zu haben. Besser ist es. Für ihn.
Sie kommt durch die Wohnzimmertür mit geöffneten Armen und gespitzten, roten und viel zu feuchten Lippen zielstrebig auf mich zu. Ich kann gerade so ein Würgen unterdrücken.
Sie nimmt mich in Ihre Arme und drückt mir einen ordentlichen Schmatzer auf die Backe. Es ist so Nass. AAARG.

Noch schlimmer als Tante Andrea ist aber Tante Monika. Die zweite Schwester meiner Mutter und auch die älteste. Und diese kann ich aus dem Fenster in den Hof einlaufen sehen. Alleine, natürlich.
Ich hatte sehr gehofft, dass sie sich auf dem leider sehr kurzen Weg von ihrem Haus zu unserem, beide Beine brechen würde, aber das Glück scheint heute mal wieder nicht auf meiner Seite zu sein.
Kurz nach ihr folgen alle weiteren Gäste. Onkel Bruno, mit seiner Frau und deren Kinder die beide deutlich älter sind als ich. Aber sie scheinen hier das kleinste Übel zu sein.

Nachdem sich alle im Flur begrüßt und umarmt haben, machen sie bei mir weiter. Leider auch Monika. Sie nimmt mich ebenfalls in den Arm, mit ihrer gewohnten Arroganz und mit einer Duftwolke von ihrem Parfüm, die wohl den Zigarettengeruch bedecken soll. Ich rieche es trotzdem. Ich habe es immer gerochen. Sie hat bereits eine sehr dominante Fahne und wenn ich mich nicht täusche, kann ich durch ihr hautenges kurzes Kleid den Abdruck eines Flachmanns erkennen. Auch das überrascht mich nicht.
Als sich alle an den Esstisch begeben bleibe ich auf dem Teppich vor dem Sofa sitzen und versuche meine Übelkeit und meine Wut unter Kontrolle zu bekommen, während ich schon höre wie Monika ausholt und von all den Urlauben und Männern erzählt, die sie im letzten Jahr kennengelernt zu haben scheint. Wo sind dann bitte die ganzen Männer, MONIKA?!

Im nächsten Moment kommt meine Mutter, samt Schnuller und Fläschchen in der Hand auf mich zu. Endlich bringt sie mich ins Bett, ich halte es keine Sekunde länger hier aus. Das ist der Vorteil, wenn man einfach ein Baby ist und seit Jahren bleibt. Zu meinem Glück hat bisher niemand die Tatsache in Frage gestellt.

Spieglein, Spieglein blank und fein – wer soll meine Liebste sein?

Königin Schneewittchen von Siebenbergen war noch schöner geworden seit ihrer Hochzeit mit Prinz Sanftkühn, dem Bruder des Königs Rostbart, Herrscher von Burgenstolz, dem Nachbarreich. Sanftkühn war Schneewittchens geliebter Prinzgemahl und ihr erster Berater in allen Staatsangelegenheiten.
Das Leben hätte so schön sein können, im ganzen Land und allüberall, wären nicht die Zauberspiegel gewesen.

Sicher erinnert ihr euch noch an das „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?
Das war der Bedienspruch des Spiegels „Neid und Narziss“. Schneewittchens Stiefmutter hatte ihn in ihrer Wut zerbrochen. Aber das zerstört einen solchen Spiegel nicht. Jederzeit kann er an unvorhersehbarer Stelle seine unheilvolle Auferstehung feiern.

Derzeit aber bedrohte den Frieden ein anderer Zauberspiegel: „Gier und Missgunst“. Ein unbekannter böser Geist hatte ihn Schneewittchens Schwager König Rostbart in die Hände gespielt.

„Spieglein, Spieglein blank und fein – wer soll meine Liebste sein?“, fragte der König allabendlich seinen Spiegel, nachdem er sich in seine Gemächer zurückgezogen hatte.
„Schneewittchen ist für dich bestimmt – zu Unrecht sie dein Bruder nimmt. Hole heim, was dein, so wirst du immer glücklich sein!“

Diese Nachricht des Zauberspiegels treibt Rostbart von Tag zu Tag mehr um, und er lässt zum Krieg rüsten. „Si vis pacem para bellum“ ist der Merkspruch der Rekruter. Alle wehrhaften Männer des Landes werden zur Armee eingezogen und es kann nicht mehr lange dauern, bis der Krieg ausbrechen wird.

Inzwischen, über den sieben Bergen bei den sieben Zwergen:
Auch bei den Zwergen gibt es ein Problem, das mit einem Zauberspiegel zu tun hat. Benni, der kleinste und jüngste Zwerg, hat auch einen Zauberspiegel gefunden. In einem verborgenen, längst verwaisten Stollen, ganz tief im Berg. Sein Name: „Ich seh etwas, was Du nicht siehst!“
Sein Bedienspruch lautet (das stand auf einem Wachstäfelchen, das an ihm befestigt war):
„Spieglein, Spieglein blank und fein, wer bin ich, was will ich sein?“
Aber dieser Spiegel antwortete nicht, er zeigte nur ein Bild, das nicht den Betrachter widerspiegelte, so wie er war, sondern so, wie der Spiegel fand, dass er sein sollte.

Benni wurde von Tag zu Tag nachdenklicher und trauriger. Eines Tages fragte er Hampel, ob es denn eine Krankheit wäre, wenn man kein Pimmelchen hätte.
„Ja, lachte der. Die Krankheit heißt Frau!“
Lachend und kopfschüttelnd zog er von dannen.

Benni fragte Boss, was denn geschähe, wenn er kein Zwerg mehr wäre, sondern ein Zwergenmädchen.
„Dann müsstest Du auf der anderen Seite des Berges leben, im Land Burgenstolz. Nur einmal im Jahr, zur Sommersonnenwende, treffen sich Zwergenfrauen und Zwerge in der Mitte des Berges, zu einem Fest. Von den Kindern, die sie gebären, kommen die Jungen im Alter von sieben Jahren zu uns. Die Mädchen bleiben auf der anderen Seite.“

In seiner Not vertraute Benni dem Boss sein ganzes Geheimnis an und zeigte ihm den Spiegel. Der schlief eine Nacht darüber einen unruhigen durch viele Wachphasen unterbrochenen Schlaf.
Am nächsten Morgen ergriff er seine Maßnahmen. Mit Hilfe der Zwergenfrauen im Nachbarland gelang es den Zwergen, Rostbarts Zauberspiegel durch den von Benni zu ersetzen. Der Spiegel „Gier und Missgunst“ wurde tief in einem alten verlassenen Bergwerksstollen versteckt.

Erst dachte Rostbart, der Zauberspiegel wäre kaputt gegangen, als er ihm, statt zu antworten, nur immer das Bild eines wunderschönen Baumes zeigte. Es war die Weide im Innenhof seiner Burg. Schließlich begriff er.

Es dauerte nicht lange, da wurde die feindliche Armee wieder abgerüstet. König Rostbart schlief fortan bei offenem Fenster mit Blick auf die wunderschöne Weide. Den größten Teil des Tages verbrachte er unter ihrer stattlichen Krone. Er wollte sich schier nicht mehr von ihr trennen.

Zum Weihnachtsfest kamen Königin Schneewittchen und Prinzgemahl Sanftkühn über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, denen sie innig verbunden waren, seit sie sich dort kennengelernt hatten. Alles hatte sich wieder zum Guten gewendet. Der Krieg war abgeblasen, die sieben Zwerge mussten nicht ihren Namen ändern, denn Benni wollte kein Zwergenmädchen mehr sein. Der königliche Schwager hatte jedes Interesse an Schneewittchen verloren.

Aber die Zukunft liegt im Dunkel. Ein Wahrsager von Siebenbergen erzählt von einer Zeit, in der der Spiegel „Neid und Narziss“ und der Spiegel „„Gier und Missgunst“ gleichzeitig in die Hände des russischen Zaren Putin des Ersten fielen.

Bleibt nur zu hoffen, dass auch der Spiegel „Ich seh etwas, was Du nicht siehst!“ Den Weg zu ihm findet. Oder? Was würde Putin wohl darin sehen? Am Ende „KingKong“ oder „Gozzilla“?

Lieber Weihnachtsmann,

zu Weihnachten wünsche ich mir

  • Leckermäulchen, das Pferd von Barbie, das einen echten Magneten in der Schnute hat, so dass es wirklich Heu fressen kann
  • den pinken Barbie-Stall, damit Leckermäulchen es warm und kuschelig hat.

So sah mein Wunschzettel vor 25 Jahren aus.
Heute sieht es in meinem Kopf hingegen so aus:

Ich wünsche mir, wieder in absoluter Sicherheit zu leben. In meinem eigenen Bullerbü-Dorf im Herzen. Ohne Krieg. Ohne Leid. Ohne Angst. Ohne Tod. Ohne diese „was wäre wenn“-Gedanken, die mich umtreiben. Ich möchte mit rosigen Wangen lachend in den Schnee plumpsen und mit meinen Armen und Beinen gleichzeitig einen Schneeengel erschaffen. Ich möchte Schneeballschlachten schlagen und in der Weihnachtsbäckerei pfeifend Plätzchen verzieren. Ich möchte meine Hände an einer heißen Tasse Tee wärmen und gleichzeitig auf die Flammen im Kamin blicken. Ich möchte den Duft von frischem Käsekuchen in meiner Nase und den Gedanken daran, wie der rohe Teig aus der Schüssel schmeckt. Ich möchte den erdig-harzigen Geruch von Tannen und ausgedehnte lange Waldspaziergänge. Ich möchte das Knirschen des Schnees unter meinen Schuhen. Ich möchte das Geräusch des Nordlichts. Ich möchte Frieden.

Es ist Winterzeit, die Nächte sind lang,
die Kälte zieht ins Haus, doch keine Bang.
Denn bald ist Weihnachten, das Fest der Liebe,
die Familie kommt zusammen, es wird sich freuen.

Der Tannenbaum steht im Wohnzimmer,
seine Zweige sind schwer von vielen Schimmer.
Die Geschenke sind versteckt, die Vorfreude groß,
bis endlich der Heilige Abend ist, der Höhepunkt.

Es gibt Plätzchen und Glühwein, Gesang und Tanzen,
die Herzen sind warm, es ist eine Pracht.
Das Fest der Geburt Jesu wird gefeiert,
mit Liebe und Freude, es wird herrlich sein.

Möge dieses Weihnachten voller Frieden sein,
in Harmonie und Freude, ganz ohne Pein.
Es ist eine Zeit der Besinnlichkeit,
und der Liebe, die in uns allen sitzt.

Alle Jahre wieder

Ich hatte ein schönes Leben. Ein geräumiges Haus und immer einen vollen Kühlschrank. Und ich hatte Nicole, ein Prachtexemplar von einer Frau. Ihre langen Beine, ihre schmale Taille und ihr gebärfreudiges Becken raubten mir die Sinne. Ich schmolz dahin, wenn sie ihr taillenlanges pechschwarzes Haar bürstete oder ihre prallen Brüste mit einer Lotion salbte. Wir liebten uns. Ich konnte mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Nur die Tristes des Alltags hatte uns eingeholt. Jeder Tag glich dem Anderen. Es gab für mich bloß eine Zeit, in der ich der Gleichheit entfliehen konnte: die Weihnachtszeit.
Die Straßen eingehüllt in festlichen Lichtern, das Radio dudelte schmachtende Lieder und in der Küche roch es nach Zimt und Nelken.

Nicole betrat, einzig von einem Badetuch bedeckt, das Schlafzimmer. Ich lag, sie anlächelnd, auf dem Bett. Sie schritt – die letzte Hülle glitt von ihrem aufreizenden Körper – auf mich zu. „Bist du schon müde. Wir haben heute noch was vor“, raunte sie, dabei zwinkerte sie.
Sie griff nach ihrem Büstenhalter, der zu oberst auf einem Stapel Kleidung lag. Den roten Büstenhalter mit der scharfen Spitze und den lütten Sternchen, den sie bloß zur Weihnachtszeit trug. Nachdem sie die roten Strapse an ihrer verführerischen Taille befestigt hatte, stellte sie ihr rechtes Bein neben meinen Kopf. Ich konnte ihre Grotte sehen, sie riechen. Sie wusste, wie sie mich damit anmachte. Das Bein, die Hüfte schwingend, streifte sie die feinen, gemusterten Strümpfe über ihr erotisches Bein. Anschließend vollführte sie die Kunst mit dem anderen. Erst danach schlüpfte sie in den knappen Slip. Ich fand, dass es komisch aussah, sie der Ansicht, es sei praktischer, den Slip über den Strapsen zu tragen. Sie musste es wissen.
Nicole bemalte ihre Lippen tiefrot und den Rest des zarten Gesichtes. Mich dabei im Spiegel in einer Art beobachtend, die mich erregte. Sie tat es einzig für mich. Während sie ihr rotes, kaum den Körper bedeckendes Kleid – das mit dem weißen flauschigen Besatz – überstreifte, erschien Karl, ihr Diener und brachte ihr die roten hohen Lackstiefel.
Karl, in einen schwarzen Anzug gehüllte, diente ihr wie jedes Jahr als Knecht. Er stellte sich hinter sie und hauchte ihr einen Kuss auf den Hals, schloss das Kleid.
Ich konnte Karl nicht riechen, aber wenn es Nicole gefiel, von ihm abgeleckt zu werden, wollte ich ihr nicht zürnen. Sie stieg in die Stiefel, bevor beide Hand in Hand das Schlafzimmer verließen.

Es war still im Haus, als ich ins Wohnzimmer kam. Der Fernseher verbreitete mit seinem Licht eine gemütliche, heimliche Atmosphäre, in der ich gern verweilte. Mir eine Auszeit gab, nicht darüber nachdachte, was Nicole und Karl anstellten. Es war Weihnachten, die Zeit der Vergebung.
Ich machte es mir auf dem Sofa bequem und sah eine alte Weihnachtsschnulze, bis ein grelles weißes Licht durch die Terrassentür strahlte und das Zimmer taghell ausleuchtete. Die Stunde war ran. Ich ging zur Tür, öffnete sie und im selben Wimpernschlag sah ich die Kameraden, den Schlitten, Karl an ihrer Seite, während sie die Zügel hielt und „komm Rudolf, es geht los“ rief.

Rübis und Stübis feiern Weihnachten

Rübis und Stübis sind zwei kleine Zipfelmützenzwerge. Sie wohnen mitten im Märliwald an einer grossen Waldlichtung. Bei der mächtigen Eiche unter einer Wurzel haben sie ihre kleine Wohnung. Rübis trägt eine weisse Zipfelmütze und Stübis eine rote Zipfelmütze.

Rübis und Stübis schmücken ihren Weihnachtsbaum. Draussen im Wald schneit es ununterbrochen und alle Bäume, Büsche und Fuchshöhlen sind dick mit Schnee bedeckt. Morgen ist endlich Weihnachtstag.
Rübis hängt gerade eine Weihnachtskugel an einen grossen Ast. Während er sich in der Kugel spiegelt und lustige Grimassen zieht, kann Stübis es einfach nicht lassen: Er schnappt Rübis Zipfelmütze und hängt sie hoch im Tannenbaum an einen Zweig:
„Schau mal Rübis, die schöne weiße Weihnachtskugel da oben. Die sieht komisch aus. Ist das nicht deine Zipfelmütze?“
„Oh, oh, oh! Gib mir sofort meine Zipfelmütze wieder. Die wird schmutzig. Die muss für Weihnachten schön weiss sein!“
„Nimm sie dir, wenn du kannst“, neckt Stübis, reißt sie vom Tannenzweig und flitzt damit davon. Daraufhin rennen die beiden 57 Mal um den Weihnachtsbaum – dann ist ihnen ziemlich schwindlig und sie müssen sich hinsetzen. Rübis nimmt sich grimmig seine Zipfelmütze zurück und zieht sie sich rasch wieder über seinen Kopf.
Später am Abend ist der Baum endlich fertig geschmückt. Die Kugeln glitzern festlich und am Boden, schön aufgestapelt, liegen die Geschenke parat – hübsch verziehrt mit bunten Schleifen.
„Oh wie schön das aussieht“, sagt Rübis und jauchzt voller Freude. Und auch Stübis ist schon aufgeregt und kann es kaum erwarten, bald Weihnachten zu feiern.

Am nächsten Morgen trippeln Rübis und Stübis die Treppe hinunter und blicken auf ihren wunderschönen Weihnachtsbaum.
„Aaah!“, schreit Stübis. Und Rübis schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und kreischt:
„Neeeiiin! Wo ist den unser Weihnachtsbaum? Und wo sind die Geschenke? Alles weg!“
Uns so ist es: Die Stube ist kahl und der Platz wo der Weihnachtsbaum stand leer. Sie können es kaum fassen - jemand hat ihnen Weihnachten gestohlen!
„Ui, ui, ui schau dir das an“, meint Rübis und zeigt auf eine Glitzerspur am Boden. Die zieht sich quer durch die Stube und führt weiter zur Eingangstür. Im Garten sehen sie eine rote Weihnachtskugel im Schnee liegen und etwas dahinter einen roten Glitterstreifen.
„Das ist doch mein roter Lieblingsglitter! Und dort sind Spuren im Schnee! Wohin die wohl gehen?“, fragt sich Stübis. Rübis wischt sich eine dicke Träne aus den Augen.
„Oh weh, wer war das bloss? Wieso macht jemand sowas?“
„Sei nicht traurig. Wir suchen den Dieb. Das wird wie Fährtenlesen von Fuchsspuren, nur dass es diesmal ein Weihnachtsdieb ist. Komm schon, wir wollen doch heute Weihnachten feiern.“

Die Fährte zieht sich kreuz und quer durch den Märliwald. Überall hat der Dieb seine Fussstapfen hinterlassen und Kugeln, Schleifen und Geschenke verloren. Sein Sack hat wohl ein Loch?
Bald stossen die Zipfelmützenzwerge auf eine Erdhöhle. Der Eingang ist von oben bis unten voll mit Glitter. Hier müssen sie richtig sein, hier muss ihre Weihnacht versteckt sein. Mutig schlüpfen Rübis und Stübis durch das schwarze Loch hindurch. Was sie wohl erwartet? Sie wissen es nicht. Plötzlich hören sie hinten im Höhlengang ein leises Wimmern und Schluchzen. Dann erkennen sie in der Dunkelheit eine Gestalt. Die sitzt bei Kerzenschein in einer grossen Halle inmitten von Bergen aus Leuchtketten, Kerzen, Weihnachtskugeln, Glitter, Engelshaar und unzähligen Geschenken und Weihnachtsbäumen. Vor dem Wesen hat sich auf der Erde eine kleine Pfütze gebildet. Das schwarze Hutzelfell glitzert im schummrigen Licht. Als das Wesen aufsieht, läuft ihm Rotz aus der Nase, die Augen sind gerötet und es sieht furchtbar traurig aus.
„Ei, ei, ei! Geht es dir nicht gut? Was ist denn mit dir los? Können wir helfen?“
„Wuah“, brüllt das Hutzel-Geschöpf, wobei weitere Tränen in den kleinen See fallen.
„Du“, fragt Rübis, „hast du unsere Weihnachten versteckt?“
„Ja. Ich will keine Weihnachten haben. Niemand soll Weihnachten feiern!“, sagt das Hutzel-Geschöpf.
„Ja aber, du hast doch hier die grösste Weihnacht von allen. Schau mal die vielen Tannenbäume, Lichtgirlanden und Weihnachtskugeln. Du musst die Sachen wieder zurückbringen, sonst sind alle Waldbewohner traurig“, meint Stübis.
„Ja, ja, genau das musst du tun“, sagt Rübis, „Aber weißt du was? Da bleibt gar nicht genug Zeit zum Zurückbringen.“
„Komm, lass dir mal den Rotz wegputzen und dann erzähl, warum du so traurig bist und allen Waldbewohnern ihre Weihnachten stiehlst“, sagt Stübis und gibt dem Hutzel-Geschöpf sein Taschentuch. Nach einer kleinen Ewigkeit meint das Geschöpf:
„Ich bin Mo, und ich bin immer so alleine. Vor allem an Weihnachten. Deshalb bin ich auch so traurig. Und wen ich kein schönes Fest haben kann, dann will ich auch nicht, dass die anderen ein schönes Fest haben. Darum stehle ich allen ihre Weihnacht. Ich weiss ich bin ein Dieb. Mo ist schlecht, ja ja.“
„Aber das muss doch nicht sein, Mo. Du muss nicht alleine sein. Sei mutig, wir glauben an dich. Du bist nicht schlecht!“, meint Stübis.
„Hmhm, ich habe da eine Idee, wie du nicht mehr alleine sein musst", meint Rübis, „Kannst du Tee kochen und hier drin Licht machen?“
„Hä? Äh, ja, kann ich“, Mo schaut verwirrt drein.
„Gut, dann kommen wir bald zurück zu dir. Und übrigens – wir sind Rübis und Stübis, die beiden Zipfelmützenzwerge aus dem Märliwald, tschüss.“

Einige Zeit später kommt Bewegung in den Märliwald: Von überall sausen Elfen, trotten Zottelbären, kommen Albenkönige, Eulen und Mäuse, Füchse und Hasen zur Erdhöhle. Alle Märliwaldbewohner quetschen sich durch den Eingang bis zur grossen Halle von Mo‘s Heim. Was sie nun zu Gesicht bekommen ist gewaltig: Tausende Kerzen und Lichterketten spenden wohlig weiches Licht und verwandeln die zuvor dunkle und trostlose Halle in eine prachtvolle Weihnachts-Wunderwelt. Es riecht nach Zimt, Tannennadeln und Kerzenwachs. Das ist das schönste Weihnachten, das sie je gesehen haben! Die Märliwaldbewohner klatschen allesamt in ihre Pfoten, Pranken und Hände. Mo steht scheu neben seinem Teekrug und weiss nicht so recht wohin er schauen soll.
„Du schaffst das“, flüstert Stübis und macht ihm mit einem aufmunternden Blick Mut etwas zu sagen.
„Ähm“, räuspert sich Mo, „Also ich bin Mo und habe eure Weihnacht gestohlen. A-Aber nur, weil ich dann immer so alleine und so furchtbar traurig und unglücklich bin. Darum wollte ich, dass heute auch sonst niemand glücklich ist. Bitte entschuldigt, es tut mir furchtbar leid. Wollen wir vielleicht… dieses Jahr alle zusammen Weihnachten feiern?“, fragt Mo und seine Äuglein füllen sich mit Tränen.
Einer der Albenkönige, er sieht ziemlich grimmig aus, kommt auf Mo zu und bleibt knapp vor ihm stehen. Er schaut Mo durchdringend an. Und dann lächelt er freundlich und nimmt Mo fest in seine Arme.
„Juhui“, jauchzen Rübis und Stübis. Alle Märliwaldbewohner stimmen in das fröhliche Jauchzen mit ein. Sie feiern und feiern und es werden noch viele Weihnachtslieder gesungen und viele Tassen Tee getrunken, bis das Weihnachtsfest in Mo’s Erdhöhle glücklich zu Ende geht.

Plätzchen Korean Style,

oder die gute alte Weihnachtstradition

Wir waren aufgeregt, unser ältester Sohn kommt diesmal zu Weihnachten mit seinen Söhnen zu Besuch. Er will, dass sie ein richtiges deutsches Weihnachtsfest kennenlernen mit allem, was dazu gehört. Sie leben in London und ihre Mutter ist Koreanerin. Dadurch ist bei ihnen die Weihnachtstradition nicht sehr ausgeprägt. Unsere Enkel wünschten sich viel Schnee, das konnten wir ihnen nicht versprechen, aber Weihnachtstradition.

Mein Mann übernahm die Deko der Räume und ich wollte mit ihnen backen, Plätzchen schwebten mir vor. Die hatte ich immer mit meinen Söhnen gebacken, als sie noch klein waren. Seitdem habe ich allerdings auch nicht mehr gebacken.

In den Supermärkten gab es jetzt schon diverse Zutaten. Ich kaufte allesmögliche für die Topics der Plätzchen – Schokostreusel, Liebesperlen und andere bunte Streusel. Im Keller suchte ich nach den alten Plätzchenformen und nach den anderen Backutensilien. Ich war Feuer und Flamme. Ich wollte ihnen zeigen, wie eine richtige Adventszeit in der Familie zelebriert wird. Das alte Plätzchenrezept war mir jedoch nicht mehr geläufig, da ich es nur von unserer alten Oma mündlich überliefert bekommen hatte. Mit ihr ist leider auch das Rezept gegangen. Aber in der Zeit des Internets sollte das kein Problem mehr sein. Dort konnte man Rezepte für alles finden.

Ich war nun gut gerüstet und die Kids konnten kommen.

Schon am Flughafen jammerten sie, dass kein Schnee lag. Im Auto versuchte ich die Stimmung zu heben und erklärte ihnen, dass wir am nächsten Tag Plätzchen backen würden, wie es auch schon ihr Papa getan hatte. Sie schauten mich skeptisch an und Junior, als älterer von beiden fragte: “Grandma, why must we bake cookies? Are there no cookies in the German supermarkets, where we can buy some “? Bevor ich antworten konnte, erklärte ihnen mein Sohn, dass es eine “Old German Tradition” sei. Schweigend ging die Fahrt weiter und ich fragte mich immer mehr, ob die Idee wirklich so gut war.

Am nächsten Morgen wurde die Küche zur Weihnachtsbackstube. Das meine Freude größer war, als die der Kids verstand sich von allein. Ich bereitete den Teig und hörte dazu die Nussknacker Suite, auch eine alte Tradition, zwar nur von mir, aber Tradition. Alle Männer der Familie waren im Esszimmer versammelt. Sie saßen vor ihren Computern, wie immer, checkten ihre E-Mails und die Jungs skypten mit ihren Freunden in London. Ich beschloss diese Idylle zu stören und holte meine Enkel in die Küche. Dort band ich ihnen eine Schürze um und gab ihnen die Plätzchenformen. Sie waren noch zu verwirrt, um zu protestieren. Als sie die leckeren Streusel, Marmeladen und das große Glas Nutella entdeckten war ihre Neugier geweckt. Ich rollte den Teig aus und erklärte ihnen das weitere Vorgehen. Am Anfang war das Ausstechen noch zögerlich, aber dann legten sie richtig los. Ich holte noch mehr Bleche aus dem Keller. Als ich wieder hoch kam, hörte ich aus der Küche schallendes Gelächter. Vorsichtig schaute ich in die Küche und traute meinen Augen nicht, mein Mann und mein Sohn hatten sich dazu gesellt. Sie liefen alle zur höchst Form auf. Die Formen wurden beiseitegelegt, sie griffen sich jeder ein Messer und kreierten Freihandfiguren. Die hatten zwar wenig mit Weihnachten zu tun, aber waren doch irgendwie künstlerisch wertvoll. Manche stellten sich als Selbstportraits heraus, andere sahen aus wie Roboter, doch die meisten konnten nicht eindeutig identifiziert werden. Sie waren in ihrem Tatendrang nicht mehr zu bremsen. Alle Marmeladen wurden verarbeitet, es wurde gestreuselt und glasiert. Die gesamte Küche glich einem Riesenplätzchen voll Marmeladen-, Nutellakleckse und mit verschiedenfarbigen Streuseln übersät. Ich beschloss das Chaos zu verlassen, ging ins Wohnzimmer, setzte mich an den Kamin, startete erneut die Nussknacker Suite CD und schloss die Augen. Der Duft der Plätzchen strömte durch das ganze Haus und in der Küche wurden Weihnachtslieder gesungen. Da war sie wieder, meine gute alte Tradition, auch wenn auf den Plätzchen heute koreanische Schriftzeichen waren.