Nö. Das ist immer noch mein Projekt, nur ohne die Einleitung in den Cevennen. Vielleicht taugt das als Anfang. Eine normale Familie, die Urlaub macht. Aber so normal und friedlich wirds eben nicht bleiben.
Mit dem Abschnitt werfe ich euch gleich einmal in meine Schreibweise, die ich selbst sehr kritisch betrachtete.
Die Schreibweise gefällt mir sehr! Und es liest sich sehr flüssig und weniger „zersplittert“. Ich bin ja nicht so der romance-Leser, aber rein vom Text her wird das was!
So wie du schreibst, entstehen bei mir Bilder. Das ist gut. Du kannst schreiben.
Mit dem Thema bin ich persönlich überfordert. Ich kann die Geschichte nicht richtig greifen. Geht es um eine Liebe oder viele Schwärmereien? Ich vermute die Geschichte ist zum Teil autobiographisch? Man (ich) spüre, wie wichtig dir der Text ist. Deshalb wirkt er auf mich wie ein Tagebuch. Eine eindimensionale Reflexion. Ich bin da wohl blockiert. Sorry.
Es ist ja auch nur der Buchanfang. Wenn sich das wie Tagebuch Eintrag anmutet, schicke ich vorab, dass sich das nicht ändern wird, weil es alleine aus Elas Sicht und Perspektive erzählt. Bzw. wie sie das Leben wahrnimmt
Mir fallen stilistisch noch die Perspektivwechsel auf, die mich beim Lesen etwas irritiert hatten.
Im zweiten Absatz beispielsweise, bei „heute stand er nebe Amir, … Als ich ihn anstarrte, hob er den Blick … auf einmal war mein Magen wie zugeknotet“, da wird aus der Sicht der dreizehnjährigen Ela erzählt. Später bei „Auch heute deute ich das noch als schlechtes Omen … weil ich noch nicht ahnte, was auf mich zukommen würde“ meldet sich plötzlich die Mittvierzigerin-Ela zu Wort.
„Heute“ hätte ich als Leser lieber als feste Bezugsgröße. Wenn „Heute“ einmal in den Neunzigern ist und einmal in den Zweitausendzwanzigern, macht es das Lesen komplizierter.
Das kannst du machen, wie du es willst. Es ist dein Buch. Wer viel fragt, kriegt viele Antworten . Ob dir das irgendwie weiterhilft, musst du entscheiden. Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass es für dich gelingt.
Blockzitat„Heute“ hätte ich als Leser lieber als feste Bezugsgröße. Wenn „Heute“ einmal in den Neunzigern ist und einmal in den Zweitausendzwanzigern, macht es das Lesen komplizierter.
Das mit der festen Bezugsgröße war mir beim Schreiben selbst nicht bewusst aufgefallen, aber ich werde das überarbeiten.
@Ela81 Mich hat der Schreibratgeber „Handwerk Humor“ von John Vorhaus weitergebracht, vor allem das, was er über die „komische Perspektive“ schreibt. Bei der „komischen Perspektive“ geht es gar nicht unbedingt um Komik, sondern darum, durch welche Augen, mit welcher Einstellung, die Romanfigur die Welt sieht und die Erlebnisse beurteilt.
Du hast vorhin geschrieben:
Tatsächlich sind es aber zwei Perspektiven, die der dreizehnjährigen Ela und die der Mittvierziger-Ela.
Die „komische Perspektive“ einer Dreizehnjährigen ist zum Beispiel gefühlsbetont. Sie (und aus ihrer Erzählperspektive dann auch der Leser) sieht die Welt durch die „rosa Brille“ ihrer Gefühle.
Die „komische Perspektive“ der Mittvierzigerin hast du eng mit dir als Autorin verknüpft, das macht es ein bisschen schwierig. Kritik wird dadurch leider schnell persönlich.
In deiner ersten Leseprobe hatte ich die Mittvierzigerin-Perspektive als etwas abwertend gegenüber der Dreizehnjährigen empfunden. Diesmal erscheint die Mittvierzigerin sozusagen als „Unglücksprophetin“.
Wenn du für Veröffentlichung schreibst, nicht für dich selbst, dann wäre es vielleicht sinnvoll, dir die „komische Perspektive“ der Mittvierzigerin in allen Einzelheiten bewusst zu machen. Durch welche Augen soll der Leser die Geschichte erleben, als was für eine Person soll er die Mittvierzigerin kennenlernen?
Du hast da eine schönen Anfang Ein paar Dinge sind mir während des Lesens aufgefallen:
Den Einschub „wir waren insgesamt…“, stört mich da etwas. Ebenso der letzte Satz: „Doch dann sah ich ihn:“
Das „Doch“ bezieht sich auf einen Gegensatz. Durch den vorherigen Satz: „Das Mittagessen an der…“, funktioniert der aber nicht mehr, da dieser schon der Gegensatz zu der vorher beschriebenen Langeweile ist. Du wolltest hier vermutlich die Brücke zur Strandbar bauen, das braucht es aber nicht, kommt ja im nächsten Satz.
Hier sind es die Wortwiederholungen, die mir ins Auge fallen. „Spülbecken“ und „spülte“ würde noch funktionieren, aber durch „dagestanden“ und „stand“ wirds zu viel.
Auch hier sind es zu viele Wortwiederholungen nach meinem Geschmack.
Dieses „halt“ klingt so beiläufig und schwächt den Satz ab.
Das hast du oben schon einmal geschrieben:
Hier kommen jetzt nur noch die Wiederholungen, die mir aufgefallen sind.
Den „Mittelgang-Platz“ kannst du streichen, hast du voher schon erwähnt.
Was mir gefällt, ob beabsichtigt oder Zufall:
Die karge Landschaft als Kontrast zu der bunten und „magischen“ Welt zuvor, die ihre Gefühlswelt widerspiegelt.
Ich fühle mich beim Lesen des Anfangs sofort in Ela´s Situation versetzt, gleichzeitig wirkt der Text an manchen Stellen wie eine Aufzählung - vor allem ab dem letzten Abend im Hotel.
Das waren jetzt nur Kleinigkeiten, die man relativ leicht beheben kann Papyrus ist da wirklich super hilfreich, denn irgendwann wird man betriebsblind was die Wiederholungen angeht.
Ich mit meinem Manuskript verschiebe Wortwiederholungen und Stilanalyse auf die allerletzte Überarbeitungsrunde.
So lange man noch am Inhalt feilt und den Inhalt umschreibt, ändern sich die Sätze ja ohnehin noch, werden manche Abschnitte vielleicht völlig rausgekürzt oder neu geschrieben. In jeder Fassung jedes Wort auf die Goldwaage legen - das tue ich mir nicht an.
Ich hatte irgendwann einmal eine kostenlose Demoversion von Papyrus für Android, hat irgndwie nicht funktioniert. Aber ein weiterer Versuch macht klug, man wird durchs Schreiben betriebsblind und ich kann dringend eine Software gebrauchen, die Wortwiederholungen und Wiederholungen, wie Mustafa an der Strandbar wie ein Trüffelschwein aufspürt.
Falls es euch interessiert, habe ich heute im Büro einen interessanten ARtikel gelesen, der sich um das Thema Füllwörter dreht. Unbewusst nutzt man „Sondern auch“ „nicht nur“, oder ähnliche Worte, weil einem beim Schreibfluss gerade nichts anderes einfällt. Oder meine doofe Angewohnheit, Sätze mit „Und“ zu beginnen.
Mit der Papyrus Software: ich mache alle Arbeiten an meinem Tablet.
Ich bin selbst uneins darüber, ob ich die Mittvierzigerin immer wieder zu Wort kommen lasse, oder am Buchende einen Epilog einfüge, in der die 43 Jahre alte Ela etwas dazu sagt. Das heißt, ich würde sie im Buch selbst ganz als Unglücksprophetin verstummen lassen und sie komplett durch die Warnungen von Elas Freunden ersetzen, die Dinge wahrnehmen, die Ela übersieht bzw. auf die leichte Schulter nimmt. Teil der Handlung ist zusätzlich, dass Ela glaubt, ihr älteres Ich in Form einer Verkäuferin in der Bäckerei zu erkennen; eines Tages bekommt Ela von eben dieser Verkäuferin einen anonymen Brief.
Noch eine Frage generell zur Handlung: ich kann als Handlungsschauplatz leider nicht mit einer Großstadt, wie Berlin oder Hamburg aufwarten, es spielt im platten Rheinland. Ich bin kein Freund von Fantasienamen, weswegen ich kleine Orte ohne Namen lasse: Elas Wohnort, das kleine Städtchen, in der sich das Kino ihrer Bekannten befindet. Ich sage lediglich „unsere Kleinstadt“. Dagegen nenne ich die nächsten Großstädte wie Düsseldorf oder Mönchengladbach. Könnte sich der Leser dadurch vergackeiert fühlen?
Der Hintergrund ist der Personenschutz, auch wenn Gefahr besteht, dass Leser aus der Region die Orte anhand „der Burg“ erkennen; der Nähe zu den Niederlanden, oder dass der Ort eine Ober- und Unterstadt hat. Ich möchte als Autor auf Nummer sicher gehen und die Orte nicht beim Namen nennen.
Das fand ich noch nie schlimm. Gerade eben lese ich bei Asimov Und Harlan wurde sich seiner Umgebung hinreichend bewusst, um zu erkennen, daß nackte Angst in Twissels Augen stand.
Beginnt mit Und und ist ein ganz normaler, (mich) nicht störender Satz.
… ich neige auch dazu. Die Häufung ist das Problem, nicht der einzelne Satz.
Und was soll’s. Goethe neigte dazu, Sätze mit „Ach!“ (Könnt ich doch auf Bergeshöhen … ) oder „Weh!“ (Sitz ich in dem Kerker noch) zu beginnen. Und das haben wir ihm auch verziehen …
Für einen schönen, an keiner Stelle holprigen, Jambus verzeihe ich „ach“ und „weh“ sehr gerne.
Wenn ich zwei Tage lang nur reine Jamben lese, fange ich sogar selbst an, in Jamben zu denken, das hat was.
Fun fact. Goethes Werther wird sogar bei Frankenstein erwähnt. Es ist eines der Bücher, die das Monster liest, um sprechen zu lernen.
Zum Glück hat es keinen Gedichtband von ihm gefunden. Man stelle sich Boris Karloff in Jamben vor…
PS: eigentlich schade, dass es von Goethe keine Horrordichtung gibt. Wobei - der Faust …: Gustaf Gründgens als Mephisto toppt sogar Lugosi und Karloff.
Siehe auch: https://www.youtube.com/watch?v=goY4oIKi9Ug