Hallo an alle,
mich würde interessieren, wie ihr beim Überarbeiten vorgeht. ( Ich benutze auch Papyrus, bin aber noch Anfänger bei dem Programm. ) Druckt ihr eure Texte aus und setzt den Rotstift an oder habt ihr mehrere Versionen gespeichert in denen ihr die Änderungen vornehmt?
Da ich vor dem Laptop extrem fehlerblind bin, muss ich mir alles ausdrucken und dann den Rotstift ansetzen :-((( Ansonsten habe ich Kopien in Papyrus abgelegt
Ich schalte den Duden-Korrektor ein und die Stilanalyse. Danach nutze ich das Korrekturlesen. Anschließend lasse ich mir den Text von Balabolka vorlesen. Ab und zu (ist so wie beim Kochen „Das sieht man dann schon“) drucke ich mir Teile des Textes aus. Korrigiere, ändere, mache Anmerkungen.
Im Anschluss startet das Prozedere neu. Und immer so weiter. Wenn mein Werk fertig ist, drucke ich es komplett aus und passe es an. Das heißt für mich: korrigieren, ändern, verbessern.
In der nächsten Phase lasse ich Probeexemplare des vermeintlich fertigen Romans drucken und verteile das Buch an Testleser. Nach deren Anmerkungen starte ich alle Schritte wieder von vorn.
@Suse@Bommel …Danke für die schnellen Antworten.
Suse, hast du dann deine Urfassung noch oder entwickelst du einfach weiter. Getreu dem Motto, ist das Kunst oder kann das weg?
Und was ist Balabolka?
Ich hebe die Ausdrucke jeweils bis zur Veröffentlichung auf. Danach werfe ich sie weg. Die Denkbretter, Recherchen usw. hebe ich auf. Nicht jede Version. Nur, was mir erhaltenswert erscheint. Ab dem Zeitpunkt des Druckes für die Testleser hebe ich alles auf. Deren Anmerkungen können auch für zukünftige Projekte wertvoll sein.
Balbolka ist ein TTS-Programm (Text to Speech). Balabolka ist zwar Russisch, übersetzt heißt es Schwätzer, kommt aber nicht aus Russland, sondern aus Illinois USA. Der Urheber Ilya Mozorov ist dort an der Privatuniversität als
Assistenz-Professor tätig. Ich bin trotzdem immer vorsichtig, wenn etwas im Zusammenhang mit Russland auftaucht.
Während des Schreibens:
Duden Korrektor läuft immer mit bei mir. Nach jedem fertigen Kapitel, schalte ich die Lesbarkeitseinschätzung dazu und schaue damit nochmal drüber (neige zu langem Satzkauderwelsch). Mit Kommentar/und oder Geistertext markiere ich mir „unzufriedenstellende“ Stellen, da springe ich auch zwischendurch zum überarbeiten hin, wenn mir eine Idee kommt zB.
Generell kann es vorkommen, dass ich mir Stellen zwischendurch nochmal durchlese und überarbeiten. da habe ich kein System für.
Nach dem Schreiben/Wenn das Wort Ende gesetzt ist:
Jetzt schalte ich die Stilanalyse ein. Damit gehe ich nochmal komplett durch. Außerdem arbeite ich verbleibene Kommentare/Geistertexte ab. Danach nochmal Korrekturlesen am Laptop. Anschließend (bei längeren Texten) ausdrucken, nochmal in Papierformat Korrekturlesen und ggf Anmerkungen notieren. Das dann in der Textdatei umsetzen.
Nochmal drucken und Testlesern geben. Danach dann nochmal entsprechend überarbeiten. Fertig.
Duden Korrektor ist immer an und wird je nach Schreibdrang umgesetzt oder muss warten
Einzelne Szenen oder Kapitel werden nachbearbeitet, wenn mir irgendwann einfällt, dass da was fehlt / anders muss / besser gelöst werden kann. Fällt mir besonders gern beim Sport ein.
Wenn der erste Entwurf fertig ist, mindestens einmal am Laptop langsam lesen.
Danach Lesbarkeit und Stil analysieren und eventuell überarbeiten.
Ausgabe als ebook (ohne großen Buchsatz), damit ich am Handy und/oder Tolino Fehler sehe.
Optional: Druck auf Papier zur Überarbeitung. Das geb ich dann auch schonmal an eine Freundin weiter.
Erster Testdruck im Buchformat und nochmal langsam durchgehen.
Fertig. Also vielleicht. Ich spring auch schonmal von der 6 zurück zur 2 und überarbeite fast alles
@Annabell@scrittura. Danke für die ausführlichen Antworten. Das ist sehr interessant zu sehen, wie jeder so arbeitet. Schreiben ist auf jeden Fall Arbeit, Arbeit, Arbeit.
Die Rechtschreibprüfung lasse ich auch immer mitlaufen. Die springt aber nur bei Flüchtigkeitsfehlern an. Spaß. Nein, sonst ist es ja viel zu viel, was man verbessern muss. Ab und zu auch die Stilanalyse und die Lesbarkeitseinschätzung. Meist schlägt sie Alarm, wenn ich selbst nicht zufrieden bin. Die Stilanalyse hat am meisten zu tun. @scrittura, mit dem Geistertext zu arbeiten ist ein guter Tipp. Das sollte ich mal versuchen.
Ich arbeite seit zweieinhalb Jahren an meinem Erstlingswerk und tue mich mit dem Schreibhandwerk noch ziemlich schwer. Was für mich funktioniert - wenn auch mühsam mit viel Zeitaufwand - ist, mir bestimmte Ziele für eine Überarbeitungsrunde zu setzen und mich scheuklappenmäßig darauf zu konzentrieren. Wenn mir beim Überarbeiten etwas auffällt, was nicht zum definierten Überarbeitungsziel gehört und zeitaufwändig ist, vermerke ich das als Geistertext in der jeweiligen Szene für eine spätere Überarbeitungsrunde. (Kleinigkeiten korrigiere ich natürlich sofort, wenn sie mir auffallen.)
Die Rechtschreibprüfung läuft bei mir immer mit; Lesbarkeits- und Stilanalyse habe ich immer ausgeschaltet. Den Sprachstil werde ich mir erst in der allerletzten Überarbeitungsrunde vornehmen, wenn der Inhalt komplett feststeht. (Es wäre ja frustrierende Zeitverschwendung, in einer Szene zuerst jede Wortwiederholung und jedes Adjektiv auf die Goldwaage zu legen, und die ganze Szene danach aus dem Manuskript rauszukürzen.)
Bis zur Fertigstellung der ersten Rohfassung gab es bei mir schon drei Überarbeitungsphasen:
eine Kill-your-Darlings-Phase, in der ich etwa ein Viertel des Textes rausgenommen hatte, weil sich Stimmung und Gewichtung der Geschichte inzwischen weiterentwickelt hatten
eine große Sortierphase, in der ich die einzelnen Szenen in eine Reihenfolge gebracht hatte
eine ungefähr ein halbes Jahr dauernde Umsortierphase, in der ich die Handlungsstränge enger zusammengestrickt hatte und dafür elend viele Szenen umschreiben musste.
Für die fertige erste Rohfassung hatte ich zwei Testleser, und dann eine 7-monatige Überarbeitungsrunde mit folgenden Schwerpunkten:
einen zusätzlichen Handlungsstrang in die Geschichte hineinbasteln
die Randnotizen der Testleser durchgehen und umsetzen
exakte zeitliche Planung („Mist, was an dem Nachmittag alles passiert, dauert mindestens 6 Stunden, so lang ist der Nachmittag nicht!“)
Übergänge zwischen den einzelnen Szenen schreiben (die Übergänge waren für die Zeitplanung und Strukturierung wichtig, werde ich aber bei der nächsten Runde deutlich kürzen und teilweise wieder rausnehmen )
für jede einzelne Szene überlegen, ob es darin einen Konflikt gibt und wenn ja, worin der besteht. (Das war für die Katz, so ist mein Buch einfach nicht aufgebaut. Bei der nächsten Überarbeitungsrunde werde ich für jede Szene überlegen, worin die komische Perspektive besteht.)
Für die nächste Überarbeitungsrunde überlege ich mir seit einigen Monaten die Ziele.
Bisher bin ich bei folgenden Zielvorstellungen:
das Feedback der 5 Testleser umsetzen
kürzen, Übergänge kürzen, Erklärungen kürzen, Struktur vereinfachen
den Charakter und die Motivation meines Protagonisten durchgehend in allen Szenen ein wenig verändern. Er kommt jetzt insgesamt zu negativ rüber, hat mir eine Testleserin klargemacht.
mehr Humor, die komische Perspektive klarer herausarbeiten
Tja, wie hier schon gesagt wurde: Arbeit, Arbeit, Arbeit.