Diese ganzen Tools eignen sich hervorragend zur Recherche. Eine Schreibblockade ist per se ein Mangel an Information und weniger ein Mangel an Ideen. Dramaturgische Entscheidungen sollten immer aus einem Ideenpool erfolgen und nie aus Verlegenheit. Das gilt für Drehbücher genauso wie für Kurzgeschichten, Novellen, Romane usw. Diese Ideen kann eine KI liefern. Oder sie stellt Fragen, die mich bewegen über einen Aspekt noch einmal nachzudenken.
Ich bin sicher, dass es da draußen inzwischen Verrückte gibt, die sehr viel Zeit darauf verwenden, einer KI mitzuteilen, wie sie einen Roman zu schreiben hat. Bei den Prompts gibt es ja keine Grenzen. Allerdings ist das immer noch so aufwendig, dass selbst zu schreiben ökonomischer ist. Das wird aber in Kürze möglich sein – zumindest in der Belletristik. Dort wird ein völlig neuer Markt entstehen.
Was die Literatur betrifft: Texte mit Seele zu verfassen, wird noch eine Weile dauern. Alles, was ich bis dato in Experimenten gelesen habe, ist fürchterlich kalt, mechanisch und ohne Herz. Man merkt es einfach. Da mögen die Worte noch so geschliffen, kopiert, improvisiert oder spontan verfasst sein – es fehlt der Faktor Mensch.
Das Einzige, was ich sagen kann, ist, dass in der Bild- und Videogeneration die Ergebnisse bereits ein solches Niveau erreicht haben (ich spreche von den professionellen, nicht von den Tools, die frei im Netz angeboten werden – das ist nur ein Abglanz des aktuell Möglichen) das selbst ich kaum noch unterscheiden kann, ob es sich um eine reale Szene oder eine KI-generierte handelt. Zumindest für etwa 15 Sekunden. Danach beginnt das System zu „morphen“, und Fehler schleichen sich ein. Die Industrie arbeitet mit aller Intensivität daran, dieses Manko zu beseitigen. Kurze Werbeclips, Teaser usw. werden bereits jetzt schon damit produziert. Der Grund ist einfach: Man spart Millionen Produktionskosten.
Geht die technische Entwicklung in diesem Tempo weiter, gehe ich davon aus, dass wir spätestens in drei Jahren einen vollständig von KI generierten Spielfilm sehen werden, der von einem konventionellen nicht mehr zu unterscheiden ist – abhängig von der Begabung der Prompt-Ingenieure, die entweder selbst zu Regisseuren werden oder Regisseure, die sich ihrer bedienen.
In der Branche herrscht derzeit etwas Panik. Schauspieler fürchten um ihre Existenz. Ich bin jedoch sicher, dass der KI-Spielfilm nur ein zusätzliches Medium sein wird – so wie es neben der Malerei die Fotografie oder neben Schwarz-Weiß die Farbe gibt.
Die Grenzen werden fließend sein: Jeder konventionelle Film wird KI-Elemente enthalten (etwa bei der Deko), und umgekehrt. Oder man fügt einen KI-Charakter ein der nach Vorgabe oder aus eigener Resource mit realen Schauspielern interagiert.
Aufhalten lässt sich das nicht. Es wird ein neuer Teil der Medienlandschaft.
Einen ähnlichen Verlauf wird es in der schreibenden Zunft geben. Die Grenzen zwischen Mensch und Maschine werden verwischen. Die Frage ist, wie wir am Ende damit umgehen.
Bin ziemlich sicher, das es in nicht allzu ferner Zukunft einen Preis geben wird für den besten Prompt-Ingenieur einer KI-Story für diverse Kategorien. Vielleicht für die originelleste Kommasetzung frei nach Kafka o. den akrobatischesten Bandwurmsatz a la Günter Grass.
Die Zukunft wird interessant …