Auch hier geht es mir komplett anders. Das mag von Gasser vielleicht verschwurbelt formuliert sein, aber den Gedanken finde ich interessant: wie sehr eigentlich jeder Mensch im Alltag damit beschäftigt ist, Geschichten zu erzählen (naturgegeben meistens die eigene Lebensgeschichte betreffend) - wie viele Dinge, die Menschen sich gegenseitig erzählen, bestehen schließlich aus Zuspitzungen, Ausschmückungen, Weglassungen, Interpretationen, aus Beschreibungen anderer Menschen usw.usw. - wieviel „Romanautor“ steckt tatsächlich in jedem von uns?
Albert Camus hat, sinngemäß aus dem Gedächtnis, einmal gesagt, es gäbe jede Menge Autoren, die nie in ihrem Leben ein Buch geschrieben hätten, oft seien das aber „große Briefeschreiber“ (das Zitat stammt freilich aus einer Zeit, in der man sich noch Briefe geschrieben hat).
Was treibt uns eigentlich an, zu schreiben? Darüber kann man doch gut nachdenken, Gasser liefert dazu, mir jedenfalls, interessante Anregungen.
Meine eigene Motivation, zu schreiben, kenne ich gut - deshalb schreibe ich an meinem Roman, statt über die Schreibmotivation der Menschheit im Allgemeinen nachzudenken.
Ich stimme zu. Ich glaube, dass viel mehr Menschen schreiben ‚könnten‘, wenn sie denn wollten. Kreativität steckt eigentlich in jedem, aber die Leute suchen sich nicht unbedingt ein Buch, um es auszuleben. Manche bauen riesige Welten in Minecraft, andere denken sich ‚für ne kleine Runde Leute‘ am Fließband Würfel-Rollenspielgeschichten aus, der nächste sägt mit Kettensägen Holzkunstwerke.
Auch in der Art, wie mit Kindern gespielt wird, kann man beobachten: z.B Matchbox Autos. Einige Eltern spielen ‚brav‘ Auto -recht-vor-links, andere ‚Rennstrecke‘, und wieder andere kleine Abenteuer: 'Schau mal, in diesen zwei SUV sind Bankräuber! Was machen wir denn nun?" und das Kind beginnt, alle Polizeifahrzeuge zusammenzusuchen.
Habe das Video abgebrochen Ich empfehle lieber, auf einer Lesung Bernhard Hennen zu fragen, wie man ein Buch schreibt. Angenehme Erzählweise und Stimme: Auch live.
Jetzt gab es hier viel zu lesen über Videos, Schreibratgeber. Das ist alles gut und schön, ist aber kaum zielführend. Klar braucht man die Basics (und manche werden es trotz dutzender Ratgeber nie lernen), aber wenn man eine gewisse Grenze erreicht hat, bringt einen nur noch eins weiter: Schreiben!
Und das viele Jahre lang! Schreiben und immer wieder schreiben. Verbessert man sich dabei nicht, ist man unverbesserlich. Nebenher darf man nicht vergessen, zu lesen, was in meinen Augen die beste Bildung ist. Nicht nur Ratgeber, sondern Vorbilder. Ihr dürft nicht den Fehler machen und glauben, dass ihr noch so viel Zeit habt. Das Leben ist endlich. Was man zu oft auf die lange Bank schiebt, fällt irgendwann hinten runter.
Über all euren Videos und Ratgebern vergesst das Schreiben nicht! Kein Ratgeber, kein Video kann das Buch ersetzen, was man veröffentlicht. Daran müsst ihr wachsen.
Ich setze mich doch nicht selbst unter Druck. Natürlich habe ich alle Zeit der Welt. Wenn es dann vorbei ist, ist es vorbei. Vom Tag der Geburt an besteht die Gefahr zu sterben. Deshalb kann ich schlecht alle Aktivitäten meines Lebens bei Tag 1 einplanen.
Zugestimmt. Hundertprozentig. Ich nehme mir die Zeit, die es braucht. Und wenn ich mal ein paar Tage oder auch zwei, drei Wochen keinen Buchstaben schreibe - was soll’s, Irgendwann habe ich eine Idee wie es weitergeht. Mir sitzt kein Verlag im Nacken, der mich an einen Abgabetermin erinnert. Ich bin fertig, wenn ich fertig bin. Und wenn das nie sein sollte, nun denn - dann ist es so.
Das weiß ich seit meiner Krebserkrankung nur zu gut. Und ich bin froh, dass ich heute wieder als vollkommen gesund gelte. Trotzdem weiß man nie, ob nicht doch irgendwo noch eine Lunte im Körper heimlich brennt. Deshalb schreibe ich viel bewusster als früher.
Unter Druck kann ich allerdings nicht schreiben. Deshalb versuche ich täglich, achtsam mit mir umzugehen, alles, was nicht gut tut, auszublenden, und erfüllt jeden Tag zu leben. Die Arbeit am Roman ist da ein wichtiger Teil. Aber auch die Familie und die Gesundheit, zum Beispiel.
Bewusst leben also JA, unter Druck setzen ganz klar NEIN.
Jaa das Video von Markus Gassert kenne ich auch, hat mir den einen oder anderen Anstoß gegeben, aber mir fehlt da noch mehr praxisbezogener Inhalt.
Also was mache ich als erstes ? Erst die Grundidee, dann Figurenentwicklung ? Setting ? Alles notieren und der Reihe nach sortieren.
Man muss beachten, das man auch den Leser in den Bann zieht, und nicht langweilt.
Figuren kreieren und deren Entwicklung. Unterscheiden zwischen denen, die sich entwickeln und denen, die flach bleiben.
Setting - Die Figuren müssen zum Setting passen. In welcher Reihenfolge du das erfindest, ist egal.
Den Leser in den Bann ziehen - Einfach alles hinschreiben, was einem einfällt. Danach schauen, wo der Spannungsbogen ist oder wenn es keinen gibt, woran das liegen könnte.
Das ist nur eine von zehn Millionen Vorgehensweisen, die klappen könnten und genau das macht es so schwierige, deine Frage abschließend zu beantworten. Genau das ist eben die Kunst des Erzählens.
Schwer zu sagen. Ist von deiner Art des Schreibens abhängig.
Die Grundidee ist das Wichtigste. Wie beginnt deine Geschichte und wie soll sie enden?
Was dazwischen liegt, entwickelt sich mit dem schreiben. Bei mir jedenfalls.
Ich selbst habe bei jedem Buch nur zwei oder drei Figuren im Kopf, die ich gut kenne. Wenn die Geschichte es erforderlich macht, dass weitere Personen dazukommen, baue ich die ad hoc ein. Sollte es erforderlich sein, zu erklären, wo diese neuen Figuren herkommen oder was sie mit der Geschichte zu tun haben, gucke ich in einem früheren Kapitel, wo ich das unterbringe. Wenn sich herausstellt, dass diese Figuren mit der Zeit eine tragende Rolle spielen werden, führe ich sie etwas ausführlicher ein.
Ich weiß, dass meine Art zu schreiben, nicht jedermanns Sache ist, aber damit habe ich - für mich - gute Erfahrungen gemacht.
Mach dir als erstes klar, dass du dein Erstlingswerk sowieso mindestens fünfmal umfassend überarbeiten musst, wenn es gut werden soll.
Das könnte Hemmungen abbauen, sich an die erste Rohfassung heranzutrauen.
Und dann schreib …
Ich habe (noch) kein Konzept für das für mich perfekte Vorgehen gefunden. Bei meiner Reihe habe ich Band 1 einfach so geschrieben, Band 2 hat sich irgendwie daraus entwickelt und als ich wusste, dass ich noch einen dritten Band will (das Wissen wuchs bei der zweiten Überarbeitung von Band 2), musste ich den irgendwie mehr planen, weil sie alle drei Überschneidungen im Zeitplan haben, bei den Figuren sowieso.
Da war von Plan oder Konzept nicht wirklich die Rede. Die Figuren haben gemacht, was sie wollten, ihre Geschichte entstand beim Schreiben und teilweise weiß ich bis heute nicht, ob und was sie umtreibt.
Eines meiner jetzigen Projekte ist ganz anders. Die Figuren „leben“ schon, bevor ich sie schreibe, der Plot steht, Ablauf und Spannungsbogen sind entwickelt und geplant. Sprich: ich muss nur noch schreiben.
Im Gegensatz zu einer anderen Idee, die schreibt sich quasi nebenher, total ungeplant.
Aber alle haben eines gemeinsam: ich habe angefangen, um irgendwann auch enden zu können. Das Konzept, wie man es am besten macht, entwickelt sich entweder beim Schreiben oder aber entsteht durch die eigene Persönlichkeit.
Wer sein Leben streng plant, braucht das vielleicht auch für sein Schreibprojekt, oder im Gegenteil da überhaupt nicht.
Falsch ist nur, absolut nichts zu tun und wertvolle Projektzeit mit „wie könnte ich am besten anfangen“ zu verschwenden.
Ja, den Waldscheit kann ich auch empfehlen. Wenn ich Unterstützung brauche, hole ich sie mir bei ihm. Klar. Verständlich. Alltagsautorentauglich. Ohne Schnörkel auf den Punkt gebracht.
Er schreibt auch sehr inspirierende Newsletter :))
Mir hat das Video von Herrn Gasser gut gefallen.
Bin schon vor einigen Wochen drauf gestoßen und habe es mir seitdem mehrmals nebenbei zum Zocken angehört.
Für mich waren viele der angesprochenen Punkte relevant. Jeder ist ja in seinem Leben und seinem Autorendasein an einem anderen Punkt. Vor zehn Jahren hätte es mir vielleicht nichts gebracht, und in zehn Jahren würde ich vielleicht auch nichts mitnehmen. Für mich jetzt gerade kam es zum richtigen Zeitpunkt.
Ich such mir halt raus, was mir nützt, und ignoriere den Rest.
Sollte vielleicht dazu sagen, dass ich über das Anfangsstadion, in dem ich noch nicht weiß, wie man eine Geschichte anfängt oder plant, schon eine Weile hinaus bin. Ich nutze diese Videos/Podcasts vor allem als Motivationshilfe.
Boah, also das Video ist schon schwer zu verdauen. Dem fortgeschrittenen Schreiber mag es helfen, in der zweiten Hälfte sind auch ein paar ganz nette Tipps drin. Herr Gasser spricht gern, hört sich gern und wer das mag, der mag ihm zuhören. Diese Art des Vortrags hat bestimmt auch seine Zielgruppe.
Ich gehöre nicht zu dieser Fangruppe.
Etliche Aussagen kommen mir etwas absolutistisch rüber. „Das ist so. Das Buch wirkt so. Die Leser denken so.“ Kunst ist vielfältig und als Sachbuchautor (darf ich dann überhaupt bei „Literatur“ mitdiskutieren? ) würde ich im Zweifelsfall eher schreiben „Ich meine das ist so. Auf mich wirkt das Buch so. Ich glaube, dass es einige Leser geben könnte, die so denken.“. Kunst hat auch mit Geschmack zu tun und es ist nur normal, dass nicht jedem alles gefällt. Und das ist gut so. Insofern ist mir seine Gedankenwelt nicht vielfältig genug.
Das Übermaß fremdsprachiger Autoren in seinen Beispielen irritiert mich ungemein. In der ersten Hälfte kommen praktisch keine deutschsprachigen Autoren vor. Ich halte das an dieser Stelle für problematisch, weil jede Sprache ihre Satzbildung und ihren Reiz hat und wenn man deutsch schreibt, über deutsche Literatur spricht, dann gehören da nach meiner Meinung deutsche Autoren hin (oder man nennt statt des Autors den Übersetzer, der ja für die sprachliche Ausgestaltung fremdsprachlicher Werke zuständig ist. Mein aktuelles Buch wird gerade in die englische und die französische Sprache übersetzt und ich beschäftige mich daher derzeit recht intensiv mit dem Thema. Beim Sachbuch z.B. wird in der deutschen Version ein Vorher- und ein Nachher-Zustand benannt und welche Einstellungen es braucht, um von A nach B zu kommen. In der englischen Version werden viel mehr Vorgänge (der Prozess selbst) beschrieben. Es ist sprachlich anders, weil die Leser und ihre "Literatur-"Geschichte anders sind.
Was mir komplett fehlt ist die Zielgruppe, zuerst einmal die Zielgruppe für sein Video. Eine Geschichte ist ja nicht eine Geschichte an sich. Unterschiedlichen Zielgruppen wird man ein- und dieselbe Geschichte anders erzählen um die Spannung rüberzubringen und die Leser abzuholen. Und da ist es wichtig, mit der Zielgruppe zu reden oder mit Menschen wie Du und ich. Und da hat mir die Papyrus-Community wirklich richtig viel geholfen. Siehe Populäre Sprache für ein Sachbuch Ich weiß nicht, welche Zielgruppe er mit dem Video erreichen will. Hier scheint es eine Diskrepanz zwischen Thema (wie steige ich ins Buchschreiben ein=Anfänger) und dem professionellen Vortrag zu geben, der viel voraussetzt (=Fortgeschrittene). Ich weiss nicht ob Herr Gasser sich dessen bewusst ist. Vielleicht muss und will er es ja auch nicht, weil einem Künstler sein Werk erst einmal selbst gefallen muss.
Ich könnte hier noch tausend Sachen dazu schreiben.