Was und wie lest Ihr gerade?

Mann, Mann, Mann, ich habe gerade ein Buch gelesen, das war dermaßen schlecht, dass ich mir jetzt Luft machen muss. :face_vomiting:
Ein ziemlich dünner Arztroman, „Ein Held im Schatten“ von A.J.Cronin.
Meine Güte, was hat der Autor für ein Frauenbild! Wir Frauen sind egoistisch, falsch, betrügerisch, geizig, grausam, …
Die Krönung all der Frauenfiguren war die reiche Lady im Hotel, die einen kleinen Jungen als Bediensteten hatte, der total unterernährt war und dessen Rücken nur noch aus tiefen, blutigen, entzündeten Striemen bestand vor lauter Misshandlung. Oder war die geldgierige und verleumderische Fast-Verlobte des Doktors doch die Schlimmste? Schwer zu entscheiden.

Im Impressum der deutschen Ausgabe stand nicht der Originaltitel, deshalb hatte ich mich gewundert, dass in einem Buch aus den Dreißigerjahren die Frauenfiguren in all ihrer Bosheit so dominant sind. Nach einiger Recherche vermute ich aber, dass der Originaltitel „Dr. Finlay of Tannochbrae“ lautet, was wohl erst 1985 herauskam. Meine Güte!

… interessant, ich habe nämlich kürzlich erst „Ein Professor aus Heidelberg“ wieder in der Hand gehabt. Das einzige Buch von A J Cronin, das ich mal gelesen habe, sehr lange her, aber die Atmosphäre hat mich damals irgendwie beeindruckt. Sein berühmtestes Buch hieß glaube ich „Die Zitadelle“. Cronin war Arzt und seiner Zeit ein Bestseller-Autor. Interessant, was Du zu seinem Frauenbild sagst, im „Professor aus Heidelberg“ ist mir da nichts Negatives aufgefallen (aber wie gesagt: lange her)

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Waaaaas?! Das ist mein absolutes Lieblings(hör)buch von Andreas Eschbach und Sascha Rotermund liest großartig.
Mich würde es dennoch interessieren, was du daran furchtbar fandest.

„Ausgebrannt“ fand ich gut, aber in meinem Eschbach-Ranking würde es vermutlich den letzten Platz belegen. „Freiheitsgeld“ fand ich ziemlich gut.

Helmut

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Ich komme gerade von Lanzarote und besuchte dort das „Haus der Bücher“ von José Saramago. Parallel dazu lese ich gerade eines seiner Werke „Stadt der Blinden“ und bin begeistert. Mein Sohn kaufte im Museum eine kleine Lektüre (die Geschichte von der unbekannten Insel) von Saramago, die er im Flugzeug schon halb gelesen hat.

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Stephen Kings „Needful Things“.
933 Seiten sensationeller Psychohorror mit wunderbaren (Fast-)Duellpassagen zwischen Hauptprota und Hauptanta. Großartig. Löst „Friedhof der Kuscheltiere“ auf Platz 1 meiner oben offenen Kingskala ab.
(Rückkopplung bzgl „Colorado Kid“: :yawning_face::sleeping:, erscheint definitiv überhaupt nicht auf meiner internen Wertung)

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Puuh, wo fange ich an?

Die Charaktere sind stereotyp und farblos (der hyperintelligente, nerdige Japaner, der College-Bully, der reich und unantastbar und ein frauenverachtendes Ekel ist, die hochbegabte Diplomatentochter, die nicht weiß, was sie mit ihrem Leben und ihren Gefühlen anfangen soll…). Im ersten, noch sehr guten Drittel hat man das Gefühl, in einer Coming-of-age-Geschichte zu sein bzw. im Verlauf nach dem ersten Zeitsprung in einem schlechten College-Movie. Die Storyline mit dem ersten vermeintlichen Antagonisten, diesem reichen Spross einer Industriellendynastie, verläuft im Nichts. Er wird am Ende des Buchs nochmal erwähnt, weil er nach Hiroshi fahnden lässt, aber so wirklich herauskommen tut dabei nichts und das wars dann.
Nach dem College kommt der nächste große Zeitsprung, Charlotte ist - aus welchen Gründen auch immer - auf der Expedition mit diesen Polarforschern. Hier hat man das Gefühl, ein völlig anderes Buch zu lesen/hören als zuvor. Die Dialoge und der ganze Erzähl-Ton wird, wie die Charaktere, irgendwie rüpelhaft und proletoid (aber vielleicht sind Polarforscher einfach so?). Zudem die detaillierte Beschreibung der Umgebung und was man so tun muss, um in so einer eisigen Einöde zu überleben zieht die Handlung wie Kaugummi (von dem Teil mit der Beziehung von Charlotte zu diesem schottischen Klavierhändler möchte ich jetzt gar nicht anfangen, das hätte man ersatzlos streichen können). Als sie den Naniten dann begegnen, kommt erstmals Action mit einer guten Prise Gore auf, wird dann aber gleich wieder abgewürgt… alleine der Zufall, dass Charlotte auf dieser Expedition ist und dann natürlich Hiroshi dazukommen lässt, um das Problem vermeintlich zu lösen (später erfahren wir, dass es sich sowieso gelöst hätte), wirkt stark konstruiert und an den Haaren herbeigezogen. Ab hier geht es aber dann ohnehin nur noch in dieser Tonart weiter. Es kommt zu einer globalen Verfolgungsjagd mit den Russen und der CIA, wirft wildeste Spekulationen um die Funktion der ursprünglichen Naniten und die frühere Zivilisation auf, die sie erschaffen hat und der Protagonist rettet das Universum durch eine Selbstopferung, obwohl er sein eigentliches Ziel, nämlich die Menschheit von Armut und Arbeit zu befreien, nicht ansatzweise erreicht, ja es nicht einmal richtig versucht hat.

Die Dialoge sind so flach wie die Charaktere und gespickt von unnötigem Beiwerk, um irgendwelche Ansichten über Klimawandel, Kapitalismus oder Politik unterzubringen (der ingrimmige Hass der Mutter gegen alle reichen Leute, wtf?), obwohl zur Handlung überhaupt nichts davon beiträgt. Die spezielle Gabe von Charlotte, die Vergangenheit von Dingen alleine durch Berührung zu erfahren, wird einfach zur Kenntnis genommen und irgendwann nicht mehr weiterverfolgt bzw. geht sie ihr verloren, dafür bekommt sie einen Hirntumor, der dann auf wundersame Weise von den Naniten geheilt wird. Abgesehen davon kommt es immer wieder zu nervtötenden, ausgedehnten Erklärungen technischer Details, die nicht immer etwas mit der Geschichte zu tun haben (es ist mir z.B. egal, ob ein F15-Kampfjet Mach 1, 2 oder 50 fliegen kann, wenn das nicht irgendwie auch wichtig für die Handlung ist). Gleich 2x kommt es zu einer Art Deus-ex-machina-Moment, nämlich wenn der lange hirntot geglaubte Vater von Hiroshi plötzlich auftaucht und Hiroshi ermöglicht, in Amerika zu studieren. Dann der ominöse Typ, der diese Firma aufkauft und aus lauter Gutmenschentum heraus entschliesst, Hiroshi 3 Mio. Dollar zu übergeben, um die er von der vorherigen Firmenleitung geprellt worden war, was ihm selbst obendrein nicht einmal aufgefallen wäre…

Insgesamt will das Buch einfach zu viele Dinge auf einmal abdecken, was dazu führt, dass es zum Schluss nichts richtig oder nur sehr gehetzt abhandeln kann. Das alles bedeutet nicht, dass ich der Geschichte und den Ideen um die Naniten usw. nichts Positives abgewinnen kann, aber ein zweites Mal würde ich das nicht mehr bis zum Ende anhören bzw. lesen.

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Saramago ist ein Wahnsinn. Die Stadt der Blinden kann man nicht lesen, ohne dass es einem tiefe Striemen in die Wohlfühlzone kratzt und beißt.

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Ich lese dann mal nicht weiter. Ich möchte Spaß haben an den Eschbachs, die ich noch nicht kenne (Ausnahme: Perry Rhodan, konnte ich noch nie was mit anfangen).

Spoilerschutz gibt es hier auch als praktische Forenfunktion :slight_smile:

Klicken Sie nur auf nachfolgenden Text, wenn Sie Ihre Zukunft kennenlernen wollen:

Sie werden in Zukunft wieder vergessen, dass es diese Spoilerschutzfunktion gibt. Aber für den Moment ist es verblüffend.

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Ich bin sowohl vom Buch, als auch von seinem Wohnsitz auf Lanzarote schwer beeindruckt. Ich habe noch nie eine solch große, private Bibliothek gesehen. Inmitten sein Schreibtisch und sein Laptop. Draußen der Garten und das Meer. Ein Traum.

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Ich habe „Das Jesus Video“ angefangen und schnell beiseite gelegt. Das ist/war so garnicht mein Genre. Es triggerte mich nicht und machte keine Lust auf einen weiteren Eschbach. Anschließend laß ich einen alten Grass (1979) und fand mich wieder.

Ich lese aktuell neben „Dracula“ (als Buch) auch „Night School“ [Band 5] (als E-Book). Bei „Night School“ kann ich die komplette fünfbändige Reihe echt empfehlen, es geht in Richtung Thriller und ist sehr spannend geschrieben. Aber auch „Dracula“ ist spannend. Schon die ersten vier Kapitel haben mich gefesselt und ich will unbedingt wissen, wie es weitergeht! Euch allen noch einen schönen Restsonntag!

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Ich fand das Jesus-Video vom ersten Satz an gut. Nur das Ende hat mir nicht gefallen.

Ich werde heut Abend ‚Meet me in Autumn‘ von Laurie Gilmore anfangen. Ich bin ja mit einer der ersten, der gegen New Adult-Romane wettert, hab aber noch nie einen von vorn bis hinten durchgelesen :laughing: Mal schauen, was mich da erwartet…

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ich laß einen alten Grass - immerhin, das reimt sich! :wink:
Man kann doch aber Grass nicht mit Eschbach vergleichen? Völlig unterschiedliche literarische Ambitionen, Genres … es gibt eine Zeit für Grass und eine Zeit für Eschbach und eine Zeit für XY.
Ich schätze Grass sehr, aber ich könnte nicht ausschließlich diese Art von politischer Schuldbewältigungs-Großliteratur lesen (etwas vereinfacht gesagt, aber das war bei Grass ein wichtiges Thema).

Solarstation ebenfalls. Ich bin eher kein SF-Leser. Aber Solarstation ist Spannungs-Kopfkino vom Feinsten. Dass es noch nicht verfilmt wurde, wundert mich.

Das habe ich auch nicht geschrieben. Der Eschbach lag mir nicht, also wechselte ich zu Grass :slight_smile: Ich bin diesbezüglich sehr breit aufgestellt. Aber die Lektüre muss gefallen, egal, welcher Name drauf steht.

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… „da fand ich mich wieder“ - das klang für mich nach Vergleich (Bei Eschbach habe ich mich verloren, bei Grass wiedergefunden).
Ich bin übrigens auch der Meinung: die „Chemie muss stimmen“ zwischen Leser und Autor. Wenn das nicht gegeben ist, findet man nicht zueinander :+1:

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Ich lese auch zwischendurch Klassiker. Auch schon mal einen Hesse. Grass habe ich in der Schule gelesen.

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Grass, Böll und Heym haben meine Liebe zur deutschen Literatur geweckt wie Hemingway, Steinbeck und Faulkner zur amerikanischen. Man muss das schon mögen, sonst ist es unpackbar - vor allem wenn man es in der Schule auf biegen und brechen lesen muss.
Aber Grass ist halt wirklich grass, ja.

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