Warum? Nun, ohne das nun zu einer Rezension ausufern zu lassen: Weil Wells nach einer kurzen und sehr privaten Skizze seines Wegs in die Schriftstellerei anhand der zahlreichen Fehler, die er selbst gemacht hat, aufzeigt, wie man das eigene Schreiben entwickelt, worauf es ankommt und welcher Werkzeuge man sich bedienen sollte. Was immer dann besonders spannend zu lesen ist, wenn er seine eigenen Romane kritisch hinterfragt und anhand konkreter Beispiele daraus die Fallen aufzeigt, in die er getappt ist. Dabei hütet er sich vor Verallgemeinerung und weist mehrfach darauf hin, dass diese Erkenntnisse auf seine ihm eigene Weise der Romanentwicklung und des Schreibens zutreffen. Das alles in einem leichten, wunderschön zu lesenden Stil ohne jede belehrende Attitüde. Für mich die angemessene Ergänzung zu Sol Steins „Über das Schreiben“ und Stephen Kings „Das Leben und das Schreiben“. Pflichtlektüre!
Ah, danke für die Aufklärung.
Wieder ein Beispiel dafür, dass ich immer wieder neu dazulerne. Vielen Dank für den Tipp! Obwohl ich bisher dachte gerade Autoren aus dieser Zeit und diesem Genre fast alle -zumindest- angelesen zu haben, ist mir diese entgangen. Das werde ich nachholen.
Wells ist unbedingt lesenswert. Ist er nicht der Neffe von Ferdinand von Schirach (oben erwähnt)? Eine Autoren-Dynastie.
Keine Ahnung. Ich betreibe keine Ahnenforschung fremder Autoren. Muss mal ein bisschen rumenten.
Ja, ist er.
Seine Schwester schreibt auch. Mir fällt nur grad ned ihr Name ein.
Eine Schreiberfamilie. Auch nicht schlecht.
Ja, ist er. Allerdings hat er vor vielen Jahren den Familiennamen abgelegt aufgrund der Verstrickungen der Familie während der Zeit des Nationalsozialismus.
Ariadne von Schirach. Eine recht bekannte Journalistin und Philosophin.
Ich habe gerade einmal Wikipedia bemüht. Dort steht: „Wie erst nach dem Erfolg seines dritten Romans und gegen seinen Willen bekannt wurde, ist Wells der Enkel Baldur von Schirachs, der Sohn des Schriftstellers Richard von Schirach … Der Strafverteidiger und Schriftsteller Ferdinand von Schirach ist sein Cousin. Um sich von der Vergangenheit seiner Familie zu distanzieren und eigenständig aufzutreten, ließ Wells seinen bürgerlichen Namen nach seiner Schulzeit amtlich ändern. Der Nachname Wells ist dabei als Hommage an die Romanfigur Homer Wells aus John Irvings Buch Gottes Werk und Teufels Beitrag anzusehen. Irvings Romane waren auch der Grund, weshalb Wells mit dem Schreiben begann.“
Ich habe alle bisherigen Bücher von Wells gelesen, für mich eine erzählerische Hochbegabung wie sein Cousin (nicht Onkel) Ferdinand von Schirach. Es muss wohl so eine Art „Gen“ geben. In der Familie Schirach gibt es noch etliche mehr Schreibende, auch die frühe Vita von Baldur von Schirach ist recht interessant.
Offenbar habe ich mit Schirach in ein Wespennest gestochen. Muss mich wohl dann doch mal mit der Familie auseinandersetzen.
So, meine meisten Urlaubsbücher sind verschlungen. Fazit hab ich als Nachtrag an den Post geheftet.
Jetzt gerade für heute aus unserer onleihe heruntergeladen:
Der Weg nach Hause. Peter S. Beagle.
Der 2. Teil von meinem Kindheits-Fantasy-Event „Das letzte Einhorn“. Bislang genau mein Ding (und ich kann Fantasy aktuell eigentlich nicht mehr sehen…).
Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau. Phenix Kühnert.
Für mich ein Selbstexperimen. Ich bin der ganzen Trans-Diskussion sehr kritisch -und möglicher Weise voreingenommen- gegenüber. Aber ich bin auch bereit andere Perspektiven kennen zu lernen. Dies ist eine davon. Positiv bisher: im Vorwort bereits weißt die Autorin darauf hin, dass es ausschließlich ihre Ansichten sind und sie sich nicht als Sprachrohr einer ganzen Trans-Gemeinde versteht. Bin gespannt.
nö … wieso Wespennest? Passiert ja nix, wenn man da mal reingreift. Ich finde das einfach interessant - was mir v.a. auffällt ist, dass der erzählerische Duktus von FvS und BW sich ähnlich ist. Beide haben die Fähigkeit, schnörkellos und doch interessant, gedankenreich, aber trotzdem kurzweilig, humorvoll und spannend zu erzählen. Mir gefällt beider Stil sehr, so wie ich überhaupt den geraden, ungekünstelten, adjektivarmen und geistreichen Stil mag, den ich leider bei nicht allzuvielen Schriftstellern finde. Daniel Kehlmann ist einer davon, Erich Kästen war einer davon.
Und der großartige Wolf Schneider hat in unzähligen Büchern unzähligen Journalisten beigebracht, wie man solches „gutes“ Deutsch lernen kann, bei den meisten (auch wenn sie ihn, wie kolportiert wurde, „auf Knien gehasst“ haben) ist leider nicht allzuviel hängengeblieben.
Interessanterweise sind Schneiders viele Schreib-Ratgeber zwar hoch unterhaltsam und lehrreich, man liest sie mit größtem Gewinn. Durch seine Reportagen - z.B. aus GEO - musste ich mich dagegen regelrecht quälen - langweilig, bemüht, saftlos. Wolf Schneider (Friede seiner Asche!): offenbar einer, der genau wusste, wie es geht, aber es selber nicht wirklich konnte. Das „Salieri“-Problem?
„Für mich ein Selbstexperimen. Ich bin der ganzen Trans-Diskussion sehr kritisch -und möglicher Weise voreingenommen- gegenüber.“
Das geht mir ähnlich (kritisch, voreingenommen). Ich bin recht erstaunt über die hohen Zahlen angeblich Betroffener, die man zu hören bekommt (in den USA 1,6 Prozent der Bevölkerung?).
Einerseits wird offenbar durch diese öffentliche Diskussion (Diskussion?) auch ein nicht unerheblicher Druck auf junge Menschen ausgeübt, die plötzlich verunsichert sind, „wer“ sie eigentlich sind und die in immer größerer Zahl psychotherapeutische Praxen fluten, ohne dass tatsächlich eine grundsätzliche Geschlechtsproblematik vorliegt - so jedenfalls die Erfahrung von Kinder- und Jugendpsychiatern/-Psychotherapeuten, mit denen ich rede.
Andererseits hat es mich persönlich etwas nachdenklich gemacht, sogar in den Tagebüchern der (von mir äußerst verehrten) Patricia Highsmith zu lesen, dass sie sich seit ihrem sechsten Lebensjahr als Junge gefühlt habe und seit Beginn der Pubertät regelrecht gelitten habe, als (überwiegend homosexuelle) Frau zu leben. Ihr ganzes literarisches Werk bekommt plötzlich eine neue Farbe, wenn dieses Wissen mitliest.
War eine schlechte Formulierung. Ich dachte nur an einen ganzen Schwarm und dadurch, dass ich Schirach erwähnt habe, fing die Autorenwuselei an, womit ich nicht gerechnet hatte, weil ich auch gar nichts davon wusste. Ich wollte damit mein Erstaunen zum Ausdruck bringen.
… da ist doch keine Erklärung nötig … völlig klar - ich greife auch manchmal zu Bildern, die nicht wirklich funktionieren. Es weiß aber jeder, wie es gemeint ist. Sorry, ich hätte mir den Hinweis auch wirklich verkneifen können. Und: „schlecht“ geht anders.
Ach was. Alles gut. Erklären ist doch nicht schlimm.
Jutta Profijt - Kühlfach 4
print, 2. Auflage 2009
254 Seiten
Habe eben das erste Kapitel gelesen. Ist witzig. Wenn es so weitergeht, wird der Zufallsfund (Buch bei einer Bücheraktion von Emmaus entdeckt) ein echter Volltreffer.
Das erinnert mich vom Titel doch sehr an Slaughterhouse 5 von Kurt Vonnegut. Da gab es trotz des heftigen Themas zwar auch einige komische Elemente, doch ich schätze, Kühlfach 4 ist nicht so tragisch wie die Bombadierung Dresdens.
Es ist gar nicht dramatisch in dem Sinne. Es ist ein Krimi aus einer Kühlfachreihe, wie mir das Suchentchen verraten hat.