Wenn ein deutscher Autor einen Roman schreibt, der im Ausland (z.B. Amerika) spielt und das Wort „Handy“ für das Smartphone verwendet
@Julien Bei mir ist es genau umgekehrt. Mich reißen solche Zeitwechsel aus dem Lesefluss. Ich erlebe doch gerade mit den Protagonisten das Präteritum mit, da irritiert es mich, wenn plötzlich der Erzähler auf einer anderen Zeitebene „dazwischenfunkt“ und mir mitteilen muss, dass es Köln und den Thunersee auf seiner Ebene immer noch gibt.
Mich stört weder die eine noch die andere Variante.
Daher halte ich es für besser, so etwas elegant zu lösen, als Infodump über Dinge zu schreiben, die ohnehin jeder weiß. Das mit Interlaken habe ich tatsächlich in einem Buch gelesen. Das ist für die Handlung überhaupt nicht wichtig
Das Relativpronomen ‚Welche/r/s‘ anstelle eines Artikels.
Das Auto, welches die Straße entlang fuhr.
Da rollen sich mir die Zehnägel.
Warum das?
Wenn Superlative superlativiert werden: Super-GAU. Weil heute keiner mehr zu wissen scheint, dass das ‚G‘ bereits ein Superlativ ist. Einzigster gehört in die gleiche Kategorie.
Ich finde das Wort Sachverhalt ziemlich furchtbar. Vermutlich weil ein ehemaliger Kollege von mir das immer benutzt hatte. Er hatte immer versucht, etwas hochgestochen am Telefon zu sprechen und wollte öfters mal den „Sachverhalt klären“. Ich fand das ziemlich nervig, seitdem kann ich das Wort nicht mehr leiden.
In der Literatur stößt man jetzt seltener darauf, es sei denn, man hat Spaß an bürokratischen Texten.
Ob es einen solchen Menschen auf Erden gibt?
„Einen Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars zu Bestätigung der Nichtigkeit des Durchschriftexemplars, dessen Gültigkeitsvermerk von der Bezugsbehörde stammt, zum Behuf der Vorlage am zuständigen Abteilungsamt“…
Doch, man kann Spaß mit bürokratischen Texten haben - wenn man Reinhard Mey heißt.
Muss es. Wo kommen sonst die ganzen Sachverhaltstexte her?
Ich oute mich … ich bin unter Kollegen heiß begehrt für offizielle Schreiben, weil ich GENAU SO schreibe
Kommt davon, wenn man zu viel mit Gesetzestexten zu tun hat seit Jahrzehnten
Und „Sachverhalt“ hab ich heute genutzt, um meiner Nebenkostenabrechnung zu widersprechen
Ja, ich kenne (und kann) das auch, weil ich zehn Jahre nebenberuflich als Gerichtssachverständiger tätig war und da ging es ausschließlich um sog. „Sachverhalte“. Gleiches gilt auch für wissenschaftliches Schreiben, dass ich auch mal lernte und lange machen musste.
Das einzige was mich im „normalen“ Sprachgebrauch bleiben ließ, war das regelmäßige Lesen von guter Belletristik. Und dennoch falle ich immer wieder in den juristischen oder wissenschaftlichen Jargon. Bei Papyrus Autor gibt’s dann oft seitenlange rote Schrift dazu (dafür bin ich iÜ sehr dankbar).
Ich kann auch mit beiden Varianten leben… Was mich dagegen wirklich nervt, ist die falsche Verwendung vom Plusquamperfekt
Wenn ich Schreiben an Ämter verfassen muss, falle ich auch in das Beamtendeutsch, was ich aber auch seltsam finde. Ich habe vermutlich instinktiv die Befürchtung, wenn ich das nicht so schreibe, verstehen die Leute im Amt den ‚Sachverhalt‘ vielleicht nicht.
Das mache ich auch so.
Ich finde, das muss sein.
Kann man aber sicher auch halten wie ein Dachdecker.
Wenn ich sauer bin, dann schreibe ich schon mal am Ende „Hochachtungsvoll“. Wobei „Hochachtungsvoll“ kein Hasswort für mich ist.
Bingo. Das mache ich schon seit der Schulzeit. Eine Freundin bestätigte mir, dass mein „Hochachtungsvoll“ am Ende in Wirklichkeit „F*ckt Euch“ in Verkleidung ist. Ich hatte mal einen bösen Brief an meinen Internetprovider geschrieben (Plusquamperfekt wegen Vorzeitigkeit), den sie auch las und dann meinte, das läse sich so wie oben geschrieben.
Da ich schon lange im Stadtrat sitzen darf, habe ich viel Kontakt zu „offiziellen“ Schreiben und Vorlagen. Das färbt gelegentlich auf meinen eigenen Schreibstil ab. Einiges gefällt mir sogar und nutze ich bewusst.
Bspw. die Phrase „für dahin“, die Juristen gerne nutzen.
„Meines Wissens ist Herr Mustermann für dahin noch Mitglied Ihrer Partei.“
Klingt für mich vornehmer als „bis auf weiteres“.
Mir gefällt auch obschon. Liest man auch öfters mal in Amtsschreiben.
Mein kleines Team und ich sind gerade dabei (und recht erfolgreich), in unserer großen Behörde das Beamtendeutsch auszumerzen und in verständlicher Sprache zu schreiben. Inzwischen lachen wir sehr über die gestochenen Beamtendeutschbriefe unserer Kunden.
Kennst du das „raumübergreifende Großgrün“ oder die „Personenvereinzelungsanlage“ ?