Was sind eure Hasswörter?

Danke für die Aufklärung. Habe ich echt noch nie gehört. Das Verhalten hingegen ist mir mehr als bekannt.

Das bewegt sich dann irgendwo zwischen „normalem Menschenverstand“ und „Bauernschläue“.

Ich glaube, dass das „man“ auch ein psychologischer Selbstschutz sein kann, mit dem es leichter fällt, über ein schreckliches/unangenehmes Erlebnis zu berichten. Aber mir ist auch schon aufgefallen, dass es gerne überstrapaziert wird. Auch der Gewinner der Gold-Medaille antwortet auf die Frage, wie er sich fühle, gerne „man fühlt sich überglücklich …“

Es gibt viele Begriffe, die vermutlich einfach gerade im „Trend“ sind - „tatsächlich“ mag dazu gehören? Sprachforscher könnten sicher mehr dazu sagen. Was früher „krass“ war ist, glaube ich, derzeit „cringe“ … usw.

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Hausverstand gab’s einige Zeit bei BILLA. Der kauft jetzt aber bei HOFER ein: Hausverstand jetzt bei HOFER

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Habe ich auch noch nie gehört. Ist das sowas wie Hausregel?
Wenn beispielsweise bei Brett-, Karten-, oder anderweitigen Spielen eine Regel nicht eindeutig ist, einigt man sich meist auf eine „Hausregel“, nach der dann gespielt wird und mit der alle einverstanden sind.

Deine Erklärung zum Hausverstand kommt jedenfalls der Hausregel ziemlich nahe. :grinning:

Helmut

Lieber @HelmutB
Unter dem (zumindest in Österreich umgangssprachlichen) Begriff „Hausverstand“ wird eine Art Erfahrungswissen (eigenes und das nahestehender Menschen) verstanden, das auch zu „Hausregeln“ und anderen Verhaltensnormen führen kann, aber nicht unbedingt muss. Tatsächlich sind praktische Erfahrungen ein wesentlicher Bestandteil von Wissen im umfassenden Sinn (siehe dazu auch Davenport et al) treten aber stets in Kombination mit theoretischem Wissen und neuen Erkenntnissen auf. Krass wird es dann, wenn persönliche Erfahrung höher bewertet wird, als neue Erkenntnisse oder die Erfahrungen anderer Menschen und dann zum Killerargument gegen Lernen ausartet.
Ich habe grundsätzlich nichts gegen individuelle Erfahrungen, aber ich traue auch Menschen nicht, die mit dem Begriff „Hausverstand“ gegen komplexere Bildungsfragen argumentieren. Entweder sind sie selbst lernfaul oder haben mit Lernen schlechte Erfahrungen gemacht. Oder sie haben andere Interessen, neue Erkenntnisse zu verhindern.
Vielleicht bin ich aber auch nur Opfer meiner eigenen (schlechten) Erfahrungen.

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Vielen Dank für die ausführliche Erklärung.

Solches Verhalten kenne ich auch als „Beratungsresistenz“.

Helmut

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Hasswort: „definitiv“
Auch, weil ich es definitiv zu oft verwende.

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Letztlich sind die meisten hier genannten Wörter für mich allenfalls ärgerlich, v.a. bei übermäßiger Verwendung, aber keine „Hass“-Wörter. Zu letzteren zählen für mich v.a. Begriffe, die in die politischen-gesellschaftlichen Debatten eingeschleust werden, um Menschen zu emotionalisieren und zu spalten und abweichende Meinungen zu diskriminieren (Beispiele mag sich jeder denken, ob aus Pandemie- oder Wahlkampfzeiten) - „Kampfrhetorik“ eben. Die strotzt aus meiner Sicht vor Hasswörtern.

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„Genau“

Das Füllwort des unsicheren Redners. Jeder zweite Satz beginnt mit „genau“ oder wird „genau“ einfach zwischengeschoben.

Da könnte mit jemand die Lottozahlen vom nächsten Samstag beschreiben, nach dem ersten „genau“ bin ich raus, so schön können sechs Richtige nicht sein.

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Hatten wir schon. Macht aber nichts. Ich hasse diese globale Angewohnheit, die sich in den letzten 5 Jahren eingeschlichen hat, ebenso. „Guten Morgen, genau.“
Höre ich fast täglich.

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Au weia. Leider ist der Thread zu lang um ihn ständig im Auge zu behalten. Genau.

„Wie Recht du hast, genau. Kommen wir nun zum Wetter. Genau. Es wird regnen. Genau. Bis morgen, genau. Und Tschüs.“
Ich habe mir zusammen mit meinem Mann heute eine Postkartenausstellung in einem Altenheim angesehen. Da war gerade eine Singstunde. Die soziale Betreuungskraft, die das Singen begleitet hat, ist mir im Hintergrund mit ihrem ewigen „genau“ zwischen den Liedern gehörig auf die Nerven gegangen.
Ohne diese Unart hätten mich die Lieder an sich genervt. Das wäre vielleicht besser gewesen.

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Genau. :face_with_raised_eyebrow:
„Keine Ahnung“ - auch so ein Unwort, das mich voll nervt. Oder „voll“. Oder „nervt“. Oder „oder“.

„Genau. Jetzt bin ich voll genervt, oder? Echt voll genervt!“ :wink:

Wobei es in diesem Thread ja eigentlich um die Schriftsprache in Büchern ging, nicht um mündliche Umgangssprache.

Mich nervt Dialekt in Büchern, die eigentlich gar keinen Dialekt beinhalten sondern in Hochdeutsch verfasst sind.

Da steht dann beispielsweise Ich bin gesessen/gestanden/etc., obwohl es korrekt heißt Ich habe.
Aktuell stört mich das in einem ansonsten wirklich toll geschriebenen Buch von Timur Vermes. Andreas Eschbach neigt auch dazu.

Genau!

:wink:

Ganz schlimm, dieses selbstbestätigende „genau“ als Füllwort, meistens genutzt von Pädagogen jeder Couleur. Ich bin da so was von bei Euch.

Als Teilnehmer in Schulungen führe ich häufig eine Strichliste über zu häufig gebrauchte Wörter oder Floskeln des Vortragenden. In einer Pause oder am Ende teile ich dem Vortragenden dann gelegentlich noch meine Ergebnisse mit. Das führt dann zunächst erst einmal zu einer Selbsterkenntnis, oder auch nicht.

In einer Schulung, war mir so langweilig, dass ich einen Reim verfasst habe:

Ich sitze in der Schulung bei der Provinzial.
Das Thema ist todlangweilig, wirklich eine Qual.
Ich bin heute morgen auch schon drei Mal eingepennt.
Aber das macht ja nix, denn ich bin der Dozent.

Und damit mir das nicht häufiger passiert, führe ich jetzt diese Wortstatistiken, da muss ich zwangsweise zuhören. :smiley:

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Hallo Suse, Du behauptest:

Da steht dann beispielsweise Ich bin gesessen/gestanden/etc., obwohl es korrekt heißt Ich habe.

Nun möchte ich doch darauf hinweisen, dass durchaus beide Varianten „richtig“ sind (auch wenn laut dem grammatischen Informationssystem *grammis" vom IDS Mannheim, die Bildung mit „haben“ die weiter verbreitete Form ist).

Ich zitieren aus dem dortigen Beitrag: " Durch das deutsche Sprachgebiet führt eine Mauer. Und im vorliegenden Fall nicht zwischen Ost und West. Auf der einen Seite, die sich im Norden befindet, ist man sich sicher, dass man auf einem Stuhl gesessen hat, während man auf der im Süden angesiedelten Seite ganz sicher von sich behauptet, dass man auf dem selben Stuhl gesessen ist. Diese Grenze ist keine fest gesicherte und es gibt einen aktiven Grenzverkehr, so dass man auch Leute antrifft, die beides von sich behaupten könnten, ohne das Gefühl zu haben, eine für sie seltsam klingende Formulierung zu benutzen. […] Was ist nun richtig?
Um das Wichtigste vorwegzunehmen: Beide Varianten sind natürlich richtig [Hervorhebung von mir]. Jedoch ist die Bildung mit sein diejenige, die regional eingeschränkt ist, während die Variante mit haben als allgemeinere Form mit größerer Verbreitung gilt.
Dennoch klingt etwa ich habe gelegen für viele Menschen südlich des Mains nicht nach korrektem Deutsch, denn für sie ist ich bin gelegen die einzig akzeptable Form. Analog schütteln wiederum die Norddeutschen bei letzterem Ausdruck meist den Kopf." (Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) /www. ids-mannheim .de)

Schöne Grüsse

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Vielen Dank für die Aufklärung. Im Hochdeutschen ist die sein-Variante zumindest nicht die gebräuchliche und mich stört es in einem in hochdeutsch verfassten Werk.