sitze hier gerade so vor meiner Schüssel von Computer, und stöbere so durch die Geschichten, die ich hier und da geschrieben hatte. Eine davon ist tatsächlich auch etwas länger! Ich würde nicht sagen, dass es ein Roman geworden ist, aber doch recht beachtlich. (10 Kapitel) Sie entstammt einer Zeit wo ich ziemlich allein war und eh alles ziemlich, naja Mist war. – Das ist jetzt auch nicht ganz so wichtig! –
Ich selbst bin ja eh, schon ein sehr emotionaler Mensch, ja sogar ziemlich nah am Wasser gebaut. Dies spiegelt sich auch hier und da, in meinen Geschichten wider, die ich meist nur für mich selbst schreibe. Mir fiel auf, dass wenn ich einen liebgewonnen Charakter der Geschichte sterben lasse, mir dies ziemlich nahegeht. Dabei kommt es sogar vor, dass sich das ein oder andere Tränchen nicht verdrücken lässt.
Aber auch wenn es zu freudigen Ereignissen kommt, wie z.B. zwei Menschen finden zueinander, obwohl es Moralisch eventuell falsch wäre! So steigt in mir gleich die Freude mit auf.
Mich würde es spannenderweise interessieren, wie es euch damit so ergeht? Was erlebt ihr so beim Schreiben. Vielleicht bin ich auch einfach nur ein sentimentaler Schwachkopf. Sicherlich hat auch schon einmal einer, solch eine Frage gestellt! Ich würde mich trotzdem sehr über Antworten freuen.
Ich habe mich in den zwei Jahren, die ich nun an meinem heiteren Roman arbeite, zwei- oder dreimal richtig heiser gekichert, weil mir plötzlich ein lustiger Einfall kam.
… am Telefon wurde ich dann gefragt: „Oh, du Arme, bist du erkältet?“
Das Krasseste, was mir beim Schreiben passiert ist: Ich habe an einem Vormittag eine Idee für die perfekte Schlussszene eines Kinderabenteuers. Ich musste sie sofort eintippen. So ergreifend, dass mir beim Schreiben die Tränen gelaufen sind. Aber richtig. Ich habe heute noch Salzflecken auf der Schreibtischplatte. Zum Glück hat’s die Tastatur überlebt.
Ausgerechnet in dem Moment muss die Reinigungskraft mein Büro saubermachen. Ich konnte aber nicht aufhören - wer weiß, ob ich jemals wieder in so einen Flow gekommen wäre. Also saß ich flennend am Rechner und schrieb und schrieb und nichts und niemand konnte mich stoppen.
Die Frau war Profi. Die hat schnell und diskret das Nötigste gemacht und war im Nu wieder verschwunden. Als die Szene endlich stand, habe ich dann Tränen gelacht, bis mir der Bauch wehtat.
Mir ging es bei meiner Geschichte fast genauso! Nur das mich keiner dabei gesehen hat. In meiner Geschichte ging es darum, dass ein Junge sich in ein Mädchen verliebte und als sie gerade so richtig ein Paar wurden, vorher hatten sie einfach nur sehr viel Zeit miteinander verbracht, fuhren ihre Eltern mit ihr zu Verwandten. Auf dem Weg dorthin gab es einen Schweren Verkehrsunfall, bei dem ihr Vater starb. Bei ihm kam aber die Nachricht an, dass keiner überlebt hätte.
Verzweifelt und voller Trauer schnappte der Junge sich sein Fahrrad und fuhr Ziellos drauf los. Irgendwo in einem Wald, brach er weinend zusammen und schrie sich die Seele aus dem Leib. An einer Brücke über einem Fluss blieb er verzweifelt stehen.
Den Sprung habe ich nie direkt beschrieben, nur wie er wie im Film all die schönen Erinnerungen vor seinem inneren Auge sah! Wie den ersten Kuss die erste Berührung und das lächeln seiner Liebsten.
In diesem Moment, obwohl für mich schon klar war, dass er dies überleben sollte, brach bei mir der Staudamm! Es hat sage und schreibe fast eine Stunde gedauert, bis ich endlich wieder richtig weiterschreiben konnte.
Man könnte die Geschichte ja fast als eine Anlehnung an Romeo und Julia durchgehen lassen. Das fiel mir jedenfalls spontan dazu ein - unabhängig vom eigentlichen Sinn des geposteten Themas.
Och, da bist du nicht allein. Beim Schreiben meines Romans hatte ich einige Szenen, in denen ich in Tränen ausgebrochen bin. Eine war so schlimm, dass ich sie monatelang nicht mehr angesehen habe. Inzwischen ist alles wieder gut. Es gibt noch ein paar Stellen, bei denen ich immer wieder einen leichten Schmerz spüre, wenn ich sie lese.
Außerdem bin ich auch so ziemlich peinlich. Ich lache mich über meine lustigen Szenen kaputt, bin ein echter Alleinunterhalter
Manche Leute verarbeiten beim Schreiben eigenen Schmerz mit. Das ist gut. Man stellt sich ihm, lässt ihn zu, und das heilt einen. Gerade bei emotionalen Themen, wie du sie beschrieben hast, finde ich es sogar wichtig, darüber den eigenen Schmerz zu spüren und loszulassen, weil wenn man das nicht verarbeitet, wirkt sich das meiner Meinung nach auch negativ auf den Text aus. Schreibe feurig, streiche eiskalt … oder so ähnlich.
Hatte mal von einem Autoren gelesen, der hatte ein sehr schlimmes Ereignis in seiner Familie/Vergangenheit und mehrmals versucht, das in einem Roman zu verarbeiten. Es gelang ihm aber erst nach langer Zeit und Heilung. Vorher ist der Text einfach nicht gelungen.
Vermutlich, weil man dann mit dem Schicksal hadert oder sich selbst bemitleidet etc. und das herauslesbar ist. Das gilt sicher auch für zu viel Wut. Da klingt man schrecklich selbstgerecht und mitleidsheischend, und das will keiner lesen.
Oh, das finde ich sympathisch (positiv gemeint)
Denk’ bloss nicht, dass du der einzige bist.
Ehrlich gesagt habe ich immer gedacht, dass ich ein - nun ja - emotionaler Krüppel bin, den nichts berühren kann. Weit gefehlt. Mein erstes Buch hat mich literweise Augenwasser gekostet und jedesmal, wenn ich die enstprechenden Passagen lese, tut es das wieder. Ok, manches von dem, was ich da geschrieben habe, sind echte Erinnerungen und damit ohnehin sehr emotional besetzt. Auch wenn mich das immer sehr berührt, ich lese es immer wieder, zeigt es mir doch jedesmal, dass ich nicht der bin, der ich glaubte zu sein.
Bin ja sehr froh, nicht alleine damit zu sein. Ich heule Rotz und Wasser, am Schlimmsten ist es dann, wenn ich vorlesen soll. Also mir. Dann bricht meine Stimme und ich muss aufhören. Bei Lesungen lasse ich diese Stellen (sind eh meist der Schluss) natürlich aus, ich will ja nicht Spoilern. Bei glücklichen Szenen oder herzergreifenden genau dasselbe. Ich kann sie nicht vorlesen, weil meine Stimme bricht.
Ich kann auch Leute nicht verstehen, die Belangloses schreiben, Seichtes mit Happyend, was man nach drei Minuten vergessen hat. Warum machen Leute das, warum schreiben sie es, warum lesen sie es?
Das wenn man wüsste. Man kann schreiben nur des Schreibens wegen. Und man kann schreiben und echtes Herzblut investieren. Das sind dann IMHO lesenswerte Autoren
Ich möchte als Leser gerne schöne, heitere Geschichten lesen.
Ich schreibe nicht, um meine Traumata zu verarbeiten, sondern um meinen zukünftigen Lesern ein paar nette, heitere Stunden zu verschaffen.
Man kann sehr wohl auch in Schönheit Herzblut investieren.
Kommt es nicht auch auf die Lebensphase an? Ich lese im allgemeinen querbeet. Auch belastende Themen. Aber es gab Zeiten in meinem Leben, die sehr schmerzhaft waren
Viel Krankheit , Sterben und Traurigkeit . Um mich ein wenig abzulenken, las ich vorzugsweise Bücher in rosa und hellblau. Einfach, um mal wieder nette Gedanken zu haben. Tja, als ich dann eine dieser netten Geschichten las, starb in dem Roman jemand an Krebs. Nicht schön, wenn man gerade seine Schwester beerdigt hat, die gerade daran starb. Ich verstehe den Wunsch nach leichter Lektüre, ich verstehe das Bedürfnis, diese Romane zu schreiben. Und mitunter verstehe ich auch heute manche Triggerwarnungen . Das Leben ist manchmal ein Arschloch, da möchte man doch nicht noch darüber lesen? Jede Lektüre hat ihre Zeit und ihre Berechtigung. Manche sehen fern, um sich berieseln zu lassen . Manche lesen heitere Romane. Ich war damals jedenfalls froh, dass ich eine große Auswahl hatte, um meinem Kopf mal eine Auszeit zu geben.
Klar kann man das, man muss nicht immer persönliche Dinge schriftlich verarbeiten. Man mag mich einen Schwarzseher, einen Pessimisten nennen, dennoch bin ich ziemlich sicher, dass das Leben selten schöne Geschichten schreibt. Man kann sich alles schönreden, das ändert aber nichts daran, dass schön geredete Dinge eben nicht schön sind.
Sorry für den emotionalen Anfall, das bin nun mal ich.
Ich habe noch keinen Autor erlebt, der von sich selbst sagt, „Ich schreibe belangloses, seichtes Zeug“. Die eigenen Kinder sind immer die schönsten.
Und zum Leseaspekt: Ich denke, jede Geschichte hat ihre Fans und ihre Kritiker. „Lesenswert“ ist nunmal ein sehr subjektives Prädikat.
Ich habe gerade ein sehr trauriges Kapitel abgeschlossen . War wichtig, erklärt weshalb meine Protagonisten sind, wie sie sind. Uff, große, dunkle Wolke über dem Kopf. Um mein Seelenheil zu retten arbeite ich jetzt zum Ausgleich an einem Kapitel mit mehr Leichtigkeit und Lebensfreude. Ich habe extra einen Charakter eingeführt, der ein Ausgleich zu meinen zwei eher durch Trauer geprägten Hauptpersonen ist. Mir hilft dieser Wechsel. Hell und Dunkel. Sonne und Regen. So kann ich besser mit den dunklen Kapiteln umgehen. Na, ich bin ja ihre „Mama“ und weiss, dass alles gut wird. Zumindest teilweise. Meine Krimis (bzw. derzeit noch Fragmente) sehen nicht unbedingt für alle Beteiligten ein gutes Ende vor. Es sind historische Krimis (ab 1850). Und viel mehr nehmen mich alltägliche Szenen mit. Also, einen chirurgischen Eingriff in einem Anatomiesaal überfüllt mit Studenten , die lärmen und rauchen, der Op-Bereich mit Sägespäne ausgestreut, um das Blut aufzufangen, da schüttelt es mich noch Stunden später. Dabei war das nur eine klitzekleine Szene . Die verfolgt mich aber dann den halben Tag . Oder die Beschreibung von Armut und Elend, so ganz nebenbei. Mal eben am Wegesrand. Da kämpfe ich dann auch schon mal ein wenig mit. Ich habe aber auch einen lustigen Dialog mit einem Kutscher. Himmel, hab ich gelacht. Mein Mann und meine Tochter starrten mich nur an, aber immer wenn ich was sagen wollte, kam nur glucksen.
Ja das hatte ich auch schon im Sinn! Wobei ich anmerken möchte, dies war damals nicht meine Absicht dahinter.
@Gwendy, du hast mich erwischt! Es ist tatsächlich so, dass ich eigenen Schmerz in meinen Texten und Geschichten verarbeite. Auch wenn meine Geschichten frei erfunden sind. In meinen Texten findet sich mehr eigener Schmerz und Schmerz anderer, die ich z.B. sah.
@nolimit, Danke, und sicher denke ich nicht das ich damit allein bin! Eben weil ich dachte, „Da draußen muss es doch auch andere geben!“, fragte ich genau dies. Einfach weil ich es interessant finde, eben sich darüber mal auszutauschen.
Ich danke euch dafür, dass ihr eure Erfahrungen hier teilt. Es ist schön zu lesen und zu begreifen das ich da nicht der einzige bin.
Und dann muss ich mich mal bei euch allen Entschuldigen, meine Grammatik ist eine Katastrophe.
Ich bin die Königin der schlechten Grammatik und die Göttin der furchtbaren Zeichensetzung. Aber hey, ich arbeite daran. Und ich denke, dieser exklusive Club hat zahlreiche Mitglieder.
Na dann bin ich ja auch da in guter Gesellschaft, natürlich meine ich das in positiver Hinsicht. Auch an dieser stelle schön zu wissen, dass ich damit nicht allein bin.
Irgendwie fällt mir da doch was ein:
Es gibt Tage in denen
Scheint leere nur gegeben
Doch sieht man ein Lächeln
Fängt das Herz an zu hecheln
Der Sinn uns Menschen verborgen
Und doch fühlen wir uns geborgen
Das Leben erhält wundbares doch
Traurig einst sind wir immer noch
Dass der Weg nie wird enden
Das muss jeder für sich erkennen
Es ist das Lebens Schauder Spiel
Was allen doch immer gefiel
Die Träume werden einst wahr
Sagte man doch so wunderbar
Aber ob dies wirklich so is
Ist immer etwas ungewiss
Woran mag das wohl liegen
Da kann man sich verbiegen
Nur wer wirklich kämpft und will
Entgeht des Lebens schweren Drill
Träume nur dann werden wahr
Wenn man sich trotz aller Gefahr
Traut zu sagen was man mag
Komm also einfach und sag
Ihr werdet sehen schneller
Das Leben wird immer Heller
Setz dir kleine ratsam Ziele
Mach aus einem Großen viele
Das Lachen und das Weinen mit und wegen der Figur kenne ich auch.
Wenn es der Figur schlecht geht, leide ich mit und wenn sie sich freut, freue ich mich mit.
Ich finde es faszinierend, wie empathisch man gegenüber eines fiktiven Charakters in einem Buch sein kann. Auch wie echt die Figuren in meinem Roman für mich geworden sind finde ich spannend. Nach drei Jahren schreiben (im Endspurt) meines fiktiven Jugendromans weiß ich genau, wie welche Figur wann reagieren würde. Vielleicht liegt der Grund an der Empathie die man mit ihnen hat. Wer weiß Geht es euch auch manchmal so, dass eure Figuren euch so real vorkommen?
Oder kennt ihr das, dass eure Figuren „sich selbständig machen“?
Eine Freundin hat mir diesbezüglich vor einiger Zeit eine lustige Geschichte erzählt, die sie beim Schreiben erlebt hat. Ich weiß nicht mehr Wort für Wort wie sie es mir erzählt hat, aber ich versuche mein Bestes.
Es ging um ein Tagebuch eines Verstorbenen, welches die Protagonistin im Besitz hatte. Sie plante nicht, dass dieses Buch zu diesem Zeitpunkt in die Hände einer Antagonistin gelangte. Aber sie schrieb und schrieb und irgendwie kam es dazu, dass die Protagonistin ihr Buch fallen ließ und die Antagonistin es an sich nahm. Die Freundin von mir war über diese ungeplante Wendung sehr überrascht. Sie sagte dann zu mir, sie verstehe nicht, weshalb diese Schimpfwort an Stelle des Namens der Protagonistin das Buch hat fallen lassen. Es ist einfach so passiert. Sie wollte das gar nicht. Ihre Reaktion darauf fand ich wirklich sehr amüsant.
Oh ja, sogar über ein ganzes Buch hinweg. Die haben mich genötigt, eine Fortsetzung zu schreiben.
Was soll man als Schreiberling gegen aufsässige Protagonisten tun?
Ihr ahnt es - nichts.