Was denkt ihr über Sensitivity reader?

Es gibt keinen offiziellen Zwang. Kein Verlag sagt „du bekommst keine Chance, wenn du kein SR machen lässt“. Das können auch die sich nicht leisten. Aber: es gibt genug Schreibende, die es eben machen lassen.

Teilweise auch nur, weil sie wissen, die kommen dann eher an einen Vertag und liefern vielleicht genau das Triggerthema, nach dem der Verlag sucht.

SR und Triggerwarnungen gehen da Hand in Hand. Und da ist dann wieder die Frage: will ich mich als Autorin anpassen, um die Chance eines Verlagsvertrages zu bekommen oder bleibe ich meiner eigenen Stimme treu, schreibe ohne Sensitivity Reading und Triggerwarnung und verbleibe damit im Selfpublishing oder eventuell einem Kleinstverlag?

Die großen Verlage bedienen, was die Masse kauft. Und das wird durch die Generation U30 über die sozialen Medien und vor allem „Booktok“ gesteuert. Aber selbst da kann dein Buch trotz SR und TW zerrissen werden - nur, weil es ohne Farbschnitt veröffentlicht wird.

Ich habe ein Projekt, für das ich in meinen Augen SR brauchen werde, weil ich aus den Erfahrungen von betroffenen gelernt habe, dass ich zu viel aufreißen kann. Das will ich nicht. Ich will die Idee aber auch nicht verwerfen. Obwohl ich dafür keinen Verlag suchen werde.

Für meinen Krimi/Thriller werde ich kein SR nutzen. Wozu auch?

Ich finde schade, dass wie bei vielen Themen immer gesagt wird „wir MÜSSEN“. Nein, es gibt genug Möglichkeiten ohne. Aber es gibt eben Rahmenbedingungen (Genre, Subgenre, Thema, Publikumsverlag etc.) da wird man sich daran halten müssen, wenn man das alles will. Das war aber schon immer so, nur hat sich das was geändert.

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äh - warum gerade da?

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Das war aus der Sicht eines „Sensitivity“ Readers gesehen. Ich würde garantiert nie einen woken Moralzensor oder sonstigen literarischen Sagrotanjunkie bezahlen.

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Also nur inoffiziellen Zwang, wie tröstlich.
Ist das Gleiche wie diese „Genderleitfäden“ in großen Unternehmen und Verwaltungen: Ist ja natürlich nie ein Zwang, sondern eine freiwillige Handreichung. Aber wenn man dann nicht gendert, ist es halt Edeka - Ende der Karriere.

Mitläufern standen bei vielen Ideologien schon immer glänzende Karrieren offen.

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Da hakt es bei mir schon. Ich bin keine Schreibende. Ich bin Autor oder Autorin. Schreibende bin ich nur, wenn ich gerade schreibe.

Ich bin mir oft unsicher. In diesem Punkt bin ich mir sicher. Die Antwort lautet: nein.

Und genau das stört mich. Rahmenbedingungen: Bei Themen wie in diesem Thread sind sie für viele wichtig. Beim Seitenwind wurden die Rahmenbedingungen sowohl in diesem als auch in letztem Jahr nur allzu oft missachtet. Wie so oft wird mit zweierlei Maßen gemessen, wie es gerade passt. Das ist jedenfalls meine Wahrnehmung.

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Jetzt weiß ich endlich, warum ich es nie zu irgendwas gebracht habe. Das Gute daran: Ich bin mir treu geblieben und gehe meinen Weg und nicht den, den mir andere asphaltieren. Da stapfe ich lieber mit meinen Gummistiefeln durch den Matsch und freue mich am Ende, dass ich nicht stecken geblieben bin.

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Wir kotzen dann einfach gemeinsam im Strahl. So einen Dreamteam-Auftritt überleben die Mimimi-Kiddies niemals :rofl:

Nee. Dann muss jemand sauber machen.

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Verdammt du hast Recht, die Reinigungskollone hat uns ja gar nichts getan.

Achtung, es folgt meine persönliche Meinung und explizit auf die Altersgruppe und das Genre bezogen:

Weil Themen wie Missbrauch (emotional und körperlich) da mittlerweile fast Standard sind. Genauso wie Mobbing und Körperkritik (egal ob in Höhe oder Breite). Und es wird oftmals als normal hingestellt, als etwas, was eben so ist und woran nichts geändert werden kann.

Das ist es aber nicht und ich finde, das darf es auch in Büchern nie werden. Ich habe kein Problem, wenn ein Charakter sich nicht an den guten Ton hält, einen Schurken braucht es immer. Aber es darf nicht als „musste halt mit leben“ hingestellt werden und dann so belassen. Ich finde, gerade bei der Altersgruppe U20 sollte man auch die Persönlichkeitsänderung hin zu „gut“ zeigen.

Ich möchte nicht, dass mein sich selbst findender Teenie x Bücher liest mit „Mobber sind geil“ und sich daran orientiert und selbst einer werden will. Ja, das ist kurz gedacht weil mehr als Bücher in die Persönlichkeitsentwickung reinspielen und ja, es ist überspitzt. Aber es macht vielleicht klar, warum ich es bei dem Alter und Genre wichtig finde. (Weiß nämlich nicht, ob ich mich gerade gut ausdrücke, ich sollte wohl endlich Feierabend machen.)

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Sehe ich auch so, aber dann die ketzerische Gegenfrage: Kam nicht auch von dir, dass zB gendern ein NoGo ist? Achtung, Übertreibung: du erwartest, dass ich akzeptiere, wenn du nicht genderst, stehst mir aber nicht zu, es zu tun, weil es mir gefällt? Bitte nicht als Angriff, sondern Diskussion verstehen. Und falls ich dich verwechselt habe, war es ebenfalls keine böse Absicht.

Richtig, bezieht sich nicht auf das Einhalten globaler Regeln. Aber ich für mich weiß, dass ich auch nicht immer und überall die gleichen Maßstäbe ansetze.

Hast du ein Beispiel, auf was du dich beim Seitenwind beziehst? Interessiert mich deswegen, weil ich schon im ersten Thema mit Lesen nicht nachkam und ausstieg.

Richtig.

  1. Ein No-Go in Amtssprache, also Gesetzen, Verordnungen, auch Beipackzetteln von Medikamten, eben alles Offizielle aus non-fiktionalen Quellen
  2. Gender in deinen Büchern, in deinem Blog, in deiner privaten Post oder in sonstigen inoffiziellen Schreiben und Reden, ganz wie du magst. Mach es bitte nicht, wenn du persönlich mit mir kommunizierst, denn dann höre ich weg.
  3. Gestehe mir zu, dass ich sofort abbreche, weiterzulesen oder zuzuhören, wenn gegendert wird. Ich suche mir selbst aus, was ich lese. Ich lese auch kein Fantasy, keine Märchen, keine Kochbücher, keine Schreibratgeber. Ich lese/höre das, was mir gefällt. Du machst das auch und da mecker ich auch nicht. Ich meckere, wenn angefangen wird, Klassiker umzuschreiben, etc.
  4. Seitenwind-Rahmenbedingungen: Die Leute lesen das Thema nicht richtig, posten Geschichten nach dem Einsendeschluss, ignoreren die gestellte Aufgabe, posten Auszüge aus längst verfassten Geschichten, obwohl man etwas Neues schreiben sollte, posten im falschen Thread. Alles nicht schlimm, aber alles Verstöße gegen die Rahmenbedingungen.
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Wer macht das schon? Aber ein Apfel kann nach wie vor nicht mit einer Birne verglichen werden. Äpfel nach Äpfeln beurteilen, Birnen nach Birnen und Strumpfhosen nach Strumpfhosen.

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Aber hier gehts doch nicht darum, dass irgendwelche Missstände ignoriert, verharmlost oder gar verherrlicht werden sollen, sondern um eine (imho) völlig aus dem Ruder gelaufene ‚political correctness‘, bei der man viele Begriffe schlicht und einfach nicht mehr verwenden darf, weil sich ja irgendwer angegriffen, benachteiligt oder getriggert fühlen könnte.
Und wie oben schon so treffend bemerkt:

Schlimmer noch, damit verliert das Buch jegliche Glaubwürdigkeit und wird zur unfreiwilligen Lachnummer, eine Peinlichkeit für den Autor, der gezeigt hat, dass er sich diesem Diktat willig und widerspruchslos unterordnet.

Übel wäre es, wenn der Pausenhofschläger im Buch als Held und Vorbildcharakter auftreten würde, aber wenn eine solche Figur vorkommt, sollte man ihr auch die passenden Ausdrücke in den Mund legen. Und die sind nun mal nicht unbedingt nett.

Mal davon abgesehen, was bringt es einem übergewichtigen Teenie, wenn er oder sie in Büchern zwar in Watte gepackt wird, aber dann auf dem realen Schulhof an den genauso realen Schulschläger gerät?
Das Leben kann sehr hart und unfair sein, ist nur selten gerecht und bei weitem nicht nur nett und freundlich. Jeder muss lernen, damit umzugehen, wer das nicht schafft, geht früher oder später unter. Es ist alles andere als eine Hilfe, all die unschönen Dinge schönzureden und den Kopf in den Sand zu stecken, die finden einen trotzdem irgendwann, und gnade Gott, wenn man dann nicht weiß, wie man damit umgehen soll.

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Gendersprache ist eine nicht-inklusive, aus dem Poststrukturalismus kommende, marxistisch konnotierte Geheimsprache. Wer wissen will, wie eine politische Sprache Einzug in die gewachsene, gelebte Sprache hielt, dem sei LTI Notizbuch eines Philologen von Victor Klemperer wärmstens empfohlen.

Wie man sich so fühlt, als völlig angepasster Autor, kann man schön in dem Buch Jeder schreibt für sich allein - Schriftsteller im Nationalsozialismus von Anatol Regnier nachlesen.

Die beste wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Gendersprache stammt aus dem Buch Studien zum genderneutralen Maskulinum von Eckhard Meineke. Ist leider sehr verkopft, lohnt aber die Mühe.

Sprache ändert sich. Immer von Unten nach Oben.

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Na, viel Glück dabei. Mein Anspruch wäre, zu unterhalten, nicht zu erziehen, aber feel free. Teenager wittern Erziehungsratgeber und Erziehungsversuche zehn Meilen gegen den Wind und schalten auf natürliche Abwehr.

Wie @Yoro schon schrieb: Was bringt es dem gemobbten Kind, das feststellen muss, das sein eigenes Erleben dem moralisch-erbaulichen Erziehungstraktat widerspricht und am Ende eben nicht immer alles gut wird, man nicht alles ausdiskutieren kann und die Menschen im Grunde nicht immer gut sind? Es wird es als gut gemeinte Lüge der Erwachsenen ansehen, ähnlich wie Omas „Ach, das verwächst sich noch“-Kommentar zu seinem Übergewicht. Vielleicht sind das auch weniger Geschichten, die man dem Kind erzählt, als sich selber, um in diesem chaotischen, unfairen, unvorsehbaren Leben die Illusion von Sinn, dem Guten, etc. aufrechtzuerhalten.

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Meine Erfahrungen mit Sensitivity Reading sind da andere, vielleicht sehe ich es deswegen anders. Da ging es nie darum, Sätze wie „boah bist du fett“ zu verbieten (solang sie in den Kontext passen), sondern die Probleme bei Sätzen wie „das sieht ein Blinder mit dem Krückstock“ aufzuzeigen. Oder „bist du behindert?“ abzuschaffen.

Ich habe es, bei dem, was ich bisher mitbekommen habe, nie als „Weichspüldiktatur“ gesehen.

Und klar rebellieren Teenager für und gegen alles, wenn sie Regeln und Vorschriften zu wittern glauben. Es gibt aber Exemplare, die durchaus mal zuhören, wenn man Vorschläge macht (keine Vorschriften).

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Punkt 2: Habe ich kein Problem mit.

Punkt 3: Das habe ich bisher anders empfunden. Aber: Ich bin eher der Typ, der nur ignoriert und nichts dazu schreibt, statt immer wieder anzumerken, dass es Schwachsinn ist. Heißt nicht, dass ich verbieten will. Nur, dass wir anders sind. Wäre doch sonst auch langweilig.

Punkt 4: Okay, kann ich nachvollziehen, nervt mich auch, wenn ich es mitbekomme. Und da kann ich mich dann nur schwer mit „du hast die Regeln schon gelesen, oder?“ zurückhalten. Also vielleicht ganz gut so, dass ich den Anschluss verloren habe, sonst wäre ich irgendwann des Forums verbannt worden :smile:

Gäbs eine Person weniger, die neumodischen Kram mag :smile:

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Ein guter SR ist kein Vertreter von Political Correctness. Es schwingen sich jetzt viele dazu auf, die keine Ahnung, aber viel Moralin im Blut haben, und darüber rege ich mich auch auf. (Man kann allerdings auch bei jeder anderen Form des Lektorats an einen Lektor geraten, für den jedes Adjektiv gestrichen, jeder Satz umgestellt und die Figuren umbenannt gehören. Geht man darauf ein? Nein. Ist beim SR nicht anders). Aber: echtes und gutes SR ist ein Lektorat mit Blick auf vom Autor wahrscheinlich nicht intendierte Ignoranz, Verletzung, Triggerung.

Ein guter SRer wird nicht die Beleidigungen und Aggressionen aus dem Mund des Pausenhofschlägers streichen. Denn es gehört zur Rolle der Figur. Der SRer wird (die vom Autor unbemerkten) Beleidigungen und Aggressionen aus der Feder des Autoren im weiteren Text mit Begründung anmerken und es dem Autor - wie jeder andere Lektor - selbst überlassen, was er aus der Anmerkung macht. Jeder von uns hat unsensible Flecken, und während manches eben keine große Rolle spielt, ist es bei einer Zielgruppe - den Lesern von KiJuBu, NA und YA - vielleicht sinnvoll, dem Schulhofrüpel nicht nur zu widersprechen, sondern die eigenen unbedachten Rüpeleien umzuformulieren, ohne dass dem Text etwas genommen wird, sondern sodass dem Text etwas gegeben wird.

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Ah - Jetzt habe ich den richtigen „antworten“ Button gefunden. Vorher hatte ich versehentlich nur auf eine Antwort geantwortet… :face_holding_back_tears: Sorry

Was mich an der allgemeinen gesellschaftlichen Debatte nervt ist, dass zum Beispiel in Bezug auf das Gendern, Amateure an der Sprache herumfummeln.

Im Grunde hätte es ja Sinn gemacht, zu entscheiden, dass die Sprache optimiert werden muss, damit sie dem Zeitgeist gerecht wird.

Dann hätten sich aber Sprachforscher an die Arbeit machen und eine gänzlich neue Grammatik entwickeln müssen.

Andererseits, ist alles, was aktuell geschieht vermutlich auch ein ganz natürlicher Prozess, der seit Anbeginn der Zeit stattfindet.

Nur, dass heute unsere Welt und damit Kultur, komplexer wird und unsere Sprache noch hinterher hinkt.

Aus meiner Sicht, befinden wir uns auf einem spannenden Weg, wenngleich ich bezweifle, dass die, die die Entwicklung anführen auch die Intelligentesten unserer Spezies sind.

Das ist meine einzige Sorge :ghost: