„Ein reflektiertes Lesy“, denn nach Phettberg (!) wird durch die Y-Endung alles zum Neutrum.
Dieser Transformationsprozess umfasste tatsächlich auch die geänderte Verwendung des ß – die sicher auch niemand gebraucht hätte (du wohl auch nicht). Was das Gendern betrifft, lese ich dieses Argument nur von der befürwortenden Minderheit.
Haha, das kenne ich, mit dem Speiseplan . Und der eine sagt, OMG bist du dünn geworden, und der andere frag, wie kriegt man es hin ? .
Und ich denke, so ein Quatsch, bin doch schon immer so gewesen.
Alles ist Ansichtssache, nicht wahr?
Ich war auch immer dünn und bin es noch. Ich habe mich nie dafür rechtfertigen müssen. Einzig gegenüber meiner Mutter, die immer meinte, ich würde nicht genug essen. Aber die gehörte zur Kriegsgeneration und wollte einfach, dass ich satt werde und nicht hungern muss wie sie als Kind.
Das schlimme ist egal was du schreibst, irgendein Schwachmat WIRD einen Weg finden, sich davon beleidigt zu fühlen. Beschreibst du jemanden als dick, hast du ein Problem, kommt überhaupt kein Übergewichtiger vor hast du auch ein Problem. Sorry, aber wer derart empfindlich durchs Leben geht, gehört meiner Meinung nach in eine sterile Gummizelle, in der sichergestellt ist, dass er/sie/es/clownself/wackelpuddingmonster niemals mit irgendwas konfrontiert wird, was in irgendeiner Form schädlich sein könnte.
Das Leben funktioniert so nicht, seit Menschengedenken ist es völlig normal, dass man unterschiedliche Meinungen hat und daraus Reibungen resultieren, das ist völlig normal und sogar gut, weil man nur so verschiedene Kulturen kennen lernen kann. Diese Überempfindlichkeit ist einfach nur traurig und ich hoffe, dass diese Phänomen sich als nicht lebensfähig erweist, denn es nervt die, die einigermaßen klar im Kopf sind extrem ab.
Vor allem auch, weil man dann lernt, zu streiten. Von mir aus kann man sich auch mal anschreien, sich nachher entschuldigen und dann ist es wieder gut. Leider hat dieser ganze Empfindlichkeitskram zur Folge, dass niemand mehr streiten kann - ohne gleich draufzuschlagen. Woher auch? Sie lernen es ja nicht mehr.
Auch draufschlagen gehört gelegentlich (abhängig vom Entwicklungsstand) durchaus mal dazu. Vor allem unter Männern, kurzer Streit, kleines Handgemenge und danach trinkt man zusammen ein Bier. So war das über Jahrtausende unter Männern völlig normal. Wer sich noch nie mit seinem Bruder geprügelt hat lügt
Was aber komplett verloren geht ist die Fähigkeit einzusehen, dass beide Ansichten valide sein können, ohne einander auszuschließen und ohne dass einer gecancelled werden muss.
Natürlich soll man Menschen nicht wegen ihres Körpergewichts beleidigen, das ist jedem klar, dessen IQ leicht über der Außentemperatur liegt. Aber man muss deswegen auch nicht propagieren, dass es gesund wäre allein die Zuladung vom Auto zu überschreiten. Sportmarken, die kein 5XL im Programm haben sind nicht fatphobic, sondern haben einfach eine andere Klientel im Auge. Gibt es in meinem Buch keine schwulen Helden, dann hab ich deswegen doch nichts gegen Schwule, es ist einfach nur nicht die Orientierung meines Helden. Wenn dich das stört schreib doch eine eigene.
Und dieses andere Menschen in Ruhe lassen, dass gibt es nicht mehr, JEDER muss mitbekommen, dass mir ein AUA gemacht wurde… Merkt man sofort dass das nur von einem trotzigen Kind kommen kann. Dummerweise gibt der Klügere immer nach und drum konnte es überhaupt erst soweit kommen. Wenn man Kindern einfach ab und zu mal deutlich NEIN sagen würde, kämen die vielleicht wieder in die Realität zurück.
Mich würde noch interessieren, ob dieser „sensitivity reader“ denn auch die volle Verantwortung dafür übernimmt, dass sich später niemand von meinem Roman angegriffen fühlt.
Es ist sonnenklar, dass man keine Gruppe bewusst runtermachen sollte, und das werden wohl auch die wenigsten Autoren tun. Aber wenn sich irgendjemand über einen Roman aufregen will, wird er immer etwas finden.
Ich habe einmal auf einer Internetseite eine Diskussion darüber mitbekommen, ob ein bestimmter Autor Frauen diskriminiere, weil in seiner Heldengruppe weniger Frauen als Männer mitreisten (Zahlenverhältnis etwa 5:8, schlage ich jetzt nicht nach). Da kann man sich nur noch an den Kopf fassen!
Oh ja, ich war die letzten Jahre meines Berufslebens (war vorher Jahrzehnte im Bereich IBM/AIX tätig) als Trucker unterwegs (einfach nur weil es Spass gemacht hat). Kannst dir denken, dass auf den Parkplätzen an der Autobahn der eine oder andere Streit um dieselbigen auch mal mit Fäusten und Bordwerkzeug ausgetragen wurde.
Und dann fragt man sich warum wir Männer statistisch gesehen kürzer leben als Frauen… Drehmomentschlüssel und Frontallappen vertragen sich einfach nicht gut
Eine Veränderung der Sprache – aus welchen Gründen auch immer – von Oben, ist mir nur aus Autokratien bekannt. Drittes Reich, Sowjetunion, DDR um nur einige zu nennen.
Was die Euphemisierung von Worten zur Enttriggerung betrifft, hier nur ein Beispiel:
Kulturschaffende – eine zweifelhafte Wortwahl, wie der DLFkultur selbst feststellt:
Daraus: „Der Begriff geht zurück auf die Reichskulturkammer, die diesen 1933/34 neu geprägt hat und als Institution alle in der Kulturwelt Tätigen – als Kulturschaffende bezeichnet – in sich vereinigen sollte“, erklärt die Historikerin Isolde Vogel.
„Bei Euphemismen im Sinne der Political Correctness geht es in der Regel darum, der betreffenden Personengruppe Wertschätzung entgegenzubringen und somit eine Diskriminierung auf sprachlicher Ebene zu verhindern. Ein PC-Euphemismus ist beispielsweise »verhaltensoriginelle« Kinder – frühere, laut PC-Ideologie diskriminierende Begriffe waren zuerst »schwer erziehbar«, dann »verhaltensgestört«, dann »verhaltensauffällig«. Wurde das Verhalten der Kinder also zunächst eindeutig negativ klassifiziert, war es dann (laut sprachlicher Norm) nur noch »auffällig«, wobei die Richtung der Auffälligkeit unklar bleibt, und »verhaltensoriginell« bietet sogar positive Konnotationen.“ (Quelle: „Es war doch gut gemeint: Wie Political Correctness unsere freiheitliche Gesellschaft zerstört“ - Daniel Ullrich & Sarah Diefenbach – ca. Seite 70).
Wir dürfen uns selbst keiner Zensur unterwerfen! Es bedarf keiner Triggerwarnungen oder „Sensitivity Reader“. Jeder Leser, der sich ein Buch zulegt, kann sich vor dem Kauf über den Inhalt gut informieren. Der Autor ist nicht in der Pflicht, beim Schreiben vorauseilend sich selbst zu zensieren! Dieses hochmoralinsaure Jakobinertum ist nichts Weiteres als ein Ausdruck höchster Dekadenz. Und wie wir das aus der Geschichte der Französischen Revolution kennen: die Revolution frisst ihre eigenen Kinder. Alles nur eine Frage der Zeit…
Ich bekomme ein Schleudertrauma vom Kopfschütteln beim Lesen dieses Threads bzw. beim Lesen, was man alles fordern möchte von Autoren. Ich selbst liebe Bücher, die mit vollen Händen aus dem Leben schöpfen. Und das Leben ist nunmal brutal, ungerecht, unromantisch, hässlich… aber genauso auch liebevoll, sanft, romantisch und schön. Genauso will ich weiterhin schreiben und die Dinge so nennen, wie sie sind. Mir ist sowas von egal, welche Körperform, Haut-/Haar-/Fingernagel-/Schuhfarbe jemand hat und mich interessiert sowas von überhaupt nicht, wer welche sexuelle Ausrichtung hat. Ich will nicht wissen, warum jemand irgendwas tut, solange es niemanden angreift. Ich will einfach nur das schreiben, was ich selbst auch gerne lese, und dabei mein Vokabular benutzen. Wer das nicht mag, möge das Buch einfach ignorieren, egal ob Leser oder Verlag. Jemand, der mir Diskriminierung vorwirft, weil meine weibliche Figur im Mittelalter nicht die gleichen Rechte hat, wie ein Mann, den will ich gar nicht als Leser haben. Und so komme ich da an, was ich eigentlich sagen wollte: „Mach einfach DEIN Ding.“
In dem autobiografischen Film „Der Spiegel“ von Andrei Tarkowski gibt es eine Szene, in der die Mutter Tarkowskis - eine Lektorin einer Zeitung - glaubt, ein einzelnes Wort falsch geschrieben zu haben - vermutlich ein verfemtes Wort der damaligen Stalin-Ära. Wie von Sinnen stürmt sie durch den Regen zurück in die Druckerei, nur um daraufhin zu erkennen, dass sie sich geirrt hatte. Aus der Geschichte wissen wir, welche Konsequenzen damals selbst falsch verwendete Worte für den Einzelnen bedeuten konnten.
Wollen wir tatsächlich dorthin zurück?
Ich lese gerade das Buch Mein Taubenschlag: Sämtliche Erzählungen von Isaak Babel - Großartig! Einer von den vielen Autoren, die den Stalinismus nicht überlebt haben.