Was denkt ihr über Sensitivity reader?

es gab in dritten Reich den „Eintopfsonntag“, an dem man für Bedürftige opfern sollte … ganze Bücher beschäftigen sich ja inzwischen mit diesen Themen (etwa Wörtern, die ihren „Ursprung“ in der NS-Zeit hatten).
Mir geht das definitiv zu weit.
Ich habe oft den Eindruck, dass das Themen sind, die vor allem dazu dienen, die Proflilierungssucht bestimmter Zeitgenossen, gerne auch in den Medien, zu befriedigen.
Astrid Lindgren wird neu geschrieben (Pipis Vater darf kein Negerkönig mehr sein), bei Tim und Struppi (die Juwelen der Sängerin) werden Zigeuner zu „Landfahrern“ usw, ich könnte viele Beispiele nennen, etwa auch die Erika-Fuchs-Übersetzungen von Carl Barks, dem „Erfinder“ von Entenhausen.
Dabei wird regelmäßig übersehen, dass die Geschichten selbst, insbesondere vor ihrem zeitlichen Hintergrund, in dem sie entstanden sind, ungewöhnlich wertschätzend mit den Minderheiten umgehen (so etwa bei Hergé: die „Landfahrer“/Zigeuner werden sofort verdächtigt, als ein Diebstahl begangen wird - die Hauptfiguren wehren sich vehement gegen diese Vorverurteilung und wie allgemein mit den „Landfahrern“ umgegangen wird. Ähnlich bei Carl Barks, der in seinen Duck-Geschichten sehr wertschätzend mit Indianer-Figuren umgeht und ihre Behandlung durch die „Cowboys“ kritisiert - trotzdem wird neuerdings gefordert, solche Geschichten nicht mehr neu aufzulegen (weil man ja schlecht die dazugehörigen Bilder ändern kann).

Ich blicke da nicht mehr durch. Meine Schwester arbeitet an einem Opernhaus. Künftig dürfen nur noch schwarze Sänger schwarze Rolle singen. Nun gibt es weltweit wieviele schwarze Tenöre, die etwa den Otello stemmen können? Zwei? Drei? Und der Monostatos in der Zauberflöte: künftig zwingend ein Schwarzer?
In Bayreuth singen seit fast 60 Jahren farbige Sängerinnen und Sänger, das war andersherum nie ein Thema.

Alles sehr merkwürdig für mich. Die Genderei mache ich sowieso nicht mit. Respekt drückt man durch sein Verhalten aus, nicht durch Sprechschluckauf und Sternchen.

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In diesem Fall ist es nicht so, dass sich die Sprache verändert, das wäre ein allmählicher, sich von alleine und selbst entwickelnder Prozess. Sie wird vielmehr verändert, ein gewolltes, aktives und manipulatives Eingreifen einiger Weniger, die offenbar keine ernsteren Probleme haben.

Ein kleiner, aber sehr gewichtiger Unterschied.

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Ich schau mir das nun schon eine ganze Weile an und sehe, dass es immer mehr wird. Und während die einen immer lauter ihr Opfersein zur Schau tragen, denken wir uns unseren Teil. Ganz allmählich muss man sich dann aber doch mal zu Wort melden. Denn die Welt dieser Minderheit ist in meinen Augen keineswegs eine bessere Welt.

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Genau das!

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Ich wurde neulich als rassistisch bezeichnet, weil ich gesagt habe, das man meines Wissens nach in Afrika mehr Bananen isst als wir hier…
Entschuldigung das Afrikaner vor 50 Jahren als Bananenfresser bezeichnet wurden…
Ist das jetzt mein Fehler oder vllt doch das Problem des anderen, dass dieser überhaupt das eine mit dem anderen assoziiert?

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ich lese gerade, dass Gendern in Bayern verboten werden soll. Hat Söder gefordert. Ich finde das genau so verkehrt, wie die Verpflichtung zu Gendern. Beides betrifft wohl vor allem die Verwaltung und daran angeschlossene Bereiche des öffentlichen Lebens. Schulen zum Beispiel.

Man stelle sich nur mal vor, es käme zu einem förderalistischen Flickenteppich. Ein Buch, in dem ich versehentlich gegendert haben, dürfte dann nicht mehr als Unterrichtsmaterial an bayerischen Schulen verwendet werden (würde es vermutlich sowieso nicht, aber ärgern tät mich das schon). In anderen Bundesländern käme dasselbe Buch auf den Index, weil ich zu schwach gegendert habe.

Das sind so Momente, da drücke ich der KI ganz fest die Daumen.

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Ich bin dafür, dem gesunden Menschenverstand die Daumen zu drücken. Einzig sinnvoll ist eine einheitliche Amtssprache und die möglichst einfach, damit Gesetze und Bestimmungen von allen, die lesen, schreiben und/oder (nur) hören können, verstanden werden.

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Der Text könnt’ - und zwar auf Punkt und Beistrich - von mir stammen.

Dunkle Anne Boleyn (geschichtlich bekannte Persönlichkeit) = okay. Dunkle Arielle (Märchenfigur!) = nicht okay.
Weisser Mensch mit Rastalocken = nicht okay.

So what!! Wie doof geht Mensch?

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Dann leg dir schon mal ein dickes Fell zu und mach dich auf herabsetzenden Gegenwind gefasst. Unempathisch, chauvinistisch, Boomer und natürlich das bei selbsternannten Bessermenschen™ beliebte Wort „Nazi“ sind da an der Tagesordnung.

Ich sehe es wie du: Man hat diesen Leuten zu lange freien Raum gelassen, sich bei vielen Gelegenheiten achselzuckend gedacht „Wenn’s schee macht“ und nichts dazu gesagt. Allmählich ist es dann aber soweit gekommen, dass man sich fragt, ob die Irren die Anstalt übernommen haben. Denn es ist im Grunde ein Machtspielchen: Ich bin moralisch erhabener als du und ich sage dir, was du sagen/denken/schreiben sollst.
Wir hatten das Thema Sensitivity Reader und Triggerwarnungen schon mehrfach, ich will nun nicht alles wiederkäuen, sondern auf die SuFu verweisen.
Aber um die Eingangsfrage zu beantworten, was ich über Sensitivity Reader denke: Goldgräber, die auf den Zug der Moralindustrie aufspringen, um schnelle Kohle zu machen und ihr Ego auszuleben. Ähnlich wie diese ganzen selbsternannten Geistheiler während der Esoterikwelle.
Mal aus „Fachgebieten“ einiger Anbieter zitiert:

  • compulsory heterosexuality
  • „Auch wenn ich teilweise Dickfeindlichkeit erlebe, habe ich thin privilege.“
  • „Ich habe eine Emetophobie, daher ist Erbrechen ein Trigger.“
  • Enby/ Bi Erasure, Questioning, Greysexuality (alles mit intersektionalem Blick)

WTF?

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haha, Dein Versuch vor drei Stunden, diesen Thread wieder einzufangen, ist ja mal schön schiefgegangen. :rofl: Ich ziehe aber den Hut vor dem Versuch und vor allen Teilnehmern, die es geschafft haben, dieses zwingend politische und nicht ganz so zwingend emotionale Feld sachlich und wertschätzend zu beackern. :slightly_smiling_face:

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Da bin ich anderer Meinung. Laut Gesetz ist die Amtssprache deutsch und was „Deutsch“ ist, legt der Rat für deutsche Rechtschreibung fest. Ich halte es für eine Selbstverständlichkeit, dass staatliche Einrichtungen (dazu zähle ich auch ÖRR) sich daran halten.
Privat kann ja jeder gendern, wie er möchte, denn da habe ich die Wahl, mich dem zu entziehen.

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Das passiert hier selbst bei unpolitischen Themen. Wenn ich nach einer Vokabel frage, mir die Forianer helfen und ich mich bedanke, weil mir geholfen wurde, kommen trotzdem auch immer wieder Vorschläge, manchmal sogar, wenn mein Text längst veröffentlicht ist. Was soll’s? Schaden kann es nicht.

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Stimmt. Macht ja auch Spaß hier.

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A. Ich habe es immerhin versucht.
B. Es ist eine interessante Diskussionsrunde immer noch mit Respekt.
Und mir war es wichtig zu wissen, wie es andere Schreibende machen.
Also danke an alle. :vulcan_salute:

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Hat Söder das wirklich gefordert?
Der Mann regiert doch eh bloß nach Umfragewerten, die ihm minütlich von einer KI (vermute mal im Rang eines Unterstaatssekretärs) übermittelt werden.
Der Daseinszweck mancher Politiker ist für mich: Stoffsammlung für Kabarettisten :slight_smile:

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Hat er, hab es eben noch in einem Nachrichtenausschnitt gesehen. Ich weiß den genauen Wortlaut nicht mehr, aber es war in etwa: „Mit der CSU wird es kein gendern in Bayern geben“.

Wird ein munterer Flickenteppich in Deutschland.

Zum Sensitivity Reading: Ich finde, dass es Bücher/Genre gibt, in denen das Sinn macht. Nicht, um meine Figuren zu zensieren, sondern um meinen Blick auf vielleicht problematische Formulierungen zu schärfen.

Beispiel: Ich hab gern den Satz „das sieht ein Blinder mit dem Krückstock“ genutzt. Tja nun, genau genommen tut er das nicht und ich habe mich hier entschieden, nicht mehr behinderungs-leugnend unterwegs zu sein. Aber: ICH. Nutzen andere das weiter, habe ich damit kein Problem. Das SR hat meinen Blick mehr geschärft.

Ich wollte das aber auch gezielt. Ich habe viel mit psychischen Behinderungen zu tun und erst nach und nach ist mir bewusst geworden, dass man oft abwertende Dinge sagt. Das versuche ich für mich (!!!) zu ändern.

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Ich empfehle eine Schreibweise zu wählen, die du selber in Büchern gut findest.

Beispiel für 3 fantasy Epen mit ähnlichem Setting, aber extrem unterschiedlichen Stil.

Nr.1 Herr der Ringe, das Schlimmste was gesagt wird: " Wir bohren dir Madenlöcher in den Wanst!" Alles sehr gesittet, trotz Orks und Co .

Nr.2 Game of Thrones, extrem derb, häufig unter der Gürtellinie. Dennoch sehr erfolgreich.

Nr.3: The Witcher (Gerald von Riva) durchaus Derb, aber komplett anders als GoT, und mit Humor.

Ich schreibe irgendwo zwischen Nr.1 und Nr.3. Ich sorge mich nicht darum, ob andere das gut oder schlecht finden. Jedem steht es frei abzubrechen. Da ich zur Unterhaltung schreibe, setze ich auf Spannung und nicht auf Schockmomente (keine extreme Gewalt).
Sachen die ich nicht lesen will, kommen auch nicht in meinen Geschichten vor. (Z.b alles was ins Klo gehört)

Deine Leser wissen mit der Zeit, wie du schreibst und erwarten ähnliches. Deshalb würde ich empfehlen, sich selbst treu zu sein und nicht künstlich auf eine Minderheit von Leser zu achten, die eigentlich gar nicht an euren Bücher interessiert sind.

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Ich gebe zu, ich kannte das Thema nicht und habe ein bisschen nachgelesen. Offenbar geht es auch darum, nicht Klischees zu bedienen. (Die dicke beste Freundin, der Rocker auf der Harley mit zotigen Sprüchen, der Rollstuhlfahrer, der traurig aus dem Fenster schaut.) Das ist natürlich schwierig. Menschen packen andere Menschen gerne in Schubladen, und wir nutzen diese Schubladen, um Nebencharaktere zu bauen. Wenn meine Heldin mit zerrissener Kleidung zum Highway kriecht und eine Motorradgang vorbeifährt, erwartet der Leser Klischee und kein „Hey, brauchst du ein Pflaster?“ Obwohl letztes wahrscheinlicher wäre.
In meiner aktuellen Geschichte gibt es natürlich die „geschwätzige, alte Dame mit Hund, die alles über die Umgebung weiß“ in meinem SciFi ist „Viktor“ natürlich der riesige Hüne mit Waffen Faible.
Ich glaube, es ist nicht so schlimm mit Stereotypen zu arbeiten, will man sich davon absondern, kann man das ja tun.
Mein aller erstes Buch spielt z.b im historischen Japan. Da war es mir sehr wichtig, authentische Rollenbilder und Denkweisen in einer spannenden Geschichte zu verbinden. Ich kannte zu dem Zeitpunkt Japaner und wollte, dass diese die Geschichte gut finden können. Keine europäische Geschichte im asiatischen Gewand.
Aber letztendlich ist das so ein bisschen die Sache des Schriftstellers. Man kann auch mit diesen Worten arbeiten, um jemanden unsympathisch im Buch darzustellen.

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Ich denke, es muss zur Figur passen, oder?

Wenn es sich um einen unreflektierten Charakter handelt, dann kommuniziert dieser entsprechend.

Man könnte zum Beispiel einem Ethiklehrer Worte in den Mund legen, die sein wahres, unbewusstes, Mindset sichtbar machen.

Ist man als Autory unreflektiert kann es dazu führen, dass ein reflektierter Lesy den Charakter nicht mehr richtig (wie vom Autory gewünscht) einschätzen und verstehen kann.

Die Herausforderung heute, ist im Grunde, dass sich unsere Sprache aktuell in einem Transformationsprozeß befindet und es noch keinen gemeinsamen Nenner gibt.

:ghost:

Ich entgender gerne nach Fettberg …

Unsere Sprachmuh^ befindet sich in keinem Transformationsmuh^prozessmuh^, sondern lautstarke Mindermuh^heiten zwingen einer Mehrmuh^heit mit maximalem moralischem Impetusmuh^ ihre Sprachmuh^vorstellungen auf.
:cow2:
Ich bin Anti-Speziesistmuh^ und möchte Tieremuh^ in der Sprache sichtbarer machen. Dazu nutze ich das inklusive muh mit dem ^, um zu zeigen, dass es als Dachbegriffmuh^ für alle Speziesmuh^ steht.

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