Es gibt einen Unterschied zwischen der Veränderung der Sprache „von unten“, also aus dem Leben heraus und der Veränderung „von oben“, also per Dekret einer (ggf. selbsternannten) Elite.
Ja, das gibt es. Aber ich wollte jetzt keine politische Diskussion daraus machen. Ich wollte lediglich wissen, wie ihr zu diesem Thema steht. Auch wenn viele jetzt den politischen Aspekt hier mit einbringen.
Vielen Dank für eure Meinungen, Anregungen und eure Zeit. Es war eine Interessante Diskussion und hoffe, dass wir in Zukunft viele solcher respektvollen Gespräche haben. Ich wünsche euch allen noch eine gute Woche.
Der politische Aspekt ist der Grund für diese Sensibilität.
Ich will dich nicht belehren. Aber bist du im Bilde darüber, wie abwegig die Diskussionen sind, die momentan so zum Thema Triggern geführt werden?
Das mit dem Fragen nach dem Personalpronomen beim Kennenlernen und der Folgerung, dass man dir sonst Gewalt antut, ist eine Denke, die tatsächlich einige haben.
In meinen Augen kannst du keinen Satz mehr sprechen, der nicht – selbst in sensiblen Kreisen – zu irgendwelchen Triggern führt. Meine Ansicht dazu ist: Wir leben in einer Gesellschaft, die auf Perfektion setzt. Und Perfektion ist nur was für Seven-Of-Nine. Die Perfektion, die sich momentan alle wünschen, könnte zu einem Verfall dieser Gesellschaft führen. Muss aber nicht. Man muss ja nicht den Teufel an die Wand malen. Aber mich triggert dieses Triggern schon sehr.
Du glaubst gar nicht, wie sehr ich dich verstehe.
Ich bin da ganz bei dir…Gott sei Dank ist es in meinem Bekanntenkreis nicht so…Aber generell betrachte ich diese Entwicklung mit aller größter Sorge.
Aha. Ich bin übrigens zu dünn. Was wäre jetzt der korrekte Ausdruck? mindergewichtig?
Nein. Du bist privilegiert und kannst die Probleme der Betroffenen nicht verstehen. Halte dich am besten aus der Diskussion heraus. Denn du bist eigentlich schuld an allen Problemen der Welt. Allein deine Anwesenheit als Nicht-Dicke triggert mich schon. Siehst du, wie du guckst? Du schaust voller Abwertung auf mich. Das ist der Beweis
Und um noch etwas Positives beizutragen. Ich bin Ende der Achtziger gern in eine Rockdisco gegangen. Wenn sie dort „Dicke“ von Westernhagen gespielt haben, bin ich von der Tanzfläche gegangen. Damals war ich auch noch dünn, aber es gab auch damals für mich Grenzen dessen, wie ich mich gegenüber anderen verhalten wollte. Ich empfand das Lied einfach für zu bösartig gegenüber Dicken. Und sicher würde ich auch heute Texte in dieser Richtung nicht schreiben und auch nicht lesen wollen.
Vielleicht? Da gibt es noch nichts.
Lauch.
Nein, bin ich nicht.
Denn ich stehe immer in der Rechtfertigungecke, ob ich nicht doch magersüchtig sei und manch Einer wünscht gern mal detaillierte Beschreibungen meines Speiseplans.
Mittlerweile, mit 48 Jahren, kann ich darüber lachen, aber als Jugendliche habe ich mich unter zu großen Sachen versteckt, damit bloß Keiner fragt.
Ich fand das Lied toll. Ich hatte es so aufgefasst, dass MMW sich auf Leute bezieht, die sich vollfressen und deshalb dick sind und nicht auf die, die aus gesundheitlichen Gründen (z. B. dauerhafte Kortisoneinnahme, etc.) an Übergewicht leiden.
Genauso wenig schlimm fände ich ein Lied über Leute mit knusprig gebrannter Haut, nur weil sie meinen, es wäre schick halbgar durch die Gegend zu laufen (war in den 1980ern durchaus üblich) und sich dadurch Hautkrebs einfangen.
Ich fand das Lied auch toll. Aber ich hab es nicht gehört und habe nicht dazu getanzt. Allerdings ohne jeden missionarischen Eifer. Denn ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals mit jemandem darüber gesprochen habe. Hätten wir uns damals also gekannt, hätte ich dich nicht verurteilt. Das wird dich sicher freuen
Mein Mann macht mich übrigens gerade darauf aufmerksam, dass er mal einen übergewichtigen Musikerkollegen hatte, der es sich nie nehmen ließ, MMWs Dicke als Zugabe zum Besten zu geben.
??? Woher kanntest du es dann? Getanzt habe ich auch nicht dazu. Ich kann gar nicht tanzen.
Ist ja schön, wenn man über sich selbst lachen kann.
Ich allerdings – auf der Suche nach der großen Liebe –, blickte mit ein wenig Mitleid auf die Dicken. Und das erlaubte mir nicht, mich über sie lustig zu machen. Im Nachhinein ist es ja schön, dass man sich sagen kann: „Irgendwie war ich damals doch ein guter Mensch.“
In Mainz gab es zwei Rockdiscos. Den Lindenbaum und das Terminus. Dort lief das im Prinzip jeden Abend mindestens einmal.
Ich finde, man sollte Dinge benennen oder beschreiben dürfen, wie sie sind. Gut wäre, nicht immer gleich ein Vorurteil hinheinzugeben. Wie, dass man an bestimmten Eigenschaften selbst schuld ist, oder dass es grundsätzlich schlecht sei so zu sein.
Wenn es für die beschriebene Person ok ist, sollte es das auch für mich sein. Außerdem ist Keiner perfekt. Irgendwas ist immer.
Na und? Bin ich auch und könnte mich deshalb auch als untergroß bezeichnen.
Und zum Rest:
Dann dürfte ich in einem Roman auch niemand totschlagen und das auch noch explizit beschreiben. Ich müsste den Betroffenen (vulgo das Opfer) mittels massiver mechanischer Kraft (vulgo Gewalt) vom Zustand des Lebens in den Zustand des Todes versetzen (vulgo eben totschlagen).
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Ich habs schon zur richtigen Stelle gespult. Der dünne Typ, der zu Beginn spricht, ist Arzt. Wenn du schaust, bis die grüne Frau zum zweiten Mal spricht, verstehst du die Problematik. Denn wir sind hier nicht mehr auf dem Boden der Tatsachen unterwegs, sondern nur noch innerhalb einer Opfermentalität.