Hier wird ja sehr viel über das „wie“ und „was“ geredet - mich würde mal interessieren, „warum“ Ihr/wir eigentlich belletristisch schreiben. Schreiben wir Geschichten, die wir selber gerne lesen würden? Weil wir „Botschaften“ zu verschicken haben? Weil wir Publikum und Erfolg suchen? Weil Schreiben so herrlich eskapistisch ist? Andere Gründe?? Eure Antworten würden mich interessieren.
Unsterblichkeit. Ich hänge die Latte gerne tief.
… ok, das ist schwer zu toppen als Motiv … aber Schreiben hält schließlich jung … vielleicht klappt’s also sogar!
Ja.
Ja. In meinem Neutralistenfundament war das die Absicht. In meinen Hoch hinaus wollte ich ebenfalls. In meinen anderen Büchern nicht.
Nein. Das ist ein wunderbarer Nebeneffekt, wenn er denn eintritt und jeder freut sich über Erfolg. Ich versuche auch erfolgreich zu sein, aber nicht um jeden Preis.
Weil mich ein bestimmtes Thema bewegt, aufregt, amüsiert …
Weil ich die Lebensgeschichte meines Vaters aufgeschrieben habe.
Weil ich einer Bekannten ein Hochzeitsgeschenk gemacht habe.
Weil ich meinem Mann einen Geburstagswunsch erfüllt habe.
Weil ich meinem Chef ein Buch zum 60ten Geburtstag geschrieben habe.
Weil ich einem andern Chef ein anderes Buch zum 60ten Geburtstag geschrieben habe.
Weil ich einem Nachbarn zum 60ten Geburtstag ein Buch geschrieben habe.
Weil ich ein Urlaubsbuch für die Tochter meiner Freundin geschrieben habe.
Weil ich meiner Mutter ein Buch zu ihrem 80ten Geburtstag geschrieben habe.
Weil ich mit Kurzgeschichten an Wettbewerben teilnehme.
Ich hoffe, ich habe nichts vergessen.
… das ist ja eine ganze Menge, spannend - was sind das für Bücher, die Du zu Geburtstagen verfasst? Biografisches?
Chef 1 – Erlebnisse aus seinem Geschäftsleben, verpackt in Anekdötchen.
Chef 2 – Das gleiche, nur eben in einem anderen Umfeld.
Nachbar – Er hat sich zum 60ten Geburtstag von seiner Frau Hühner gewünscht. Ich habe daraufhin einen Hühnerkrimi geschrieben, in denen Personen aus seinem Umfeld (inklusive seiner Frau) vorkommen.
Meine Mutter – Sie hat ein Buch über unsere Australienreisen bekommen.
Mein Mann – Ein Gruselroman, der in Australien spielt.
Mein Motto beim Schreiben: Alles muss raus!
Sublimation - ich „koche“, der entstehende Wasserdampf kondensiert, bestenfalls, an den Neuronen der Leser.
Als Formel geschrieben: + + =
„Hühnerkrimi“ - DAS klingt lustig. Wie umfangreich gehst Du sowas an? Und veröffentlichst Du das dann auch oder bleibt das exklusiv beim Geburtstagskind?
Nein, solche Sachen veröffentliche ich nicht. Die sind dann nur für die Geburtstagskinder gedacht.
Da so ein Geburtstagsbuch immer schnell fertig sein muss, weil man ja maximal 1 Jahr Zeit für alles inklusive Druck hat, braucht man viel Disziplin.
Bei den Chef-Büchern bin ich zu den Sekretärinnen und Arbeitskollegen marschiert und habe nach Erlebnissen mit dem Chef gefragt, die lustig waren. Dann habe ich die Erlebnisse aufgeschrieben und bin wieder zu denjenigen hin, die ich gefragt hatte, damit sie durchschauen, ob ich alles richtig wiedergegeben habe. Zum Schluss habe ich die Rahmen um die Anekdoten gestrickt.
Bei dem einen Chef ging es mit Es begann in Osann los, weil er dort herkam. Dann habe ich ein paar Kleinigkeiten über Osann einfließen lassen und von dort aus wurde es dann etwas persönlicher, z. B. mit dem Wetter an dem Tag, an dem der Chef geboren wurde. Na ja, so kann man die einzelnen Geschichten miteinander verbinden.
Bei dem Hühnerkrimi war es einfacher. Da musste ich nicht viel nachforschen, weil ich den Nachbarn sehr gut kannte. Es gab (in dem Buch) einen Streit zwischen seiner Frau und ihm, weil er die Hühner wollte und sie nicht. Er bekommt die Hühner. Eins nach dem anderen stirbt. Wieso? Gibt es einen Hühnermörder? Ist es ein gemeiner Racheakt der Frau? Nein. Schnell gerät der Hund der Nachbarn (unser Hund in echt) ins Visier. … Das war einfach, weil ich reale Situationen aus dem Leben in der Nachbarschaft ‚einfach‘ entwendet habe.
Hast du nach jeden Chef-Buch die Firma wechseln müssen?
Aber nein! Es waren doch schöne Bücher zur Unterhaltung. Da war nichts Böses drin. Ich hatte ja keinen Krieg mit den Chefs, denn sonst hätte ich mir nicht die ganze Arbeit mit dem Buchschreiben gemacht.
Ich habe in einem Konzern gearbeitet. Da gab es jede Menge Chefs.
… das erinnert mich BTW an einen Fall aus meiner alten Nachbarschaft. Eine junge Frau aus wohlhabendem Hause macht eine Schulabschluss-Reise nach Bali. Entgeht dort knapp einem Terroranschlag auf eine Diskothek. Verlässt darauf das Land, um den Urlaub in einem „sicheren“ Land fortzusetzen - in Australien, wo sie schließlich beim nächtlichen Bad in einem Fluß von einem Krokodil gefressen wird. Geschichten, die das Leben schreibt, etwa 20 Jahre her: Krokodil-Attacke in Australien: Opfer entging nur knapp dem Anschlag auf Bali - DER SPIEGEL
Krokodile sind in Australien das kleinste Problem, was dieser Frau wenig geholfen hat. Giftspinnen sind das Hauptproblem, weil man die nicht immer unbedingt sieht.
Im Übrigen halte ich Australien generell nicht für ungefährlich.
Es ist darüber hinaus das schönste Stück Erde, das man sich nur vorstellen kann. Ich liebe Australien, die Natur, die Menschen, deren Mentalität. Einfach alles.
… käme für mich nicht in Betracht, weil ich Hitze nicht ausstehen kann, da vergehe ich einfach. Bin eindeutig eher der Skandinavien-Typ. Neugierig wäre ich allerdings schon - das Land muss unendlich schön sein. Die Gift-Fauna ist allerdings auch nicht etwas, auf das ich scharf wäre - wie viele der giftigsten Tiere sind in Australien beheimatet? Ich glaube, eine ganze Menge …
PS: was ist das Besondere an der australischen Mentalität? (ich habe keine Ahnung - das interessiert mich)
Mentalität: In allererster Linie sind sie auffallend höflich und hilfsbereit. Bei meinem zweiten Aufenthalt habe ich in 6 Wochen genau 3 unhöfliche Menschen getroffen, und ich habe eine Menge Menschen getroffen. Sie sind locker und cool drauf, wenn ich das mal so salopp sagen darf.
Selbst mitten in der Metropole Sydney, die geprägt ist vom Geschäftsleben, findet man an einigen Läden ein Schildchen an der Tür Back in 5 minutes.
Ich habe auf einem Campingplatz in einem Lokalblättchen herumgeblättert. Da war das Bild von irgendeinem Sporttypen. Jemand sah mir über die Schulter und siehe da, es war der Sporttyp aus dem Bericht. Der hat uns (meinen Mann und mich) umgehend in sein Zelt eingeladen, um dort bei Tütenwein etwas aus Deutschland zu erfahren bzw. ich von seinem Sportzeugs. Einfach nett und unkompliziert. Am nächsten Morgen haben wir höflich gegrüßt und sind beide (das australische Pärchen und wir) weitergezogen.
Mitten in der Wüste, wo es wirklich nichts gibt, haben wir ein Schild gesehen. Jon English tonite. Leider ist Jon English mittlerweile verstorben, doch ich hätte ihn damals gern gesehen. Aber wo spielt er? Wann genau? Tonite reicht. Vielleicht findet man das Konzert am richtigen Tag zur richtigen Uhrzeit oder eben nicht.
Wir sind in einer Kneipe eingekehrt, in dem ein Quiz gespielt wurde. Wir wurden ‚gezwungen‘ mitzuspielen. Es galt, in mehreren Runden, Fragen zu lokalen Größen zu beantworten. Wir konnten keine einzige Frage richtig beantworten. Daraufhin haben wir jeder ein großes Glas Bier gewonnen, for our guests from Germany. Davon könnte ich hunderte Geschichten erzählen.
Die sind im positiven Sinne schräg drauf.
Ich gehe mit einem gewissen Idealismus an die Sache heran.
Mir haben so viele Bücher schon so viele schöne Stunden bereitet - ich möchte gern Anderen mit meinem Buch ein paar nette Stunden bereiten.
ich wollte mich schon immer mal mit Stephen Spielberg unterhalten, wenn er bei mir anruft und die Filmrechte kaufen will ;).
Aber im Ernst: Ich schreibe, weil mir das Fabulieren und das Herumspielen mit Worten einfach unheimlich Spaß macht.
Schöne Frage!
Auf gar keinen Fall. Ich hab sie ja geschrieben, da muss ich den Kram nicht auch noch lesen.
Die einzige Botschaft dahiner: „Kauft das Ding, kauft Filmrechte, macht mich reich!“
Alle anderen Botschaften von mir gibts kostenlos und persönlich/mündlich bei Bedarf.
So weit bin ich noch nicht. Wäre schon schön, einfach ein feines Feedback von einer ganzen Leserschar zu bekommen.
Ja, das kommt schon hin. Aber nein, eigentlich doch nicht. Nur ein bisschen. Vielleicht…
Weil ich viel zu viel Fantasie in meinem Schädel habe, die raus muss. Also aus Notwehr.
Weil es Spaß macht, unsere wunderbare Sprache bis in die letzte Silbe einzusetzen. Wie @Yoro schon sagte: das Fabulieren macht einfach Spaß.
Eine spannende Frage, v.a. bei mir im Zusammenhang: in welcher Form möchte ich schreiben? Eine Ausbildnung machen oder nicht?
Ich habe ja noch kein Buch oder sonstiges Werk geschrieben, aber ich kann dir sagen, was meine Motivation ist, dies in Angriff zu nehmen ist, oder auch, wieso ich generell (für mich) gerne schreibe:
In meiner Familie und meinem Umfeld gibt es so viele Geschichten zu erzählen, so viele Menschen, die es verdient haben, eine Stimme zu bekommen.
Dann wäre da noch der persönliche Nutzen: schreiben erdet mich. Es schafft bei mir als verkopfter Mensch eine Verbindung zu meinem Herzen und meinen Gefühlen.
Und dann möchte ich auch noch Menschen begeistern und in den Bann ziehen, wie es Bücher auch schon mit mir gemacht haben.
Ich erzähle einfach gerne Geschichten. Egal ob selber ausgedachte oder bereits existierende.
Auf die Frage gibt es für mich zwei Antworten, wobei Erstere Letztere bedingt:
Antwort 1
Ich schreibe, weil sich in meinem Kopf ständig Geschichten abspielen. Kleine Begebenheiten, meist unbedeutend und banal, werden von meiner Phantasie zu Initialzündungen für verrückte Handlungen, Biographien oder Landschaften. Manchmal betrachte ich den Strudel eines Abflusses und sehe darin ein Boot, das droht, in die Tiefe gerissen zu werden. Oder ich beobachte einen Menschen auf der Straße, nehme mir eine seiner Eigenarten und webe darum eine Biographie. Oder ich beginne, während ich auf etwas warte, die Umgebung in allen Details zu beschreiben. All das geschieht, ohne dass ich groß Einfluss darauf nehme. Daraus entsteht aber der Drang, diese Phantasiewelten aufzuschreiben.
Antwort 2
Ich möchte wissen, wie es weitergeht und endet. Denn habe ich erst einmal begonnen, die kurzen Szenen meiner Phantasie zu notieren, möchte ich wissen, wie sich die Geschichte entwickelt. Da ich - zumindest bei meinen Kurzgeschichten - ohne Plot, sondern ausschließlich aus dem Bauch heraus arbeite, weiß ich selten, wie eine Geschichte enden wird. Die Wendungen und das unerwartete Ende überraschen mich meist selbst, und das macht es ungemein spannend.