Unliebsame Erzähltechniken

und Metapher. Mag ich nicht so sehr und verwende sie sparsam. Und nur, wenn ich das Gefühl hab, dass es wirklich passt.
Ich nenne die Dinge gern beim Namen. Mich nervt es, wenn ich andauernd über ein “wie” stolpere.

Gute, neue, frische Vergleiche zu finden, finde ich schwierig.
Es wohl wie das Salz in der Suppe: Zuviel davon, macht ungenießbar.

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Das geht mir sehr ähnlich. Was im Film mitunter durch eine gute Choreografie oder interessante Kameraführung sehr ästhetisch oder emotional oder verstörend sein kann, erzeugt bei mir in Büchern in der Regel Langeweile. Wenn ich mir vorstellen muss, wie das Schwert pariert wird und dann der Degen von links unten an der Parade vorbei den rechten Ringfinger kurz über dem zweiten Gelenk amputiert, dann dauert das in meinem Kopf so lange, dass jegliche Spannung verpufft. Ich sage nicht, dass es keine guten Kampfszenen in Büchern geben kann. Aber der Fokus darf m.E. nicht auf der reinen Beschreibung der Kampfhandlung liegen, damit das bei mir wirklich Spannung erzeugt. Würde mich freuen, wenn da jemand ein gutes Beispiel hat.

Mit Traumsequenzen kann ich auch nicht viel anfangen. Sie wirken auf mich immer irgendwie willkürlich. Im Traum kann nichts und alles passieren. Bis auf den kurzen Schreck beim Aufwachen haben Träume ja üblicherweise keine Relevanz für das restliche Geschehen (Ausnahmen wie “Nightmare on Elm Street” oder “Vanilla Sky” bestätigen die Regel). Am Ende einer Traumsequenz fühlt es sich immer so an, als wäre man kein Stück vorwärtsgekommen.

Ansonsten bin ich, was die “Techniken” angeht, weniger rigoros. Es gibt ja Gründe, warum sich bestimmte Vorgehensweisen etabliert haben. Bestimmte Erzählmuster rufen bei der Mehrheit der Rezipienten positive Reaktionen hervor. Und das schon seit Jahrtausenden. Die Analyse und Benennung dieser Muster passierte ja dann erst im Nachhinein. Also nicht normativ sondern deskriptiv (um zu allem Überfluss auch noch ein paar hochtrabende Fachbegriffe einzustreuen). Warum sollte man diese Erkenntnisse nicht für sich nutzen? Wenn man die Regeln bricht, nur um des “Regeln-brechens-willen”, dann ist das im Prinzip genauso vorhersehbar, wie wenn man sie einhält, um die gewünschten Effekte zu erzielen. Nur ist die Lektüre für die Mehrheit der Leser im ersten Fall vermutlich weniger befriedigend.

Natürlich kann man auf der Suche nach dem besten Kuchenrezept der Welt alle möglichen Regeln brechen und mit Senf, Felsenbirnen und linksdrehenden Joghurtkulturen experimentieren. Das ändert nichts daran, dass die Chancen auf ein schmackhaftes Ergebnis mit Mehl, Eiern, Milch und einem Ofen aller Wahrscheinlichkeit nach höher sind.

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Ich lese gerade ‘Der erste letzte Tag’ von Sebastian Fitzek. Hier benutzt der berühmte Autor für mich ebenfalls zu häufig Vergleiche, um damit (manchmal etwas bemüht) humorvoll zu klingen. Ist in der Häufigkeit für mich to much.

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Sehr schöne Metapher.

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Das mit dem Kuchen stimmt, aber wenn ich aus Erfahrung weiß, dass ich den Kuchen mit einer kleinen Menge Salz pimpen kann, um die Geschmäcker besser herauszubringen, vielleicht einen Hauch Kurkuma an die Sahnetuffs gebe, damit sie Gelb werden und möglicherweise nicht 300 Milliliter Milch, sondern nur 200 und 100 Sahne verwende, kann ich mein Ergebnis maßgeblich verbessern, ohne dass der Essende wüsste, wie ich das genau gemacht habe. :slight_smile:
(Es sei denn, er hat genauso viel Erfahrung oder ist Konditor. :D)

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Der Besserwisser in mir würde behaupten, dass es sich um eine Analogie handelt und nicht um eine Metapher, aber ungeachtet dessen freue ich mich, dass sie dir gefällt :slight_smile:

@Maxe: Absolut. Darum geht es ja. Wenn man die Grundlagen kennt, kann man selbst entscheiden ob und wie weit man sich von ihnen entfernt. Und je experimenteller es wird, desto weniger lässt sich die Wirkung auf die gemeine Leserschaft vorhersehen.

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Ja, stimmt. Ist ja gleichbedeutend.

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“Zu viel” von diesem, “zu wenig” von jenem, “unangebrachte” dies und das – das sind eigentlich alles nur verschiedene Worte für eines, nämlich für das Wort “schlecht”.

Ob jemand schlecht schreibt, indem er eine Erzähltechnik falsch anwendet, oder ob jemand einfach so schlecht schreibt, das Ergebnis ist immer dasselbe: Man sagt “So ein Käse!”, klappt das Buch zu und legt es weg.

Und der Grund, warum wir hier diskutieren, ist der, dass wir nicht wollen, dass das mit unserem Buch passiert.

Erzähltechniken sind Werkzeuge, und Werkzeuge kann man falsch oder richtig verwenden: Das liegt am Benutzer und dessen Können. Wenn ein Könner mit seinem Stechbeitel auf ein Stück Holz losgeht, dann entsteht z.B. eine Rose, die aussieht wie echt – wenn ich das tue, dann spalte ich das Stück Holz vermutlich und haue mir mit dem Hammer auf den Finger oder Schlimmeres, aber ganz bestimmt steht am Ende keine hölzerne Rose!

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Auch, aber nicht nur. Ich möchte auch kein Buch kaufen, das hoch gelobt wird und dann quasi unlesbar ist, wie es mir neulich passiert ist.

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sei froh … mir passiert das fast nur noch :wink: … bin aber auf “hohes Lob” als Orientierung angewiesen. Hab einfach zu wenig Zeit selbst was zu suchen. Und so kann ich die Schuld wenigstens auf andere schieben.

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Genau, Suse, das meinte ich. Wenn sie den Lesefluss so beeinträchtigen, dass ich jedesmal förmlich aus der Geschichte geschleudert werde.

Hast du da ein paar Beispiele mit Humorpotential?

Und ist vielleicht auch eine Frage des Geschmacks? Ob der Autor ein Gespür dafür hat, was eine spezielle Lesergruppe - oder die breite Masse - mag und was nicht? Sein Geschmack also zielgruppenkompatibel ist?

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Ja, aber erst in zweiter Linie. Der beste Geschmack in Sachen holzgeschnitzte Rosen nützt mir nichts, wenn ich keine hinkriege.

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Das stimmt auch nun wieder. Doch m. E. darf die 2te Linie nicht fehlen. Dann sind wir wieder bei Sterilität und Einheitskram.
Ich habe ein schönes Eschbach-Beispiel. Auf meinem Tolino war eine Leseprobe von NSA, die ich total klasse fand und das Buch nun auf meiner Leseliste (bzw. Kauf-/Wunschliste) steht. Die Kritiken, die ich z. T. dazu gelesen habe, sind völlig daneben, weil der gute Herr Eschbach offenbar den Geschmack dieser Leute nicht getroffen hat, obwohl er weiß, wie man eine Rose aus einem Holzklotz befreit.

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hm … irgendwo habe ich neulich gelesen, dass Liebesromane gerade sehr stark nachgefragt werden. Es wäre also naheliegend sich diesem Geschmack bzw. Genre mal zu widmen. Allerdings habe ich mir nur ein einziges Mal einen ZDF-20.15-Liebesfilm angesehen. Das war, als ob ich in ein Paralleluniversum starre … ich habe den Film nicht begriffen. Ich weiß, so etwas könnte ich niemals schreiben.

Deshalb mag ich nicht für eine potentielle Zielgruppe schreiben bzw. die Erwartungen anderer erfüllen. Naiv wie ich bin, gehe ich davon aus: Wenn ich Spaß beim Schreiben habe, hat sicher auch jemand Spaß am Lesen. Vielleicht mache ich es mir zu einfach. Ein Buch ist m.E. immer ein Dialog zwischen dem Autor und den Leser:innen. Mal kommt man zusammen, mal nicht. Summieren sich die Dialoge, könnte es ein Bestseller werden :wink:

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Ich versuche mit meinen Sachtexten die Brücke zu schlagen zwischen der sorgfältigen Fach-Wissenschaft und den an der Bibel interessierten Lesern. Ich möchte dabei den Interessierten einerseits die Grundlagen vermitteln und sie dabei andererseits auch anleiten im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbst sachgerecht und verantwortungsbewusst mit der Bibel um zu gehen.

Dafür ist es zwingend notwendig die Zielgruppe zu kennen und ihre Gewohnheiten zu berücksichtigen. Allerdings ist die Zielgruppe was die Bildung und Sprache betrifft relativ weit gestreut. Darum ist es immer eine Gratwanderung zwischen Einfachheit und Präzision …
In weniger sachgebundenen Bereichen wie der Belletristik ist das Lesevergnügen im Vordergrund und weniger die sachliche Vermittlung von Informationen oder Methoden …

Ich muß das Interesse an der Bibel als gegeben voraussetzen.
Aber ich merke immer wieder, dass ich von manchen Leuten anscheinend zu viel erwarte. Sie haben Ihr Bild was die Bibel sagen darf und was nicht … aber schauen selbst nicht nach, was sie wirklich sagt geschweige denn was sie meint!

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Da stimme ich Dir voll und ganz zu. Es ist mal wieder die gesunde Mischung, die das Ganze rund macht.

Ohne den theoretischen Background aus Schreibratgebern und Seminaren hätte ich das Schreiben vermutlich längst aufgegeben. Ich bin nicht so der Ich-fahre-jetzt-einfach-mal-los-und-lass-mich-überraschen-wo-ich lande-Typ. Ich kann die Landschaft viel mehr genießen, wenn ich auf meiner Karte sehe, dass die Richtung stimmt. (Um mal meine eigene o.g. Behauptung zu konterkarieren). Und der Geschmack verfeinert sich mit der Erfahrung.

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*Er war so ausgelutscht wie eine Zitrone auf einem Piratenschiff. *

Das ist schön und gut, wird aber nie verfangen, wenn Autor und Leserschaft nicht denselben Humor haben. Von S. King ist der Ausspruch, jemand war so auffällig wie eine Kakerlake auf der Hochzeitstorte. In Deutschland hat man viel mit Humorlosigleit zu kämpfen. Einem Krimi gestattet man noch am Ehesten ein bisschen Humor, meist schrullig und mit Lokalkolorit. Man denke nur an die unsäglichen Allgäukrimis mit dem immer schlimmer werdenden Kluftinger. Das ist echt zum Speien und überhaupt nicht komisch. Aber die Deutschen lieben diesen Humor. Anders ist der Erfolg nicht zu erklären. Klufti frisst zu seinen Spätzle gekaufte Röstzwiebeln und wundert sich, dass er furzen muss. Deutscher Humor zum Abgewöhnen.

Intelligente Wortspiele und fein tarierte Vergleiche, Zynismus, Sarkasmus und Ironie verfangen da nicht so oft. Dazu isser zu tumb, zu denkfaul, zu uninspiriert. Humor ist was für Komödianten, in einem Thriller oder einer Erotikszene hat das nichts verloren! Der Deutsche trennt gerne nicht nur seinen Müll und sein Essen, er macht das auch mit geistiger Nahrung. Und man darf niemandem zu nahe treten, denn der Deutsche wirft sich gerne für andere in die Bresche, auch wenn er selbst nicht gemeint ist, muss er Minderbemittelte immer schön verteidigen. Über sich selbst lacht er auch nicht so gerne. Was er nicht lustig findet, ist geschmacklos oder makaber. Neuerdings kommt er ganz groß raus, denn es gibt täglich mehr Dinge, über die man keine Witze machen darf. Ein deutsches Eldorado!

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Ich stimme @Unbefleckte da zum Großteil zu, das liegt aber nicht nur an den Deutschen (wer sind denn „die Deutschen“?), sondern an Humor allgemein. Humor ist so diffizil und persönlich, ich empfehle selten irgendwas, was ich witzig finde, denn das geht meistens in die Hose. Ich bin aber der Meinung, dass eine gute Geschichte zum Weinen und zum Lachen bringen muss, ergo die gesamte Gefühlspalette abdecken. Wohingegen der Humor in deutschen Geschichten wirklich oft aus dem Lokalkolorit kommt, auf den wir uns scheinbar was einbilden, kann man ja auch in einer dramatischen Geschichte inhärenten Humor haben.

Wo ich Unbefleckte nicht zustimme, ist in ihrer subversiven „Mimimi-nix-darf-man-mehr“-Message. Man darf noch genauso viel wie vorher, wenn man es mit Anstand und vor allem Verstand angeht. Es reicht heute halt nicht mehr, sich über den klischeehaften Italiener lustig zu machen, der klein ist und nur Pasta frisst. Das ist so ausgelutscht wie peinlich und die von ihr vermutlich angesprochene, politische Korrektheit findet weitestgehend auch nur in den sozialen Medien statt. Die Welt dreht sich weiter. Vor 10 Jahren habe ich mich auch über Vegetarier und Veganer lustig gemacht, heute habe ich meinen Fleischkonsum stark reduziert. Fehlt eigentlich nur noch, dass am Ende des obrigen Posts steht „das wird man ja wohl noch sagen dürfen“.

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Jeder schreibt für eine Zielgruppe. Wenn dir bestimmte Genres gefallen, inspirieren die dich zu ähnlichen Geschichten. Du schreibst also für Personen, die dasselbe Genre mögen.

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