Unliebsame Erzähltechniken

Ohne mich in die Diskussion reinhängen zu wollen. Ich kann ihre Meinung verstehen und nachvollziehen. Ich sehe auch keinen Grund sich aufzuregen. Wenn ich 20 Jahre Schreiberfahrung hätte, dann wäre mein Anspruch an mich selbst auch, dass ich ohne weitere Schreibratgeber lerne und mich weiter entwickel. Dann habe ich doch schon 100 - 250 Geschichten geschrieben, dann brauche ich doch keinen Schreibratgeber mehr, oder?

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Stimmt. Mein Punkt war ein anderer: Ich brauche nie einen Schreibratgeber. Nicht, weil ich schon alles kann, sondern weil ich solche “Rezeptvorschläge” nicht gut finde. Ein Beispiel hatte ich dazu schon gegeben. Das ist nur meine Ansicht. Ich denke da eben an andere Lernwege. Zudem ist mittlerweile in dieser Richtung (also hier in diesem Thread) schon ziemlich viel gesagt, weshalb wir anfangen, uns im Kreis zu drehen. Davon wird mir schwindelig.

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Ich hatte soeben, wohl geistig geblendet durch die Überdosierung meiner Büro-Nofallspralinen, eine wahrhaft brillante Idee:
Ein Meta-Buch über Schreibratgeber: “Wie man den perfekten Schreibratgeber schreibt”.
Schneeflockenmethodenartiger Pitch wäre: “Keine Adjektive”, und daraus entwickelt sich die zwölfteilige Heldenreise für Schreibratgeber-schreibende-Autoren. “On Writing ‘On Writing’”.

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Ich eröffne den ersten Stephan-Zoellner-Fanclub, denn das ist wahr. Nichts ist befriedigender als die Geschichte eines Autors zu erleben, der weiß was er tut.

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Das Problem mit der Lektüre von Schreibratgebern ist, dass man eine Phase durchmacht, die ich mal “Ratgeberitis” nennen möchte: Da liest man auf einmal Romane anderer Autoren nur noch daraufhin, ob und welche “Regeln” “eingehalten” oder “gebrochen” wurden, und man ist für die Dauer dieser Infektion nicht imstande, zu bemerken, ob ein Roman nun eigentlich gut ist oder nicht.

Wenn man aber mal 300+ solcher Ratgeber inhaliert hat, legt sich das wieder, und man begreift den Unterschied zwischen “etwas machen” und “etwas Gemachtes im Nachhinein analysieren”. Solche “Regeln” sind nämlich alle aus der Analyse im Nachhinein entstanden, und nachher ist man ja bekanntlich immer klüger.

Man könnte nämlich auch ein Gemälde von Picasso analysieren und feststellen: enthält folgende Farben in folgenden Anteilen, der Ölgehalt beträgt so und so viel Prozent – das mag alles völlig korrekt sein, doch es hilft einem nicht dabei, auch nur ein halbwegs brauchbares Bild zu malen.

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Eine bekannte Historikerin, die leider, leider mit dem Schreiben aufgehört hat, schrieb mal:
“Viele Verfasser von Schreibratgebern sind literarische Eunuchen. Sie wissen wie es geht, können es aber selbst nicht.”

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Wie gut, dass alle als Autoren geboren werden. Meine Güte, findet ihr euch teilweise alle geil.

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Für mich die Grundvoraussetzung, um ein Buch zu schreiben …

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Der Vergleich hinkt genau so viel wie er wahr ist! :slight_smile:
Die Ratgeber analysieren ja nicht auf ebene der „Farben“, sondern greifen auf Strukturelemente und wie man sie benutzt zurück.
Die Intuition beim Schreiben können sie aber eben nicht vermitteln.
Und die ist erst das Ergebnis von vielen Jahren Arbeit!

Mit den Tipps aus den Ratgebern kann man die Struktur bauen, aber der Autor muss sie schon ordentlich mit Fleisch und Leben füllen.
Wer interessiert sich schon für ein Skelett? :wink: :stuck_out_tongue:

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Auf den Punkt gebracht, vielen Dank! Nur weil ich weiß, wie hoch der Ölanteil in Picassos Gemälden ist, kann ich nicht gut zeichnen. Nur weil ich weiß, wie man Fußball spielt, werde ich kein Profifußballer. Nur weil ich weiß, wie man schreibt, heißt das nicht, dass ich schreiben kann. Dazu gehören Können und vor allem Fantasie, beides alleine reicht aber nicht aus, daher Schreibratgeber, Schreibtipps, Techniken, Tricks oder wie man es nennen möchte. Und wenn ich dann gut und clever bin, dann weiß ich mit alldem zu jonglieren und baue daraus eine Geschichte, die fesselt.

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Genau das ist ja das interessante. Andere Meinungen und andere Sichtweisen erweitern unser eventuell eingeschränktes Sichtfeld auf bestimmte Dinge.
Du behauptest, dass man ab einer gewissen Zeit nichts mehr lernen kann und das ist einfach falsch.
Man lernt nie aus. Das bezieht sich nicht nur aufs Schreiben.

Manchmal sind wir selbst festgefahren, wenn es um unsere eigenen Projekte geht und manchmal brauchen auch wir „Erfahrenen“ Schriftsteller einmal Hilfe. Sei es Inspiration, andere Denk- oder Sichtweisen ect.
Jeder hat Schwachstellen oder Dinge, die einem beim Schreiben vielleicht nicht liegen, da ist das Forum ein guter Ort zum Üben und sich mit anderen und deren Meinungen auszutauschen. Daran zu wachsen. Sich, wie schon gesagt, inspirieren zu lassen.
Mir fällt es schwer, kurze, kraftvolle Sätze mit viel Effektivität zu bilden. Gefühle auszudrücken, ohne mich ständig zu wiederholen.
Natürlich lernt man auch von anderen Werken, die man liest, aber sich Meinungen aus eigenen Übungen zu holen, die man sich selbst auferlegt, ist doch nicht verkehrt um zu sehen, ob man auf dem richtigen Weg ist.

Es ist traurig, wenn du denkst, dass du nichts mehr lernen kannst, nur weil du 20 Jahre schreibst.

Und hier noch etwas, um auf das Thema zurück zu kommen:

Mich nerven Zeitreisen über alles.
Vor allem, wenn sie unlogisch sind. (Was sie meistens sind)
Zwar fühle ich mich von Zurück in die Zukunft gut unterhalten, aber logisch ist das nicht.
Und zuletzt habe ich Spoileralarm bei Sabrina so richtig … o_O
So etwas von Unlogisches habe ich seit langem nicht mehr gesehen. Als ich dann erfuhr, dass die Serie bei Netflix nach den Büchern gemacht wurde, hätte ich das Buch spätestens dann weggeworfen weil unlogisch.
Sie kann sich nicht selbst befreien, weil sie sich dann irgendwann ja schon einmal befreit haben müsste, was aber nicht der Fall ist.
Klar. :confused:
Ein gutes Beispiel fand ich bei Big Bang Theorie, (egal ob man die Serie nun mag oder nicht) aber in einer Folge wurde über die Logik von Zeitreisen diskutiert. (Auch zu finden auf Youtube) DAS fand ich interessant.

Fazit: Finger weg von Zeitreisen :rofl:

LG Tessley

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Ich stimme zu und gleichzeitig stimme ich nicht zu. :laughing:

Zeitreisen sind immer dann öde, wenn sie als einfacher Lösungsweg hergenommen werden, also die Story so verfahren ist, dass nichts mehr anderes hilft (das gleiche gilt übrigens fürs Wiederbeleben von toten Charakteren, ein absolutes No-Go!). Wenn eine Geschichte in ihrer Grundprämisse aber ums Zeitreisen gestrickt ist, wie etwa bei Zurück in die Zukunft, dann geht das meistens klar.

Bei Zeitreisen Logik zu suchen ist vergebens. Es gibt ja nicht bloß ein Zeitreisen-Modell, sondern etliche. Spielt sich alles auf einem Zeitstrang ab? Gibt es mehrere Parallelzeitstränge? Gibt es doch bloß zwei?
Ein gutes Beispiel zum Modell mit dem einfachen Zeitstrang ist der Horrorfilm Triangle, wo Charaktere in einer Zeitschleife immer und immer wieder dasselbe durchleben. In diesem Film ist es so, dass das Ergebnis der vorherigen Zeitschleifen aber sichtbar bestehen bleibt, also wenn eine der Figuren stirbt, dann bleibt die Leiche genau da liegen.
Im Anime Steins;Gate wird das mit dem Zeitreisen so gelöst, indem sich der Hauptcharakter selbst Nachrichten aus der Zukunft schickt und so quasi entsprechend auf Ereignisse reagieren kann. So schafft er dann eine Beta-Zeitlinie, von welcher er dann retrospektiv auf die Alpha-Zeitlinie zurück will. Hier wird dieses Problem entsprechend angegangen. :slight_smile:

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Ich liebe Zeitreisen.

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@Tessley Genau so ist es. Man lernt nie aus. Der Spruch ist zwar ausgelutscht, aber er stimmt.
Ich habe erst vor drei Jahren mit dem Schreiben begonnen und habe sehr viel hinzugelernt. Hilfe erhalten, Inspiration. Viele nette Menschen kennen gelernt - nicht nur virtuell. Und ja, auch ein paar Schreibratgeber gelesen. Die waren eher kontraproduktiv. Sie haben mir aber - nach der ersten Euphorie - den Kopf etwas zurechtgesetzt. Insofern waren sie hilfreich.

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Hier kann ich dir nicht zustimmen. Ich liebe Zeitreisen. Nach Logik suche ich erst gar nicht. Wenn ich könnte, würde ich durch die Jahrhunderte reisen, so wie bei „Highlander“.:slight_smile:

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Wobei @Tessley mit Zeitreisen wohl das Stilmittel selbst meint und nicht die einzelnen Epochen. Das bringt mich aber zu einem Stilmittel, das ich persönlich sehr gerne mag: Unsterblichkeit bzw. die Melancholie, die damit einhergeht, wenn man Jahrhunderte alt ist und sieht, wie Dinge vergehen. Ganz egal ob als Highlander oder Vampir, ich finde es unendlich spannend, wenn Unsterblichkeit ausgelotet wird.

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Nicht nur unliebsam, sondern unverzeihlich finde ich diese zwei Erzähltechniken (im weitesten Sinne):

  1. Krasser Genrewechsel. Das ist mir in zwei Krimiserien passiert. Die eine drehte im letzten Buch in übersinnliches Mystery, die andere hatte mittendrin einen Band, der zur Gänze in einer Fantasy-Traumwelt angesiedelt war. Da war’s bei mir vorbei.
  2. Schlimm auch, wenn der Autor und der Verlag kollidierende “Erzähltechniken” verfolgen. Also wenn der Klappentext mit dem eigentlichen Buchinhalt nichts zu tun hat.
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Ja, Unsterblichkeit mag ich auch. Da bin ich bei dir. Das hat mich schon immer fasziniert. Aber ich denke, dass ich niemals eine Geschichte in diese Richtung schreiben werde. Schreibtechnisch liegt mir das irgendwie nicht. Um zum Thema zurückzukommen. Ich muss ja immer googeln bei euren Erzähltechniken. Ich kenne mich da nicht besonders gut aus.

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Meiner Ansicht nach ist die Intuition des Schreibens nicht das Ergebnis jahrelanger Arbeit. Das hat man oder das hat man nicht.
Talent kann man nicht erwerben. Routine hingegen schon.
Ich zitiere aus Wikipedia:

(sic) Intuition ist eine Begabung, auf Anhieb eine gute Entscheidung zu treffen, ohne die zugrunde liegenden Zusammenhänge explizit zu verstehen. Umgangssprachlich „aus dem Bauch“ („Bauchgefühl“), spontan, oft auch wenn bestimmte Gründe vorliegen, die eine andere Entscheidung nahelegen. (sic)

Es ist eine weitverbreitete Fehlansicht zu glauben, man könne gutes Schreiben erlernen, wie das Schneidern einer Hose. Quasi nach Schnittmuster, nach Vorlage. Handwerkliche Grundlagen ja, dafür gibt es unzählige Schreibratgeber und Schreibforen, die mehr oder weniger nützlich sind. Aber irgendwann sind sie erkenntnismäßig ausgeschöpft, irgendwann gibt es nichts mehr abzupausen. Ab dann entscheidet das Talent, das Gespür für Thema, Textgestaltung, Figurentiefe, Spannungsbogen etc. über die Qualität des Geschriebenen. Ob jemand talentiert ist, erkennt man bereits an seinen ersten Schulaufsätzen. Ob jemand untalentiert ist auch relativ bald. :wink:

My ten cent!

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Das stimmt, aber Talent alleine macht noch keinen guten Autor, denn genauso wie man Talent nicht erlernen kann, so hilft Talent nichts, wenn man damit nicht umzugehen weiß. :wink:

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@Maxe

Habe ich denn irgendetwas anderes geschrieben?

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