Unliebsame Erzähltechniken

Gerade dann sollte man die üblichen Verdächtigen erkennen können, um sie zu unterminieren oder nicht versehentlich selbst anzuwenden. :wink:

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Wir haben doch unser Forum als Schreibratgeber. Am eigenen Text, wenn man sich der Kritik stellt, kann man am Besten lernen, weil man konkretes Feedback bekommt. Und dazu brauche ich weniger eine Expertenmeinung. Wichtiger ist die Wirkung auf den Leser, also in unserem Fall die Wirkung auf die Forianer.
Das ist mir deutlich mehr wert als theoretische Abhandlungen über dies und jenes …

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Wobei die Leute, die hier abhängen und selbst schreiben, ja auch nur das Gros der Leute sind, die wir am liebsten als Leser haben möchten. Viele lesen oder konsumieren ohne zu schreiben. Die User im Forum schauen mit Sicherheit genauer hin, bilden aber vermutlich keinen Spiegel der Leserschaft.

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Aber es SIND doch Leser. Die Ratgeber-Schreiberlinge orientieren sich doch auch an irgendwem.

Freilich sind wir Leser, aber wir betrachten Texte anders als jemand, der sich ums Schreiben selbst nicht schert. Nur weil wir etwas total toll finden, heißt das nicht, dass die breite Masse das auch tut. Oder umgekehrt: Mit Sicherheit wird hier niemand Bücher wie 50 Shades of Grey als literarisches Meisterwerk rausfeiern, da hätten so einige sicherlich vieles dran geändert. :wink:

Will sagen: nur weil wir alle hier selbst schreiben, ist unsere Meinung nicht besser als andere, wir haben lediglich mehr Erfahrung mit dem Handwerk des Schreibens. Wie ich an anderer Stelle schon erwähnt habe: Sich an einen Ratgeber zu Klammern hilft nichts. Seinen Feind (die Standards) zu kennen, um ihn besiegen zu können, dafür sind Ratgeber wunderbar. :slight_smile:

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Das sehe ich anders. Klar, wenn dir hier sechs Leute sagen, du nutzt zu viele Adjektive und die sechs sagen, du nimmst zu viele UNDs, dann wird etwas dran sein. Aber wer im Schreiben geübt ist, der kann kaum einen Nutzen aus den gesammelten Meinungen ziehen, weil sie meist nicht in eine, sondern in sechs Richtungen gehen. Klar ist es für den Anfänger toll, aber auch wirklich nur für den. Wer seit zwanzig Jahren schreibt und immer noch etwas aus dem Forum lernen kann, hat einfach den Schuss noch nicht gehört.
An irgendeinem Punkt muss man sich emanzipieren, weil man nichts mehr lernen kann. Bei dem ständigen Hinterherhecheln der gar so tollen Schreibratgeber, erkenne ich den Wunsch nach #metoo. “Ich will auch so erfolgreich sein, wie … auch so viel verkaufen, wie … will auch vom Schreiben leben können.” Ich will auch, will auch, me too.
Beim Schreiben geht es aber nicht um den Kommerz. Immer mehr Bücher treffen auf immer weniger Leser. Punkt. Hört endlich auf damit, dem nachzueifern oder dem oder sonstwem. Macht das, was ihr am besten könnt und macht es mit Liebe und Leidenschaft. Erzählt eine Geschichte und vergesst den Plot. Ich will eingesaugt werden, gefesselt und nicht hinter jedem dritten Satz den dazugehörigen Schreibratgeber erkennen. Macht mehr Kunst und weniger Kommerz.

Einen Nerv kann man auch mit Scheiße treffen. Wenn ihr Bestseller schreiben wollt, geht das auch ohne Können und Talent. Sehr euch nur 50 Shades an. Macht, was euch am Herzen liegt, macht aus eurem Buch eine Herzensangelegeneheit und stoßt nicht ins selbe Horn wie Millionen andere zur gleichen Zeit.

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Somit habe ich offiziell den Schuss noch nicht gehört :thumbsup:

Gerade wenn man seit 20 Jahren schreibt, sieht man doch, wie man sich weiter entwickelt hat. Warum sollte diese Entwicklung dann plötzlich abgeschlossen sein? Ich für meinen Teil möchte auch noch dazu lernen, wenn ich 75 bin, und dann hoffentlich besser schreiben als heute. :cool:

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Genau das ist es, woraus ich lerne: Die sechs Richtungen sind es, die ich einzeln bewerten uns hinterfragen kann. Das ist m. E. Gold wert. Natürlich ist das nicht immer nützlich, aber ich stelle ja auch nicht nur einen Text hier ein und es bewerten / kritisieren auch nicht immer die gleichen Leute.

Einen Punkt, an dem man nichts mehr lernen kann, gibt es im Leben nicht, unabhängig vom Thema. Emanzipiertes, selbstbewusstes Auftreten hat damit nichts zu tun.

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Ich hoffe, dass dir dann andere weiterhelfen. Ich sage nicht, dass man nichts mehr lernt, ich stelle nur in Frage wie und von wem man dann noch etwas lernt, wenn man die Anfänge hinter sich gelassen hat. Für diese Anfänge ist das Forum sicher Gold wert.

Die Aussage ist widersprüchlich in sich. Wenn dir sechs Personen sagen, dass du zu viele Adjektive benutzt, dann benutzt du wohl zu viele Adjektive. Dann sollte man sich den Text entsprechend anschauen, ganz besonders, wenn das Leute anmerken, die Erfahrung im Schreiben von Texten haben. Wozu will ich denn sonst Feedback?

Ich hoffe, dass sich diese Aussage niemand zu Herzen nimmt. Wer aufgehört hat, besser sein zu wollen, hat aufgehört, gut zu sein (Marie von Ebner-Eschenbach). Dasselbe gilt für Menschen, die glauben, alles zu wissen. Man verändert sich, die Welt verändert sich, das Schreibhandwerk entwickelt sich.

Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Aus der Liebe zum Geschichtenerzählen wird die Passion und ein gutes Buch geboren.

Ich möchte gerne von dir was lesen. Unbedingt. Das muss eine Erfahrung gleich einer Apotheose sein.

Fakt ist: Jeder kann schreiben, wie er will, egal ob für Fans oder sich selbst, aber es hilft, die Regeln zu kennen. Zu glauben, dass Passion und Freigeist allein es schaffen, ein gutes Buch zu schreiben, der irrt.

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Warum? Für mich ist jede Meinung erstmal nur das: eine Meinung. Ob sie nun von Günter Grass* kommt oder von unseren hilfsbereiten Forianern. Zumal es schwierig ist, eine Meinung von jemandem zu ergattern, der das Kaliber „Grass“ hat. :kissing:
Was ich davon mitnehme, entscheide ich doch selbst. Und es macht mein Buch nicht weniger leidenschaftlich.
Aber ich seh schon, wir sind da offensichtlich auf ganz unterschiedlichen Wellenlängen. :slight_smile:

*Ja, ich weiß, dass der schon tot ist. Der ist mir nur eingefallen, weil ich einen Artikel gelesen habe, wo der zitiert wurde. Mit den Worten: „Du schreibst zu gut, schreib mal ein bisschen schlechter.“ (Dabei handelte es sich um einen Rat an Eva Menasse während eines Schriftstellerseminars.)

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„Wer aufhört, besser werden zu wollen, hört auf, gut zu sein.“ Marie von Ebner-Eschenbach (angeblich)

Pseudo-Oliver-Cromwell
Dieses Sprichwort wird auf Englisch in mehreren Versionen Oliver Cromwell zugeschrieben, aber auf Deutsch im 21. Jahrhundert der österreichischen Aphoristikerin Marie von Ebner-Eschenbach unterschoben.

Marie von Ebner-Eschenbach hat ungefähr 900 Aphorismen verfasst, aber diesen nicht. Ich folge da dem Urteil von Daniela Strigl, der Biographin Ebner-Eschenbachs. Auch in keinem seriösen Zitate-Lexikon wird der Aphorismus Marie von Ebner-Eschenbach zugeschrieben.
Der englische Soldat und Politiker Oliver Cromwell soll im 17. Jahrhundert in sein Bibel-Exemplar folgende Zeile eingetragen haben:

Oliver Cromwell:
„If I cease becoming better I shall soon cease becoming good“.
„The Marks of a Man“, 1906, S. 159
1933 scheint der Eintrag in die Bibel vergessen zu sein, und der Spruch wird Cromwell in folgender Version zugeschrieben:
„He who stops being better stops being good.“

Garson O’Toole hat herausgefunden, dass die erste schriftliche Erwähnung dieses Satzes auf Lateinisch und Englisch aus dem Jahr 1621 stammt.
„Qui cessat esse melior, cessat esse bonus.
Hee that ceasseth to be better, ceasseth to be good“
Oliver Cromwell hat laut den Recherchen Garson O`Tooles den Satz auf Lateinisch in seine Taschenbibel geschrieben:
„Qui cessat esse melior, cessat esse bonus.“
quoteinvestigator.com

Auf Deutsch wird das angebliche Ebner-Eschenbach-Zitat inzwischen in Schulen und Universitäten gerne zitiert.

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Aphorismen falsch zitieren kann ja jeder. Denk dir lieber eins aus. Und jetzt nochmal zum Mitlesen. Wenn dir sechs sagen, dass du zu viele Adjektive nimmst, dann wird das so stimmen. Habe ich oben geschrieben, du liest vielleicht zu schnell?

Wenn dir aber einer sagt, du nimmst zu viele Adjektive, einer sagt, du nimmst zu wenige, einer sagt, die wären zu harsch und ein anderer meint, eher zu weich, ein fünfter gar kein Adjektiv findet, weil alles Adverbien waren und einem Sechsten der Mund offensteht, was machst du dann? Du kannst es nicht jedem Recht machen. Geht einfach nicht.

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Die Masse bekommt also Recht?

Sorry, das nervt mich langsam echt!

Egal wer das gesagt hat: Es bleibt dennoch wahr und weist Dich auf eine nicht ungefährliche Arroganz oder Überheblichkeit hin!
Wechsel nicht die Front, sondern nehme Dir zu Herzen, wenn Dir begründet widersprochen wird!
Du könntest dabei evtl. etwas lernen!

Erfahrung und Weitsicht, schriftstellerische Qualitäten sehen anders und deutlich differenzierter aus.

Wenn ich geschult BIN und die Muster kenne, dann werde ich sie in JEDEM noch so gut geschriebenen Roman erkennen können. Selbst dann, wenn sie gut gemischt und das Buch spannend ist. Ich erkenne die Muster. PUNKT.
Ich erkenne ob das kreativ gut gemacht oder obeflächlich nachgemacht ist. Aber ich erkenne es!

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Sind wir eigentlich noch beim Thema, welche Erzähltechniken uns nerven?

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JAP - :wink: wenn auch manchmal etwas indirekt :stuck_out_tongue:
Von gebildeten Schriftstellern erwarte ich Einsicht in die eigenen Grenzen und keine Rechthaberei - Das nervt …
und insofern sind wir eben beim Thema.

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@Unbefleckte schreibt es zwar provokant und in your face, aber ich sehe es ähnlich.
Schreibratgeber sind super und helfen bei den Anfängen. Wo denn auch sonst? Das gilt auch fürs Forum.
Als Anfänger profitiere ich von eurem Wissen und Erfahrungen. Über das Einstellen der eigenen Texte kann ich mich vergleichen, kann Feedback einholen und besser werden. Trotzdem kann ich mir nur schwer vorstellen, wie Andreas Eschbach plötzlich von seinem Denkbrett aufspringt und ruft: “Verdammte Axt, wie ging das nochmal mit der Heldenreise? Schnell das Forum fragen.”

Das wäre doch sehr schade.

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So hat das wohl auch niemand gemeint. Er wird aber genauso wenig in einem Schreibratgeber danach suchen.
Du bekommst von mir @Tom Diander für deine Anmerkung 10 Humorpunkte (Höchstzahl). Schön :slight_smile:

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Juhu! :laughing:

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