Unliebsame Erzähltechniken

@Tessley Die Wendung muss kurz vor dem Moment kommen, wo der Leser eindusselt.

Bei an den Haaren herbeigezogen Szenen. Wenn ich das Gefühl habe, dass das nur dazu dient, um etwas mehr her zu machen, es aber nicht wirklich passt.
Ich habe Mal einen Roman gelesen, der in der Gastronomie-Szene spielte und vor jedem Kapitel stand ein Menü. Freut vielleicht Leute, die gern kochen.

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Ich würde sagen, dann hat die Geschichte einfach ein gutes Ende oder einen guten Schlusspunkt gesetzt. Cliffhanger sollen den Leser bewusst in der Luft hängen lassen. Wenn ein Autor seine Geschichte gut durchplottet, dann gibts in Buch 1 für den Leser erst mal ein zufriedenstellendes Ende eines Handlungsstrangs, der dann in der Fortsetzung wieder aufgegriffen wird. Das hat nichts mit einem Cliffhanger zu tun.

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  • Logikfehler und Schlamperei (darunter fällt z.B. die Tanne, die zehn Seiten später eine Buche ist) stören mich extrem. Wenn sich das dann häuft, hab ich immer den Eindruck, der Autor hats einfach nur so hingehudelt und war zu faul für eine gründliche Überarbeitung.

  • Dann bringen mich haarsträubenden Erklärungen auf die Palme, wenn eine eigentlich tolle Story entweder total unlogisch, oder mit irgendwelchen Hilfskonstruktionen (z.B. Prota hat alles nur geträumt) aufgelöst wird, weil dem Autor nichts Besseres eingefallen ist.

  • Bei Sachen wie Cliffhangern und solchen Stilmittel kommts immer drauf an: Wenn sie in Maßen und gut eingesetzt werden, können sie richtig toll sein. Wenn nicht, lese ichs nicht weiter, Texte, die bis zum geht nicht mehr mit Stilmitteln vollgestopft sind, finde ich furchbar.

  • Eine gestelzte Sprache kann zu einer Figur passen, dann darf es natürlich vorkommen. Eine künstlich hochgestochene Ausdrucksweise, die weder zum Plot, noch zu den Figuren und schon gar nicht zum Autor passt, wirkt maniriert und gewaltsam auf Anspruch getrimmt (genauso wie die Stilmittel-Schwemme). Würg!

  • Moralinsaures Geschwafel. Noch mehr Würg!

Mein Mann hasst Prologe, er liest dann sehr oft so ein Buch gar nicht erst. Ich finde die Dinger nicht so schlimm, sie müssen halt passen. Aber das trifft wohl auf fast alle Erzähltechniken zu.

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Blöd gefragt: Hat nicht nahezu jedes Buch einen Prolog?

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Kurz geantwortet: Nein.

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Nö.

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Was und wie lest ihr gerade? In dem Thread habe ich in der letzten Zeit einige Bücher gepostet. Von denen hatte nur 1 einen Prolog.

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Bilder, verschwindet aus meinem Kopf.

Da ich mich auf die neue Stephen King Serie „Lisey’s Story“ freue, habe ich den Roman „Love“ angefangen und hier passieren bis zu drei Erinnerungsebenen innerhalb eines Absatzes. (Müde oder leichtfertig kaum zu lesen) In dieser Geschichte funktionieren Träume und Rückblenden sehr gut bis jetzt.

Das ist für mich nahezu das Schlimmste was passieren kann. Denn ich verliere das Vertrauen in die Geschichte und in die Autoren.

Stelle mir das ganz witzig vor, wie du deinem Mann deinen Entwurf zu lesen gibst, er die erste Seite aufschlägt und dann steht da:

[FONT=Courier New]Kapitel 1, kein Prolog

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Mir fällt noch was ein, was mich immer voll aus dem Lesefluss bringt und tierisch nervt:

  • Seitenlange Beschreibungen. Meist bei einfachen Räumen, oder welche Blumen irgendwo im Garten stehen. Ist mir als Leser vollkommen egal.
    Ich kann die Blumen eh nicht unterscheiden und ob das jetzt ein Rhododendron oder eine Tulpe ist, ist mir schnuppe.
    Das stört ungemein. Vor allem, wenn sich das über eine Seite hinwegzieht und es in der Story nicht weitergeht.
    Schrecklich.
    Ein kurzes Anreißen reicht. (Der Garten war angereichert mit wunderschönen bunten Blumen und blühenden Sträuchern … oder Ähnliches.) Der Rest bleibt meines Erachtens den Lesern überlassen. Ein wenig Fantasie sollten die schon haben.
    Man muss ja nicht jeden Löffel auf dem Tisch vorkauen.

  • Seitenlange Erzählungen ohne Inhalt.
    Ich hatte mal ein Buch von einem bekannten Schriftsteller, der angeblich so gut schreibt.
    Habe ungelogen 50 Seiten gelesen, wie irgendwelche Leute in eine Taverne gehen.
    Fertig.
    Keine Schlägerei, keine Strategie, die vielleicht besprochen wurde, nix.
    Hab das Buch weggeworfen.
    Ein Buch sollte fesselnd und mitreißend sein. Wenn schon keine Kampfszenen, dann wenigstens gute Unterhaltung durch die Protagonisten.
    Aber da kam gar nix. 20 Seiten laufen, 20 Seiten Beschreibung der Taverne, 10 Seiten, wie die sich ein Bier bestellen, dann habe ich es aufgegeben. Hatte etwas weitergeblättert und da passierte genauso wenig.

Ist übrigens mit ein Grund warum ich die HP Bücher nie gelesen habe. Hatte das erste angefangen und wenn ich 20 Seiten lesen muss, wie ein Junge einen scheiß Brief erhält oder nicht, fliegt das Buch bei mir in die Ecke.
Ich kaufe keine dicken Wälzer, nur um die Hälfte davon vor zu blättern, bis das endlich mal was passiert.

Natürlich braucht auch ein Buch mit Aktion mal einen ruhigen Moment. Aber man sollte es nicht übertreiben.
Und wenn man schon so anfängt … nix für mich.

LG Tessley

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Ich muss unweigerlich an American Psycho von Bret Easton Ellis denken. Da geht es ja darum, dass Wallstreet-Banker so dermaßen den Exzess feier. Das Buch besteht bestimmt zu zwei Dritteln nur aus seitenlangen Beschreibungen von Wohnung, Anzügen, Visitenkarten, technischen Gerätschaften usw usw. Kann man, wie ich, absolut genial finden als Gesamtkunstwerk, oder furchtbar langweilig und scheiße. :rofl:

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Ich weiß nicht, aber ich finde, es kommt auf die Art der Beschreibungen an. Sie können wunderschön geschrieben sein, so, dass es einfach nur Spaß macht, sie zu lesen. Auch sowas kann unheimlich fesselnd und mitreißend sein, halt auf eine ganz andere Art und Weise als eine Actionszene. Aber das fällt ganz klar in die Abteilung Geschmacksfragen.

Tesseley, wenn dir das schon bei HP zu viel war, lies bloß niemals den Herr der Ringe! :smiley:

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Hab nur den Film gesehen, aber allein diese Diskussion über die Farbe von Visitenkarten (ob die nun bone sind oder eggshell), da könnte ich mich heute noch wegschmeißen. Gerade diese Inhaltsleere und Sinnlosigkeit war ja dabei das Erschreckende… Aber das will man in einem „normalen“ Unterhaltungsroman wohl eher nicht erreichen. :coffee:
Ansonsten bin ich voll und ganz bei @Tessley : Wenn nix passiert, ist das Mist. Hatte mal ein Buch von Walter Moers, den ich eigentlich total mag (mochte). Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr. Das bestand nur aus Wortspielen, aber es gab keine Handlung. Null. Ich war dermaßen frustriert. Dagegen ist Herr der Ringe (und Harry Potter abgesehen von den jeweiligen drögen Mittelteilen) das reinste Action-Feuerwerk.

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American Psycho ist eine der ganz wenigen Verfilmungen, die recht frei adaptiert wurde und wo Buch und FIlm koexistieren können, ohne dass eines dem anderen den Zauber nimmt. Das Buch selbst ist unverfilmbar, unter anderem wegen diesen superellenlangen Beschreibungen (ACHUTNG SPOILER! und weil Patrick Bateman an einer Stelle den Kopf von ner Prostituierten kocht, während er auf ihrer Haut kaut).

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Cliffhanger am Szenen- oder Kapitelende - ich erwarte dann immer eine Werbeeinblendung. Der Cliffhanger kann ja mal vorkommen, aber wenn als Dauerstilmittel verwendet, sondere ich das Buch aus.

Frage: Was ist ein roter Hering, ist das ein Begriff aus einem Schreibratgeber?

Nun leicht außerhalb des Themas:
Endlose Dialoge ohne irgendwelche Beschreibungen der Situationen, Handlungen oder Landschaften in Folgebänden, weil der Autor keinen Bock mehr hatte - für keinen Bock bitte beliebigen Grund einfügen. Als Beispiele führe ich die späten, runtergeschluderte Indianerkrimis von Tony Hillerman an.

Noch weiter abseits des Themas:
Endlose Zweikampfszenen über mehrere Seiten überlese ich seit vielen Jahren – es ist so ermüdend, auf die Dauer ohne Raffinesse und langweilig. Dazu passt auch die Gewalt um der Gewalt willen. Oder die endlosen Showdowns am Werkende, überflüssig. Ich fände es spannenden zu zeigen, wie der Übertäter, Feind oder Gegenspieler einfach die Waffen streckt und sich ergibt, daraus ließe sich literarisch etwas machen. Die Autoren sollten weniger (US)Filme anschauen, meine ich.

Übrigens Gewalt im Film - ich schweife nun noch weiter ab: Vor vielen Jahren habe ich eine s/w-Dokumentation zur Entstehung des Film “Im Westen nicht Neues” gesehen. Ausführlich gezeigt wurde die Entstehung der Grabenkampfszenen. Die erbarmungslose Brutalität der mit Spaten, Bajonetten und bloßen Fäusten im Schlamm um ihr Leben kämpfenden Soldaten hatte ich im eigentlichen Film nicht so eindrücklich, ja erschreckend real empfunden. Auch im Buch war es für mich eine banale Kampfszene wie jede andere. Ich wundere mich nun nach Jahrzehnten wie damals, dass mir die Dokumentation realer vorkam als dass Endprodukt.

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Der rote Hering oder red herring ist ein erzählerisches Stilmittel. Man könnte auch sagen, dass es sich um eine vom Autor bewusst falsch gelegte Fährte handelt. Hier mehr dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Red_Herring_(Redewendung)

Du meinst, dass es einem vorkommt, als stünden die Beteiligten in einem weißen Raum und unterhalten sich einfach? Das würde ich unter “Schreiben schlechter Dialoge” verbuchen. :smiley:

Ich greife das Thema mal auf und führe es dem Thread-Thema zu: Gewaltspitzen empfinde ich als ein tolles Stilmittel. Freilich meine ich nicht blutrünstige Blutbäder voller Blut, sondern wohl gesetzte Gewaltspitzen. Das kann dem Leser nicht nur mit einem Mal klar machen, dass auch die Figuren leiden und sterben können, sondern auch seine Aufmerksamkeit erregen (wenn es nicht dauernd passiert). Oder freilich der Figurenzeichnung dienen, wenn jemand ein übler Sadist ist.

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Oh weh, gerade überkommt mich der Verdacht zu viel davon verbrochen zu haben. Und ich hatte auch noch sehr viel Spass dabei.

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Zu Unrecht meine ich.
Denn das Gilgamesch-Epos enthält davon sogar gleich mehrere!
Und das Gilgamesch-Epos zählt seit ca. 4000 Jahren zur Weltliteratur (vergleiche: Werner Papke, “Die Sterne von Babylon”; da ist eine hervorragende Übersetzung des Epos enthalten. Einen Teil davon gibt es bei mir unter: http://bibelarbeit.info/gilgamesch_c.php )

A
Auch hier kann ich nicht zustimmen, denn seit ich angefangen habe Texte Korrektur zu lesen sehe ich fast sämtliche Tipp- & Druck-Fehler, erkenne ich die meisten rhetorischen Muster … schließlich bin ich darin geübt / geschult …
Das KANN das Lesevergnügen natürlich beeinträchtigen … muß es aber nicht.
Mich stört es nur, wenn es gekünstelt oder aufgesetzt wird … aber das ist ja durchaus auch ein persönliches Empfinden.

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Meine KO-Kriterien bei Geschichten sind:

  • Beschreibungs-Overkill:
    Nehmen wir die typischen Fanfiction-Charaktervorstellungen (Ihr neuer Mitschüler betrat das Klassenzimmer. 17 Jahre alt, 1,86 groß, schwarze Haare, grüne Augen, athletisch gebaut und mit einem so süßen Lächeln, dass ein Hängebauchschwein an Diabetes versterben könnte) oder ich habe mal in einer anderen Geschichte gelesen, wo en detail die Zimmereinrichtung beschrieben wurde, allerdings nicht irgendwelche liebenswerten Besonderheiten, sondern rein technisch, wie in einem Möbelkatalog. Selbstverständlich hat die Zimmereinrichtung im weiteren Verlauf nicht die geringste Rolle gespielt.
  • Schlamperei:
    Seien es grobe Logik- oder viele Rechtschreibfehler, gerne auch eine wildgewordene Autokorrektur. Das ist für mich ein Zeichen, dass es der Autor so ernst mit seiner Geschichte wohl nicht gemeint hat.
  • verschämt-verdruckste oder steril medizinische Bezeichnungen in Erotikszenen:
    Autor, entweder nenn das Kind beim Namen oder lass es! Wenn ich so Formulierungen lese wie *Ihre Hand glitt nach unten und sie fühlte seine Länge *oder sie griff nach seinem Glied wird mir übel. Dann sollte man die Erotikszene besser nur andeuten, wenn man die Dinge nicht bezeichnen kann oder will.
  • Zeitschleifen:
    Da hatte ich mal vor einiger Zeit eine Geschichte gelesen, wo die Protas in eine Auseinandersetzung der Engel geraten. Viele Seiten Konfliktaufbau, Dramatik, verschiedene Tote, dann passte einem der Oberengel das Ergebnis nicht und drehte die Zeit zurück. Das passierte ein paar Mal. Nach der dritten Zeitschleife wusste ich nicht mehr, wer von den Protas nun eigentlich noch lebte oder noch oder schon wieder tot war. Schade, denn der Schreibstil war eigentlich gut, nur mit diesem “dramaturgischen Kniff” hatte es der Autor auf den letzten Metern versaut. Seitdem habe ich eine gewisse Aversion gegen Zeitschleifen entwickelt.
  • ausgelutschte Klischees:
    Der smarte, gutgebaute Agent in den besten Jahren der gegen das Böse kämpft und immer alles unter Kontrolle hat, selbst im Angesicht des Todes noch ein Bonmot zum Besten gibt, ist langweilig. Da würde ich lieber mal von der Oma lesen, die ihrer Pflegerin im Altenheim davon berichtet, wie sie damals als Spionin den Zusammenbruch der Sowjetunion eingeleitet hat.
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Da gibt es Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung.
Es gibt beim Erkenntnisgewinn mehrere Stufen. Und auch mehrere Ziele, die man erreichen kann und will. Ich bleibe dabei, wenn man die Heldenreise erkennt, dann hat der Autor einen Fehler gemacht, dann hat er dich nicht genug gefesselt. Ich habe keine Lust, dass man mir irgendwann sagt, das ist ja dieses und jenes Schema. Ein Roman, Literatur muss überraschend sein! Was soll ich dann mit dem Sowieso-Akter oder der Heldenreise anfangen? Da geht es nur noch darum, wie etwas passiert, nicht was passiert. Das ist mir zu wenig. Das mag bei einem Lee-Child-Roman so sein. Wenn man ewig im Bett liegen muss und keinen Bock hat, sich anzustrengen. Seichte Unterhaltung. Wenn das euer Ziel ist, dann seid ihr mit den Ratgebern gut bedient, auf der sicheren Seite. Falls eure Ambitionen darüber hinausgehen, dann lasst eure Finger von Schreibratgebern.

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