Diese Frage wurde hier nun schon recht häufig aufgeworfen. Der Punkt ist: In der Beschreibung des Themas stand „Hier geht es nicht um Fakten, sondern um individuelle Geschmäcker“. Es war also nie die Frage, ob ein Autor objektiv und endgültig als überschätzt bezeichnet werden kann. Wenn wir versuchen herauszustellen, ob man die Güte eines Autors überhaupt feststellen kann, so werden wir schnell zur Frage der objektiven Wahrnehmung kommen, und der Frage, wie man denn überhaupt richtig und falsch festlegt etc. Diese existenziellen Fragen, sind aber gar nicht das Thema unserer beschaulichen Gesprächsrunde. Vielmehr geht es wie anfangs erwähnt, um eine ganz einfache Geschmacksfrage. In unserem Fall lässt sich die Frage, wer einen überschätzten Autor definiert, ganz leicht beantworten: Du selbst! Anders gesagt, könnte das Thema auch heißen: „Berühmte Autoren, die du nicht magst“.
Was die Bewertung nach ideologischen Kriterien anbelangt, so ist es bei den allermeisten Werken, die zur hohen Literatur gezählt werden, der Fall, das der Autor eine Botschaft darin vermitteln möchte, die selbstverständlich aus seiner Ideologie erwächst. Da diese „Botschaft“ meist das Herz solcher Werke darstellt, halte ich es für eine Selbstverständlichkeit, das bei der Bewertung besagter Bücher neben dem literarischen Stil, eben auch jene Ideologie miteinfließt. Wer beispielsweise ein Vertreter der freien Marktwirtschaft ist (ich gebe ein rein hypothetisches Beispiel und spreche ganz bestimmt nicht von mir), der wird einem Werk, in welchem Jelinek ihrer kommunistischen Gesinnung Ausdruck verleiht, kritisch gegenüber stehen, selbst wenn er den literarischen Stil für gut befinden sollte.
Die Frage nach den unterschätzten Autoren, finde ich auch sehr schön und hatte überlegt, ein neues Thema dazu zu eröffnen. Ich ging jedoch davon aus, dass es etwas ähnliches schonmal gegeben hat und wollte das vorher noch einmal überprüfen.