Hi,
hier geht es nicht um Fakten. Hier geht es um individuelle Geschmäcker. Was sind eurer Meinung nach überschätzte Autoren, hochgelobt und dennoch verhasst?
Mir fällt dazu in erster Linie Bret Easton Ellis und seine Informers ein. Grauenvoll. Papyrus Autors Stilanalyse und Wortwiederholungsfunktion wären explodiert. Eins der wenigen Werke, die ich nicht zu Ende gelesen habe, weil ich den Schreibstil unerträglich fand und die Szenen inhaltlos.
Ebenso grausig finde ich John Irving.
Danke für den Diskussionsanstoß, das könnte interessant werden.
Bei Büchern, die im Original auf Englisch erschienen sind, könnte schlechter Sprachstil aber auch am Übersetzer liegen und nicht am Autor, oder? Oder hast du es auf Englisch gelesen?
Irving mag ich nun wieder sehr.
Dafür finde ich diesen Eragon-Autor (mir fällt der Name grad nicht ein) einfach nur furchtbar weil total unreif und aus zig Ecken zusammengeklaut, Stephenie Meyer mit ihrem reaktionären Frauenbild eine Zumutung, und bei Diana Gabaldon mit ihrer vor kitschigem Sex triefenden Outlander-Saga kriege ich nach wie vor Aggressionen.
@_Corinna hat völlig recht, tolle Threadidee!
Ich hab The Informers im Original gelesen.
Ich habe jetzt eine Viertelstunde überlegt, ob ich einen Autor nennen kann, der meiner Meinung nach überschätzt wird. Aber die Sache ist die, dass ich - im Gegensatz zu dir, liebe Suse - Bücher nicht zu Ende lese, die mir nicht gefallen. Und nach 150 Seiten eines einzigen Buches kann ich zwar für mich selbst beschließen, nie wieder was von diesem Autor zu lesen, aber kein Urteil fällen, ob ich den Autor insgesamt als „überschätzt“ empfinde. Selbst bei Autoren, die ich wirklich liebe (z.B. Georgette Heyer) sind einzelne Bücher dabei, die mir nicht gefallen haben.
Lass es einfach raus. Wir arbeiten ja nicht an einer Doktorarbeit. The Informers habe ich schließlich auch nicht zu Ende gelesen.
Ich wurde als Schülerin gezwungen, „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ von Heinrich Böll zu lesen. Ich fand das Buch grottenschlecht, und zwar insgesamt, vom Inhalt über die Erzählweise bis zur Ideologie des Autors. Texte von Böll habe ich seitdem mein Leben lang gemieden.
Ich habe ein Interview mit Sebastian Fitzek im WDR gehört und fand ihn äußerst sympathisch. Daraufhin habe ich AchtNacht von ihm gelesen. Doofer Titel. Blöder Inhalt. Mehr als unglaubwürdig. Sprachlich schwach. Keine Überraschungen. Keine Spannung. Dafür aber eine große Enttäuschung.
Warum wird dieser Autor stets hochgelobt?
Mochtest du das mit dem Wasserlasser denn auch? Wenn ja, warum? Gibt es bessere Werke von ihm? Also in deinen Augen noch bessere Werke, die mir dann möglicherweise auch gefallen könnten?
Ich habe es in anderen Beiträgen schon gesagt, aber Stephen King halte ich für überschätzt. (Ich hatte ‚überbewertet‘ gesagt)
Er mag zwar ein erfolgreicher Autor sein, aber das was ich von ihm kenne, empfinde ich eher als durchschnittlich. Selten mal was Überragendes von ihm gehabt.
Außerdem wird jedes Buch, über das sich Stephen King mal positiv geäußert hat, gleich in den Himmel gelobt, denn wenn der King es gut findet, muss es ein Bestseller werden.
Ist aber nur meine Meinung über Stephen King.
Dann gibt es noch Tom Clancy. Von dem habe ich noch nichts gelesen und den empfinde ich auch nicht als überbewertet, sondern eher übervermarktet:
Auf jedem Ubisoft-Vidoespiel, das irgendwas mit dem Militär oder Geheimdienst zutun hat, muss sein Name drauf stehen, obwohl er nichts (mehr) damit zu tun hat. Es gibt sogar ein Buch das nennt sich Tom Clancy’s Splinter Cell - Firewall, geschrieben von James Swallow. - Verrück sowas.
Helmut
@HelmutB Schau dir bloß niemals von der Fernsehserie „Tom Clancy’s Jack Ryan“ die zweite Staffel an.
Die ist längere Zeit nach seinem Tod entstanden, und so ziemlich die dümmste und unlogischste Fernsehproduktion, die ich je gesehen habe.
@_Corinna Keine Sorge, ist nicht meine Richtung, die Serie.
Dass Tom Clancy verstorben ist, wusste ich gar nicht.
Es gibt durchaus auch gute Sachen von ihm. Noah fand ich beispielsweise ziemlich gut. (Mal kein durchgeknallter Psycho-Thriller). Seinen Psycho-Thrillern merkt man aber eine gewisse Routine an, dennoch mag ich sie ab und zu ganz gerne.
Meine Nichte möchte jedes Buch von ihm haben, weil sie ihn so gut findet, hat sie mir letztens offenbart.
Ich denke, du meinst hier die Geschichte vom Wassertrinker - die hab ich nicht gelesen.
Aber:
‚Das Hotel New Hampshire‘ z.B. liebe ich sehr, in meinen Augen sein bestes.
Klappentext (vielleicht kann er dich ja locken):
Eine gefühlvolle Familiengeschichte, in der motorradfahrende und feministische Bären, weiße Vergewaltiger und schwarze Rächer, ein Wiener Hotel voller Huren und Anarchisten, ein Familienhund mit Flatulenz im Endstadium, Arthur Schnitzler, Moby Dick, der große Gatsby, Gewichtheber, Geschwisterliebe und Freud vorkommen, nicht der Freud, sondern Freud der Bärenführer.
Oder ‚Gottes Werk und Teufels Beitrag‘, auch sehr lesenswert.
Ich mag einfach seinen Stil, seinen Humor und wie er es immer wieder ohne Schmalz und Kitsch schafft, zu zeigen, wie nahe Komik und Tragik nebeneinanderliegen können.
P.S: Fitzek zählt für mich auch zu den weit überschätzten Autoren, ich finde, eine Ansammlung von blutigen Scheußlichkeiten macht ein Buch weder automatisch zum Thriller noch spannend.
Stimmt. Da hat die Autkorrektur zugeschlagen.
Dein Klappentext schreckt mich vollends ab.
Mein Mann fand es langweilig. Uns beiden gefällt jedoch der Film.
Leider bin ich zwanghaft veranlagt und beiße mich auch bis zum Schluss durch Bücher, die mich verstören, abschrecken, langweilen oder einfach nicht ‚berühren‘. Ausnahmen, deren Titel und Autoren ich sofort vergesse, bestätigen diese Regel.
Überschätzt oder überbewertet hieße jedoch, es gäbe tatsächlich messbare Kriterien für die Qualität eines Textes. Wir alle haben etliche Ratgeber gelesen und versuchen, Fehler in unserer Arbeit zu vermeiden. Und doch hat jeder eine ganz eigene Stimme, Eigenheiten in der Sprache, zu denen er/sie steht und die außerhalb einer sachlichen Kritik stehen. Entweder den Lesern gefällt das oder nicht.
Langer Rede, kurzer Sinn (sorry ). Als Thriller-Fan und Nicht-Reihen-Krimi-Leserin (es gibt wenige Ausnahmen) habe ich aufgehört Fitzek zu lesen. Die ersten Bücher sagten mir noch zu, aber die vergnüglich und detailreich präsentierte Gewalt, die kurzen Kapitel (ich kann mich durchaus länger konzentrieren als kleine Kinder für ihre kurzen Gute-Nacht-Geschichten) mit den typischen, ziemlich stereotyp angelegten Cliffhangern und die unglaubwürdigen Plots stoßen mich ab wie der falsche Pol eines Magneten. Sein Verlag erreicht seine Fans inzwischen ohnehin primär über die, zugegeben äußerst professionelle, gekonnte (und teure), Covergestaltungen.
Wenn auch aus anderen Gründen, so habe ich nach „Böses Blut“ (Reihe) aufgehört, Robert Galbraith (J.K. Rowling) zu lesen. Stinklangweiliger, total verschwafelter Plot. Respekt für den leider höchst uninteressanten Detailreichtum, der nichts für die Story tut. Seitenfüllende, z.T. viel zu leidenschaftlich dargestellte Gewalt zeichnen Galbraith’ Krimis aus. Nix für mich!
Das sind nur zwei Beispiele für viele Bücher, die mich im Laufe meines Leselebens aus unterschiedlichen Gründen nicht erreichen konnten. Da es andere Leser gibt, die sie über alles lieben, handelt es sich vermutlich nicht um überschätzte Autoren, sondern ich bin nur die falsch eingeschätzte Leserin.
Nur am Rande: Ich habe noch nie einen Schreibratgeber gelesen und werde das höchstwahrscheinlich auch nicht machen.
Weil er sich gut vermarktet und gut vermarkten lässt. Er hat klein angefangen und es weit gebracht, seine Bücher verkaufen sich mittlerweile, nur weil sein Name draufsteht.
Gehört für mich aber auch zu den überschätzten Autoren mittlerweile. Die Anfänge waren wirklich gut, danach aber nur noch Einheitsbrei, der mich nicht mehr abholt. Ich kann gar nicht mal mehr sagen, ab welchem Buch bei mir aus „super, ein neuer Fitzek“ ein „aha, naja“ wurde.
Ansonsten hätte ich nur einiges aus dem Romance-Bereich, um das ich einen Bogen mache, wenn bestimmte Namen draufstehen. Das mag aber daran liegen, dass das Genre generell mehr zum FastFood verkommen ist und mir die Subgenre Young Adult und New Adult sprichwörtlich zum Hals raushängen. Und selbst wenn aus dem Klappentext hervorgeht, dass die Protagonisten jenseits der 30 sind, verdrehe ich beim Lesen nur die Augen bei der Story und denke mir, dass ich mit Mitte 20 erwachsener war.
Hm. Die erste Frage, die mir beim Thema „Überschätzte Autoren“ einfällt, ist: Wer schätzt denn hier eigentlich ein? Ist es ein Literaturwissenschafter? - Kann ich nicht mitreden, da fehlt mir die Kompetenz dazu. Ein Kritiker? - Will ich nicht mitreden -(de gustibus non discutandum!). Die Marketingabteilung des Verlages? Jeder Krämer lobt seine Ware! Oder ein Lesender wie ich? Ich akzeptiere andere Meinungen, erlaube mir aber auch eine eigene.
Natürlich habe ich persönliche Lieblingsautoren. Grass und Böll etwa, die für manche wirklich eine Herausforderung, nein, eine Zumutung sind. Ich verüble es niemand, wenn er oder sie Die Blechtrommel oder Die verlorene Ehre der Katharina Blum nach dem ersten Kapitel weglegt. Ich kriege ja auch die Blutopern eines Fitzeks oder das wehleidige Lamento eines Handkes oder eines Bernhards nicht auf die Reihe. So, what.
John Irving finde ich großartig (vor allem Owen Meany), aber auch extrem anstrengend. Genauso wie Garcia Marquez oder Jose Saramago. Warum Elfriede Jelinek den Nobelpreis bekommen hat, anstelle von Christine Nöstlinger, werde ich niemals verstehen, dass Bob Dylan ihn bekommen hat, finde ich hingegen großartig.
Was ich damit sagen will, hat Goethe in einem Satz beschrieben: „Schönheit entsteht im Auge des Betrachters“- Das gleiche gilt für Literatur. Es gibt keine guten oder schlechten Bücher bzw. Autoren. Nur solche die mir gefallen oder eben nicht.
Ich gebe aber zu, dass es schwer ist, nicht vom Werk auf den Künstler zu schließen (gilt gleichermaßen auch für Musik und Malerei). Das hat bei mir Florian Illies mit „Liebe in Zeiten des Hasses“ nachhaltig zerstört. Ein überaus schmerzhaftes aber auch heilsames Buch, für das ich wirklich dankbar bin und gleichzeitig wünschte, ich hätte es nicht gelesen.
Ja, schon vor 11 Jahren. Seitdem setzt die Firma, die seine Namensrechte erworben hat, Clancys Namen auf alles Mögliche. Da stimme ich deinem Urteil „übervermarktet“ hundertprozentig zu. Ich habe viele von Clancys Büchern gelesen (falls du mal Lust hast, würde ich als Einstieg „Die Stunde der Patrioten“ empfehlen) und war echt schockiert, dass in der neuen Fernsehserie „Tom Clancy´s Jack Ryan“, Staffel 2, aus dem hochintelligenten CIA-Analysten Jack Ryan plötzlich ein strohdummer Revolverheld geworden ist, der mit einem US-amerikanischen Militärhubschrauber mal eben den Regierungssitz von Venezuela anfliegt und dort im Alleingang mit dem Maschinengewehr alle dortigen Sicherheitsleute erschießt, um zum Präsidenten vorzudringen.
Mein erster Irving war , Witwe für ein Jahr '. Das ist bestimmt dreißig Jahre her. Das Buch und die Schreibe haben mich aber so fasziniert, dass ich fast alle Bücher von ihm gelesen habe und sie eine der Wenigen sind, die ich nie aussortieren würde. Sie stehen in erster Reihe. Garp wie er die Welt sah und Gottes Werk und Teufels Beitrag, fand ich auch sehr gut. Dann las ich etwa ein Buch von ihm pro Jahr, weil diese dann zum Teil schon anstrengend waren. Aber trotzdem finde ich seine Bücher gut.
Galbraith ist erschreckend schlecht. Mir geht es, wie Heather. Ich lese gerade Band 2 und bin sehr verwundert. Für mich ein Hype um nichts.
Fitzek las ich , Der Augensammler ’ - des Berufes wegen , ist auch nicht mein Geschmack.
Ja, und mein lieber Steven King…ich habe vor kurzem Fairy Tale nach viel Quälerei bei der Hälfte zugeklappt. Ganz schlimm.
Es ist wahrscheinlich schwierig jeden abzuholen und eine gleichmäßige Qualität zu liefern. Und über Jahre eine Konstanz in der Sprache aufrecht zu erhalten.