Überschätzte Autoren - !Meinung!

Zwar habe ich Kings „Fairy Tale“ beendet (wie gesagt, ich bin zwanghaft), aber mit Bauchschmerzen. Vielleicht beinhaltet schon die Fragestellung nach einem überschätzten Autoren das Problem, eine Antwort zu finden. Ich habe bspw. etliche Stephen King Werke gelesen, die ich sehr mag, andere fand ich schrecklich oder einfach nur akzeptabel unterhaltsam. Romane werden für mich oft schlimm, wenn Autoren/Verlage nur noch nach dem Mainstream schielen, was aus wirtschaftlicher Sicht natürlich nachvollziehbar ist, oder sich thematisch entweder im übersteigerten Tearjerker-, oder im „Lighterature“-Genre (Das kleine Café am …, die kleine Bäckerei in …, Sommer in …) in altbewährten Musterschablonen bewegen. Sie haben alle ihre Daseinsberechtigung, aber ich mag sie zumeist einfach nicht.

Es gibt Schriftsteller für fast jedes Leser-Lieblingsgenre. Diese Autoren schreiben viel und da ist es nur natürlich, dass manches gefällt, anderes verrissen wird. Kreativität des Plots, der persönliche Stil etc. sind Maßstäbe, die sich schwer anlegen lassen. Als gut oder schlecht würde ich vermutlich nur das Handwerk der sprachlichen Ausführung beurteilen wollen.

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Ich habe einige gelesen. Ob und was ich davon anwende, steht auf einem anderen (Manuskript-) Blatt.

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Da fällt mir spontan Robert Ludlum ein (2004 oder so verstorben).
Trotzdem werden in schöner Regelmäßigkeit seit 20 Jahren neue Bücher - angeblich aus seinem Nachlass - veröffentlich. Seine ersten Romane (Das Scarlatti-Erbe - um nur einen zu nennen) waren super geschrieben, man konnte den Eindruck gewinnen, dass er über wesentlich mehr Informationen verfügt als ein Durchschnittsmensch. Die originalen Bände seiner Bourne (eigentlich Borowski) Trilogie waren ein echter Genuss.
Dann fällt mir noch Ken Follett ein, ich lese ihn immer noch gern, doch seit ich gelesen habe (das Teufelchen auf meiner linken Schulter) dass er um die 15 Autoren beschäftigt (von denen angeblich keiner den kompletten Plot kennt) um einzelne Szenen zu schreiben - weiß ich nicht so recht, was ich von ih halten soll.
James Patterson - dasselbe. Keine Ahnung wieviel Patterson in seinen neueren Romanen steckt, aber auch er nutzt unzählige „angestellte“ Mit-Schreiberlinge.

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Von ihm habe ich nur ein Buch gelesen, „Die Leopardin“. Die einzigen Szenen, die ich nicht klischeehaft fand, waren die Folterbeschreibungen, die ich lieber nicht hätte lesen wollen. (Vielleicht kam die Folter auch nur mir nicht abgedroschen vor, weil ich so etwas normalerweise gar nicht erst lese.)

Hmm. Kunst kommt von Können. Es gibt m.E. schlechte Bücher, die trotzdem dem einen oder anderen Leser gefallen. Ob sie das dann aber zu „guten“ Büchern macht? Ein Essen mag misslungen sein und dem einen oder anderen fällt das nicht auf und es „schmeckt“ ihm. Vielleicht weil er keinen ausgeprägten Geschmackssinn hat, weil er einfach alles isst, Hauptsache Fleisch und viel Salz?

Schreibt Sebastian Fitzek „gute Bücher“? M.E. verkauft er erfolgreiche Bücher, die bestimmte Erwartungshaltungen befriedigen, dazu gehören z.B. akribischste Szenen sadistischer Gewalt. Es gibt sicher Leser, die genau so etwas mögen. Macht das die Bücher von Fitzek zu „guten Büchern“? Eher nicht, denke ich. Das ist eher Gebrauchsliteratur für bestimmte Zielgruppen.

Stephen King ist einer meiner Lieblingsautoren. Er ist ein grandioser Geschichtenerzähler, der - streckenweise - auch auf höchstem literarischen Niveau schreibt. Man lese die Szene, in der ein kleiner Junge im „Friedhof der Kuscheltiere“ mit seinem Vater Drachen steigen lässt - mir hat das Tränen in die Augen getrieben und das SZ-Feuilleton vor einigen Jahren veranlasst, zu fordern: „Gebt Stephen King endlich den Literaturnobelpreis“.
Aaaaber: King hatte schwierige Jahre, in denen er nach einem schweren Unfall unter Medikamenten- und Drogeneinfluss zähe, schwer verständliche Werke produziert hat.
Das Problem war und ist für mich bei King außerdem, dass ich vermute: seine Lektoren lassen ihn einfach machen. Schließlich ist er der „King“, da ist jedes Wort heilig.
Auch seinen neueren Werken, die ja nach wie vor in ungewöhnlichem Tempo erscheinen, täte m.E. ein strenges Lektorat sehr gut. Und: ich habe den Eindruck, dass King ein manischer Schreiber ist, dem es gut täte, manche Texte in der Schublade zu lassen. Die Fairy Tales z.B. sind, so gut sie streckenweise auch erzählt sind, keine „Ruhmesblätter“. Da wäre gründliche Nacharbeit einer schnellen gewinnbringenden Veröffentlichung sicher vorzuziehen gewesen.
Ist Stephen King überschätzt? Jedenfalls ist er ein Gigant, der noch so viele „schlechte“ Bücher schreiben kann: der Turm seiner „guten“ bis genialen Bücher ist so groß, dass zumindest ich ihn aufs höchste schätze.

Mich erinnert das übrigens ein bisschen an die Diskussionen im literarischen Quartett, als es noch das literarische Quartett war — Reich-Ranizcky, Karasek, Höffler, Obermüller - die konnten sich auf höchstem Niveau über Autoren ereifern, vor denen der eine auf den Knien lag, während der andere nur verächtlich Galle auf ihn erbrach …

Nebenbei hier ein paar Autoren, von denen ich fast alles gelesen habe (sprich, die ich nicht für überschätzt halte :slight_smile: )
Wilhelm Genazino
Patricia Highsmith
Stephen King
Thommie Bayer
Andreas Eschbach
Ben Elton
Tim Krabbé (Geheimtipp: „Das goldene Ei“, zweimal verfilmt)
Oliver Hilmes (Ein Historiker/Biograph, der kürzlich einen Kriminalroman vorgelegt hat)
Daniel Kehlmann
Benedict Wells
T.C. Boyle
Truman Capote
Henning Mankell

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Den finde ich auch super. Trotzdem gefällt mir 1 Billion Dollar nicht wirklich. Das Ende rettet über viele langweilige (wegen sich wiederholender) Passagen den Roman dann doch noch.

Eschbach schätze ich als einen durchschnittlichen bis guten, jedenfalls handwerklich sehr sattelfesten, Erzähler. Er produziert keine „Literatur“ im engeren Sinne, er ist ein Utopist, der gesellschaftlichen Entwicklungen Jahre bis Jahrzehnte vorausgreift und sie weiterspinnt - auch in „eine Billion Dollar“ zeigte er letztlich auf, welche Macht die heutigen „Superreichen“ (die es ja zur Zeit der Entstehung des Buches in dieser Form kaum gab) ausüben können (siehe nur, wie Bill Gates als US-Oligarch bei der WHO die Fäden spinnt oder wie amerikanische Oligarchen wie George Soros in der Außenpolitik mitmischen). Eschbach packt diese Visionen in erzählerisch leicht genießbare Form, mitunter mag das Verhältnis von „Information“ zu Handlung und Personenzeichnung etwas leiden, was dann auch zu Zähigkeiten im Lesefluss führen kann. Dennoch ist er für mich und in seinem Genre einer der wichtigsten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart.

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Danke für den Tipp, ist notiert. Wenn ich so nachdenke, habe ich mir noch keinen Agenten-Krimi/-Thriller gegönnt. Vielleicht sollte ich das mal tun.
Ich kenne nur die Videospiele-Reihe „Splinter Cell“, die ich (zumindest die ersten Teile) sehr gut fand. Weiß aber nicht, inwieweit Tom Clancy da noch involviert war.

Nochmal zu Fitzek: Der kann auch Humor, soweit ich weiß, ich habe aber nur darüber gelesen, von daher kann ich nichts dazu sagen. Ich weiß nur, dass man diese Tatsache wohlwollend, aber verwundert hingenommen hat.
Seine Gewaltdarstellungen gehen mir persönlich auch zu weit, aber was ich mag, sind die Protagonisten, (nicht die Psychopathen), die er durchaus gut darstellen kann.

Dass Ken Follett genannt wird, habe ich mir schon gedacht. Ich finde zwar nicht, dass er überschätzt wird, aber es entsteht immer ein kurzer Hype, wenn er etwas Neues veröffentlicht, der aber nicht lang anhält. Jedenfalls ist das mein Eindruck.

Dem kann ich nur zustimmen, ich würde ihn sogar auch als Visionär bezeichnen. Mag sein, dass ich das als Fan selbst überbewerte. :grinning:

Helmut

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Lieber @donald313
Obwohl du hier recht mutig Karl Valentin widersprichst („Kunst kommt nicht von Können, denn wann man es kann ist es ja keine Kunst!:wink:) bin ich in allen Dingen bei dir.
Mich erinnert das sehr an den alten Bibliothekar meiner Kindheit, der, wenn ich ein Buch zurückbrachte, nie fragte ob, sondern was mir in dem Buch gefallen hat und warum. Er war ein einfacher ehemaliger Fabriksarbeiter, der nie Literatur oder Bibliothekarswesen studiert hat, seine eigene Meinung vertrat („Mario Puzo? Blödsinn. Aber lies ihn! George Orwell? Warte noch drei Jahre, dann wirst du ihn vielleicht verstehen!“), andere Meinungen akzeptierte („Hedwig Courts Mahler neben Marlen Haushofer - ja klar, warum nicht?“) und einfach nur die richtigen Fragen stellte („Und was lernst du aus Camus Pest für dein Leben?“) So lernte ich lesen und mich selbst zu verstehen.
Was für ein wohltuendes Gegenüber im Vergleich zu unserem Deutschlehrer, der uns Grillparzer, Roth und Hauptmann mit dem Zeigestab in den Kopf prügeln wollte und es erst aufgab, als wir ihn alle mit „Gott Kupfer“ ansprachen.

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„Die Stunde der Patrioten“ ist noch nicht so richtig Agenten-Thriller, da rasselt Jack Ryan noch eher als Privatperson mit einer irischen IRA-Splittergruppe aneinander, was Jack Ryan zur Zusammenarbeit mit der CIA bringt.
Du kannst auch mit „Red Rabbit“ einsteigen, das ist so richtig ein Agenten-Thriller (Russland im Jahr 1981), in dem Buch spielt Jack Ryan von England aus nur eine Nebenrolle.

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Lieber @gschichtldrucker

NIEmals würde ich Karl dem großen Valentin zu widersprechen wagen (es ist erst wenige Monate her, dass ich mal wieder im Valentin-Musäum am Isartor zu Besuch war - wo sonst darf man als Besucher mit seinem Rucksack im engen Turmgewölbe ein Bild zu Boden stoßen, die Treppe hinabpoltern lassen, um dann von der Wärterin freundlichen Dank dafür zu empfangen, dass man sich die Mühe gemacht, es aufgehoben und ihr gebracht habe - „dafürhammadochnenhausmeister“)

Was Du über den Bibliothekar Deiner Kindheit schreibst, freut mich ungewöhnlich. Dass es sowas gibt bzw. gegeben hat. Ich habe als Kind unsere städtische Bücherei komplett leergelesen, Bücher, von denen ich kein einziges Wort verstanden habe, Fachbücher wie Erwachsenenliteratur - die Bibliothekarinnen haben sich zwar über meine rege Ausleihtätigkeit sehr gefreut, gefragt wurde ich jedoch nie etwas, empfohlen haben sie mir auch nichts. Und als ich in meiner (Kloster)Schule, mit den Hausaufgaben fertig, siebte oder achte Klasse, während einer offiziellen „Studierzeit“ (14:30 bis 16:10) ein Buch (ich erinnere mich, dass es um die französische Revolution ging) herausholte und darin las, bekam ich vom bekutteten Präfekten einen Rüffel und eine Strafarbeit. Leseförderung geht irgendwie anders, oder?

Ich glaube, es gibt vielleicht überschätzte AUTOREN.

Aber BÜCHER kann man gar nicht hoch genug und erst recht nicht überschätzen.

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@nolimit

Ludlum war klasse. Tipp, falls Du mit Comics was anfangen kannst: „XIII“. Eine inzwischen recht gewachsene frankobelgische Serie mit immensem Erfolg - die Ähnlichkeiten mit Bourne sind tatsächlich interessant.

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Finde ich auch. Deshalb heißt der Thread ja auch Überschätzte Autoren. Du warst offenbar auf einer schrecklichen Schule. Mein Mann erzählt immer, dass sein Opa (?) „Der Graf von Monte Christo“ nicht lesen durfte, weil es darin um Rache geht und die Rache positiv dargestellt wird.

Edit, 29.9.: Ich war eine Generation zu weit. Es war der Vater von meinem Mann, nicht sein Opa.

Zurück zum eigentlichen Thema: Was haltet ihr, also die Forianer, denn von Schätzing und Mankell? Von denen habe ich bisher noch nichts gelesen.

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Von Frank Schätzing habe ich nur „Der Schwarm“ gelesen und fühlte mich mit Nachhall gut unterhalten. Für „Das Meer“ von Wolfram Fleischhauer habe ich zwei Anläufe benötigt, um den Roman durchzuziehen. Zwei Vertreter meiner Meerphase sozusagen.

Von Mankell habe ich annähernd alles gelesen, einschließlich seiner Kinderbücher. Zu ihm gefunden habe ich, wie könnte es anders sein, über seinen Kommissar Wallander. Seine Werke machten mich allerdings auf einen traurigen Aspekt aufmerksam, nämlich die Kurzlebigkeit heutiger Romane. Aus Altersgründen habe ich meine sehr umfangreiche „Bibliothek“ über die letzten Jahre aufgelöst, um nur noch die Klassiker oder Must-read-Bücher zu behalten, bzw. auf dem Reader zu lesen, und dabei festgestellt, dass z.B. Mankell niemand mehr haben wollte – nicht einmal geschenkt! Und ich glaube nicht, dass ihn alle schon kennen. Wer es wohl nach heutigen Maßstäben noch unter die Unvergessenen, die Unsterblichen schafft?

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Das ist nicht nur bei Büchern so, habe ich festgestellt. Bei Wallander steht eher Wallander selbst im Mittelpunkt, nicht so sehr die kriminelle Tat. Oder bin ich da falsch informiert?

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Für mich ist J. K. Rowling eine überschätzte Autorin. Schon der Anfang von HP ist für mich absolut unlogisch.

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Hab’s nicht gelesen. Nur mal einen Drehbericht zu einem der Filme gesehen. Das hat mir schon gereicht. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich schon Hörnchen bekommen, wenn ich das Wort Zaubern in Zusammenhang mit Geschichten lese.

Gerade diese gekonnte Mischung von hervorragend skizziertem Protagonisten mit all seinen, über die gesamte Reihe schlüssig und vielschichtig beschriebenen Kanten und Ecken, seine Emotionen, aber auch seine menschlichen Schwächen, und die originellen, durchaus auch gesellschaftskritisch geschilderten Verbrechen, machen diese Krimis in meinen Augen perfekt! Beides ist im Gleichgewicht und der Leser ist nicht mehr stiller Beobachter, sondern wird hineingezogen!

Übrigens eine meiner oben beschriebenen Reihen-Ausnahme. Weitere sind von Michael Robotham (mit Joe O’Loughlin/die mit Cyrus Haven nicht) und eine, die ich geliebt habe, die aber nicht mehr übersetzt wird, von John Connolly (Charlie Bird Parker) mit einem Hauch Mystery, Jo Nesbo (Harry Hole), Lars Kepler (Joona Linna) und ein paar andere. Wie man sieht, bin ich eher skandinavisch/britisch orientiert und ich gebe zu, eine leichte Deutschland-Krimi-Sperre zu haben. Vor allem kann ich mit deutschen Regional-Krimireihen überhaupt nichts anfangen.

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Den ersten Band von Harry Potter fand ich wirklich fantasievoll. Vor allem die Kleinigkeiten, wie die „Bohnen aller Geschmacksrichtungen“ (sogar Popelgeschmack) das „fast-kopflose“ Gespenst und die Gemälde, die zwischendurch einfach mal nur den leeren Hintergrund zeigen, weil die abgebildeten Figuren gerade woanders sind.
Es hat mir Spaß gemacht, diese Welt zu entdecken, ich finde diesen Ideenreichtum hoch einzuschätzen.
(Mir hat bloß die Handlung von Band zu Band weniger gefallen.)

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Hab glaub ich die ersten beiden Bücher gelesen, die Filme hab ich auch nicht alle gesehen. Aber die Wahl der Pflegeeltern alleine schon - ich bin besser ruhig.