Es gibt jede Menge Musiker ohne theoretische Kenntnisse. Learning by doing ist ein Geheimrezept. Dann nicht schüchtern sein, vorspielen, Reaktionen abwarten, daraus lernen und sich weiterentwickeln.
Bei Elektrikern, Piloten, etc. ist jedoch davon abzuraten!
Bei allen kreativen Tätigkeiten passiert nichts, außer dass man möglicherweise erfolglos bleibt oder eben erfolgreich wird.
Ich bin gefühlte 100.000 Jahre in die Musikschule gegangen. Kann ich Musik machen? Nein! Habe ich theoretische Kenntnisse vom Musik machen? Ja. Jede Menge.
Diese Menschen haben nicht mehr oder weniger ein Recht darauf, etwas gut oder schlecht zu finden bzw. so zu bezeichnen. Sie können das dann nur anders begründen als Laien.
Bei dem Buch, das ich hier irgendwo genannt hatte, „Der Junge aus dem Wald“ von Harlan Coben, hatte ich ja begründet, warum ich das Buch handwerklich schlecht geschrieben fand. Ein Krimi, der die Leser zum „mitraten“ anstachelt, darf meiner Meinung nach nicht Spannung dadurch erzeugen, dass sich Figuren seltsam und unlogisch benehmen, ohne dies am Ende aufzuklären. Okay, es war eine spannend geschriebene Szene, als eine Clique von Jugendlichen plötzlich einen Mitschüler umbringen wollte, aber wenn der Autor dann das „Warum“ nie klärt und sich am Ende herausstellt, dass diese Jugendlichen im Grunde nichts mit dem Fall zu tun hatten, finde ich den Krimi eben schlecht geschrieben.
Das ist nicht uninteressant. Maler, Komponisten, Bildhauer müssen eine oft jahrelange handwerkliche Ausbildung bewerkstelligen, natürlich auch mit viel Theorie. Das war schon seit Jahrhunderten so, siehe die Malschule von Rembrandt, die Ausbildung der großen Komponisten … aber wo haben Goethe, Eichendorff usw. das „Handwerk und die Theorie“ gelernt - nicht etwa v. a. autodidaktisch und eben durch das Lesen selbst?
Handwerkliche Schreibschulen boomen meines Wissens erst seit wenigen Jahren bis Jahrzehnten, etwa ab Campbell, und von diesen kann man sicher profitieren. Persönlich glaube ich aber, dass es v.a. zwei Dinge braucht: Lesen, Lesen, Lesen - und Talent. Der „Beruf“ des Autors ist überwiegend ein Talentberuf, und auch wenn es immer wieder heißt: „zehn Prozent Inspiration, 90 Prozent Transpiration“ würde ich dennoch behaupten: ohne die zehn Prozent Inspiration ist alles nichts, da kann man schwitzen, so viel man will.
Das ist ein spannendes Thema (auch wenn Gschichtldrucker seinen Post offenbar leider gelöscht hat).
Ich muss zugeben, dass ich meine Meinung über manches Buch oder manchen Film tatsächlich revidiert habe, als ich eine fundierte Besprechung gelesen habe, die mich zum Nachdenken über manche Aspekte gebracht hat, die mir, aus welchem Grund auch immer, bei der Lektüre, beim Ansehen nicht bewusst geworden sind, die sich mir nicht erschlossen haben. So sehe ich als großer Fan der alten deutschen Ufa-Klassiker so manchen Film, der mich früher bestens gelaunt und gut unterhalten zurückgelassen hat, nach einer intensiveren Auseinandersetzung mit den Hintergründen (etwa der Rollengetaltung, der Schauspielerauswahl) deutlich kritischer bzw. musste hinnehmen, dass ich einzelne dieser Filme heute nicht mehr so eindimensional positiv bewerten würde, wie früher.
Ein „Recht“ darauf, etwas gut oder schlecht zu finden, hat selbstverständlich jeder - ich denke, das Recht auf eine freie Meinung, egal zu was, ist ein unverrückbares Grundrecht - auch wenn dieses Grundrecht heute immer mehr in Gefahr gerät. Mir persönlich jedenfalls helfen Informationen von jemandem, der echte Expertise, Erfahrung, eine fachbezogene Ausbildung hat, sehr dabei, meine spontane Einschätzung („gut“, „schlecht“) zu reflektieren und ggf. zu korrigieren. Diese Qualifikation hat ein Laie in der Regel nicht - so sind wir beispielsweise ja auch politisch nur zu leicht manipulierbar, wie die vergangenen Jahre deutlich zeigen.
Ich spreche niemanden das Recht auf eine eigene Meinung ab, ganz im Gegenteil. Aber eine Meinung ist nun mal was anderes als ein Urteil - ein solches setzt eine Expertise voraus, die ich nicht per se bei jeden voraussetzen kann. Auch mir gefallen die Geschichten eines Sebastian Fitzeks und ein Teil jener Stephen Kings nicht - die beiden, wie hier (oder in einem anderen Thread) aufgrund ihrer Geschichten als „Individuen“ zu bezeichnen ist doch schon sehr gewagt (um nicht ein anderes Wort zu benutzen).
Ich fange mit Krimis und Fantasy etwa gar nichts an, möchte aber die Romane von Terry Pratchett, Friedrich Glauser oder Dashiell Hamett unter keinen Umständen missen. Ich arbeite mich gerne durch schwere Kaliber der deutschen Literatur (Grass, Böll, Heym, Härtling) fadisiere mich hingegen bei Thomas Mann und kriege Handke oderJelinek gar nicht auf die Reihe. Darüber zu urteilen, ob das eine nun Hochliteratur oder das andere Schund sind, will ich mich nicht hinreißen lassen.
Wenn ich jemand durch meinen (gelöschten) Post gekränkt habe, tut mir das leid. Es gilt nach wie vor: degustibus non disputandum aber auch: Schuster bleib bei deinen Leisten!
Hm - „Urteile“ über Kunst - das kenne ich nur von Fälschungs- oder Plagiats-Prozessen. Ich beurteile ein Buch als gut oder schlecht = meine Meinung ist, dass das Buch gut oder schlecht ist. Ein Urteil über die Qualität eines Buches zu fällen, setzt m.E. keine Expertise voraus und auch der Experte äußert letztlich nur seine Meinung, wenn er seine Einschätzung mitteilt. Das ist ja gerade das Schöne an der Kunst, dass sie nicht nach den Regeln evidenzbasierter Wissenschaft funktioniert.
Aber vor allem: wenn ich ein Buch schlecht finde, heißt das nicht, dass das Buch schlecht ist. Es gefällt mir nicht, langweilig mich, interessiert mich nicht, der Stil sagt mir nicht zu, alles mögliche kann der Grund sein. Und dennoch kann der Autor Thomas Mann heißen.
Umgekehrt kann ich einen Film gut finden, in dem schlecht animierte weiße Haie von Hurricans nach Las Vegas geweht und dort von kettensägenschwingenden Helden, die völlig sinnbefreite Sprüche von sich geben, bekämpft werden - wohl wissend, dass niemals irgendwo auf der Welt ein Filmexperte auch nur ein gutes Haar an diesem Film lassen würde
Ja, kann man so machen, man macht es sich damit aber schwerer als nötig. Natürlich kann man so lange auf der Gitarre rumprobieren, bis man den einen oder anderen Akkord zufällig entdeckt, man kann aber auch nachlesen bzw. sich zeigen lassen, welche es gibt und wie man sie greift.
Auch Noten lesen ist ohne jegliche Anleitung nicht so ganz einfach, und wenn man sich mit Harmonielehre beschäftigt, weiß man, wie ein Akkord aufgebaut ist und warum er für uns angenehm klingt. Und so weiter. (Sorry, meine Oma war Musiklehrerin )
Nur auf irgendwelche Reaktionen zu setzen … na ja, damit macht man sich vom Geschmack des jeweiligen Publikums abhängig.
Ist wahrscheinlich auch Geschmackssache, aber ich z.B. weiß schon gerne, warum etwas funktioniert. So wird die Sache dann reproduzierbar.
Das ist extrem schade, aber dann hat man dort offenbar viel zu wenig Praxis vermittelt. Die sollte mindestens die Hälfte ausmachen, anderenfalls bringt einem die Theorie gar nichts.
Beim Schreiben ist es ganz genauso. Du kannst zig Schreibratgeber lesen, aber wenn du das Gelesene dann nicht anwendest und übst, ist es für die Tonne und du hast es so eben nicht gelernt.
Doch, die gibt es! In Deiner und meiner subjektiven Wahrnehmung. Aber nicht im Sinne einer abschließenden Beurteilung durch den internationalen Kunst-Gerichtshof (den es zum Glück ja nicht gibt )
PS: ich musste schon als Kind immer schmunzeln, wenn meine Eltern mir gesagt haben: „willst Du nicht mal ein gutes Buch lesen“? (ich las ihnen zu viele Comics …) - „gut“ waren für meine Eltern einfach jene Bücher, die für sie zum Bildungs-Kanon gehörten, oft ohne dass sie sie selbst je in der Hand gehabt hätten. Dabei habe ich mich schon als Kind, noch nicht Jugendlicher, durch sämtliche Regale unserer Stadtbücherei gelesen, ich habe von Jerry Cotton und Perry Rhodan bis zu Dickens, Flaubert und - als Jugendlicher - über Sartre, Camus, de Beauvoir alles, wirklich alles verschlungen, was mir in die Hände kam, bis hin zu irgendwelchen Sachbüchern, von denen ich kaum irgendetwas verstanden habe.
Oh ja, das hab ich auch oft gehört, besonders wenn ich mich durch Perry Rhodan geschmökert hatte. „Das ist Schund“, hieß es dann.
Und dann gabs oft sehr interessante Diskussionen, warum das Schund ist, wer das bestimmt und was ein ‚gutes‘ Buch überhaupt ausmacht.
Später bin ich dann drauf gekommen, dass gerade Perry Rhodan schon sehr einfach gestrickt ist und jede Menge Klischees bedient. Trotzdem hat es Spaß gemacht, das zu lesen.
Heute würde ich einem Kind sagen, lies was immer du willst, aber lies möglichst viel Verschiedenes, denn nur so kann man sich irgendwann selbst ein Urteil bilden.
Ähm. Ich habe jahrelang im Akkordeonorchester gespielt. Was ich damit sagen wollte ist, dass ich kein Rhythmusgefühl habe und das kann man auch nicht reintrichtern. Ich kann auch nicht tanzen …
Mankell finde ich absolut klasse - nicht nur seine Krimis. Die Wallander-Bücher halte im Krimi-Genre für abolut bemerkenswert. Aber auch „Die italienische Schuhe“ oder „Der Chronist der Winde“ sind wirklich lesenswert.
Von Schätzing halte ich wenig bis nichts. Die Stories sind eigentlich gut, aber mir gefällt der Stil nicht.
Ich hatte mich (bis vor ca. 20 Jahren) lange gesträubt, die Harry-Potter-Bücher in die Hand zu nehmen. Eine Freundin hat sie mir immer wieder empfohlen und schließlich (leihweise) den ersten Band in die Hand gedrückt. Der Zufall wollte es wohl so: Eine Woche später lag ich mit Grippe und Angina im Bett und habe mir das erste Buch vorgenommen (damals waren Band 1 bis 3 veröffentlicht). Ich war absolut hingerissen und habe das Buch förmlich „verschlungen“. Gleich am nächsten Tag bin ich (trotz Fieber) zum nächsten Buchhändler und habe mir die nächten beiden Bände gekauft.
Natürlich habe ich auf jeden neuen Band gewartet und sofort gelesen. Mittlerweile sowohl in Deutsch als auch Englich
Ich finde die Sprache, die Story, die Charaktäre und Beschreibungen einfach toll - ein wirkliches Meisterwerk …
Also nein. Da lasse ich definitiv die Finger weg. Ich mag keine Zauberlehrlinge, Engel, Elfen und dergleichen. Genau, wie andere Leute keine Bücher lesen möchten, in denen Gewalt vorkommt, möchte ich kein Fantasy-Zauber-Irgendwas-Geschichten lesen.