Textprobe: 1. Erotische Spannung / 2. Erzählerischer Perspektivwechsel

Das sei Dir ja auch unbenommen. Allerdings würden dann die “Liebesdienste” der Prostituierten schon mal in diesen Bereich fallen. Eigentlich muss man sexuelle Erregung aufgrund von optischen Reizen und sexuelle Erregung aufgrund von Liebe unterscheiden. Eine nackte Person vom anderen Geschlecht kann für mich sexuell erregbar sein, weil der optische Reiz auf einen gesunden Körper trifft. Aber ich nehme sie zunächst nur als Objekt wahr. Passiert das gleiche bei mir mit meiner Frau, nehme ich sie natürlich nicht (nur) als Objekt wahr (zumindest, wenn die Partnerschaft innig ist); aber das “nur” will ich hier nicht unter den Tisch fallen lassen.

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<<Und dann dürften bald Gerüchte hochkochen: über Kidnapping, Vergewaltigung, Folter samt qualvoll-pervertiertem Dauermissbrauch, Verschleppen in Prostitutionshöllen und monströse Lösegeldforderungen … inklusive brutal abgezwackter Fingerlein natürlich >>
… diese Passage meinte ich mit ‘zunächst’, bis ich auf der nächsten Seite weiterlas.

Das fand ich nun nicht, sondern habe sie mit Interesse gelesen, einiges gelernt, einiges nachgeschlagen.
Und ich hatte durchaus noch im Ohr, dass die FN ein Behelf sind. Offenbar gehöre ich zu denen, die lieber ein (zusammenhängendes, gerne auch ausführliches) Glossar nutzen als auf fast jeder Seite FN - sollte also eine Bestätigung für Dein Vorhaben sein.

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Ich denke sowie Zauberfrau, dass dein Werk nicht der Belletristik entspricht. So wie Milar es bereits gesagt hat, sehe ich dich eher im philosophischen Bereich schreiben. Du erinnerst mich an einen Künstler dessen Buch ich vor Jahren gelesen habe, dass um die Jahrhundertwende 18 19. Jahrhundert geschrieben wurde. Ich glaube die damaligen Werke enthielten vielmehr philosophische Anteile als das heute üblich ist. Ich kann jetzt nicht sagen, dass dein Text nicht verständlich ist, jedoch umschreibst du viele Handlungen, sodass beim Leser der Lesefluss gestoppt wird. Deine vielen Vergleiche mit künstlerischen Werken, finde ich persönlich übertrieben. Es zeugt von hoher Bildung diese Dinge zu wissen ja, jedoch ist es in der Belletristik einfach zu viel des Guten. Obwohl du einen dennoch flüssigen schreibstil hast, fehlte mir die Spannung, sodass ich nach Seite 6 aufgehört habe zu lesen. Vermutlich hängt das mit den vielen Überfrachtungen zusammen, von den Zauberfrau bereits sprach.

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Liebe Krimitante,

danke für deine Einschätzung. – Du hast sicher recht, daß der reflektierende/philosophische Anteil im Text den Erwartungen von Lesern aus der (unteren und mittleren) Unterhaltungsliteratur-Ecke und dem gesamten Trivialliteratur-Sektor nicht zu genügen vermag. Womit ich nicht so gänzlich übereinstimme, ist deine Ausdehnung dieser Qualifikation auf den gesamten Bereich der Belletristik.
Zwar läßt sich auch über diese Bezeichnung gar füglich streiten (also hinsichtlich dessen, was unter sie fällt), doch wenn ich mal den buchhändlerischen Begriff ‘Belletristik’ zugrundelege (was ja eigentlich nicht ganz falsch sein sollte), so umfaßt sie ja alles, was etwa im englischsprachigen Bereich unter ‘fiction’ fällt, womit dann dazu eben auch Werke zählen, die sich nicht in den o.a. “Abteilungen” bewegen.

“Überfrachtete” Erzählungen, Romane usw., um deinen Begriff aufzunehmen – würdest du etwa Malina von Ingeborg Bachmann darunter zählen oder Christoph Ransmayrs Roman Die letzte Welt? --, zählen buchhändlerisch also sehr wohl zur Belletristik; und ich sehe meine Schreibe dort folglich auch verankert – sie ist freilich sicher nicht gemäß dem hier im Forum eher gängig(er)en Modell von Trivial- und mittelstufiger Unterhaltungsliteratur … da bin ich mit dir vollkommen d’accord.

Nach meiner Lektüreerfahrung gibt es heute nach wie vor etliche Werke – übrigens auch im belletristischen Bereich --, die philosophische, kulturtheoretische und verwandte Aspekte thematisieren. Das ist weder eine Spezialität des 18. noch des 19. Jahrhunderts, sondern geradezu ein Topos für bestimmte Arten zu schreiben und auch für bestimmte Autoren. Es ist sicher keine Spezifität von Trivial- und Unterhaltungsliteratur. Aber wie schon oben angedeutet: Woher rührt eigentlich die Chuzpe in der … ähm … Denke – und woraus gewinnt sie auch nur einen Funken Legitimität?! – Literatur oder Belletristik habe immer nur von Elfen und Einhörnern, trivialem Liebesschmalz oder durchgeknallten Kriminalkommissarinnen und ihren Fällen zu handeln?

Was mich in diesem Zusammenhang wundert – @RalfG hat darauf ja kürzlich auch schon reflektiert --, ist, daß es hier eine ganze Reihe von Mitdiskutanten gibt, die quasi so eine Art “Anspruch” darauf “erheben”, hier nicht mit … ähm … “überfrachteter Schreibe” (wie du es zu nennen beliebst) … ähm … belästigt zu werden, so, als sei es irgendwie abartig oder “unanständig”, wenn man nicht wie Heinz G. Konsalik & Konsorten schreibe oder das XYZ-Schema von Guru A nicht befolge. Wobei es nach meinem Verständnis für sie doch einfach wäre, ihr Problem damit, daß jemand anders vorgeht beim Schreiben als sie selbst, auszublenden, indem sie ihnen Gemäßes einfach ignorieren. Immerhin reicht doch meistens die Lektüre von ein paar Zeilen, um herauszufinden, wie ein Autor “tickt”. Dann kann doch einfach die Lektüre abgebrochen und ausgeblendet werden.

Daß es nicht nur eine Art zu schreiben gibt, daß manches im belletristischen Sektor anders als die platte Unterhaltung oder schlichte Trivialkritzelei daherkommt, will mir eigentlich noch immer legitim erscheinen … – Oder siehst du das anders?

Viele Grüße von Palinurus

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Das stimme ich Dir zu, ich bin auch kein Fan dieser Literatur. Und nur weil sie gerne gelesen wird, muss ich noch lange nicht darüber schreiben oder geschweige den lesen.

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.Leider muss ich Dir wiedersprechen, denn Konsalik ist ein Überfrachter seiner selbst. Nur weil er einen Namen hat, heißt es nicht dass er gut ist. Da finde ich Deinen Schreibstil um Lichtjahre besser. Ich finde Deinen Schreibstil wie gesagt nicht schlecht. Du schreibst wirklich großartig. Einige Passagen haben so geglänzt, dass ich hinterher dachte: “Weshalb macht es das nicht mit dem gesamten Text so!” Also meine Kritik werter Palinurus, ist auf sehr hohem Niveau

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Liebe Krimitante,

ich habe vor vielen Jahren mal einen Roman von Konsalik gelesen – einfach weil ich es unangemessen finde, über etwas (paradigmenmäßig) abzulästern, ohne es zu kennen --; und möchte dir aufgrund dieser Erfahrung unbedingt beipflichten, daß Erfolg nichts mit Qualität zu tun hat.

Kurz vor dem Lockdown habe ich das wiederholt, indem ich in meinem Leib- und Magenbuchladen in mehreren Sessions ein recht aktuelles, erfolgreiches Buch eines erfolgreichen Autors durchlas (ich lese in dieser Buchhandlung ziemlich viel) und in Übereinstimmung mit den dortigen Buchhändlern zu dem Urteil gelangte, daß die Qualität der formalen Schreiberei (also Ausdruck, Syntax und Stil betreffend) dieses Autors eigentlich eher das Niveau von Schulaufsätzen so in Klassenstufe Neun bis Zehn auf mittelmäßigem Niveau trifft. – Wobei ich nicht sagen möchte, daß es bei vielen im Gymnasialbereich besser aussieht. Ich habe oft mit jungen Menschen zu tun, denen ein sog. “Reifezeugnis” zuerkannt wurde – und wenn ich deren muttersprachliche Kompetenzen – formal wie auch in Sachen Ausdrucksfähigkeit – kennengelernt habe, frage ich mich dann manchmal, wie es sein kann, daß denen jemand (offenbar ohne jeglichen Verstand!) … ähm … Reife [sic] in Sachen Bildung bescheinigen konnte …

Aber zurück zu o.a. Buch (ein Roman im Thriller-Genre):

Manche Passagen erschienen so augenfällig korrekturbedürftig, daß ich mich wunderte, wie so etwas ein Verlagslektorat zu passieren vermochte (ein einigermaßen engagierter Deutschlehrer hätte im Vergleichsaufsatz wahrscheinlich sehr, sehr viele einschlägig bekannte Bemerkungen und Anstreichungen notiert, um seinem Schüler Hinweise zu geben, woran er [noch] zu feilen habe, selbst wenn er für die Zukunft keine Nobelpreisträgerambitionen hegt); aber dann sah ich erstens das Verlagslabel – woraufhin meine persönlichen Ansprüche schon mal um ca. 300 % nach unten gingen --, zweitens die Art der Platzierung im Laden und drittens die Kunden, die sich in dieser Ecke ein Stelldichein gaben (ich meine das nicht in einem optischen Sinn, sondern wie sie mit den Buchhändlern sprachen und sich dabei etwa auszudrücken und vorherige Lesreferenzen anzugeben pflegten etc.), woraufhin ich wieder ein bißchen milder gestimmt war, weil es eben ganz einfach so ist, daß es unterschiedliche Leseerwartungen gibt und die auch von unterschiedlichen Autortypen bedient werden.

Im Gespräch mit den Buchladenleuten, die selbst ganz andere Ambitionen hegen als solche Elaborate anbieten zu wollen – ein Blick hinein ließe jeden Liebhaber sog. “Guter Bücher” in beinahe jeglichem Genre (also nicht nur Belletristik) die Augen übergehen; will sagen: derlei Buchläden sind heutzutage die absolute Ausnahme! --, ergab sich dann auch ganz klar, daß es nichts mit Wollen zu tun habe, ein Angebot dieser Art vorzuhalten, sondern daß dies einen Überlebensimperativ markiere, weil heutzutage in diesem Sektor niemand mehr überleben könne, wenn er’s nicht tun würde …
Wir wurden uns allerdings auch schnell darüber einig, daß die dahinterstehende … Dialektik aufs Ganze gesehen wohl eine verheerende sei, weil dabei im Zusammenspiel mit bestimmten Marketingstrategien und Kauf- wie auch Angebotsverhaltensänderungen der “Lese(r)-Markt” zunehmend uniformisiert werde, nicht zuletzt auch in Tateinheit mit dem verheerenden, neoliberal geeichten (Un-)"Bildungs"system, welches dem dräuenden Übel “parallel geschaltet” zusätzlich dafür sorge, daß die Leseerwartungen der Menschen – niveaumäßig betrachtet – systematisch die Abwärtsspirale hinunterpurzeln. – Letztlich einfach des Umstandes wegen, daß triviales bis höchstens mittelmäßiges lit. Niveau den Markt gewaltigen Hochwasserfluten gleich schwemme, damit die freie Wahl des Lesers – und die “Lust am Neuen”, auch mal Herausforderndem usw. – zu seinem eigenen Nachteil einschränke und ihn auf diese Weise skinnerschen Rattenpopulationen gleich im Lesekonsum abrichte und damit zugleich auch uniformiere – dahingehend, daß Alternativsträngiges ausgeblendet bzw. auch überhaupt nicht mehr wahrgenommen werde.

Den in der berühmten Dialektik der Aufkläung (Horkheimer/Adorno) vorgezeichneten Linien gemäß, immunisiert sich in derlei Prozessen die dort so bezeichnete *Kulturindustrie allmählich immer mehr selbst gegen ein kritisches Bewußtsein – also etwa gegenüber trash und schlichtem Kitsch! Es ist dann freilich logisch, daß – so diese Auswüchse und Fehlwucherungen immer mehr Platz greifen (und eben nicht nur in Online-Angeboten und Buchläden, sondern auch in den Rezipientenerwartungen [das ist dann sozusagen der heiße Kern dieser Dialektik einer quasi systematischen (Selbst-)Verdummung]) --; es sollte also klar sein, daß dann die Luft für reflektiertere und auch mehr am Ästhetischen orientierte Elaborate immer dünner und die allgemeine Akzeptanz ihnen gegenüber stetig kleiner wird. Sie werden zunehmend als entweder “abgespaced” oder gar … ähm … “hochmütig” … ähm … “empfunden”, weil sich in ihrem Angesicht das damit konfrontierte, bestenfalls noch mittelmaß-geeichte Ego natürlich einer narzißtischen Kränkung ausgesetzt sieht …

***das soll hier gar keine eigentlichen ästhetischen Qualitätsstandards implizieren, sondern nur die jeweils mitgesetzte intellektuelle Herausforderung markieren (wobei man nochmals auch dessen eingedenk sein darf, was oben über Reifezeugnisse notiert wurde. Es gibt ja Leute, die damit herumzuwedeln versuchen und in der Praxis trotzdem vor jedem Satz einknicken, der über S-P-O-Niveau hinausreicht. Allerorten. Nicht wahr?!!)

Nach Abschluß dieses kleinen Exkurses in die Niederungen der Metaebene nun also nochmal meine ausdrückliche Bestätigung: Nein, tatsächlich verbürgt lit. Erfolg in keiner Weise auch lit. Qualität, liebe Krimitante! – Und es scheint so, u.a. insinuiert das der Exkurs, als ob es Autoren (und natürlich auch Verlage) gibt, die Qualität in diesem Bereich überhaupt nicht im Sinn haben.
Gegenüber ihren Lesern – das ist zumindest meine Auffassung – läuft das dann natürlich ein Stück weit schon auf infame Abzocke hinaus! Wobei es freilich bereits einigermaßen unangemessen sein könnte, sie in diesem Kontext überhaupt noch allein als Leser zu qualifizieren: Vielleicht figurieren sie in deren Denke eher als Käufer bzw. “warekaufende” Konsumenten. Schaut man jedoch auf diese Seite der Medaille, wird nach oben Angedeutetem schnell klar, daß es allerdings inzwischen – vermutlich so viel wie noch niemals zuvor in der Geschichte des Lesens – Rezipienten solcher Elaborate gibt, denen das offenbar überhaupt nichts (mehr) auszumachen scheint; ja, einige entrüsten sich sogar darüber, wenn sich in dieser brave new world des Lesens und Schreibens noch Leute und Texte mit anderen Intentionen bemerkbar machen wollen (ob sie sie erfüllen, mag dabei ruhig auf einem anderen Blatt stehen).
Das, und nichts anderes, nenne ich freilich Chuzpe. Denn wenn die (bestenfalls) mittelmäßigen Erwartungen i.S. eines finiten Abgesangs auf ihr Anderes zum “einzig Wahren” (auch in diesem Thread wurde ja – mal wieder – mit Verve aus “Wahre” rekurriert!), zum Maß aller Dinge stilisiert werden, bleibt am Ende noch nicht mal diese (also die Mediokrität) erhalten, sondern zuletzt nur noch der trash und das namenlos Kitschig-Triviale. Das folgt unbarherzig aus der o.a. Dialektik. Ich weiß nicht, ob das jede/r versteht (es impliziert ja immerhin ein klein bißchen mentale Regsamkeit); aber falls nicht, so sei gesagt, daß sich Leute, die in solchem (Un-)Geist zu … ähm … “argumentieren” pflegen, vielleicht einfach mal überlegen, ob sie wirklich wollen, was dann irgendwann als Ergebnis dieser Veranstaltung zu Buche schlagen wird: Wie eben angedeutet, wäre das in der Endkonsequenz die absolute Dominanz des total Verblödeten, Trashigen und Verkitschten …

Und nur, damit keinerlei Mißverständnisse aufkommen: Der Beitrag ist kein Plädoyer für die Abschaffung oder auch nur “Diskriminierung” des unterhaltungsliterarischen Sektors. Ich lese selbst mehr oder weniger rein unterhaltende Literatur, hin und wieder – und ich erfreue mich auch daran. Es geht dabei um den Tenor der gerade umgekehrten Diskriminierung, wie er jedenfalls meinen Ohren hier im Thread an der einen oder anderen Stelle vernehmbar wurde.

Viele Grüße von Palinurus

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Da pflichte ich dir 100% zu. Leider findet ein literarisch guter Ausdruck selten Platz in Büchern der Neuzeit. Erst kürzlich las ich ein Buch eines Selfpublishers, der mich sehr an das Niveau 3. Klasse Grundschule erinnerte. Viele Rezessionen schien den Schreibstil jedoch zu mögen. Und somit fragt man sich: »was läuft da eigentlich schief?«
Es gibt viel Lektüre auf dem Markt, die nicht lesbar ist. Ein Abonnement bei Kindle Unlimited ist eine absolute Geld Vernichtungsmaschine. Ich lese jeden Monat ca. 10 Bücher und jedes davon kostet im Durchschnitt 12 €. Aber auch unter den Verlagsautoren findet man immer mehr miserable Lektüre.

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Lieber Palinurus, das sehe ich auch so. Nicht selten werden die Leser für blöd verkauft…

… auch das trifft den Nagel auf den Kopf. Manchmal schmökere ich in alten Klassikern und denke: "Warum wenden Autoren von heute so wenig Stil an. Warum denken sie nur an die breite Masse zu verkaufen anstelle guter Lektüre zu produzieren? Oft grüble ich stundenlang darüber nach. Doch das scheint nur Zeitverschwendung. Das Beste ist, wenn man versucht, selbst ein guter Autor zu sein und sich nicht mitreißen lässt von dem Hochwasser, von dem Du sprichst.

Ich rege mich oft dermaßen auf … und dann denke ich einfach : „Beruhig Dich, Du wirst die Welt nicht retten können. Und wenn die Mainstream diesen Schwachsinn tollfindet oder liest bitte drum.“ Dazu fällt mir nur ein Vergleich ein. Das Essen! Es gibt Fraß und Sterneküche. Naja und irgendwas dazwischen. Entscheide ich mich für die Sterneküche, wird der mit dem Fraß (Beispiel Billigdöner), dass eh nicht verstehen. Mit den Büchern ist es genauso :slight_smile: Letzendlich entscheidet die Qualität in meinen Augen. Also schreib Dein Buch weiter lieber Palinurus, vielleicht achtest Du darauf weniger Vergleiche zu machen und dadurch wird die Lesbarkeit in jedem Fall gewinnen. Aber das ist nur meine Idee. Du bist der Meister und Du solltest eins tun: „An Dein Werk glauben!“

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Jetzt verstehe ich die Frage und beantworte sie gerne. Mir geht es weniger um den Stil des Geschriebenen als um den Inhalt. Den Stil kann ich in Fragen der erotischen Rezeption relativ gut ausblenden (denn ja, sonst würde er mich eher von Erotik weg- als zu Erotik hinführen; aus demselben Grund wie das Folgende.). Was ich nicht ausblenden kann, ist der Inhalt der Gedanken. Und diesen zu folgen, finde ich immerhin so viel Hirnarbeit, daß hier der Punkt erreicht ist, an dem ich anfange, so viel zu denken, daß eine etwaige Erotik ihre Wirkung nicht mehr entfalten kann. Daran würde auch eine “verständlichere” Ausdrucksweise nichts ändern, die außerdem ja gar nicht in @Palinurus ’ Interesse liegt. Der Text wäre viel weniger Palimpsest als in dieser Form, und darum geht es - so wie ich es verstehe - bei seiner Art, Texte zu schreiben.

Ob mich die Fantasien des Mannes oder der Jugendlichen eher in die Erotik entführen könnten? Da ich eine Frau bin, grundsätzlich eher die Perspektive der Frau. Allerdings ist 50 bis 60 nicht meine Zielgruppe, insofern wäre das erschwert und bedürfte einer Beschreibung des Charakters, die mich annehmen ließe, daß er körperlich attraktiv ist (Asche auf mein Haupt, ja, das ist für mich bei Erotik relevant). Dazu kommt, daß ich nicht sicher bin, ob eine 17-Jährige so erotisch reif sein kann, daß ich ihre Gedanken- / Gefühlswelt diesbezüglich ernstnehmen kann (noch so ein Asche-auf-mein-Haupt-Punkt, ich weiß).
Beim Mann wird das mit der erotischen Perspektive schwierig, weil bei einem derart großen Altersunterschied er für mich, ungeachtet aller intellektuellen Exkurse, schlicht als Lüstling dasteht - nett formuliert. Da schwingt dann so viel Ablehnung mit, daß es schwierig wird mit der Erotik.
Kann es also sein, daß der Autor mit diesen Charakteren gar keine Chance hat, mich erotisch anzusprechen? Das mag sein. Zumindest könnte es schwierig werden.

Puh. Mag sein. Ich würde das allerdings bei Gleichaltrigen für die Ausnahme halten; bei so großen Altersunterschieden für die Regel.

Ich habe hier weder Bigotterie gelesen noch den Vorwurf der Kinderpornographie. Einige, mich eingeschlossen, hält - auch - der Altersunterschied davon ab, die von @Palinurus gestellte Frage nach etwaiger erotischer Stimmung mit “Ja” zu beantworten. Dennoch haben einige (zum Teil dieselben, mich eingeschlossen) klar geschrieben, daß man dieses Thema durchaus wählen kann. Im Übrigen möchte ich daran erinnern, daß die in diesem Thread geäußerte Kritik genau das war, nach dem der Autor gefragt hat:

Wenn die Antwort darauf nun in einigen Fällen Ja lautet, ist das nichts weiter als eine Beantwortung der Frage. Nein ist genauso legitim. Es geht hier nicht um Wahrheiten, sondern um Meinungen. Und jede, wirklich jede Meinung zu diesem und jedem anderen Text ist legitim. Ich muß mich doch sehr wundern, wie hier teilweise Forumsmitglieder angegangen werden, nur weil sie die - erfragte! - Meinung und Kritik geliefert haben. Das bin ich von diesem Forum nicht gewohnt.

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Wie wahr!

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Liebe Buchling,

bzgl. des möglicherweise implizierten Machtgefälles antwortetest du:

Daß mögliche Machtspiele (mit implizitem Gefälle) bei etwa Gleichaltrigen “eher die Ausnahme” seien, sehr ich anders. Bei großen Altersunterschieden mag die Gefahr freilich höher sein, daß sich solche etablieren.

Von Kinderpornographie war tatsächlich nicht die Rede, jedoch kam folgender Vorhalt:

Hierbei ist m.E. zweierlei zu hinterfragen:

  1. Inwiefern handelt es sich um eine Einlassung mit (meinungs-)manipulativem Gestus (in allgemein bekannter, ideologiegestützter Manier aus “ganz bestimmten Ecken” des Gesellschaftskonglomerats), insofern dabei ein Siebzehnjähriger zuerst zum Knaben … ähm … geschrumpft … und hinterher die Rede vom “Kindesmißbrauch” geschwungen wird? – M.E. ist das so nahe an dem von @DuaneHanson erhobenen Vorwurf, daß davon abgesehen werden kann, wenn tatsächlich nicht von ‘Kinderpornographie’ die Rede war. Es steht das wörtlich (mit Bezug auf einen … ähm … siebzehnjährigen … ähm “Kaben”): “nahe am Kindesmißbrauch” [Herv. von mir]!
    Ich wundere mich. liebe Buchling, hier ehrlich gesagt, daß dir so eine Einlassung kein Wort wert ist, dagegen sehr wohl Kritik an der Kritik an solchen poco- und ergo ideologietriefenden Einlagen! Denn natürlich ist es absurd, im Fall von Siebzehnjährigen einerseits von ‘Knaben’ und andererseits dabei pauschal von 'Kindesmißbrauch zu schwafeln! Es mag Fälle geben, bei denen das zutreffend sein könnte; aber dann wird es sich wohl wirklich eher um Ausnahmen als die Regel halten.

  2. Die weitere Einlassung: “das hat nichts mit Feminismus zu tun”, ist formal betrachtet zwar richtig (weil niemand, der dem Feminismus in seinen erforderlichen und also legitimen Varianten zuneigt, sich so einen ideologietriefenden Mist wie oben zitiert zusammenstricken würde), hier jedoch verräterisch, was die m.A.n. dahinterstehenden Intentionen angeht: Denn danach wird der vorher bereits implantierten Mißbrauchs-“Theorie” gleich noch das formaljuristische Pendant zugeordnet, indem von “Schutzbedürftigkeit” gefaselt wird!
    Es ist zwar so, daß Schutzbedürftigkeit mit siebzehn tatsächlich noch nicht in allen Lebensbereichen erloschen sein mag (immerhin beginnt vollständiges “Erwachsensein” gesetzlich gesehen erst mit vollendetem achtzehnten Lebensjahr); aber wieder insinuiert die Aussage hier wie schon im Fall von “siebzehnjährigen Knaben” und “Kindesmißbrauch”, als sei es ganz selbstverständlich, daß Siebzehnjährige noch gar keine Reife für Entscheidungen haben, die sexuelle und/oder erotische Aktivitäten betreffen. Und eben das ist natürlich – so undifferenziert – der totale *bullshit!

Um das von meiner Seite ganz deutlich zu machen: Wenn in lit. Texten Konstellationen wie die hier in Rede stehende auftreten, ist es m.E. vollkommen legitim, wenn, wie bspw. von @Renator artikuliert, ein** persönlich** ablehnendes Statement erfolgt. – Aber so zu tun, also zu suggerieren, als würde da eine allgemeingültige Norm verletzt, ist ideologisch und auf infame Weise meinungsmanipulierend und sonst gar nix! Denn eine solche Norm existiert schlicht und ergreifend nicht! Wofür wir m.E. auch dankbar sein sollten, denn wenn es dahin kommen sollte, daß derlei poco-lastiger und ideologietriefender Schmonz verallgemeinert und infolgedessen für alle als verbindlich erklärt wird – und folglich die persönliche Haltung (und für Betroffene, die so etwas einvernehmlich leben wollen, ihre eigene Einstellung) dazu zur vollkommen unmaßgeblichen Willensäußerung degeneriert, die bei Zuwiderhandlung Strafe nach sich zieht --, dann wäre ein ges. Zustand erreicht, den sich vielleicht **manche **wünschen mögen (aus was für absurden Gründen auch immer), aber doch wohl kaum für alle wünschenswert sein würde; weil daran ja Dinge hängen, die so tief ins Private, ganz Subjektive eingreifen, daß befürchtet werden müßte, es würde u.U. zu noch anderen Strangulationen des Individuums und seines persönlichen Entscheidungswillens kommen. – Wer will denn so etwas, sofern sie oder er noch alle Latten am Zaun hat?!

Alles, was in dem oben zitierten Statement zu “Knabenhaftigkeit”, “Mißbrauch” und “Schutzbedürftigkeit” angeführt hat, besitzt für sich genommen natürlich Berechtigung – aber wer dabei den je relevanten Kontext ausblendet und sogar absichtlich verfälscht, hat anderes im Sinn als diesen hohen (Persönlichkeits-)Status- und Rechtsgütern ihre zustehende Geltung zu verleihen. Vielmehr sollen auf diesem Wege – und ich halte das für gesinnungsterroristische Wege! – Ideologeme exekutiert werden. – Es entbehrt nicht eines gewissen situativen Witzes (bzw. entsprechender Komik … aber vielleicht trägt das sogar etwas Kafkaeskes an sich), daß ein Teilthema des Romanprojektes genau die Wirkung solchen Gesinnungsterrorismus’ ist (inkarniert in Augustins fataler und über viele Jahrhunderte zahllose unsägliche Opfer gefordert habende Gnaden- und Erbsündenlehre inkl. des damit aufgeworfenen Fragenkomplexes der Willensfreiheit des Menschen).
In gewisser Weise mutet es geradezu wie eine sog. self-fulfilling prophecy an, daß gleich beim ersten (provisorischen) Veröffentlichungsakt genau das Wirklichkeitsstatus erlangt, was im geplanten Roman Part des fiktionalen Gehalts sein soll. Eigentlich ist das “ein Hammer”!

Das zitiere ich extra dafür, um mich mit dieser Ansicht in Einklang zu erklären. Oben wurde das etwas ausgeführt. – Wobei du ein bißchen ausblendest für mein Gefühl, daß hier insbesondere **Geltungsansprüche auf Wahrheit [sic] in zwei causae gerade von Parteien erhoben wurden (die zweite blende ich aus, weil dazu schon genug im Thread geschrieben wurde), die du vollkommen “ungeschoren” davonkommen läßt. Mag ja sein, daß es dir nicht aufgefallen ist, deshalb habe ich es für einen Fall noch mal nach meinem Verständnis aufgedröselt.

Nicht vollständig d’accord! Gefragt war Kritik, ja. Aber bezogen** auf den Text** und das, was tatsächlich darin steht! Teilweise wurde hier aber über vermeintliche Inhalte halluziniert (zum Teil auch ideologisiert) und die reale Textbasis unbeachtet gelassen. Keiner hat das besser auf den Punkt gebracht als @RalfG ! Wenn du nun – nach meinem Dafürhalten – etwas einseitig Schelte verteilst, weil sich “etwas in diesem Forum Ungewöhnliches” ereignet hat (worin ich dir beipflichte), so möchte ich das nicht ohne Gegenantwort lassen, weil mich dünkt, daß es sonst ungerecht zuginge beim Urteilen. Denn zweifellos hast du ja ein Urteil gesprochen.

Viele Grüße von Palinurus

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Puh.

Ich bin sicher, daß @Capella für sich selber sprechen kann. Da Du aber fragst, warum ich die Kritik an der Kritik kritisiere statt der Kritik selber: Weil es mir um den Ton in der Sache geht. Inhaltlich kann man argumentieren “17 und 50 bis 60: Das ist völlig normal, wer sich darüber aufregt, ist bigott und beugt sich der Ideologie”; oder man kann argumentieren, “das ist für mich nah am Kindesmißbrauch”. Ich persönlich teile weder die eine Meinung noch die andere. Aber ich akzeptiere beide.

Ich habe nichts gelesen, was ich als “auf infame Weise meinungsmanipulierend” oder “absichtlich verfälschend” verstehe. Daher erscheinen mir - auch das ein subjektiver Eindruck - entsprechende Vorwürfe hart. Ich unterstelle, daß alle, die sich in diesem Thread geäußert haben, das getan haben, um Dir, lieber @Palinurus , die gestellte Frage zu beantworten, damit Du aus den Antworten das für Dich Wertvolle herausziehen kannst. Meiner Erfahrung nach ist es oft die Kritik, die am meisten trifft, wehtut und wütend macht, die am hilfreichsten ist. Kritik, die man nicht annehmen möchte, kann man für sich einfach ignorieren, das ist legitim. Es macht aber die Kritik nicht illegitim.

Meine Hervorhebung, um zu unterstreichen, wie ich das lese: Es handelt sich um einen subjektiven Eindruck, eine Meinung. Diese Meinung, dieses Gefühl besagt: “Das ist für mich nah am Kindesmißbrauch”. Inhaltlich kann man darüber streiten. Es bleibt eine Meinung.

Und nun, muß ich sagen, werde ich mich aus der Diskussion in diesem Thread herausziehen. Meine Anmerkungen zu Deinem Text habe ich gemacht, inhaltlich möchte ich mich nicht darüber austauschen, ob 17/50-60 okay ist oder nicht und warum, und keinesfalls möchte ich versehentlich dazu beitragen, die in meinen Augen destruktive Auseinandersetzung an dieser Stelle noch weiter hochzuschaukeln.

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Das war eine Antwort auf den Beitrag von Renator, der sich auf das Verhältnis 60/17 bezog. In Deinem Text hat mich das nicht gestört. In Texte nehme ich Altersangaben weniger in absoluten Zahlen, sondern als Verhältnis wahr. Auch in meinen Geschichten sind Altersangaben in der Regel nur ungefähr.

Die ältere Person hat nicht automatisch die Macht. Das jüngere Personen ältere dominieren, kommt immer wieder vor. Hier gabs mal einen Fall, in dem eine Schülerin einem älteren Mann mehrmals Geld abgeluchst hat. Es gab keinen Sex oder so.

Zwischen einem erotischen Text und einem aufgeilenden Text liegt der Grand Canyon. Da sollte man schon Unterschiede machen.

Habe ich nie geschrieben und auch nicht angedeutet. Ich habe geschrieben, was Dein Text in meinen Augen nicht ist.

Hier habe ich das Gefühl, für Dich gibt es nur Trashleserinnen oder nur Hochliteraturleserinnen. Falls der Begriff Dich nicht stört. In der Belletristik, (ja, auch Deine Texte gehören dazu), werde ich es wie bei Filmen halten. Ich liebe Trashfilme, aber ich geniesse es auch, wenn bei einem Film Schauspiel, Regie, Kamera und Drehbuch stimmen. Vielleicht für Dich unverständlich, aber es gibt Personen, die lesen quer durch die Belletristiklandschaft. Ohne Schaden zu nehmen. Man soll ja auch von schlechten Büchern lernen können.

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Lieber Milar,

sofern ich deine Intention krass fehlinterpretiert habe, als du auf meinem Text geschrieben hast, es handle sich nicht um Unterhaltungsliteratur (usw.), bitte ich höflich, es mir nachzusehen, wenn mich irgendetwas zu diesem Lapsus trieb.

Da wohl (so gut wie) niemals in der Interpretation von Äußerungen ausgeschlossen werden kann, daß zwischen Gesagtem und Gemeintem oft ein Unterschied waltet, wäre ich schlecht beraten, auszuschließen, daß ein Irrtum auf meiner Seite vorliegt (also indem ich dem Gesagten ein anderes Meinen unterlegte, als du es intendiertest). Jedenfalls fällt mir kein Zacken aus der Krone, falls ich in die Irre ging; denn ausgeschlossen ist so etwas natürlich keineswegs … und vielleicht am allerweingsten in Situationen, bei denen sich Vorwürfe häufen, die in eine bestimmte Richtung zielen und über bestimmte Buzzwörter dann manchmal das Urteilsvermögen trüben können; vor allem dann, wenn außerdem noch hinzutrittt, daß auch der jeweiligen Aussage u.U. eine bestimmte Ambivalenz eignet, die Beurteilungsalternativen offeriert, wobei dann dummerweise die unangemessene gezogen wird.

Also da ich selbst auch Unterhaltungsliteratur lese – wurde von mir im Thread auch zum Ausdruck gebracht --, neige ich nicht zu einer solch manichäischen Ansicht wie oben angeführt. Wobei ich zugegebenermaßen Trash gegenüber Aversionen hege. Aber “gute Unterhaltung” halte ich für unerläßlich und goutiere sie auch. Querlesen durch die ganze lit. Botanik halte ich durchaus nicht für “unverständlich”; wie gesagt zieht mir persönlich Trash die Grenze – und jenseits ihrer mag ich selbst nicht mehr weiden. Aber wenn das andere anders halten, ist das für mich kein Problem … solange … also solange zumindest nicht, wie niemand in aufnötigende Sermone fällt, daß mir damit etwas “entgehe” oder gar ich mich durch diese Selbstbeschränkung als “elitär denkend” oder arrogant erwiese.

Was mir an der ganzen Sache bisher nach wie vor des (Nach-)Fragen bedürftig vorkommt: Wieso wird eigentlich beim Kritisieren eines Textes überhaupt auf ‘Unterhaltungsliteratur’ und ihre Usancen abgehoben, sofern ein Text – jedenfalls in den vorgelegten Parts (wie es ums Ganze steht, kann ja kein Rezipient erahnen!) – keinerlei Anzeichen dafür erkennen läßt, als einer aus diesem Genre identifiziert zu werden? – Oder platter gefragt: Wozu ist denn ein Anführen von U-Lit gut in diesem Fall, also soweit klar ist, daß der Text auf diesem Feld nichts beackern möchte?

Das habe ich bisher noch überhaupt nicht verstanden. Und ich nehme mal an, daß mein Irrtum, deine Intention betreffend, eben auch – wenigstens ein bißchen – darauf fußt.

Viele Grüße von Palinurus

Ich pflichte Palinurus hier bei. Fast jede / jeder 17. Jährige trifft Entscheidungen aus eigenem Ermessen. Ob ich die als Älterer gutheißen will, sei dahin gestellt. Jedoch von Pädophillie zu spreche, finde ich einfach übertrieben… Es gibt gute Beispiele von berühmten Persönlichkeiten. Mir fällt zb. Celine Dion ein, die mit 12 Rene kennenlernt und mit ihm zusammenkommt. Er war damals 45 und sie 19 als sie offizielle zum Paar wurden.

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Ich stimme im Grunde genommen zu, obwohl ich bei Entscheidungen, die ich mit 17 getroffen habe, heute stark bezweifle. War das wirklich ich? Aber eine wichtige Komponente ist bisher vergessen worden: Die psychische Abhängigkeit, die bei Beziehungen in diesen Altersphasen - 16/17 und 10/15 Jahre älter z. B.- auftritt, ist extrem stark. Der Unterschied in der Psyche zwischen gestandenen Menschen und Menschen, die noch einige Jahre in der Findungsphase kreisen, ist oft sehr groß. Ein “Erwachsener” baut eher eine Beziehung dieser Art in seinen Alltag ein, Beruf, Status, etc., während sie für einen Pubertierenderen die Welt bedeutet. Endet so eine Beziehung, ist viel Leid vorprogrammiert. Und eine Trennung zwischen diesen beiden Parteien erscheint mir für den Erwachsenen deutlich einfacher. Natürlich nicht immer und ständig, aber doch.
Gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen, und darüber bin sehr glücklich. Meiner Erfahrung nach ist eine Liebe zwischen zwei Menschen - oder drei oder acht oder zwölf, ich bin da nicht prüde - im Idealfall ziemlich ähnlich. Sollten die Motive, die Intension, die Gründe, whatever, zu weit auseinander gehen, wirds kritisch.

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Lieber Narratöör,

ich muß meine Antwort, die mir doch einigermaßen wichtig ist (warum, wird vielleicht bei der Lektüre erkennbar), splitten, weil der Editor beim Versenden Zicken macht. Hier also Teil 1:

Du sprichst einen Aspekt an, auf den die Gedanken zu richten nicht unwichtig sein wird im hiesigen Zusammenhang. Denn zweifellos ist eines der Fall: Ein Mensch im Alter von siebzehn Jahren kann schwerlich schon “erwachsen” genannt werden i.S. von der gängigen Auffassung dessen, was ‘mentale Reife’ heißt. Denn es fehlt ihm in diesem Alter geradezu notwendig jenes, was der Begriff ‘Lebenserfahrung’ umreißt, wodurch auch klar wird, warum – zumindest reflektiertere – Menschen dazu neigen (mir geht es da nicht viel anders als dir), Entscheidungen, die sie im Rede stehenden Alter getroffen haben, aus späterer Sicht gelegentlich als zweifelhaft anzusehen.

“Ich hätte mich anders entschieden, wenn mir schon bekannt gewesen wäre, daß …” – Der Witz an der Sache, so will es mir jedenfalls scheinen, ist freilich u.a., daß die seinerzeitige Unbedarftheit ja gerade erst jene (vermeintlichen Fehl-)Entscheidungen evoziert hat, die im späteren Alter dann just** jene Lebenserfahrung ausmachen**, von der her es möglich wird, mit anderen Augen als denen einer/s Siebzehnjährigen draufzuschauen!
Weniger “sophisticated” ausgedrückt: Ohne das Scheitern der juvenilen, unfertigen, aber oft himmelragenden (Lebens-)Konzepte im Alter der gerade langsam Erwachsenwerdenden gäbe es nicht jenes Lebenselixier namens Erfahrung, das uns im späteren Lebensgang vor Fehlern mit fatalerer Wirkung als zu Zeiten des Siebzehnjahre-alt-Seins bewahren könnte!

Meine (inzwischen gesammelte) Lebenserfahrung heißt mich, auch in Sachen der Liebe so zu denken. Und dabei leitet mich der Gedanke, daß es nicht jeweils die “besten” oder “schlechtesten” Erfahrungen gibt, sondern daß manche Menschen die für sie jeweils richtigen, wegweisenden Erfahrungen machen und andere eben nicht, sondern schlechte (was sich dann immer erst viel später so darstellt). – Über irgendeinen standardisierenden Kamm lassen sie sich m.E. nicht ziehen! Also so etwa der Art nach: “Mache am besten das oder das, dann wird alles gut!” – Ich habe eine Reihe von Frauen kennengelernt in meinem Leben (von Männern kann ich dabei nicht reden, weil sich dergleichen “Offenbarungen” – als notwendiges Hintergrundwissen für entsprechende Urteile – nur in Situationen ergeben, in die ich mit Männern nicht komme), bei denen ich nur einer einzigen einen “guten Entwicklungsgang” in dieser Hinsicht unterstellen kann; alle anderen erwiesen sich als so oder so … geschädigt, mehr oder weniger, im Grund genommen allerdings eher mehr als weniger …

Mir selbst ist schon in ziemlich jungen Jahren aufgegangen (so etwa Mitte Zwanzig, was ich für den frühesten Zeitpunkt halte, wo man in etwa als ‘erwachsen’ gelten kann [ich kenne allerdings Menschen, die diesen Status auch mit Vierzig noch nicht erreicht haben!]), daß ich diesbezüglich “Glück gehabt habe”, denn das Intro war alles andere als glückverheißend gewesen (wahrscheinlich verwandt jenen Situationen, die für die meisten der Frauen den “Einstieg” markierten, von denen oben die Rede war); nur, daß mir insofern ein wendegebendes Glück zuwuchs (im exakt “richtigen Augenblick”, wie ich denke), als ich “unter die Fittiche” einer Frau geriet, die über genug Lebenserfahrung gebot, um mir – trotz letzthinniger oberflächlicher Frustration – “den Weg zu weisen”, ohne dabei “erzieherische” Attituden an den Tag zu legen, sondern einfach aus dem Gang ihres Lebensvollzuges heraus. Man könnte es vielleicht eine Lebensform nennen, die in einigen Punkten exorbitant war – aber es hatte alles einen “inneren Zusammenhang”, der nicht klischeegestempelt war, sondern Eigensinn verkörperte … und ich denke, im Nachhinein habe ich das auch so auffassen können, was mir geholfen haben mag, “meinen eigenen Weg” zu finden.
Es handelte sich um meine Deutsch- und Geschichtslehrerin – allgemein unter der Hand “die geile Roswitha” genannt in der Schule (jedenfalls der [feuchte] Traum aller männlichen Schulmitglieder, also keinesfalls bloß der Schüler [früh geschieden, alleinlebend, wahnwitzig attraktiv und zugleich hochintelligent, was einen erotischen Nimbus um sie wob, der “jenseits von Gut und Böse” war]!) --, die mich nach einer Provokation, welche ich bewußt gesetzt hatte während einer mündlichen Prüfung in Geschichte (ich war exorbitant gut in Geschichte, sie wußte das und hat mich gleichwohl mit jämmerlichen Lappalien wie Jahreszahlenabfragen und ähnlichem Schrott traktiert); die mich also nach dieser frechen Provokation zu einer Besprechung einbestellte, in deren Folge es freilich schnell um anderes ging als jene Provokation, weil ich mich darüber beschwerte, daß sie mich habe zum Hampelmann vor der Klasse machen wollen, obwohl sie doch genau darüber im Bilde war (bzw. “eigentlich habe wissen müssen”), daß für mich Geschichte kein Gegenstand für derlei Kasperletheater sei …
Es ging eine Weile hin und her … schließlich endete es damit, daß wir beim seinerzeitigen Thema landeten und sie anbot, mir einige wiss. Primär- und Sekundärquellen aus ihrer privaten Bibliothek dafür zur Verfügung zu stellen, die ich nicht kannte; wozu ein Termin ausgemacht wurde, an dem ich mir die Bücher bei ihr zuhause abholen könne.
Man mag mir das nun glauben oder nicht: Aber als ich bei ihr eintrudelte, hatte ich – damals knapp siebzehn Jahre alt – nicht im Blick, in die privaten Gefilde der “geilen Roswitha” vorgelassen worden zu sein (ich hatte das auch niemandem verraten), sondern ich war lediglich “geil” auf die Bücher! Womöglich hatte die weiter oben erwähnte Frustration in sexuellen Belangen das ihre dazu beigetragen (es waren ziemlich schreckliche Ereignisse gewesen); aber wie dem auch gewesen sei: Sie hat mich nach allen Regeln der Kunst verführt – also nicht etwa sich vulgär brünstig gebend … oder so … --, im Grunde genommen auf eine Weise, die mich hinterher denken ließ, ich selbst sei der treibende Keil in dieser Begebenheit gewesen (mir ist erst Jahre später aufgegangen, daß die Dinge in Wirklichkeit ganz anders abgelaufen waren).

Teil 2 folgt sogleich.

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Hier Teil 2:

Die Affaire ging über ein paar Monate; ich war heftig in diese exakt zwanzig Jahre ältere Frau verliebt und ging – selbstredend! – davon aus, daß es vice versa für sie kein bißchen anders war. Aber nach den Sommerferien – das letzte Schuljahr brach an – war’s plötzlich vorbei. – Sie erklärte mir, sehr, sehr einfühlsam, jedoch ebenso klar und bestimmt, “jemanden kennengelernt” zu haben (im Urlaub) …

Ich hatte eine kurze Krise – sehr heftig! --, kam allerdings recht schnell wieder zur Besinnung und das Leben ging seinen Gang, bis mich dann die letzte adoleszente Krise packte, etwa ein Jahr später, als sich diese Geschichte mit der Tochter meiner türkischstämmigen Nachbarn ereignete, worüber ich kürzlich in Austausch mit @Renator ein paar Worte verloren habe. – Danach war ich – sozusagen – in “Liebesdingen” lang genug und schließlich erfahrungslegiert “durch die Mühle gegangen” und mithin auf Les choses de la vie (Anspielung auf Claude Sautets wundervollen Film) vorbereitet.

Was ich allerdings niemals wieder vergessen werde und wofür ich hohe Dankbarkeit empfinde bis zum heutigen Tag: Diese Frau hat mich – vollkommen unprätentiös, sozusagen, ohne daß ich’s bemerkt hätte seinerzeit – den fundamentalen Unterschied zwischen “bloßer Fickerei” (Sexualität) und einer ** erotischen Situation** spüren lassen. – Mit Wittgenstein gesagt: Es hat sich mit ihr zusammen gezeigt … – Und im Nachhinein hat sich zudem gezeigt, daß es keinesfalls selbstverständlich ist, daß sich so etwas zeigt. Denn als ich zu eher “normalen Beziehungen” (also alters"konformen") zurückkehrte, wurde mir … langsam freilich, in einem Jahre währenden Prozeß … klar, daß es keinesfalls für alle Menschen selbstverständlich ist, die Erfahrung dieses Unterschieds überhaupt je zu machen …

Vor diesem Hintergrund: Muß ein hoher Altersunterschied zwangsläufig etwas “Schlechtes” sein in derlei Belangen? Muß die sicher zu diagnostizierende mentale “Unwucht” in so einer Beziehung dem Jüngeren zwangsläufig “Schaden zufügen”?

Nach den ideologiegefüllten Schubladen, die in diesem Thread v.a. @Capella aufgezogen hat, hätte in meinem Fall “Mißbrauch von Schutzbefohlenen” vorgelegen: Ich wäre ein unmündiger “Knabe” gewesen, den die Lehrerin zur Befriedigung (in Capellas Verständnis höchstwahrscheinlich) perverser Lustanwandlungen instrumentalisiert hätte: Kindsmißbrauch halt! – Nur: Warum habe ich selbst das so nie erfahren?! – Wissen Capella & Co., also überhaupt Leute von der einschlägig bekannten PoCo-Front, folglich mehr über mich als ich selbst? Woher rührt dieses Wissen? – Ist es überhaupt erfahrungslegiert? – Kann jemand anderes meine Erfahrungen machen? – Und unterstellt, diese Fragen wären zu verneinen: Woher käme dann die Legitimation für Vorwürfe jener Art, wie sie im Thread durchklangen?

Mein Punkt ist: Es gibt natürlich Mißbrauch und Perversion in diesem Bereich … ganz fürchterliche Dinge (auch meine eigene Familiengeschichte ist nicht frei davon: Vulgo weiß ich, wovon auch dabei die Rede ist!). Aber legitimiert dieser Umstand beim in Rede stehenden Bereich Pauschalisierungen? – Oder kann dabei stets nur ein Befund **an je eigenen, individuellen Erfahrungen **kondensieren? – M.E. machen es sich die PoCo-Fetischisten und Neuen JakobinerInnen dabei nicht nur zu einfach (das wäre kaum das Schlimmste, weil Ideologie methodisch gesehen letztlich wesentlich auf dem Prinzip der Simplifizierung beruht), sondern sie neurotisieren damit auch die Gesellschaft (die m.E. auch schon ohne diesen Scheiß schwer genug neurotisiert ist)! – Ich vertrete ja die Ansicht, daß dabei jeweils Eigen-Neurosen verallgemeinert werden sollen (man beobachtet das ja auch im Bereich der fürchterlichen Helikopterisierung von Erziehung und beim Phänomen German Angst), damit sich die betroffenen Neurotiker(innen) nicht so allein auf weiter Flur fühlen mit ihren mentalen Auffälligkeiten …
Aber es mag darum stehen wie es will (denn beweisen kann ich obige Behauptung nicht, nur ein paar Gründe dafür anführen, wenn jemand danach fragte, ohne damit Allgemeingültigkeit reklamieren zu wollen).

Was mir aber noch wichtig ist: Mit Betracht auf das, lieber @narratöör , was du kürzlich erst zum Prinzip Summerhill (A.S. Neill) angemerkt hast, plädiere ich jedenfalls eher für Ent-Neurotisierung, statt es noch schlimmer zu machen, als es eh schon ist! Und ja: Ich finde, es ist inzwischen ziemlich schlimm damit …

Viele Grüße von Palinurus

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Ja. Das jedenfalls behaupten sie. Denn wenn jemand mit dieser Erfahrung konfrontiert wurde, also diese Erfahrung gemacht hat, dann ist er in jedem Fall traumatisiert, auch wenn er selbst das anders empfindet. Sie sind überzeugt, dass wenn du dich nur lange genug auf die Couch eines Psychaters legst, irgendwann dieser Missbrauch ans Tageslicht kommt. Sie müssen das so sehen und daran glauben! Denn es **kann **nicht sein, was nicht sein darf. Wenn man so etwas wie deine Begegnung zulassen würde, also gutheißen (wie die Grünen in den Achtzigerjahren), dann wäre ihre ganz Ideologie obsolet und hinfällig. Also nimmt man den kleinen Kollateralschaden inkauf, dass die Lehrerin sich unter Umständen verantworten müsste.

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