Ich erinnere mich doch aber, dass du bei einer Überarbeitung kürzen wolltest. Hat das nicht geklappt? Oder ist es nun gekürzt? Wenn die Geschichte 516 Seiten braucht, dann braucht sie die eben. Wenn du aber 516 Seiten hast, weil du Angst vorm Kürzen hast, dann muss das (wieder) in deiner Überarbeitung angegangen werden.
Aber das weißt du ja auch selbst alles
Die Überarbeitung eines Szenenplans kann unter Umständen mit einem Gläschen Bier ein wenig vorangetrieben werden.
Also, es war nur eine einzige Testleserin, die meinen Roman viel zu komplex fand, und die meinte, ich solle entweder eine Liebesgeschichte oder einen exotischen Schauplatz oder christliche Inhalte nehmen, aber nicht alle drei Themen in einem einzigen Roman.
Diese Testleserin hatte mich sehr ins Zweifeln gebracht, was ihr hier im Forum ja auch an meinen verzweifelten Fragen gemerkt hattet, aber letzlich habe ich mich entschieden, die Grundstruktur und alle drei Handlungsstränge bestehen zu lassen.
Worin sich alle Testleser einig sind, ist, dass sie mehr von der weiblichen Hauptperson lesen möchten, und dass ich unbedingt die viel zu vielen Details über meinen Schauplatz extrem zusammenkürzen soll.
Mein Schauplatz ist mein großes Alleinstellungsmerkmal, das mir sehr wichtig ist.
Also kürze ich jetzt schweren Herzens einige Details, während ich andere Details, die ich nicht rauskürzen will, besser und kurzweiliger in die Erlebnisse meiner Helden einzubinden versuche.
Und nebenbei versuche ich, mir mehr zu meiner weiblichen Hauptperson einfallen zu lassen.
Ja. Ich würde mich nicht wagen, den von einer anderen Person zu posten.
Welches Computerprogramm hast du dafür benutzt?
Open Office
Ich zweifle auch, ob ich zu viele Elemente in meinem Projekt enthalten habe, aber das sollen dann meine Testleser entscheiden, wenn es so weit ist.
Wenn dein Roman aber zu komplex ist, hast du dir überlegt, vielleicht eine Fortsetzung daraus zu machen, in der vielleicht ebenfalls alle Elemente enthalten sind, aber die Gewichtung anders ist?
Das ist eine gute Idee mit dem Bier.
Ich finde, das steht da gefährlich nahe an deinem Szenenplan. Ich hätte es garantiert in den ersten zwei Minuten umgeworfen. Dann wäre es schade um den Plan und um das Bier.
Helmut
Och. Wenn ich denke, schlage ich normalerweise nicht um mich. Und es war ja auch nur 1 Bier, also keine Störung der Feinmotorik.
… und wenn die verschiedenen Testleser verschiedene Ansichten vertreten, macht man es am Ende so, wie es für einen selber passt.
Ich tröste mich damit, dass in jedem zweiten historischen Kriminalroman (ich habe bestimmt 50 Stück gelesen) auch eine Liebesgeschichte mit drinsteckt. Also hat man den historischen Schauplatz, den Mordfall und die Liebesgeschichte, das ist für jenes Genre völlig üblich; Leser wie ich lieben das, wenn es gut geschrieben ist.
Ich habe meinen Testlesern den Roman nur kapitelweise gegeben. Erst wenn sie mir brav ihre Rückmeldung zu einem Kapitel abgegeben hatten, kam das nächste
Und wenn sie dann Wochen gebraucht haben, habe ich daraus geschlossen, dass dieses Kapitel wohl nicht so begeisternd war, dass man unbedingt gleich das nächste haben wollte …
Das finde ich zwar nicht ideal, weil man manche Kapitel ohne den Gesamtzusammenhang überhaupt nicht beurteilen kann, aber
das ist natürlich ein Argument. Andererseits muss auch nicht jedes Kapitel gleichermaßen für sich gesehen interessant sein. Da zählt dann für mich eben der Gesamtzusammenhang. Ein Kapitel für sich mag langweilig erscheinen, das eingebettet durchaus interessant oder auch nach einem Spannungshöhepunkt erholsam sein kann, weil es von der Handlung Abstand nimmt und eher der Charakterisierung dient.
Ich hatte meinen Testlesern das Manuskript im Ganzen gegeben, und jeder hatte es dann in seinem Tempo gelesen.
Nicht überraschend: Ein Testleser, der fast 10 Monate gebraucht hatte, fand, dass zu manchen Sachen Erklärungen fehlten - Erklärungen, die ich weiter vorn im Buch schon gegeben hatte. Klar, die merkt man sich ja nicht alle monatelang.
Genau gegenteilig war es bei der Testleserin, die nur zweieinhalb Wochen gebraucht hatte, die war genervt von meinen zu häufig gebrauchten Lieblingswörtern und davon, dass ich manche Sachen zweimal oder dreimal erklärt hatte.
Ich bin froh, dass ich beide Sorten Feedback bekommen habe, denn für meine vielen Wiederholungen bin ich leider längst betriebsblind.
Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Ich finde es wirklich toll, dass Du Dir die Zeit nimmst meine Fragen ausführlich zu beantworten! Ganz großes Dankeschön! Das hilft mir sehr. Dein „Begleitschreiben“ finde ich interessant. Das werde ich mir genauer anschauen!
Ich tendiere auch dazu meine Testleser über andere Wege als das Internet zu rekrutieren. Ich habe aber noch keine finale Idee. Insgesamt bin ich eher skeptisch, was das Internet betrifft.
Ich versuche, anders als Du, mit einem Zeitplan zu arbeiten. Ich habe Sorge, dass ich sonst nicht zum Abschluss komme. Jeder tickt da anders und ich bin mir sicher, dass es in diesem Punkt auch kein richtig oder falsch gibt…
Ich würde sagen: Es kommt drauf an. Es gibt durchaus sehr lesenswerte Bücher in diesem Umfang, die ich förmlich verschlinge! Mich würde die Länge/Dicke des Buches nicht abschrecken.
Ich würde sagen: Es kommt drauf an. Es gibt durchaus sehr lesenswerte Bücher in diesem Umfang, die ich förmlich verschlinge! Mich würde die Länge/Dicke des Buches nicht abschrecken.
Ich habe einen gewissen Zeitplan, eine tägliche Routine, mir morgens vor dem Frühstück mindestens eine halbe Stunde Zeit für meinen Roman zu nehmen.
Ich kann ungefähr planen, wieviel Zeit ich mit dem Roman verbringe, aber ich kann nicht planen, wie weit ich in der Zeit mit der Überarbeitung komme. Ob ich drei halbe Stunden brauchen werde, um die nächste Szene zu überarbeiten, oder zwanzig halbe Stunden, das ist für mich nicht vorauszusehen.
Mit Zeitplan meine ich, dass ich Abschnitte in einer gewissen Zeit fertig stelle: Zum Beispiel: Rohfassung ein Jahr oder Überarbeitung X Monate etc… Ich habe Angst vor Prokrastination…
Das ist dann wirklich anders als ich. Eine Deadline, bis zu der etwas fertig sein soll, würde mich nur sinnlos stressen und frustrieren.
Da merkt man es wieder, dass jeder seine eigenen Wege finden muss, die für ihn funktionieren.
Woran willst du das denn festmachen? Kreativität lässt sich nicht erzwingen. Mal fluppt es, an anderen Tagen klemmt es. Manche Überarbeitungen brauchen länger als andere. Das kann vielfältige Gründe haben. Es kommt zudem darauf an, wie detailliert man erzählt. Ich bin ein Minimalismusanhänger, Fantasy-Autoren dürften damit kaum zu einem vernünftigen Ergebnis kommen. Ein Thriller ist unter Umständen vielschichtiger im Aufbau als eine Novelle.