Ich habe mich gerade durch den Thread von Corinna gewühlt. Ich arbeite seit Jahren mit Testlesern. Und habe bisher noch kein Pech dabei gehabt. Das Manuskript geht erst an die Testleser, wenn ich es zweimal überarbeitet habe.
Darum hier meine Tipps:
Testleser sollten nicht deine Freunde und Bekannte sein. Die tun sich zu schwer, neutral und sachlich zu bewerten. Es gibt im Internet Foren, wo du Testleser suchen kannst. Gib den Testlesern von vornherein eine bestimmte Zeit, in der sie das Buch gelesen haben sollten. Vier Wochen sind realistisch. SIe bekommen das Manuskript als Word Datei oder als Papyrus, wenn sie das haben.
Testleser werden nicht bezahlt. Gar nicht! Was ich trotzdem mache: Sie bekommen das fertige Buch als Print mit Widmung geschenkt. Und natürlich erwähne ich sie im Nachwort und bedanke mich.
Ich nehme nie mehr als vier Testleser. Die Einarbeitung der Kritik würde sonst viel zu lange dauern. Ich überarbeite mein Manuskript gesondert nach jedem Testleser. Das heißt ich arbeite es von der ersten bis zur letzten Seite wieder durch.
Bis jetzt habe ich sechs Überarbeitungsdurchgänge
Wenn ich die hinter mir habe, geht es an den Lektor. Nach seiner Rückmeldung, Überarbeitung sieben und dann geht es zum zweiten Durchgang zum Lektor. Anschließend kommt die achte Überarbeitung. (Wenn ich mein Buch jetzt noch mit Freude lese, ist das ein gutes Zeichen!)
Der Korrektor kommt ins Spiel. Während er das Buch hat, kann ich mich etwas erholen. Danach die finale, neunte Überarbeitung.
Buchsatz
Cover.
Und dann brauche ich noch gefühlt drei Ewigkeiten um auf den Knopf zu drücken zur Veröffentlichung.
So dauert alles seine Zeit.
Meine bekommen mehrere Monate Zeit. Meistens bekommen sie ca. November das Testexemplar und müssen dann bis Ende Januar zurückmelden.
So mache ich das auch.
dito
yup.
Ich kann mich dem, was @Lutinchen beschreibt, in weiten Teilen anschließen. Ein Buch ohne Testleser ist für mich utopisch. Wenn Freunde mich nicht neutral und sachlich bewerten, sind es keine echten Freunde, weil es mir schließlich nicht hilft.
Ich habe 1 Freundin (Milchbäuerin), 1 Schwägerin (Erzieherin), meinen Mann (Diplom-Pädagoge) und jemanden, den ich noch nie getroffen habe, aber hier aus dem Forum ist. Ich schätze die vier sehr und jeder von ihnen hilft mir auf seine Art und Weise. Unterschiedlicher als die vier Personen könnten meine Testleser nicht sein. Daher gehe ich davon aus, dass ich ausgewogenes Feedback aus unterschiedlichen Sichtweisen bekomme.
Vielleicht ist es in deinem Fall so. Allerdings zweifle ich an der Neutralität. Jemand der dir so nah steht, wie eine Freundin oder dein Mann, wird vermutlich Mühe haben, dir unaangenehme Wahrheiten zu sagen. Aber wenn es bei dir anders ist, umso besser.
Ich habe meine Testleser über Lovelybooks gewonnen. Es ist immer mal wieder jemand ausgestiegen und neu hinzugekommen.
In der Zeit, in der die Testleser schuften, lese ich mein Werk selbst noch ein- bis zweimal und ändere fleißig. Damit ich nicht durcheinanderkomme, habe ich eine Masterdatei. Wenn du so willst, bin ich quasi mein eigener, fünfter Testleser.
Entweder es läuft, dann schreibe ich pro Tag ein paar tausend Wörter. Oder ich bin uninspiriert. Dann krieg ich nichts auf die Reihe. Meistens läufts. Ich muss auch nichts recherchieren. Ich schreibe nur über Dinge, die ich sehr gut kennen.
Ich hatte bis zur ersten Rohfassung ungefähr eineinhalb Jahre gebraucht, dann zwei Monate Ideen gewälzt und fünf Monate mit voller Kraft überarbeitet bis zur ersten vollständig ausgearbeiteten Fassung. Jetzt hänge ich irgendwie in der Luft, für die dritte Fassung fehlen mir noch Richtung und konkrete Ziele. Dann rechne ich mit 6-12 Monaten Überarbeitungszeit, bis eine stark veränderte dritte Fassung fertig wird.
Ich schreib dir jetzt mal, was ich machen würde. Du hängst und weißt nicht, wie es weitergehen soll. Also fehlt dir irgendein externer Ansatz.
Also kannst du jetzt entweder kostenpflichtig einen Lektor ins Boot holen. Oder – was ich machen würde – du vergisst mal die Sache mit dem Testlesen auf richtigen Papier und suchst dir einfach neue Testleser. Denen gibst du ein elektronisches Format.
Es besteht dabei eine konkrete Chance, dass da jemand dabei ist, der neue Gedanken einbringt. Können natürlich auch alles Flaschen sein. Bei mir kam fast in jeder Testleserunde jemand dazu, der oder die sich sehr viel Mühe gegeben hat und aus deren Feedback ist auch etwas lernen konnte.
Manchmal braucht man einen externen Impuls, um bestimmte Dinge anzugehen. Und wenn Leute deine Geschichte mögen und die richtigen Worte finden, wirst du es auch einfacher haben, deine Texte auf ein höheres Niveau zu heben.
Hallo an alle.
Sorry, dass ich mich in eure Diskussion einmische. Ich finde sie echt interessant.
Mich beschäftigt aber eine ganz andere Frage.
Und zwar, habt ihr nicht Angst, dass euch mal eure Testleser über die Ohren hauen?
Ich mein, jetzt nicht die nahestehenden. Sondern eher die aus einigen Foren.
Heutzutage klaut ja fast jeder von jedem.
Danke schon mal für eine Antwort.
Hallo Suse.
Danke für deine Antwort.
Für dich ist es bestimmt schon Routine deine Manuskripte Testlesern anzubieten oder?
Ich bin da noch einwenig zurückhaltender.
Vielleicht lerne ich es ja hier mehr Vertrauen zu lernen in gleich gesinnte?
Ich geb’s ja auch nicht irgendwem. Mein Testleser, den ich persönlich nicht kenne, „kenne“ ich seit vielen Jahren aus diesem Forum. Außerdem haben mir auch aus diesem Forum schon einige User etwas zum Testlesen gegeben. Ich würde nie etwas von dem mir zur Verfügung gestellten Stoff für meine Zwecke nutzen. Vielleicht bin ich ja auch zu leichtgläubig, dass andere ebenso vertrauenvoll mit meinen Texten umgehen. Jedenfalls habe ich seit 2005 noch keine negative Erfahrung in dieser Richtung machen müssen.
Einmal habe ich ein Buch ungelesen nach der Frist zurückbekommen. Es war nicht ein einziges Mal aufgeklappt worden. Hab mich sehr darüber geärgert.
Ja, dass fände ich auch sehr ärgerlich. Vor allem, weil man ja für sich eine Besserung der Geschichte heraus ziehen möchte. Ich bin grade an einer Fantasy Saga dran. Und habe mir ein paar Jugendliche aus dem Park geschnappt. Ich kannte sie nur so vom sehen. Und es war echt erfrischend, wie sie die Geschichte aufgenommen haben. Muss gestehen, dass ich auch eher dachte, dass ich sie mit Papier jagen könnte. Da die meisten nichts ohne ihren verlängerten Arm, dem Handy machen.
Bin keine Autorin deshalb aus der Sicht einer Rezensentin / Testleserin bin ich ganz bei Dir
Auch habe ich gute Erfahrungen mit anderen Testlesern gemacht, die unterschiedlich alt sind
Eine gute Harmonie und ein Miteinander ist wichtig
Ich schweife mal wieder ab
Mir wird hier von der Webpage folgender Hinweis eingeblendet:
„Bist du dir sicher, dass du diese alte Unterhaltung fortsetzen möchtest?“
Jetzt wo ich so direkt gefragt werde: Nein; ich bin mir nicht sicher. Anscheinend ist die Einblendung auch als freundliche Warnung zu verstehen. Es soll wohl bedeuten: „Lass es bitte bleiben!“
Ich bin jedoch relativ neu hier und insgesamt unerfahren mit digitalen Medien. Daher bitte ich vorbeugend um Entschuldigung, falls ich einen Fauxpas begehe. Ihr könnt mich dann ruhig darauf hinweisen.
Zum Thema: Ich schreibe seit Jahren. Die Testleser-Frage beschäftigt mich aktuell erneut, da ich die erste Rohfassung meines aktuellen Romans fertig habe. Ich habe mal gehört, dass man sein Manuskript bereits in diesem Stadium an einen oder mehrere sehr erfahrene Testleser geben sollte. Damit sind Leute gemeint, die sich als Autoren/Lektoren o.ä. selbst mit Literatur beschäftigen. Diese könnten dann wohl eine Einschätzung abgeben, ob das Werk funktioniert. Ich hingegen tendiere zur Zeit eher dazu meinen Roman zunächst fertig zu überarbeiten und ihn dann Testlesern mit ganz unterschiedlichem Hintergrund zu geben, um anschließend deren Hinweise entsprechend zu berücksichtigen.
Was meint Ihr? Wann ist der ideale Zeitpunkt zum „Testlesen“?
Herzlich willkommen im Papyrus-Forum, und meine Gratulation zur fertigen Rohfassung!
Ich finde die Frage, die du hier aufgreifst, spannend und interessant. Schön, dass du diese alte Unterhaltung fortsetzt.
Meiner Meinung nach hätten beide Wege, zwischen denen du dich jetzt entscheiden willst, ihre Vorteile.
Ein gutes Lektorat bzw. Plotgutachten, das die Rohfassung schon mal auf Logikfehler hin abklopft und konstruktive Verbesserungsvorschläge zu Struktur und Aufbau der Geschichte gibt, könnte einem sicherlich viele Umwege und viel „Versuch und Irrtum“ beim Überarbeiten ersparen. Nur muss man dafür einen Lektor finden, der tatsächlich konstruktiv ist, und nicht tausende Euro nimmt, nur um es sich dann leichtzumachen mit einem billigen Spruch wie: „Alles ganz toll, kann man sofort so an einen Agenten schicken“, oder sich nur am Sprachstil aufhängt statt sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen…
Ich selbst kreise gedanklich immer noch um die Frage, ob und wann ich ein Lektorat bezahlen möchte. Ich schiebe diesen Plan immer weiter nach hinten, weil meine ganz normalen Testleser aus dem Freundeskreis mich mit genug Anregungen überschüttet haben, die ich jetzt doch erstmal alleine abarbeiten will.
Übrigens: Inzwischen habe ich tatsächlich das Feedback von allen 8 Testlesern bekommen! (2 hatten die erste Rohfassung gelesen, später 6 andere die erste voll ausgearbeitete Fassung.) Die letzten beiden Testleser hatten ca. 10 Monate gebraucht, um sich durch die über 100.000 Wörter zu arbeiten, aber niemand hatte aufgegeben.