Sylter Krimi


Fiete starrte den Spurensicherungstechniker ausdruckslos an. Hoffte er jedenfalls. Er spürte, wie sich ein hohler, kalter Knäuel in seinen Innereien bildete. Das konnte nicht sein. Niemand hatte gesehen, dass er das Medaillon eingesteckt hatte. Die Kälte kroch langsam immer höher, kratzte schon im Hals wie zu kaltes Mangoeis. Er räusperte sich. Jetzt nur keinen Fehler machen.
“Nochmal, woher wollen Sie das wissen? Haben Sie alle Asservate durchgesehen?”
Kurt Pfeiffer sah wieder zur Seite, bevor er antwortete. Eine sehr irritierende Angewohnheit.

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Weiterhin soufflierte ich Kurt. “Ich habe einen Informanten.”
Er wiederholte es.
Petersen fiel die Kinnlade runter.
“Wer?”
“Er möchte anonym bleiben”, antwortete Kurt.
“Ich brauche seinen Namen. Ich muss ihn sprechen.”
Nicht, dass ich noch vor Gericht aussagen sollte. Das würde wohl schlecht gehen.
“Das geht nicht”, sagte Kurt für mich.
“Wer ist es?!” Petersen wurde ungemütlich.

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Sylter Krimi 7. Teil

Ich hätte sie gern in den Arm genommen und geküsst. Ihr gesagt, dass alles gut wird …
Es klingelte an der Haustür. Veronika schreckte hoch . „Philipp.“ Sie sprang auf und lief zur Tür. Aber wenn es Philipp war, wieso klingelte er dann. Sie legte die Sicherheitskette vor und öffnete.
Vor der Tür stand ein kleiner korpulenter Mann. „Wer sind Sie und was wollen Sie?“
„Hallo, ich bin Kurt. Philipps Schulfreund. Ich will ihn besuchen. Wir haben uns schon länger nicht mehr gesehen.“
„Er ist nicht da.“
„Kann ich auf ihn warten?“
Veronika zögerte.
„Bitte.“ Kurt lächelte.
„Also gut. Kommen Sie rein."

Kurt? Ich war überrascht. „Was machst du hier?“, flüsterte ich ihm zu.
„Na dich suchen. Du hast doch gesagt es geht um Leben und Tod“, murmelte er. Zu Veronika sagte er laut: „Ich müsste mal.“ Das war eine gute Idee von Kurt. Ich schlüpfte hinter Kurt ins Klo.
„Ist das diese Veronika? Nicht schlecht", meinte Kurt anerkennend.
„Sie ist die Frau von Grushenko, meinem Boss. Wir sind schon eine Weile zusammen und hatten vor, Sylt zu verlassen. Grushenko hat wohl irgendwie davon erfahren.“
Kurt unterbrach mich. „Du hast deinem Boss die Frau ausgespannt? Mann oh Mann. Wenn die Russen sie finden gibt es Ärger.“
„Ja. Du musst die Polizei einschalten, Kurt. Sorg dafür, dass sie in Sicherheit kommt.“
Kurt stieß die Luft aus und wischte sich über die Stirn. „Und wie erkläre ich ihr das mit dir?“
„Tja, das dürfte die eigentliche Schwierigkeit sein.“
Veronika rief: “Aber bitte im Sitzen, ja?”
“Kein Problem”, ließ Kurt sich vernehmen. Und leiser: “Weiber.”
“Ich muss doch sehr bitten! Das ist meine Freundin.”
Er drehte den Wasserhahn auf. “Das war vielleicht deine Freundin. Und eigentlich war es die von Vitali.”
Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Aber etwas anderes fiel mir ein. “Sag ihr einfach die Wahrheit.”
“Wie, die Wahrheit?”
“Na, dass ich tot bin und jetzt als Geist spuke.”
“Du spinnst wohl, die erklärt mich für verrückt und ich lande in der Klapse.”
“Ja, aber …”
“Nichts aber.”
“Sieh zu, dass du herausfindest, wie ich gestorben bin. Dafür muss es doch genügend Beweise geben!”
“Willst du mich verarschen? Das ist zufällig mein verdammter Job!”
“Ist alles in Ordnung bei Ihnen?”, fragte Veronika.
“Ich komme zurecht, vielen Dank.”
Jetzt betätigte er die Spülung, womit das Gespräch offenbar beendet war.

Fiete drehte sich noch einmal um, bevor er hinter Selina den Besprechungsraum betrat.
“Das Opfer heißt ja auch Hansen. Kanntest du ihn, Birthe?” Sie schüttelte nur den Kopf. Es gab mindestens fünfzig Hansens auf der Insel, von denen sie vielleicht zehn kannte, ihre eigene Verwandtschaft, halt. Sie wandte sich wieder ihrem Bildschirm zu.


Fiete setzte sein professionelles Gesicht auf und setzte sich neben Selina. Erich Wernecke saß zwar wie eine Statue auf seinem Stuhl, aber sein unruhig umherirrender Blick, die ineinander verkrampften Hände und die rote Gesichtsfarbe verrieten, wie nervös er war. Selina beugte sich vor und stützte ihre Ellenbogen auf den Tisch.
“Also, Herr Wernecke, erzählen Sie doch noch einmal. Sie haben gestern Ihr Geschäft nicht abgeschlossen, sagen Sie. Ein Juweliergeschäft. Warum?”
“Äh, ja, also, ich war wohl abgelenkt. Mein Telefon hatte gerade geklingelt.” Wernecke sah sie nicht an, starrte auf den Tisch vor sich.
“Und die Alarmanlage haben Sie gleich mitvergessen.” Selinas linke Augenbraue verschwand unter ihrem Pony.
“Muss ich wohl. Ich kann mich nicht erinnern.” Jetzt wanderte auch ihre rechte Braue nach oben. Sie lehnte sich zurück und wollte gerade die nächste Frage stellen, da ging Fiete dazwischen.
“Sie sind Stammgast im Klub von Vitali Grushenko. Wie gut kennen Sie ihn also?” Bei der Nennung des Namens zuckte Wernecke zusammen.

“Nun … ich …” Wernecke brach ab und starrte weiterhin auf den Tisch.
So kommen wir nicht weiter, dachte Selina. “Fiete, kommst du mal kurz?” Sie stand auf und ging in eine Ecke des Raumes. Fiete folgte ihr.
“Was ist?”, fragte er leise. Sie sagte ihm, was sie vorhatte. Fiete nickte. Je schneller sie mit dem Juwelier fertig waren, desto besser. Er sehnte den Feierabend herbei und freute sich auf das Essen mit Helga.
“Herr Wernecke”, begann Selina, “was hat Grushenko ihnen versprochen, wenn sie den Laden auflassen?”
Erich Wernecke sah erschrocken auf und starrte Selina mit offenem Mund an. Sie hatte ins Schwarze getroffen. Einige Minuten später nickte er resigniert. “Sie haben mich erpresst. Er und dieser Korodyn. Da … da war diese Frau. Sie setzte sich eines Abends zu mir. Wir haben getrunken und weiter weiß ich nicht mehr. Dann bin ich aufgewacht. Nackt, neben ihr im Bett. Sie haben gesagt, sie haben Fotos und gedroht, diese auf Facebook hochzuladen, wenn ich nicht tue, was sie verlangen.” Wernecke schlug die Hände vors Gesicht und fing an zu weinen.
In dem Moment klopfte es. Fiete sprang auf und öffnete die Tür. “Wir sind mitten im einem Verhör, verdammt.” Der Polizist sah schuldbewusst drein.
“Tut mir Leid, aber Kurt Pfeiffer möchte sie sprechen. Es sei äußerst dringend.”

“Also gut, Pfeiffer. Machen Sies kurz.”
“Danke, Herr Petersen.” Der komische Kauz sah zur Seite, bevor er weitersprach. “Phillipp Hansen ist … war ein Bekannter von mir.”
“Und?”
“Er lässt ausrichten …” Pfeiffer sah wieder zur Seite. Was gab es denn da zu sehen? “Nein, ich habe festgestellt, dass es Hinweise darauf gibt, dass er keines natürlichen Todes gestorben ist.”
“Ach, tatsächlich? Ein Anker in der Brust ist kein natürlicher Tod? Und dafür unterbrechen Sie mein Verhör?”, bellte Petersen.
Pfeiffer sank in sich zusammen, richtete sich nach einem kurzen Blick zur Seite wieder auf und sagte dann mit fester Stimme: “Da war ein Medaillon.”
“Was für ein Medaillon?”
“Das ist es ja. Es ist verschwunden. Aber es hätte bei ihm gefunden werden müssen.”
“Woher wollen Sie das wissen?”

Fiete starrte den Spurensicherungstechniker ausdruckslos an. Hoffte er jedenfalls. Er spürte, wie sich ein hohler, kalter Knäuel in seinen Innereien bildete. Das konnte nicht sein. Niemand hatte gesehen, dass er das Medaillon eingesteckt hatte. Die Kälte kroch langsam immer höher, kratzte schon im Hals wie zu kaltes Mangoeis. Er räusperte sich. Jetzt nur keinen Fehler machen.
“Nochmal, woher wollen Sie das wissen? Haben Sie alle Asservate durchgesehen?”
Kurt Pfeiffer sah wieder zur Seite, bevor er antwortete. Eine sehr irritierende Angewohnheit.

Weiterhin soufflierte ich Kurt. “Ich habe einen Informanten.”
Er wiederholte es.
Petersen fiel die Kinnlade runter.
“Wer?”
“Er möchte anonym bleiben”, antwortete Kurt.
“Ich brauche seinen Namen. Ich muss ihn sprechen.”
Nicht, dass ich noch vor Gericht aussagen sollte. Das würde wohl schlecht gehen.
“Das geht nicht”, sagte Kurt für mich.
“Wer ist es?!” Petersen wurde ungemütlich.

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“Nun reden Sie schon, Mann. Wer?” Fiete trat einen Schritt auf Pfeiffer zu. Er musste wissen, wer dieser Informant sein sollte. Wer könnte etwas gesehen haben? Er war sich so sicher gewesen, dass niemand ihn beobachtet hatte, weder am Strand, noch im Juweliergeschäft. Es sei denn …
“Ist es Glanz?” Jetzt sah Pfeiffer nicht erst zur Seite, sondern zuckte mit den Schultern und nickte gleichzeitig fast unmerklich. Natürlich konnte er seinen eigenen Boss nicht rundheraus nennen.
“Ich brauche die Asservaten-Liste. Können Sie die besorgen?” Pfeiffer nickte. “Dann machen Sie schon. Ich muss wieder zu Wernecke. Der Weiß auch etwas, da bin ich sicher.”


Kurt zog fröstelnd die Schultern hoch, obwohl es hier drinnen warm genug war. Kein Wunder, ich hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt. Eigentlich wollte ich ihm Mut machen. Er zückte sein Smartphone, tippte darauf herum und fluchte.
“Was ist?”, fragte ich ihn.
“Glanz hat die Liste noch nicht hochgeladen, das ist. Jetzt muss ich ins Labor und sehen, wo er die hingelegt hat.” Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Container. Ich beeilte mich, hinter ihm herzukommen, damit ich nicht wieder vor verschlossenen Türen hängenblieb.

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Auf dem Weg zum Labor fiel mir etwas ein. “Kurt, warte mal kurz.”
Er blieb stehen und sah sich um. “Was ist?”
“Ich möchte, dass du Veronika einen Brief schreibst.”
“Einen Brief? Wieso das denn?”, fragte Kurt verwirrt.
“Na ja, sie kann ja nicht ewig in der Wohnung rumsitzen und auf jemanden warten, der nie wieder kommen wird. Schreib ihr, dass ich untertauchen musste, weil Grushenko von unserem Verhältnis Wind bekommen hat. Sie soll sich an Kommissar Petersen wenden. Ihm alles erzählen, was sie weiß. Ihn bitten, Grushenko festzunehmen. Ich bin sicher, dass er hinter dem Raub steckt.”
Kurt sah skeptisch drein. “Ich weiß nicht …”, sagte er gedehnt.
“Hast du eine bessere Idee?”
“Nein, aber sie wird bestimmt erfahren, dass du tot bist.”
“Ja. Aber besser von Petersen, als von dir.” Der Gedanke daran, wie Veronika reagieren würde, wenn sie es erfuhr, schmerzte mich.

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War Philipp nicht am Raub beteiligt?

Frage mich die ganze Zeit, wo sie die Beute holen.

Es dämmerte, als die Tolstoi sich dem Roten Kliff näherte. Was Grushenko sah, gefiel ihm gar nicht. Er ging davon aus, dass bei dem kühlen Wetter der Strand am Abend leer war. Jetzt sah er dort Lichter blitzen. Er nahm sein Fernglas und schaute genauer. Vor dem Strand lag ein Polizeiboot und auf dem Strand standen zwei Polizeiautos. Beim Näherkommen sah er vier Polizisten, die mit Maschinenpistolen den Strand sicherten, zwei andere trugen gerade zwei Taschen zu einem Polizeiauto. Seine Taschen! Grushenko warf das Fernglas in eine Ecke und fluchte lautstark. Korodyn liess vor Schreck seine Bierflasche fallen.

Der Polizist auf dem Polizeiboot hatte die Tolstoi routinehalber ins Visier genommen, seit sie in Sichtweite kam. Er war im Alarmmodus, seit er erfahren hatte, dass am Strand Schmuck im Wert von mehreren Hundertausend Euro gefunden wurde. Seine drei Kollegen an Bord und die sechs an Land mussten jetzt für den sicheren Abtransport sorgen. Argwöhnisch beobachtete er das näherkommende Boot. Ein Kollege stellte sich neben ihn und schaute auch auf das Boot. Dann hörten sie die Flüche, die sich russisch anhörten.
„Den werden wir mal unter die Lupe nehmen“, sagte der Kollege. Und zum Steuermann gewandt: „Jens, wenn die Kollegen den Strand verlassen haben, dann knöpfen wir uns das Boot vor.“

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Ja, richtig. Vielleicht erinnert er sich nicht mehr? Oder will es Kurt nicht sagen?

Eher Letzteres, denke ich - hatte er sich nicht bereits erinnert? Und will deswegen, dass das Medaillon gefunden wird? Oder stand das in @Milar s Chrono-Handlung …


Oskar Glanz betrachtete das Medaillion, das er im Juwelierladen im Papierkorb gefunden hatte. Er hatte es in die Tasche gesteckt und von der Asservaten-Liste gelöscht. Es war das perfekte Geburtstagsgeschenk für seine Frau. Seine Frau interessierte sich schon länger nicht mehr für ihn. Doch wenn er ihr ein solch wertvolles Geschenk machte … Das Klopfen an der Tür schreckte ihn aus seinen Gedanken. Hastig schob er das Medaillion unter ein Blatt Papier. “Ja, bitte?”
“Oh, Herr Glanz, sie sind ja noch da.” Kurt war überrascht. Normalerweise machte Glanz pünktlich Feierabend.
“Ja, ich muss noch meinen Bericht fertig schreiben. Was machst du hier, Kurt? Ich hab dich doch in den Urlaub geschickt.”
“Ja, schon, aber ich wollte die Asservaten-Liste noch mal durchgehen. Außerdem muss ich ja auch noch einen Bericht schreiben.”
“Lass nur, Kurt, ich mach das schon”, sagte Glanz und machte deutlich, dass das Gespräch hiermit beendet war.


“Glanz benimmt sich ja ganz schön seltsam”, sagte ich zu Kurt, als wir das Gebäude verließen.
Kurt nickte nur. Er wollte gerade sein Auto aufschließen, hielt dann jedoch in der Bewegung inne.
“Wie kommst du eigentlich auf die Idee, dass Grushenko was mit dem Raub zu tun hat?”, wollte er wissen. Kurt war gar nicht so dumm, wie er aussah. Ich überlegte einen Moment. Dann entschied ich mich, ihm die Wahrheit zu sagen.
“Mach mal die Autotür auf und lass uns einsteigen.” Kurt setzte sich ins Auto und beugte sich zur Beifahrertür hinüber, um sie zu öffnen.
“Ich habe den Diebstahl begangen. Zusammen mit Boris Korodyn.”
“Was?”, rief Kurt aus. “Wieso hast du mir das nicht gleich gesagt?” Ich zuckte die Achseln, obwohl ich wusste, dass Kurt es nicht sehen konnte.
“Grushenko hat das mit mir und Veronika herausgefunden. Er hat gedroht, ihr was anzutun, wenn ich nicht mache, war er will. Was hätte ich tun sollen? Er hat Veronika eingesperrt. Ich hatte eigentlich vor, sie da rauszuholen, doch dann ist alles anders gekommen. Als ich sie dann in meiner Wohnung fand, war ich erleichtert. Sie hatte wohl fliehen können. Dort ist sie zwar einigermaßen sicher, aber wenn die Russen auf die Idee kommen sie dort zu suchen …”
“Ich kann´s mir denken”, unterbrach mich Kurt. “Aber was will Grushenko mit Schmuck anfangen?”
“Na ja, mit dem Club ging es immer weiter bergab. Früher hielten sich Einheimische und Touris die Waage, doch dann kamen immer mehr Russen. Nichts gegen Russen, aber es gab öfter Schlägereien. Illegale Prostitution, sicher auch Drogenhandel. Jetzt will Grushenko bestimmt abhauen, bevor die Polizei hinter seine Geschäfte kommt.”
Kurt stieß die Luft aus. “Mann oh Mann, wer hätte gedacht, dass Sylt so ein gefährliches Pflaster ist.”
“Was ist jetzt mit dem Brief? Wir müssen dafür sorgen, dass Veronika in Sicherheit kommt.”
“Ich habe eine viel bessere Idee, Philipp.”


Veronika goss sich gerade eine Tasse Kaffee ein, als es wieder läutete. Philipp, na endlich. Vorsichtshalber legte sie wieder das Sicherheitskettchen vor und öffnete die Tür einen winzigen Spalt. “Sie schon wieder.”
“Ja, ich”, sagte Kurt und grinste. “Ich habe eine Nachricht von Philipp bekommen.”
“Philipp”, rief Veronika aus, “wo ist er? Haben Sie ihn gesehen?” Sie war ganz aufgeregt.
“Er hat mir eine SMS geschickt. Hier, lesen Sie selbst.” Kurt hielt ihr sein Handy hin. Veronika öffnete die Tür ganz und nahm es Kurt aus der Hand. Er folgte ihr hinein und schloss die Tür.
Veronika starrte auf den Bildschirm. >Hallo Kurt, ich wurde von Grushenko gezwungen, den Juwelierladen auszurauben. Suche meine Freundin. Du weißt, wen ich meine. Sage ihr, dass ich leider nicht zu ihr kommen kann. Sie soll zu Kommissar Petersen gehen und ihm alles erzählen. Sag ihr, ich liebe sie. P.< Veronika sah Kurt verwirrt an. “Wieso kann er nicht selbst kommen? Ich verstehe das alles nicht.”
“Da sind Sie nicht die einzige. Kommen Sie, ich fahre Sie zu Petersen.”
Veronika nickte mechanisch.


“Ich bin ruiniert”, rief Erich Wernecke, als Fiete wieder in den Verhörraum trat.
“Jetzt beruhigen Sie sich, Herr Wernecke”, sagte Selina. “Wenn Sie uns alles erzählen, was Sie wissen, wirkt sich das auf das Strafmaß günstig aus.”

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Wernecke sackte auf seinem Stuhl zusammen wie eine feuchte Papiertüte. Er ließ die Schultern hängen und stützte den Kopf in die Hände.
Selina und Fiete waren solches Verhalten gewohnt und fassten sich in Geduld. In den meisten Fällen fingen die Befragten nach einiger Zeit an zu reden. Und manchmal hörten sie gar nicht wieder auf.
“Es ist mir peinlich. Ich wollte dazugehören.” Wernecke starrte auf den Tisch und flüsterte fast. Fiete nickte unmerklich, rührte sich aber ansonsten nicht.
“Ich wollte zum inneren Zirkel gehören, da im Klub. Vor allem Rosalie, der wollte ich imponieren.” Stockend und mit holperigen Pausen erzählte er von champagner-seligen Abenden, an denen er viel Geld ausgegeben hatte und Rosalie ihn immer weiter an der Nase herumgeführt hatte. Bis zu dem einen, unglücklichen Stelldichein in einem der speziellen Zimmer über dem Klub.
“Sie hatte mich mitgezogen, ich wollte erst gar nicht. Dann saßen wir auf dem Bett und sie war schon halb ausgezogen.” Diesmal schien die Pause gar kein Ende zu nehmen. Selina und Fiete rührten sich immer noch nicht, denn sie wollten ihn auf keinen Fall unterbrechen.
“Sie hatte meine Hand auf ihre Busen gelegt. Und dann fing sie an, wie am Spieß zu schreien.”

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“Wieso hat sie plötzlich geschrieen?” Selina konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen. Der Juwelier sah hoch.
“Das … das weiß ich nicht. Mir wurde auf einmal schwarz vor Augen”, antwortete er und blickte die Kommissarin an. “Wissen Sie, meine Frau ist vor ein paar Jahren gestorben. Ich war einsam. Ein Mann sehnt sich doch hin und wieder nach etwas weiblicher Gesellschaft. Aber wie ich schon sagte, sie hat mich nur ausgenutzt, mir das Geld aus der Tasche gezogen und mich lächerlich gemacht.” Wernecke schwieg und starrte finster vor sich hin.

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**Sylter Krimi 8. Teil **


“Nun reden Sie schon, Mann. Wer?” Fiete trat einen Schritt auf Pfeiffer zu. Er musste wissen, wer dieser Informant sein sollte. Wer könnte etwas gesehen haben? Er war sich so sicher gewesen, dass niemand ihn beobachtet hatte, weder am Strand, noch im Juweliergeschäft. Es sei denn …
“Ist es Glanz?” Jetzt sah Pfeiffer nicht erst zur Seite, sondern zuckte mit den Schultern und nickte gleichzeitig fast unmerklich. Natürlich konnte er seinen eigenen Boss nicht rundheraus nennen.
“Ich brauche die Asservaten-Liste. Können Sie die besorgen?” Pfeiffer nickte. “Dann machen Sie schon. Ich muss wieder zu Wernecke. Der Weiß auch etwas, da bin ich sicher.”


Kurt zog fröstelnd die Schultern hoch, obwohl es hier drinnen warm genug war. Kein Wunder, ich hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt. Eigentlich wollte ich ihm Mut machen. Er zückte sein Smartphone, tippte darauf herum und fluchte.
“Was ist?”, fragte ich ihn.
“Glanz hat die Liste noch nicht hochgeladen, das ist. Jetzt muss ich ins Labor und sehen, wo er die hingelegt hat.” Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Container. Ich beeilte mich, hinter ihm herzukommen, damit ich nicht wieder vor verschlossenen Türen hängenblieb.


Auf dem Weg zum Labor fiel mir etwas ein. “Kurt, warte mal kurz.”
Er blieb stehen und sah sich um. “Was ist?”
“Ich möchte, dass du Veronika einen Brief schreibst.”
“Einen Brief? Wieso das denn?”, fragte Kurt verwirrt.
“Na ja, sie kann ja nicht ewig in der Wohnung rumsitzen und auf jemanden warten, der nie wieder kommen wird. Schreib ihr, dass ich untertauchen musste, weil Grushenko von unserem Verhältnis Wind bekommen hat. Sie soll sich an Kommissar Petersen wenden. Ihm alles erzählen, was sie weiß. Ihn bitten, Grushenko festzunehmen. Ich bin sicher, dass er hinter dem Raub steckt.”
Kurt sah skeptisch drein. “Ich weiß nicht …”, sagte er gedehnt.
“Hast du eine bessere Idee?”
“Nein, aber sie wird bestimmt erfahren, dass du tot bist.”
“Ja. Aber besser von Petersen, als von dir.” Der Gedanke daran, wie Veronika reagieren würde, wenn sie es erfuhr, schmerzte mich.


Es dämmerte, als die Tolstoi sich dem Roten Kliff näherte. Was Grushenko sah, gefiel ihm gar nicht. Er ging davon aus, dass bei dem kühlen Wetter der Strand am Abend leer war. Jetzt sah er dort Lichter blitzen. Er nahm sein Fernglas und schaute genauer. Vor dem Strand lag ein Polizeiboot und auf dem Strand standen zwei Polizeiautos. Beim Näherkommen sah er vier Polizisten, die mit Maschinenpistolen den Strand sicherten, zwei andere trugen gerade zwei Taschen zu einem Polizeiauto. Seine Taschen! Grushenko warf das Fernglas in eine Ecke und fluchte lautstark. Korodyn liess vor Schreck seine Bierflasche fallen.


Der Polizist auf dem Polizeiboot hatte die Tolstoi routinehalber ins Visier genommen, seit sie in Sichtweite kam. Er war im Alarmmodus, seit er erfahren hatte, dass am Strand Schmuck im Wert von mehreren Hundertausend Euro gefunden wurde. Seine drei Kollegen an Bord und die sechs an Land mussten jetzt für den sicheren Abtransport sorgen. Argwöhnisch beobachtete er das näherkommende Boot. Ein Kollege stellte sich neben ihn und schaute auch auf das Boot. Dann hörten sie die Flüche, die sich russisch anhörten.
„Den werden wir mal unter die Lupe nehmen“, sagte der Kollege. Und zum Steuermann gewandt: „Jens, wenn die Kollegen den Strand verlassen haben, dann knöpfen wir uns das Boot vor.“


Oskar Glanz betrachtete das Medaillion, das er im Juwelierladen im Papierkorb gefunden hatte. Er hatte es in die Tasche gesteckt und von der Asservaten-Liste gelöscht. Es war das perfekte Geburtstagsgeschenk für seine Frau. Seine Frau interessierte sich schon länger nicht mehr für ihn. Doch wenn er ihr ein solch wertvolles Geschenk machte … Das Klopfen an der Tür schreckte ihn aus seinen Gedanken. Hastig schob er das Medaillion unter ein Blatt Papier. “Ja, bitte?”
“Oh, Herr Glanz, sie sind ja noch da.” Kurt war überrascht. Normalerweise machte Glanz pünktlich Feierabend.
“Ja, ich muss noch meinen Bericht fertig schreiben. Was machst du hier, Kurt? Ich hab dich doch in den Urlaub geschickt.”
“Ja, schon, aber ich wollte die Asservaten-Liste noch mal durchgehen. Außerdem muss ich ja auch noch einen Bericht schreiben.”
“Lass nur, Kurt, ich mach das schon”, sagte Glanz und machte deutlich, dass das Gespräch hiermit beendet war.


“Glanz benimmt sich ja ganz schön seltsam”, sagte ich zu Kurt, als wir das Gebäude verließen.
Kurt nickte nur. Er wollte gerade sein Auto aufschließen, hielt dann jedoch in der Bewegung inne.
“Wie kommst du eigentlich auf die Idee, dass Grushenko was mit dem Raub zu tun hat?”, wollte er wissen. Kurt war gar nicht so dumm, wie er aussah. Ich überlegte einen Moment. Dann entschied ich mich, ihm die Wahrheit zu sagen.
“Mach mal die Autotür auf und lass uns einsteigen.” Kurt setzte sich ins Auto und beugte sich zur Beifahrertür hinüber, um sie zu öffnen.
“Ich habe den Diebstahl begangen. Zusammen mit Boris Korodyn.”
“Was?”, rief Kurt aus. “Wieso hast du mir das nicht gleich gesagt?” Ich zuckte die Achseln, obwohl ich wusste, dass Kurt es nicht sehen konnte.
“Grushenko hat das mit mir und Veronika herausgefunden. Er hat gedroht, ihr was anzutun, wenn ich nicht mache, war er will. Was hätte ich tun sollen? Er hat Veronika eingesperrt. Ich hatte eigentlich vor, sie da rauszuholen, doch dann ist alles anders gekommen. Als ich sie dann in meiner Wohnung fand, war ich erleichtert. Sie hatte wohl fliehen können. Dort ist sie zwar einigermaßen sicher, aber wenn die Russen auf die Idee kommen sie dort zu suchen …”
“Ich kann´s mir denken”, unterbrach mich Kurt. “Aber was will Grushenko mit Schmuck anfangen?”
“Na ja, mit dem Club ging es immer weiter bergab. Früher hielten sich Einheimische und Touris die Waage, doch dann kamen immer mehr Russen. Nichts gegen Russen, aber es gab öfter Schlägereien. Illegale Prostitution, sicher auch Drogenhandel. Jetzt will Grushenko bestimmt abhauen, bevor die Polizei hinter seine Geschäfte kommt.”
Kurt stieß die Luft aus. “Mann oh Mann, wer hätte gedacht, dass Sylt so ein gefährliches Pflaster ist.”
“Was ist jetzt mit dem Brief? Wir müssen dafür sorgen, dass Veronika in Sicherheit kommt.”
“Ich habe eine viel bessere Idee, Philipp.”


Veronika goss sich gerade eine Tasse Kaffee ein, als es wieder läutete. Philipp, na endlich. Vorsichtshalber legte sie wieder das Sicherheitskettchen vor und öffnete die Tür einen winzigen Spalt. “Sie schon wieder.”
“Ja, ich”, sagte Kurt und grinste. “Ich habe eine Nachricht von Philipp bekommen.”
“Philipp”, rief Veronika aus, “wo ist er? Haben Sie ihn gesehen?” Sie war ganz aufgeregt.
“Er hat mir eine SMS geschickt. Hier, lesen Sie selbst.” Kurt hielt ihr sein Handy hin. Veronika öffnete die Tür ganz und nahm es Kurt aus der Hand. Er folgte ihr hinein und schloss die Tür.
Veronika starrte auf den Bildschirm. >Hallo Kurt, ich wurde von Grushenko gezwungen, den Juwelierladen auszurauben. Suche meine Freundin. Du weißt, wen ich meine. Sage ihr, dass ich leider nicht zu ihr kommen kann. Sie soll zu Kommissar Petersen gehen und ihm alles erzählen. Sag ihr, ich liebe sie. P.< Veronika sah Kurt verwirrt an. “Wieso kann er nicht selbst kommen? Ich verstehe das alles nicht.”
“Da sind Sie nicht die einzige. Kommen Sie, ich fahre Sie zu Petersen.”
Veronika nickte mechanisch.


“Ich bin ruiniert”, rief Erich Wernecke, als Fiete wieder in den Verhörraum trat.
“Jetzt beruhigen Sie sich, Herr Wernecke”, sagte Selina. “Wenn Sie uns alles erzählen, was Sie wissen, wirkt sich das auf das Strafmaß günstig aus.”
Wernecke sackte auf seinem Stuhl zusammen wie eine feuchte Papiertüte. Er ließ die Schultern hängen und stützte den Kopf in die Hände.
Selina und Fiete waren solches Verhalten gewohnt und fassten sich in Geduld. In den meisten Fällen fingen die Befragten nach einiger Zeit an zu reden. Und manchmal hörten sie gar nicht wieder auf.
“Es ist mir peinlich. Ich wollte dazugehören.” Wernecke starrte auf den Tisch und flüsterte fast. Fiete nickte unmerklich, rührte sich aber ansonsten nicht.
“Ich wollte zum inneren Zirkel gehören, da im Klub. Vor allem Rosalie, der wollte ich imponieren.” Stockend und mit holperigen Pausen erzählte er von champagner-seligen Abenden, an denen er viel Geld ausgegeben hatte und Rosalie ihn immer weiter an der Nase herumgeführt hatte. Bis zu dem einen, unglücklichen Stelldichein in einem der speziellen Zimmer über dem Klub.
“Sie hatte mich mitgezogen, ich wollte erst gar nicht. Dann saßen wir auf dem Bett und sie war schon halb ausgezogen.” Diesmal schien die Pause gar kein Ende zu nehmen. Selina und Fiete rührten sich immer noch nicht, denn sie wollten ihn auf keinen Fall unterbrechen.
“Sie hatte meine Hand auf ihre Busen gelegt. Und dann fing sie an, wie am Spieß zu schreien.”
“Wieso hat sie plötzlich geschrieen?” Selina konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen. Der Juwelier sah hoch.
“Das … das weiß ich nicht. Mir wurde auf einmal schwarz vor Augen”, antwortete er und blickte die Kommissarin an. “Wissen Sie, meine Frau ist vor ein paar Jahren gestorben. Ich war einsam. Ein Mann sehnt sich doch hin und wieder nach etwas weiblicher Gesellschaft. Aber wie ich schon sagte, sie hat mich nur ausgenutzt, mir das Geld aus der Tasche gezogen und mich lächerlich gemacht.” Wernecke schwieg und starrte finster vor sich hin.

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Veronika stieg in Kurts Volvo und schnallte sich an. Kurt ließ mich hinten einsteigen.
“Wann hat Philipp Ihnen die Nachricht geschrieben? Und warum haben Sie mir das nicht schon früher gesagt?”, fragte sie.
“Die Nachricht ist von drei Uhr früh. Ich habe sie erst vorhin gelesen. Ich hatte mein Handy im Geschäft vergessen und dann war der Akku leer.” Kurt log, ohne mit den Wimpern zu zucken. Ich bewunderte seine kaltblütigkeit. Er ist noch mal ins Labor zurück gegangen und hatte es doch tatsächlich geschafft, mein Handy aus der Asservaten-Kammer zu holen, ohne gesehen zu werden.

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Ich wollte eigentlich darauf hinaus, dass sie Zeter und Mordio geschrieen hat, um ihn der Vergewaltigung oder mindestens Nötigung zu bezichtigen - Grushenko kommt herbei gestürzt um sie zu “retten” - hat Fotos, die eine solche Interpretation zulassen, wenn sie veröffentlicht würden - und erpresst Wernecke so, Laden und Safe ausrauben zu lassen …
oder so ähnlich, jedenfalls - ich war zu müde und habe es nicht fertig geschrieben.

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Ich dachte eher an K.O.-Tropfen und komprimitierende Fotos.
Ich nehm meinen Beitrag gern wieder raus.
Hat evtl. sonst noch jemand eine Idee?

Ist das korrekt? Oder werden sichergestellte Beweisstücke wo anders gelagert?

Nein, passt ja auch fast dazu. Vielleicht müssen wir es noch ein wenig ausschmücken …:kissing:
Dass ihm vielleicht z.B. nur schwummerig geworden ist, weil sie die Tropfen zu niedrig dosiert hatte und sie deshalb ein entsprechendes Theater abgezogen hat.

Ich glaube schon.:cool:

Wenn er das Medaillon erst gefunden hat, ist es nicht auf der Asservatenliste. Das Wort ist korrekt.

Wernecke ist angetrunken und geht auf die Wünsche von Rosalie ein. Sie machen ein SM Spiel. Er als Wauwau auf allen Vieren und sie als peitschenschwingende Lady. Wenn diese Fotos veröffentlicht werden, ist er gesellschaftlich ruiniert.

Mir fällt auf, dass ihr zu nett zu den Figuren seid. Veronika kann sich selber befreien, geht in die Wohnung von Philipp und geht schlafen. Glanz wird das Medaillon nicht untergeschoben, was fieser wäre, sondern er unterschlägt es selber.
Als Autorin sollte man die Figuren in die Scheisse reiten und in Gefahr bringen. Wie sie dann da wieder hinauskommen ist Sache der Figuren.

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Veronika war mir als Person etwas zu passiv und zu blass, daher dachte ich, dass sie mal selber das Ruder in die Hand nehmen kann und sich selbst befreit.

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Ja, bin ich meistens … schreibe Cosy-Krimis, da geht es meistens nicht so gemein zu … also eher weichgespült.

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