@Stolpervogel Tut mir leid. Ich hielt Dein Post zuerst für eine Anekdote aus Deinem Leben. Ist jetzt drin. Die Ich-Perspektive kann schon verwirren.
@Pferdefrau Dachte zuerst, dass seien allgemeine Gedanken, ob man das in einer Geschichte machen soll, dass Tote denken. Ist jetzt auch drin.
Vorschläge:
Geschichte: Eine Bande klaut alles Klopapier auf der Insel und verlangt Lösegeld für die Rückgabe. Oder über Sylt wird Klopapier nach Dänemark geschmuggelt.
Coronainfizierte können den Geist hören. Problem: Wenn der Geist alles erzählt, ist die Geschicht schnell beendet. Gegenmassnahmen: Die Infizierten werden nicht ernst genommen. Der Geist kann nicht sofort alles sagen, weil er jemanden beschützen will.
Ist ein Perspektivewechsel gewünscht? Zum Beispiel aus der Sicht der Ermittler. Oder abwechselnd zwischen Ermittler und Geist. Der Geist als Kommentator. Könnte dann ein satirischer Krimi werden.
Du meinst in die Hose der Leiche. Oder hat der Geist eine Hose an?
Text:
Da lag ich nun. Tot. Also, nicht wie tot, sondern richtig tot. Der Arm eines Ankers steckt in meiner Brust. Hätte schlimmer kommen können. In diesen Zeiten.
Jetzt lag ich da, im Sand, an der frischen Luft, wie man so schön sagt. Es müsste etwa acht Uhr morgens sein. Ich würde gerne auf die Uhr schauen. Geht nicht. Sie wissen schon, tot. Der Strand um mich herum ist immer noch leer. Normalerweise wäre er um diese Zeit schon ziemlich voll. Das wird noch eine Weile dauern, bis mich jemand findet. Wahrscheinlich wird es ein Hund sein, der mich zuerst entdeckt. An mir neugierig herumschnüffelt. Das konnte ich schon zu meinen Lebzeiten nicht ausstehen. Tja, da kann ich nichts machen. Vor Jahren fragte meine Tante mich, warum ich mir diesen Anker auf den Arm tätowieren ließ. Ich sagte ihr, er sei einfach Teil von mir. Welch Ironie. Wenn man so ein Ding einmal in der Brust hat, wird einem klar: Eisen ist viel schwerer als Tinte. Vermutlich war die Feder doch nicht mächtiger als das Schwert. So manches klingt ganz anders, wenn man erst einmal die Perspektive wechselt. Leider hatte ich mit der Perspektive auch direkt die Seite gewechselt, von den Lebenden zu den … ja, zu was eigentlich? Wenn man tot ist, kann man ja eigentlich nicht denken. Oder doch? Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, hörte ich einen Hund bellen. Verdammt. Heute blieb mir gar nichts erspart.
Der Hund kam näher. Himmel! Ein Bluthund. Im Nu lief der Sabber an meinen Wangen herunter. Aber egal, ich war ja tot. Eifrig schleckte der Köter meine Wunde sauber und ließ keine Stelle rund um den Anker aus.
„Rufus, bei Fuß!“, hörte ich eine Frau rufen. Der Hund schlabberte jedoch unbeirrt weiter. Kurz darauf vernahm ich Schritte im Sand und eine junge Frau erschien in meinem Blickfeld.
„Aus, Rufus, was … oh Gott“, rief die Frau und schlug entsetzt die Hände vor den Mund. Ich hätte ihr gern gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen soll. Aber, nun ja …
Nur zu gern hätte auch ich die Hände vor den Mund geschlagen, um den sabbernden Köter abzuwehren. Doch leider war mir das nicht möglich, da ich meinen Körper bereits verlassen hatte. Was ich allerdings immer noch nicht fassen konnte, obwohl es bereits gute fünf Minuten her war. Würde ich jetzt mal schätzen, ohne auf die Uhr gesehen zu haben.
“Rufus!”, rief ich. “Zieh Leine!”
Das Tier erstarrte, was dem Frauchen die Gelegenheit gab, ihn zu sich zu rufen. Ich eilte ihm nach.
“Hören Sie,” sagte ich zu der Frau, “Sie müssen die Polizei verständigen. Ich wurde ermordet!”
Als ob das nicht offensichtlich wäre, wenn man die Tatsache in Betracht zog, dass ich oberhalb der Wassermarke in den Dünen lag. Sie nahm keinerlei Notiz von mir. Hätte ich mir ja denken können. Menschen können keine Geister hören, Tiere schon. Die Frau versucht mit zitternden Händen das Telefon zu bedienen. Nun mach schon. Endlich.
»Da liegt ein toter Mann am Strand, ja, mein Name ist Helga Keuterer, ich bin ausserhalb von Westerland, Richtung Wenningstedt. Also, da liegt ein Mann am Strand, für mich sieht er tot aus, nein, nein, da getraue ich mich nicht hin. Könnten sie nicht sofort kommen?«
Das Gespräch ging in diesem Stil noch weiter. Wenigstens war die Polizei informiert. Ich ging wieder zu meinem Körper und guckte mich an. Schöne Scheiße das. Während ich kopfschüttelnd so da stand, um mir einen Reim auf mein weiteres Vorgehen zu machen, gesellte sich Rufus dazu. Er schaute zu mir hoch und versuchte irgendeinen Hinweis an meinen Beinen zu erschnüffeln. Die Nase schob sich bei der Schnuppertour durch mein Bein hindurch, was zum einen skurril aussah, zum anderen aber mich und auch Rufus erschrocken zurückweichen ließ. Wir hatten eine Verbindung!
Rufus rannte wieder zurück zu seiner Besitzerin. Ab und zu blieb er schnuppernd stehen. Ich wandte den Kopf ab und sah ein weiteres Mal auf mich hinab. Die Wunde sah übel aus. Kein Wunder, dass die Frau so entsetzt war. Ich setzte mich in den Sand und sah über das Meer. Die Sonnenstrahlen spiegelten sich auf der Wasseroberfläche und es sah aus, als würden tausende Diamanten darauf schwimmen. Eigentlich ein schöner Tag zum Sterben.
Die Zeit verrann wie der Sand zwischen den Pfoten von Rufus. Zu gerne würde ich mit meinen Händen hindurch streichen, oder wühlen, bis der kühle feuchte Sand nach oben kam, der hier dicht unter der trockenen oberen Schicht lag.
Da blitzte doch etwas neben Rufus’ Pfote? Ich stand auf und beugte mich zu ihm herab. Erschrocken wich er beiseite. Eine Kralle verhakte sich und er blieb mit erhobenem Vorderbein stehen. Er hatte ein Medallion an einer langen Silberkette aus dem Sand gezogen. Ich befreite seine Pfote von der Kette und richtete mich auf. Im Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. Mehrere Polizisten kamen auf mich zu. Außerdem zwei Leute der Spurensicherung, die man an den weißen Ganzkörperanzügen erkennen konnte.
„Was macht den der Hund noch dort?“, rief einer der beiden. „Der verwischt ja alle Spuren.“
Ich stecke das Medaillon in die Gesäßtasche meiner Jeans und wartete ab, was weiter geschah.
Textende
Ich hoffe, dass ich nichts vergessen habe. Sonst einfach meckern.