Nein, gar nicht. Meine Geschichten sind auch sehr dialoglastig. Ich mag verbale Schlagabtausche. Und ich mag es gern lustig.
Ich würde lieber ersteinmal auf das “Boot” eingehen. Da es einen Niedergang hat, gehe ich von einem größeren Segler oder - wohl für Verbrechers sinnvoller - Motorkajütboot aus. Damit kann man nicht so ohne weiteres am Strand am roten Kliff anlanden. Es ist zwar möglich, aber nicht ganz einfach, mit Rückwärtgang wieder vom Ufer loszukommen. D. h. einer muß mit Badebüx in die Nordsee springen, an Land waten und dort am Strand die Beute einsammeln. Es sei denn, das größere Boot verfügt über einen Moses, ein kleines Beiboot. Mit einem flachen Motorboot gelangt man trockenen Fußes an Land. Der Hafen Rantum ist nur für Boote mit geringem Tiefgang geeignet.
Zwischen Ebbe und Flut - Tide - liegen ungefähr sechs Stunden, Sommer, Winter, völlig egal, es sind ungefähr sechs Stunden. Ihr wollt doch jetzt nicht ein genaues Datum einbauen und nach Tidekalender gehen, damit es für den Leser nachvollziehbar ist, oder…? Wenn die Bösen allerdings Pech haben - oder etwas doof sind - könnte es passieren, daß ihr Boot in Rantum trocken liegt und sie bis zur Flut warten müssen. Wäre eine Extraschikane bei der Flucht.
Meine Zeit als Segler liegt ja jetzt schon etwas zurück, aber soweit ich mich erinnere gibt es auf einem Boot keine Seile.
mfg os|<ar
Ich bin kein Segler, aber meines Wissens sind das Leinen, Tampen und Reepen.
Also: Leinen los …
Das war ja ein Ding. Mein Vater und mein Opa. Dass ich die noch einmal wiedersehen würde. An ein Leben nach dem Tod hatte ich eigentlich nie geglaubt. Nix, Null, Zappenduster. Damit verglichen fühlte ich mich quicklebendig, auch wenn es gewisse Einschränkungen geben sollte. Das alles sollte ich einem Familienfluch zu verdanken haben? Und das mit dem Halbbruder hatte ich auch nicht so ganz verstanden. Hatte mein Vater etwa?
Die Schlafende bewegte sich. “Veronika?”
Einzig der Lada wäre mir zu wenig großkotzig für einen Gangsterboss auf Sylt … da muss es schon ein riesiger, richtig teurer SUV sein, finde ich.
Nö, finde ich ok. Dialog treibt die Handlung, normalerweise. Eben mehr show als tell. Ich schreib ja auch viel Dialog:roll_eyes:
Ach ja, @Pferdefrau : Hieß Korodin nicht Boris? Nachteil ohne Figurendatenbank …
“Gib mal her.” Fiete streckte die Hand nach der Akte aus und zog die Nase kraus, als er versuchte, den Vermerk zu enträtseln. "Meine Güte, das war doch bestimmt der alte Strobel, nach der Sauklaue. Der hat auch noch so eine Art Kurzschrift verwendet, mit zig eigenen Abkürzungen.
“verd a drg-k ko? mit pro R ang. tot bet”
Er legte die Akte weg. Aus Erfahrung wusste er, dass es ein paar Minuten, oder auch Stunden, dauern würde, bis sein Hirn sich um diese kryptische Notiz gewickelt hatte und der Sinn sich ihm erschloss. Oder auch nicht. Da half nur abwarten.
“Nehmen wir uns den Herrn direkt vor. Ich könnte mir vorstellen, dass ihm das ziemlich peinlich war, da können wir ansetzen.” Selina nickte und erhob sich in einer fließenden Bewegung.
Ich muß mal was bequengeln: Wir haben hier auf den Inseln schon zum Teil bescheuerte Namen wie Hansen, Franzen, Petersen, sogar Moritzen etc. Holgersen hab ich noch nie gehört. Und das hat auch seinen Grund (Achtung Heimatkunde!). Die Endungen der Nachnamen beruhten auf einem ganz einfachen Prinzip, sie bezogen sich auf den männlichen Vornamen des Gründers der Sippe. Hansen bedeutet z. B. Hans sin Söhn - also Hans sein Sohn - ergo Franzen Franz sin Söhn usw… Der Vorname Holger war bei der Entstehung der Nachnamen noch nicht auf der Welt.
Und es gibt auch typisch friesische Vornamen wie Tyge, Birte, Moiken, wir haben sogar eine Dame mit dem Namen Sylta.
;)Von wegen die Authentizität.
ok, ich nenne sie um … Birthe Hansen.
Allerdings ist Holger schon ein altnordischer Name … in der Bedeutung als „Kämpfer von der Insel“ auch ganz passend, könnte man argumentieren (vorname.com)
Vielen Dank, Alex! Bei Bestsellern wird ja gaaanz genau hingeschaut…
**
Sylter Krimi 5. Teil**
Fiete und Selina verließen das Juweliergeschäft. Plötzlich blieb Selina stehen. “Jetzt weiß ich wieder, woher ich Philipp Hansen kenne. Er ist, ich meine war, Türsteher im Club Killzone.”
“Der Russendisco?”
“Ja.” Selina lachte.
“Woher weißt du das?”, wollte Fiete wissen.
“Meine Freundin Tina war mal mit ihm zusammen. Bis sie ihn mit dieser Veronika erwischt hatte. Dann war Schluss.”
“Veronika Grushenko?”
“Wie jetzt?” Selina sah Fiete verständnislos an. Dann hellte sich ihre Miene auf. “Du meinst …”
“Veronika ist Grushenkos Frau. Wir haben doch mal gegen sie ermittelt. Wegen illegaler Prostitution. Weißt du nicht mehr.”
“Ja, richtig. Daran hab ich gar nicht mehr gedacht. Jetzt wird mir einiges klar.” Sie nickte. “Das heißt …”
Fiete unterbrach sie. “Philipp hat seinem Chef die Frau ausgespannt.”
“Ach herrie. Dann hat Grushenko Philipp ermordet?”
“Das würde mich nicht wundern”, meinte Fiete. “Knöpfen wir uns erstmal den Juwelier vor. Dann statten wir dem Club einen Besuch ab.”
“Meinst du, Grushenko ist noch auf Sylt?” Selina sah Fiete zweifelnd an.
“Keine Ahnung. Aber wir werden es herausfinden.”
Als ich meinen Name hörte, horchte ich auf und machte mich näher an die Kommissare heran. Nachdem ich sie belauscht hatte, fiel mir alles wieder ein. Der Überfall. Und Veronika. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was Grushenko mit Veronika anstellen würde, wenn er davon erfuhr. Oder wusste er es bereits? Ich musste mit Kurt reden. Und zwar sofort.
“Kurt, wir müssen reden. Jetzt gleich. Es geht um Leben und Tod.”
“Ich muss hier meinen Job machen. Außerdem bist du doch schon tot. Oder nicht?”
“Ja, danke, dass du mich daran erinnerst”, erwiderte ich grimmig. “Es geht aber nicht um mich, sondern um Veronika.”
“Um wen?”
“Achtung, Glanz kommt. Ich erklärs dir später.”
“Führst du jetzt schon Selbstgepräche, Kurt”, fragte Glanz.
“Nein, ich …”
“Kurt, ich sags ja nicht gern, aber nimm dir ein paar Tage frei und schlaf dich mal wieder richtig aus.”
“Ja, Chef.”
Wie wurde er jetzt nur dieses verdammte Medaillon los? Irgendwie musste er noch einmal in das Juweliergeschäft zurückkehren, ohne Selina im Schlepptau.
“Ich glaube, ich hab mein Handy liegen lassen. Warte hier. Ich bin gleich wieder da.”
„Na nu, Herr Kommissar, haben Sie was vergessen?“, fragte Oscar Glanz.
„Ich glaube, ich habe irgendwo mein Handy liegen lassen.“ Fiete ging hinter den Verkaufstresen und tat so, als ob er etwas suchen würde. Er nahm das Medaillon aus der Tasche und versteckte es in einem Papierkorb, in dem ein paar zerknüllte Quittungen lagen.
„Haben Sie es gefunden?“ Glanz beugte sich über den Tresen. Petersen hob erschrocken der Kopf. Er spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. „Ja, ja ich hab‘ es gefunden.“ Zum Beweis hielt er es hoch. Er verabschiedete sich erneut und lief eilig nach draußen.
Glanz sah ihm Kopfschüttelnd hinterher. Der Kommissar verhielt sich heute sehr merkwürdig.
Puh, das war knapp gewesen. Nur langsam beruhigte sich sein Puls wieder. Immerhin war er das Ding wieder losgeworden. Jetzt konnte er sich hoffentlich wieder auf den Fall konzentrieren. Selina sah ihn fragend an und er hielt sein Handy erneut hoch.
“Können wir jetzt endlich?” Sie stand ungeduldig neben dem Wagen. Er nickte nur und stieg ein. Wenige Minuten später hielt er neben den Containern, die ihnen als provisorische Büros dienten.
Erich Wernecke saß schon seit einer gefühlten Ewigkeit in einem der Besprechungsräume. Zuerst war er immer wieder aufgestanden und hin- und hergetigert, aber das waren immer nur ein paar Schritte. Jetzt saß er wie ein Kloß Mürbeteig auf dem Stuhl und zerfloss in Selbstmitleid. Warum nur hatte er sich mit den Russen angelegt, oder eingelassen, oder was auch immer da passiert war?
„Was machen wir mit ihr?“, fragte Boris Korodyn. Er hielt Veronika gepackt und sah seinen Chef an.
„Das ist mir scheißegal. Schaff sie mir aus den Augen.“ Grushenko tobte. Seine geliebte Veronika hatte ihn betrogen. Dafür würde sie bezahlen. Denn niemand betrog Vitali Grushenko.
Veronika starrte ausdruckslos zu Boden. Alles Bitten und Betteln würde nichts nützen. Sie hätte Vitali schon viel früher verlassen sollen. Wo nur Philipp blieb? Er hätte schon längst hier sein müssen. Hoffentlich war ihm nichts zugestoßen. Sie hätte nur zu gern gewusst, wie ihr Mann von ihrem Verhältnis erfahren hatte.
„Los komm, du Schlampe.“ Boris stieß sie grob vor sich her. Im Keller des Clubs schloss er sie einem Lagerraum ein.
„Verdammt, Boris, das könnt ihr nicht machen.“ Korodyn erwiderte nichts. Er knallte die Tür zu und drehte den Schlüssel um. Dann rannte er die Treppe hoch.
„Ich hab sie im Lager eingeschlossen.“ Er gab Grushenko den Schlüssel. Der wog ihn einen Moment in der Hand.
„Ach, was soll‘s. Von der Sorte stehen zehn Neue an jeder Ecke. Komm, Boris, es wird Zeit, dass wir von dieser verdammten Insel kommen.“
Veronika stolperte in den dunklen Raum. Hinter ihr drehte sich der Schlüssel im Schloss. Sie war panisch und erleichtert zugleich. Irgendwie hätte sie Vitali alles zugetraut.
“Ruhig bleiben. Ruhig bleiben!”, flüsterte sie sich zu.
Mit der Hand tastete sie nach dem Lichtschalter. So ein antikes Ding, das man drehen musste. Die Lampe ging an und beleuchtete schwach staubiges Gerümpel. Irgendwo war sicher etwas brauchbares dabei. Leise durchsuchte sie aufeinander gestapelte Bananenkartons mit Dekoartikeln, ausgemustertem Geschirr und Besteck. Veronika wog die stumpfen Messer in der Hand. Die würden gerade mal taugen, um Butter zu schneiden. Vorsichtig arbeitete sich sich weiter vor, stapelte die Kartons um, damit sie an die zugestellten Regale kam. Nur alte Ordner mit Unterlagen. In der Ecke angerostete Gartenstühle und ein Sonnenschirm. Sie überlegte, ob der Ständer des Schirms als Brecheisen taugte, verwarf den Gedanken aber wieder als sie feststellte, dass es sich nur um ein dünnes Rohr handelte, das selbst schon abgeknickt war. Irgendwo hier musste es doch altes Werkzeug geben. Es gab immer eine alte Werkzeugkiste mit Hammer und Brecheisen. Veronika war zum Heulen zumute. Eine Welle der Panik überflutete sie. Wenn Vitali wieder käme? Wenn er diesmal klar Schiff machen würde? Sie musste hier raus. Sie konnte nicht abwarten. Hier musste sich doch irgendwas finden lassen. Im Halbdunkel ertastete sie ein daumendickes Eisenstück. Ihr Herz raste. Sie zerrte das Eisenteil hervor und hielt es in Licht. Eine Kurbel für einen Wagenheber!
Sie trat an die Tür und hielt die Luft an, damit ihr kein Laut von draußen entging. Vorsichtig setzte sie die Kurbel an und drückte dagegen. Das reichte nicht aus, sie würde sich mit dem ganzen Körper dagegen werfen müssen, um das Türschloss aufzubrechen. Und das war laut. Sie musste das Risiko eingehen. Ein letzes Mal lauschte sie auf Stimmen. Dann warf sie sich mit aller Kraft gegen das Metall. Es knirschte und die Tür gab etwas nach.
“Komm schon, komm schon!”
Sie setzte die Kurbel aufs neue an, veränderte den Winkel und drückte dagegen, nochmal und nochmal. Jedesmal ging die Tür ein Stück weiter auf, bis sie schließlich ganz aufsprang.
Da war niemand. Ihr Herz raste wieder. Sie hatte sich überhaupt keine Gedanken gemacht, was sie tun sollte. Nur weg. Wo war wohl Philipp? Sie brauchte ihn mehr als je zuvor. Sie musste zu ihm.
Grushenko und Korodyn warfen ein paar Sporttaschen in den Kofferraum eines Dodge Ram und fuhren zum Yachthafen in List.
“Dawei, dawei”, rief Grushenko, dem das alles nicht schnell genug ging. Viktor ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Nach einer kurzen Fahrt parkten sie am Hafen, holten die Taschen heraus und rannten den Bootssteg entlang zur Tolstoi. Das war der Name von Vitalis erstem Pitbull. Korodyn löste die Leinen des Motorboots und startete den Motor. Geschickt steuerte er das Boot aus dem Hafen. Jetzt nur noch zum Roten Kliff, die Beute holen, und dann nichts wie weg hier. Zuerst hatten sie vorgehabt, die Beute gleichs aufs Boot zu bringen. Aber Grushenko fand es zu riskant, da die Polizei seit Corona den Hafen öfter kontrollierte.
Grushenko stieg den Niedergang in die kleine Kabine hinab und verstaute die Taschen. Dann goß er sich erstmal einen Vodka ein, um seine Nerven zu beruhigen. Seit das Virus auf Sylt angekommen war, drohte alles den Bach runterzugehen. Mit dem Club war es in letzter Zeit auch nicht mehr so gut gelaufen. Egal. Sie würden etwas anderes finden. Einzig der Verlust von Veronika schmerzte. Grushenko goß sich ein weiteres Glas ein und stürzte es in einem Zug hinunter.
Sylter Krimi 6. Teil
Kurt war nicht in der Stimmung, um mit mir zu reden. Sein Chef hatte ihn in den Urlaub geschickt und jetzt meinte er, dass er auch Urlaub vor mir hatte. Ich musste Veronika finden. Vielleicht hatte sie sich ja in meiner Wohnung versteckt. Soweit man sich auf 35 Quadratmetern verstecken konnte. Egal wie groß die Bude war, wir hatten hier so richtig guten Sex gehabt. Bei dem Gedanken daran wurde es eng in meiner Hose. Ich machte mich auf den Weg. Zum Glück konnte ich mit so einem Langeweiler von Nachbar mit ins Haus schlüpfen. Aber er wohnte auf einem anderen Stockwerk, darum nahm ich die Treppe. Ich stand vor meiner Wohnungstür.
“Du kannst reinkommen! Tür ist offen.”
Automatisch drückte ich die Tür auf. Ohne Nachzudenken. Wie blöd kann man sein!
“Hallo Philipp. Wir dachten ja, dass du ein bisschen länger lebst.”
“Papa? Opa?”
Mein Vater und mein Opa saßen auf den beiden verfügbaren Stühlen und grinsten mich an. Opa kaute auf seiner Pfeife herum.
“Ihr seid tot!”
“Das kann man wohl sagen. Du übrigens auch.”
“Äh. Ja.”
“Immer noch ein helles Köpfen, der Lütte”, meinte mein Opa.
Ich kam mir gar nicht helle vor. Da saßen mein toter Opa und mein toter Vater in meiner Wohnung und plauderten mit mir.
“Was macht ihr hier?”
“Wir passen auf die Kleine da drüben auf. Du warst ja zu beschäftigt.”
Ich sah zum Sofa, dort lag Veronika in eine Decke eingerollt und schlief wie ein Stein. Was sie wohl mitgemacht hatte?
“Sie kann dich nicht sehen und hören.”
“Weil wir tot sind?” fragte ich.
“Weil wir Geister sind.”
“Aber Kurt kann mich sehen und hören.”
“Welcher Kurt?” fragte Opa.
Mein Vater lief rot an.
“Müsste ich etwas wissen?” Mein Opa nahm die Pfeife aus dem Mund und starrte meinen Vater an.
“Das ist meine private Angelegenheit!” Jeder trotzige Teenager war cooler als mein Vater.
“Wäre ja nur schön gewesen zu wissen, dass man noch einen LEBENDIGEN Enkel hat.”
Ich recherchierte kurz meine Familienverhältnisse. Demnach wäre der Looser Kurt mein Bruder. Vermutlich nur Halbbruder. Das machte es nicht besser.
“Okay. Jetzt weißt du es.”
Ich fand, dass die beiden genug rumgezickt hatten.
“Schön, dass ihr mich besuchen kommt. Gibts sonst noch was oder kann ich euch zur Tür raus begleiten?”
“Dein Sohn macht auf dicke Hose!”
“Er kommt ganz nach dir!”
Ich stöhnte. Da saßen zwei Geister in meiner Küche und machen auf Familienzwist.
“Reg dich ab, Philipp. Wir sind wegen dir hier.”
“Davon merke ich nichts.”
“Jetzt, da du auf unsere Seite bist, brauchst du ein bisschen Anleitung.”
“Ich komme gut alleine klar.”
Mein Opa überhörte meine Bemerkung einfach. Er erzählte von dem Familienfluch, der alle männlichen Mitglieder traf. Angeblich hatte ein Vorfahr beim Thing wohlwissend einen Unschuldigen verurteilt und wurde daraufhin verflucht. Und der Fluch wird erst aufgehoben, wenn ein Nachfahre einen Unschuldigen rettet. Ich hielt das für schwurbeliges Zeug und sagte das auch.
“Und wie erklärst du dann, dass wir hier als Geister rumsitzen?”
“Was weiß ich, vielleicht hat der Türsteher was gegen uns. Und überhaupt, dann müsste es ja noch mehr geben.”
“Gibt es auch. Aber nach einiger Zeit erlischt das Interesse an der Realität.”
“Hm. Okay. Und was bringt mir das jetzt?”
“Oh, ein Geist zu sein hat auch Vorteile. Du kannst überallhin, durch Wände gehen, kein Harndrang. Solche Sachen.”
Ich sah zu Veronika.
“Nee, das geht nicht.”
“Kein Sex?” fragte ich.
“Tut mir leid Jungchen, das sind die Sachen, die vorbei sind, Sex, Alkohol und Krabben.” Mein Vater sah wehleidig aus.
“Aber ich hatte ein Fischbrötchen.”
Mein Opa horchte auf. “Du hattest ein Fischbrötchen? Das weißt du ganz genau?”
“Klar. War gut.”
“Interessant, das müssen wir später mal genauer untersuchen.”
“Und wie geht es jetzt weiter?”
“Tja, Jungchen, du machst dein Zeug und wir beiden besuchen mal den lütten Kurt.”
Veronika streckte sich und klappte die Augenlider auf. Mein Opa und mein Vater lösten sich mit einem geräuschlosen Knall auf. Und ich war der einzige Geist in der Wohnung. Ich setzte mich auf die Bettkante.
“Veronika, hörst du mich?”
Die Kommissare holten sich erst einmal einen Kaffee. Immerhin gab es eine ordentliche Maschine, sodass er sogar genießbar war.
“So. Jetzt zu unserem Juwelier.” Selina Sommer hatte sich auf ihren Stuhl gefläzt. “Was wissen wir über ihn, hast du den Background-Check gemacht, Birthe?”
Birthe Hansen war gerade mit einem Armvoll Aktenhefter in den Raum gekommen und knallte sie schwungvoll auf Selinas Schreibtisch.
“Ja, hab ich. Das ist vielleicht ein Herzchen, dieser Juwelier. Den haben wir schon ein paarmal in einschlägigen Etablissements angetroffen. Bisher hat er aber Glück gehabt und es sind immer nur seine Personalien aufgenommen worden.” Sie beugte sich verschwörerisch zu Selina und fuhr in einem durchdringenden Flüsterton fort. “Man könnte meinen, er hat einflussreiche Freunde …”
Selina zog eine Augenbraue hoch und sah Fiete vielsagend an. Der zuckte mit den Schultern. Das wäre nicht der erste und sicher nicht der letzte Fall hier auf der Insel.
“In diesem Russen-Club, da haben wir doch letztes Jahr eine Razzia gemacht. War er da auch?” Birthe blätterte in der Akte und nickte.
“Hat behauptet, er sei gerade erst gekommen und habe nur etwas trinken wollen. Allerdings ist ein kleiner Extravermerk dazu geschrieben worden, dass er … Mist, kann ich nicht entziffern.”
Das war ja ein Ding. Mein Vater und mein Opa. Dass ich die noch einmal wiedersehen würde. An ein Leben nach dem Tod hatte ich eigentlich nie geglaubt. Nix, Null, Zappenduster. Damit verglichen fühlte ich mich quicklebendig, auch wenn es gewisse Einschränkungen geben sollte. Das alles sollte ich einem Familienfluch zu verdanken haben? Und das mit dem Halbbruder hatte ich auch nicht so ganz verstanden. Hatte mein Vater etwa?
Die Schlafende bewegte sich. “Veronika?”
Veronika drehte sich um und schloss die Augen wieder.
“Phillipp, ich liebe dich”, murmelt sie.
“Ich dich auch, mein Schatz. Kannst Du mich hören, ja?”
Sie kuschelte sich in die Kissen und atmete in ruhigen Zügen weiter.
“Gib mal her.” Fiete streckte die Hand nach der Akte aus und zog die Nase kraus, als er versuchte, den Vermerk zu enträtseln. "Meine Güte, das war doch bestimmt der alte Strobel, nach der Sauklaue. Der hat auch noch so eine Art Kurzschrift verwendet, mit zig eigenen Abkürzungen.
“verd a drg-k ko? mit pro R ang. tot bet”
Er legte die Akte weg. Aus Erfahrung wusste er, dass es ein paar Minuten, oder auch Stunden, dauern würde, bis sein Hirn sich um diese kryptische Notiz gewickelt hatte und der Sinn sich ihm erschloss. Oder auch nicht. Da half nur abwarten.
“Nehmen wir uns den Herrn direkt vor. Ich könnte mir vorstellen, dass ihm das ziemlich peinlich war, da können wir ansetzen.” Selina nickte und erhob sich in einer fließenden Bewegung.
Figuren
Philipp Hansen … Türsteher
Vitali Grushenko … Klubbesitzer, Chef einer Verbrecherbande
Veronika Grushenkova … Grushenkos Frau
Boris Korodyn … Vertrauter von Grushenko, Mann fürs Grobe
Fiete Petersen … Kommissar
Selina Sommer … Kommissarin
Birthe Hansen … Polizistin
Oskar Glanz … Chef Spurensicherung
Kurt Pfeiffer … Assisten von Glanz
Erich Wernecke … Juwelier
Rosalie … Auftragsfrau
Helga Keuterer … Findet den Toten am Strand
Rufus … Bluthund
Eine zweite Figur mit Namen Hansen. Verwirrt das die Leserinnen nicht?
@Huselkuv Dein Text in der Forensik ist noch nicht in der Zusammenfassung eingebaut, aber gespeichert. Wir müssen schauen, wo er reinpasst.
Ein Dropboxkonto habe ich. Da kann ich schon die pap reinstellen.
Cousine, Tante, Schwägerin, Schwester … oder nicht verwandt und verschwägert, Hansen ist wie Müller oder Meyer ziemlich häufig. Ich habe selbst eine Tante mit Namen Hansen:D.
Aber - können wir ja noch erwähnen, ob verwandt mit Philipp oder nicht.
Würde ich erst machen, wenn sich die Geschichte noch etwas weiter entwickelt hat (oder sogar fertig ist und überarbeitet werden soll, von ein paar bestimmten Personen/Mitautoren, die Du dann einladen müsstest in das entsprechende Verzeichnis), denn dort ist sie ja nicht mehr öffentlich, so wie hier.
Wobei die Frage ist, ob unser Bestseller öffentlich bleiben soll, eine Leseprobe sollte ja eigentlich reichen zur Abschreckung.
Ich hab oben (Teil 6) das Szenenwechselzeichen vergessen.
Veronika drehte sich um und schloss die Augen wieder. „Phillipp, ich liebe dich“, murmelt sie.
„Ich dich auch, mein Schatz. Kannst Du mich hören, ja?“
Sie kuschelte sich in die Kissen und atmete in ruhigen Zügen weiter.
Ich hätte sie gern in den Arm genommen und geküsst. Ihr gesagt, dass alles gut wird …
Es klingelte an der Haustür. Veronika schreckte hoch . „Philipp.“ Sie sprang auf und lief zur Tür. Aber wenn es Philipp war, wieso klingelte er dann. Sie legte die Sicherheitskette vor und öffnete.
Vor der Tür stand ein kleiner korpulenter Mann. „Wer sind Sie und was wollen Sie?“
„Hallo, ich bin Kurt. Philipps Schulfreund. Ich will ihn besuchen. Wir haben uns schon länger nicht mehr gesehen.“
„Er ist nicht da.“
„Kann ich auf ihn warten?“
Veronika zögerte.
„Bitte.“ Kurt lächelte.
„Also gut. Kommen Sie rein."
Kurt? Ich war überrascht. „Was machst du hier?“, flüsterte ich ihm zu.
„Na dich suchen. Du hast doch gesagt es geht um Leben und Tod“, murmelte er. Zu Veronika sagte er laut: „Ich müsste mal.“ Das war eine gute Idee von Kurt. Ich schlüpfte hinter Kurt ins Klo.
„Ist das diese Veronika? Nicht schlecht", meinte Kurt anerkennend.
„Sie ist die Frau von Grushenko, meinem Boss. Wir sind schon eine Weile zusammen und hatten vor, Sylt zu verlassen. Grushenko hat wohl irgendwie davon erfahren.“
Kurt unterbrach mich. „Du hast deinem Boss die Frau ausgespannt? Mann oh Mann. Wenn die Russen sie finden gibt es Ärger.“
„Ja. Du musst die Polizei einschalten, Kurt. Sorg dafür, dass sie in Sicherheit kommt.“
Kurt stieß die Luft aus und wischte sich über die Stirn. „Und wie erkläre ich ihr das mit dir?“
„Tja, das dürfte die eigentliche Schwierigkeit sein.“
Ich dachte an ein schnelles Motorboot. Mit kleiner Kabine und hochseetauglich. Was käme da infrage?
Ja, das war der Gedanke. Entweder müssen sie warten, oder sich beeilen. Ich denke eher, sich beeilen.
Wäre ein anderer Hafen sinnvoller?
Da habt ihr natürlich Recht wird geändert.
Wie wärs mit einem Dodge Ram?
Ich dachte, er hatte noch keinen Vornamen.
@Milar Korodin oder Korodyn?
Kurt hat noch keinen Nachnamen. Wie könnte er heißen?
Kurt Pfeiffer.
Korodin könnte auch den Spitznamen Boris haben. Von Bumm-Bumm-Boris, weil das meist seine Art ist, Probleme zu lösen. Linkes Auge blau, rechtes Auge blau oder auch mal die Knarre zücken.
Veronika rief: „Aber bitte im Sitzen, ja?“
„Kein Problem“, ließ Kurt sich vernehmen. Und leiser: „Weiber.“
„Ich muss doch sehr bitten! Das ist meine Freundin.“
Er drehte den Wasserhahn auf. „Das war vielleicht deine Freundin. Und eigentlich war es die von Vitali.“
Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Aber etwas anderes fiel mir ein. „Sag ihr einfach die Wahrheit.“
„Wie, die Wahrheit?“
„Na, dass ich tot bin und jetzt als Geist spuke.“
„Du spinnst wohl, die erklärt mich für verrückt und ich lande in der Klapse.“
„Ja, aber …“
„Nichts aber.“
„Sieh zu, dass du herausfindest, wie ich gestorben bin. Dafür muss es doch genügend Beweise geben!“
„Willst du mich verarschen? Das ist zufällig mein verdammter Job!“
„Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“, fragte Veronika.
„Ich komme zurecht, vielen Dank.“
Jetzt betätigte er die Spülung, womit das Gespräch offenbar beendet war.
Er hiess von Anfang an Boris Korodyn.
Das ist die Realität. In einem Roman würde ich den Figuren gut unterscheidbare Namen geben. Das macht es den Leserinnen leichter. Ausser ich will, dass es ein Durcheinander gibt.
Passt.
Das mit der Kühlraumtür finde ich albern. Dann müsste Korodyn ein Volltrottel sein. Das passt zu einem Blödelkrimi. Realistischer wäre, Veronika würde in einen Abstellraum gesperrt und sie kann dann die Tür aufbrechen.