Streit um ein KI-generiertes Titelbild

Der Spiegel berichtet aktuell über einen Streit, der sich am Cover des neuen Buches von Kirsten Boie entzündet. Illustratoren fürchten um ihre Existenz, wenn Buch-Cover von einer KI gestaltet werden. Boies Verlag Oetinger eiert etwas herum, gibt aber ein Statement ab: „»Wir glauben, nein. KI kann und darf menschliche Kreativität niemals ersetzen. Wir sehen es als unsere Aufgabe, die Urheberrechte der Kreativen zu verteidigen und zu schützen«“

Der Link zu dem Artikel ist hier: Streit um Kirsten-Boie-Roman: Darf ein Jugendbuch-Cover mit künstlicher Intelligenz gestaltet werden? - DER SPIEGEL

DIe KI-Diskussion wird ja auch hier im Forum sehr kontrovers geführt, ich selbst bin ein Gegner, was den kreativen Einsatz von KI betrifft. Kunst ist für mich zwischenmenschlich, Technik kann/sollte allenfalls beim Handwerklichen helfen. Wie sind Eure Meinungen?

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Leider gibt es hier Mitstreiter, die nicht möchten, dass man hier seine Meinung zu dem Thema zum Ausdruck bringt, wenn man sich in unterschiedlichen Zusammenhängen wiederholt. Solche Aussagen stimmen mich ärgerlich und vergraulen mir, an der überaus interessanten Diskussion teilzunehmen:

Personen, die hier stets wiederholen, wie toll sie KI finden, dürfen das offenbar.

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… verstehe. Ich denke jedenfalls, dass das Thema äußerst wichtig ist.

Ich fürchte nebenbei, dass die Gewöhnung an die Zuhilfenahme von KI auch zu einer kreativen Abstumpfung führen kann.

Man merkt ja heute schon, sogar sehr stark, wie sich die permanente Nutzung von digitalen Tools und sozialen Medien auf die sprachlichen Fähigkeiten und auch auf das selbstständige Denken auswirken können. Ich glaube, dass das noch viel zu wenig untersucht bzw. mitgedacht wird.

Krasses aktuelles Beispiel ist der US-Wahlkampf, der nicht mehr inhaltlich, sondern nur noch in Slogans geführt wird.

Wenn Kritik an KI als „Fortschrittsverweigerung“ o.ä. deklariert wird, ist das plumpe Abwehrrhetorik. Ich hoffe eigentlich, dass man in einem Forum wie Papyrus vernünftig und reflektiert diskutieren kann.

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Meine Meinung:

Die Entwicklung, dass Illustratoren arbeitslos werden, weil Bilder kostengünstig computergeneriert werden, ist natürlich nicht schön, aber vermutlich unaufhaltsam. So, wie beispielsweise seit Erfindung der Fotografie die Zahl der Portraitmaler abgenommen hat.

Meiner Meinung nach sollte ein Verlag - genau wie Selfpublisher auch - die freie Wahl haben, ob er an dieser Stelle Geld einsparen will.

Speziell in dem Beispiel von Kirsten Boie finde ich das Bild okay. Ich besitze die ersten beiden Skogland-Bände, das ist sehr gut geschriebene Fiktion, und das Bild passt optisch.

Sehr viel bedenklicher finde ich das, was „Geschichtsfenster“ in diesem Video ab 4:50 zeigt: Einen historischen Roman, der sich auf tatsächliche Ereignisse des Mittelalters bezieht, und mit einer Riesenauflage gräßliche KI-Bilder unters Volk bringt, die ein völlig falsches Bild vom Mittelalter vermitteln. Und noch schlimmer später im Video: ein staatlich finanziertes Museum, das sich mit KI gräßlich falsche „Bildquellen“ bastelt.

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Es gibt und gab wunderbare Illustratoren, egal ob Cover, Bilderbücher oder Illustrationen innerhalb einer Geschichte. Ich fände es sehr schade, wenn diese kreativen Menschen ersetzt werden würden. Nehmen wir mal die Wimmelbücher von Ali Mitgutsch. Schön gemalt waren sie meiner Meinung nach nie, aber sie waren vielfältig, humorvoll und einmalig. Oftmals sind Illustrationen über lange Zeit mit Autoren und/oder Verlagen verbunden. KI Bilder sind so beliebig. Austauschbar. Finde ich schade. Ich kann selfpublisher aufgrund der Kosten verstehen, aber namhafte Verlage und Autoren? Kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Meine Tochter malt mit Stift, mittlerweile digital. Aber eben mit Stift und Phantasie. Sie hat meinen Hauptcharakter für mich erschaffen, ich habe ihn auf eine Tasse drucken lassen. Soll ich ihr sagen, lass es bleiben? KI macht das viel schneller? Die einfachen Schriftzüge auf weissem Hintergrund von den Büchern von M.Simmel waren legendär und hatten großen Wiedererkennungswert. Die Bücher von C.Funke, ihre eigenen Bilder. Video killed the radio star, ich weiß. Aber gut finde ich es nicht. Traurig ist es.

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Da hier auch ein großer Player wie Adobe mit dem Produkt Firefly mitspielt, kann ich mir kaum vorstellen, dass KI bei der Bilderzeugung wieder verschwinden wird. Man braucht nur mal zu schauen, wie viele Stock-Fotos nun auch bei Adobe Stock zu finden sind. Ich hab letztens auch ein KI generiertes Bild für meinen Arbeitgeber gekauft, obwohl ich es hätte mit Midjourney selbst generieren können.

Man kann von dieser Entwicklung halten, was man will. Aber die Zeit wird sich hier nicht zurückdrehen.

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Manchmal dreht sich die Zeit doch ein klein wenig zurück. Ich kann wieder problemlos LP’s kaufen. Der Markt dafür ist wieder da. Trotz CD, trotz spotify und Co. Es gibt kleine Bonbonmanufakturen, Hersteller besonderer Schreibwaren usw…
Vielleicht in sehr kleinem Umfang, aber ich habe die Hoffnung, dass nicht alles ersetzt wird und verschwindet . Und dass sich dafür immer Kunden/Käufer finden lassen.

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KI ist nicht mehr wegzudenken und wird sich auch nicht mehr zurück in ihre Büchse sperren lassen, der Zug ist abgefahren. Für immer.
Wie jede bahnbrechende Neuerung bringt auch sie eine Menge Vorteile, genauso wie erhebliche Nachteile mit sich. Einige Berufe werden deswegen untergehen, dafür werden andere neu entstehen, auch das war schon immer so. Wir können das gut finden oder nicht, interessiert niemanden, wir werden uns damit arrangieren müssen.

Ich finde es um so wichtiger, dass noch selbst geschrieben, gezeichnet, gemalt, musiziert etc. wird, schon alleine als Gegengewicht. Und dass man das auch rechtzeitig seinen Kindern beibringt, nicht dass all das Wissen und die Fertigkeiten verloren gehen.

Gut möglich, dass sich jetzt erstmal jeder auf die KI stürzt, weil es etwas Neues ist, nach einiger Zeit jedoch vom Menschen erschaffene Kunst wieder einen Boom erleben wird, weil das dann doch etwas Besonderes, Einzigartiges ist. Nur, bis es wieder soweit ist, kann es eine ganze Weile dauern.

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… mir geht es auch so. Ali Mitgutsch (leider mittlerweile verstorben) ist ein sehr schönes Beispiel, eben auch weil er eine echte kreative Leistung erbracht hat, er hat die „Wimmelbilder“ quasi erfunden und sehr liebevoll und in seinem charakteristischem Stil in Szene gesetzt.

Auch im Bereich der Illustration gilt für mich: Kunst ist immer „zwischenmenschlich“ - und wir sollten uns diese „Wahrheit“, die die KI immer nur vorgaukeln kann, immer bewusst halten - auch wenn selbstverständlich klar ist, dass eine KI unglaubliches leisten und illusionieren kann.

Letztlich müssen wir uns doch fragen: was macht uns als Menschen aus - und ist es sinnvoll, alles, was wir als Menschen schaffen, leisten, gestalten, produzieren an künstliche Intelligenzen auszulagern? Was für eine Welt würde das in wenigen Jahrzehnten sein und was würde das Leben dann noch lebenswert machen??

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Doch, mich interessiert das außerordentlich und ich bin überzeugt: auch noch ein paar andere Menschen. Auch glaube ich nicht, dass wir uns „arrangieren müssen“. Das entscheiden alleine wir selbst. Ich bin definitiv kein Technik-Gegner, kein Fortschrittsverweigerer. Aber ich möchte auch nicht mit der perfekten technischen Illusion eines Hundes spielen oder spazierengehen, sondern mit einem echten Hund. Wenn ich ein Buch lesen, will ich - unbedingt - wissen, dass ich mit einem Menschen, dem Roman-Autor, dem Wissenschaftler, dem Biografie-Schreiber usw. kommuniziere. Nicht mit einer noch so überlegenen KI. Wenn ich ein Bild betrachte, will ich in Verbindung mit dem Menschen treten, der es geschaffen hat. Nicht mit einer KI. Auch wenn deren Bild technisch, kompositorisch etcetera brilliant ist.

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Das ist eher ein technisches Thema. Es konnten sich nun viel mehr Menschen abbilden lassen - weil sie es sich leisten konnten - als vorher. Porträtmaler gibt es heute noch, und zwar nicht wenige.

Ein kommerzielles Unternehmen will immer sparen. Es zählt die Rendite. Natürlich soll dennoch die Wahlfreiheit bleiben - ich bin der letzte, der hier mit „Gesetzen“ gegensteuern würde. Aber: ich würde, genau wie bei Lebensmitteln, unbedingt darauf dringen, dass dem Käufer klar gesagt wird, wer der Urheber von Bild und Text ist (eine KI oder ein Mensch).

Vor allem aber befürchte ich, dass wir uns nichts Guten tun, wenn wir gerade in den Bereichen, die am menschlichsten sind - die Kreativität gehört unbedingt dazu - immer mehr den Bequemlichkeiten der KI ausliefern. Das hat nicht allein damit zu tun, dass Berufsbilder und damit Existenzen infrage gestellt werden. Sondern auch damit, was das mit der Entwicklung der menschlichen Kultur, des menschlichen Miteinanders macht. Die KI könnte ungebremst so etwas wie der kulturelle/gesellschaftliche Supergau werden.

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Die Tatsache, dass so viel Redebedarf besteht, verdeutlicht die Dringlichkeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Da darf nicht nur, da muss und wird es Wiederholungen geben! Wer das nicht mag, darf in anderen Threads wühlen gehen.

Bei der Covergestaltung sehe ich den Einsatz von KI etwas differenzierter als bei der Textgestaltung. Für mich zählt hier die Signatur, die Kennzeichnung, die unabdingbar ist! Nicht alle Cover waren jemals oder sind Werke professioneller Grafiker oder Illustratoren. Ein kreatives Pfötchen kann jeder haben, natürlich auch eine KI. Es gab/gibt Cover, die monochrom sind und einzig mit Typografie spielen, und sie ‚funktionieren‘. Manche Selfpublisher setzen die Kinderzeichnungen ihrer Sprösslinge aufs Cover. Hmmh. :thinking:

Wenn deutlich erkennbar ist, wer für die Umschlaggestaltung verantwortlich zeichnet, ist alles schick, finde ich – es ist nur ein Bild, das Appetit aufs Buch machen soll. Im weitesten Sinne, Werbung! Ein gutes KI-Cover ist mir dann allemal lieber, als vieles anderes, das mein Auge schon sah. Wenn man sich auf einer Fotoplattform ein Bild leiht und den eigenen Buchtitel dazu setzt, ist das auch keine originäre Leistung.

Natürlich gräbt KI-Bildgestaltung den Grafikern und Künstlern das Wasser ab, so wie der KI-Einsatz generell Berufe verändern wird. Und jeder muss für sich entscheiden, wie weit er mitzugehen, bereit ist. Ich bin Industrie-Designerin (gewesen), habe auch viele Jahre in der Werbung gearbeitet und sehe die Entwicklung auch mit einem weinenden Auge. Aber hat der Mensch jemals von etwas die Finger gelassen, weil er die Auswirkungen noch nicht überschauen konnte? Nein! Was wir können, werden wir machen. Nur für Transparenz müssen wir sorgen. Ich will wissen, ob ich einen Rubens bestaune oder ein KI-Gemälde, eine Ming-Vase oder ein Objekt aus dem 3D-Drucker, ein Janosch-Bilderbuch vorlese oder ein schnell generiertes KI-Buch.

Für das Genre Kinderbuch/Bilderbuch gelten (für mich jedenfalls) wieder andere Maßstäbe, da hier das Bild einen künstlerischen Anspruch verfolgt und wie Text zu verstehen ist.

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Ich danke dir ganz herzlich für diese klaren Worte.

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Gerade habe ich erfahren, dass BoD (Books on Demand) eine Umfrage zu KI macht, die eine wissenschaftliche Untersuchung zu diesem Anlass unterstützt. Ich beabsichtige, mich den Fragen zu stellen. Auf KI – Einstellung und Nutzung bei Autor*innen Survey kann man dort seine Meinung anonymisiert abgeben.
Auch ich stehe der KI in einigen Bereichen, wie beispielsweise der Kunst allgemein, kritisch gegenüber.

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@Berti: Danke für den Hinweis! Das schaue ich mir sofort an.

PS: Ich habe an der Umfrage teilgenommen, die mir sehr differenziert erscheint. Ich hoffe, über die Ergebnisse auch informiert zu werden.

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Ich habe an der Umfrage aus reiner Neugier teilgenommen, fand aber die Fragen und die Antwortoptionen zu schwammig. Welche Erkenntnisse für eine Masterarbeit daraus wohl quellen werden?

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schien mir nicht so (zu schwammig). Das ist eine allgemeine Umfrage, die Zielgruppe ist sehr weit gefasst. Kommt darauf an, was man mit den Daten macht. Ich finde es richtig und wichtig, überhaupt erst einmal solche Daten zu sammeln.

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Klasse! Danke, habe ich sofort ausgefüllt und freue mich schon auf den Gutschein. :smiley:

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Klar, mich interessiert auch, wie das gesehen wird, aber das wird nicht das Geringste am Vormarsch der KI ändern.

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Etwas für sich selbst abzulehnen, bedeutet nicht zwangsläufig, einer Entwicklung samt und sonders negativ gegenüberzustehen. Das ist so wie mit den Leuten, die meinen, das Bargeld würde abgeschafft, wenn man nur noch mit Karte zahlt.

Ich habe für mich noch keinen Verwendungszweck für KI generierte Bilder (oder Texte) ausmachen können, und deshalb nutze ich sie nicht.

Dass die Debatte auch unter Selfpublishern hochkocht, wundert mich ein wenig, weil ich meine, gelernt zu haben, dass gerade Selfpublisher sehr gerne aufwändige Schnitte und Covergestaltung nutzen, um ihr Werk bestmöglich darzustellen.

Was mich an Covern stört, die ich schlecht finde, ist, dass sie sehr oft nicht zur Geschichte passen, die erzählt wird, sondern mehr oder weniger einen aktuellen Trend zu bedienen scheinen.

Aber wie gesagt: Nur weil ich (noch) nichts damit anfangen kann, stehe ich KI-Covergestaltung nicht unbedingt ablehnend gegenüber.

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