Starke weibliche Charaktere

Die ist Gott sei Dank real und ich hoffe, dass sie ihr Ziel erreicht: Den Leuten und Regierungen aufzeigen, was für ne Scheiße sie teilweise machen. :wink:

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Ja, der Podcast ist wie er ist :wink: man könnte nun sagen, das seien ohnehin alles „nur“ Begrifflichkeiten, aber sie strukturieren und beeinflussen eben unser Denken, zumal wenn sie so omnipräsent sind wie das Modell der Heldenreise. Da tut es gut, dem etwas entgegenzusetzen – zumal wenn es so fundiert daherkommt wie die Analyse von Gail Carriger. Mit Animes kenne ich mich leider nicht so gut aus, aber ich halte es für sehr gut möglich, dass die Japaner eine ganz andere Erzählkultur haben als die Amerikaner, die wiederum insbesondere über die Filme und die Popkultur unsere Art Geschichten zu erzählen stark beeinflusst haben. Das wäre jetzt noch spannend zu untersuchen. Da ich historische (Frauen-)Romane schreibe, ein Genre das gemeinhin als weniger cool gilt als beispielsweise Thriller oder Krimis, fühle ich mich jedenfalls durch das Buch The Heroine’s Journey angenehm rehabilitiert . :thumbsup:

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Ein historischer Frauenroman hört sich interessanter an als Thriller oder Krimi. Frauen hatten es in der Vergangenheit nicht leicht, da sind Konflikte im Leben der Protagonistin vorprogrammiert, mit denen sich ein männlicher Leser eher nicht in seinem eigenen Leben herumschlagen musste. Zu mal sind historische Settings per se interessant. Thriller oder Krimis hat man als Deutscher dank ARD und ZDF in seinem Leben hingegen mehr als genug konsumiert …

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So wie „Die Wanderhure“, „Die Schwester der Königin“ oder „Die Heilerin“? Bei den Romanen finde ich es zwar gut, dass es eine starke Frau gibt, die ihr Ding durchzieht, aber - da historischer Kontext - kommt mir das oftmals so unrealistisch und aufgesetzt vor. Ich lese eine Szene und egal wie gut die geschrieben ist und wie sehr mir der Charakter gefällt, es schwingt immer so ein leichtes „never ever“ mit. :bowing_man:

Wenn Frauen vor einem historischen Hintergrund Macht und Sträke ausüben, dann haben sie die durch Stand, Reichtum oder andere (meist) äußerliche Attribute. Was ich Elfgard Kräutlein, als „Tochter der Apothekerin“, beim Lesen abspreche, stört mich beispielsweise bei einer Yennefer von Vengerberg gar nicht. Ich weiß nicht, ob es am historischen Background oder am Fantasysetting liegt?!

@Susanne24 : Wie hältst Du das bei Deinen Figuren? Mehr Realismus oder mehr Freiheiten oder eher eine Gradwanderung zwischen beidem? Würde mich echt mal interessieren, gerade vor dem Hintergrund starker Frauen in einem historischen Setting.

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Eine Freundin von mir würde ich als starke Frau bezeichnen. Sie ist auch ein Vorbild für mich:

Sie wollte als Jugendliche Wirtin werden, Mädchen durften das aber nicht lernen. Da hat sie sich als Junge ausgegeben und so eine Woche “Schnuppern” in einem der besten Restaurants in Zürich ergattert. In die Lehre durfte sie trotzdem nicht. Also hat sie einen anderen Beruf gelernt.

Später hat sie noch unverheiratet ein Kind bekommen, in einer Zeit, als das absolut gar nicht ging. Ihr Freund wollte sie heiraten. Allerdings hat er sie oft geschlagen. Sie erzählte mir: “Mit einem blauen Auge hätte ich ihn geheiratet, mit zwei nicht. Ich hatte zwei. Also habe ich meinen Sohn unter den Arm geklemmt und bin über den Balkon abgehauen.”

Nachdem das Gesetz endlich geändert wurde, hat sie auf eigene Kosten die Ausbildung besucht und die Wirteprüfung abgelegt. Sie musste lange suchen, bis man ihr ein Restaurant zur Pacht gab. Einer unverheirateten Frau wollte niemand ein Lokal anvertrauen.

Sie hat einen Mann kennengelernt, der sie von Herzen liebte. Eines Samstags hatte sie einen Anlass in ihrem Restaurant und ihr Freund hatte ihr versprochen, beim Aufräumen nach Mitternacht zu helfen. Doch er kam nicht. Sie dachte, ist wieder typisch Mann, hat es vergessen…
Zuhause lag ihr Mann mit ausgestrecktem Arm tot vor dem Möbel, auf dem das Telefon stand. Er hatte einen Herzinfarkt und konnte das Telefon nicht mehr erreichen.

Ihr Sohn hat schwere Depressionen entwickelt, trotz Behandlung wurde es nicht besser. Kurz vor seinem 20. Geburtstag hat er sich umgebracht.

Meine Freundin hatte kurz zuvor einen Witwer kennengelernt, in den sie sich verliebte. Er war gleich alt wie ihr Vater. Der Widerstand war heftig. Ihre Mutter war entsetzt und die Kinder des Witwers hielten sie für eine Erbschleicherin.
In der schweren Situation des Todes ihres Sohnes hat er sie unterstützt.

Wenn jemand Hilfe braucht, ist sie da.
Trotz aller Schicksalsschläge ist sie eine fröhliche und freundliche Person. Am Todestag ihres Sohnes und dem ihres Mannes ist sie immer traurig, auch nach all den Jahren.

Sie ist verständnisvoll, lässt sich aber nichts bieten. In der Schweiz sagt man, sie hat bei Bedarf “eine Züri-Schnure”, ist schlagfertig.

Inzwischen ist sie fast 70 und der tollste Mensch, den ich kenne.

Das ist meiner Meinung nach eine starke Frau.

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Ja das finde ich auch … sie eine enorme innere Stärke. Sie nimmt die Dinge, die ihr das Leben vor die Füße wirft. Sie muss sich nicht damit abfinden (gerade der Tod des Sohnes, wäre vermutlich auch mein Tod) und auch nicht akzeptieren, aber sie geht weiter und lässt sich nichts bieten. Das finde ich klasse und STARK.

Im Kontext der literarischen Heldenreise hätte sie die Ausbildung als “Mann” durchgezogen, den Mann der sie schlug nachts hinter dem Haus vergraben und wäre durch eine Deus Ex Machina Situation an ein Restaurant gekommen. Eine innere Vorahnung hätte sie nach Hause getrieben, um ihren Mann eigenhändig vor dem Herzinfarkt zu retten, um dann ebenso heldenhaft den Sohn vor dem eigenen Tod zu bewahren.

Das wäre dann zwar auch eine “starke Frau”, aber künstlich aufgesetzt und gepuscht. Ich denke daran müssen wir als Autoren arbeiten, nämlich das Bild der starken Frau nicht zu verklären, sondern zu stärken.

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Ähm. Ich.

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Bei männlichen Anime Charakteren ist das irgendwie offensichtlicher. Bestimmt weil Typen wie Naturo und Ruffy so ziemlich jede Folge erwähnen, dass sie Hokage oder König der Piraten werden wollen. :rofl:

Ghost in the Shell habe ich nur als Realfilm geschaut und die anderen Animes die du erwähnst bisher nicht. Aber heute Nacht hab ich Rascal Does Not Dream of a Dreaming Girl geschaut. Shoko Makinohara ist so eine Frau. Allerdings sehr introvertiert. Tatsächlich muss ihr der Protagonist ziemlich auf den Zahn fühlen bis sie zugibt, dass sie ihren Beruf nicht aufgeben will. Gerade fallen mir noch die Violinistin Kaori Miyazono aus Your Lie in April/Sekunden in Moll und die Puppe Violet Evergarden ein, welche die Gefühle der Menschen verstehen will. Generell scheinen mir das Frauen eher stillschweigend ihre Ziele verfolgen. Ein Gegenbeispiel wäre Fuu aus Naruto. Jedem zu erzählen dass sie 100 Freunde finden will ist aber nicht der vernünftigste Weg dieses Ziel zu erreichen und wirkt erzählerisch auch eher bemüht als gut durchdacht.

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Das bezweifle ich nicht. Es ging mir ausschließlich um fiktive Charaktere :wink: da stand ich vorhin auf dem Schlauch. Wahrscheinlich hat die schiere Masse solcher Charaktere einfach keinen einzelnen Namen greifbar gemacht. :wink:

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Ich hatte schon immer eine Vorliebe für Bücher und Filme, in denen “starke Frauen” eine wichtige bzw. Hauptrolle haben.
Eine klare, strikte Definition hierfür fällt mir allerdings schwer. Vielleicht treffen die Umschreibungen: sich nicht den Konventionen beugend, sich nicht abhängig -insbesondere von Männern abhängig- machend, gleichermaßen Herz und Verstand einsetzend, was ich als “stark” empfinde.

Frauenfiguren, die mir dazu einfallen, sind:

Antonia (und ihre Tochter) aus dem wunderbaren Film “Antonias Welt”
Idgie Threadgoode aus dem Buch “Grüne Tomaten” (das wenig mit dem Film gemein hat)
Vianne Rocher aus dem Roman “Chocolate”
Lisbeth Salander aus der “Millenium Trilogie”
Jane Hatchard aus dem Film “Vom Fliegen und anderen Träumen”
und “Thelma und Louise” aus dem gleichnamigen Film

Es gibt bestimmt noch eine ganze Menge mehr. Diese Figuren sind charakterlich völlig unterschiedlich und haben doch, für mich zumindest, die Bewertung als “starke Frau” verdient.

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Dass mir die nicht eingefallen sind! Sie zählen zu meinen absoluten Lieblingen.

Wobei gerade in japanischen Animes/Mangas weibliche Charaktere oftmals zum Eye Candy oder Anfeuern der Hauptfigur degradiert werden. Die müssen dann hauptsächlich niedlich und/oder großbrüstig sein, das fällt schon extrem auf, auch in Verbindung mit der Kultur dort, wie @vonFels schon sagt. Aber auch hier bildet One Piece erneut die Ausnahme, wo weibliche Charaktere wie vollwertige Charaktere und ihre männlichen Counterparts behandelt werden.

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Gratwanderung trifft es wohl ganz gut. Ich habe die oben genannten Romane leider nicht gelesen, habe somit keinen Vergleich. Meine historische Romanbiografie über die Veuve Clicquot („Madame Clicquot und das Glück der Champagne“) ist an den Fakten orientiert, da musste ich gar nicht so viel erfinden, ihr Leben war aufregend genug. Für einen spannenden Plot und um die Anforderungen des Verlags und der LeserInnen zu erfüllen fügt man aber schon das eine oder andere hinzu, oftmals wenn es um die Liebesgeschichte geht, denn über das Privatleben weiß man weniger als über das Unternehmen Veuve Clicquot. Am 25. August 2021 erscheint „Die Teehändlerin“, auch hier ist ein real existierendes Familienunternehmen (Ronnefeldt, Frankfurt) und eine historischen Figur die Vorlage – und auch hier weiß ich über ihr Privatleben außer den Eckdaten (Ehe, Anzahl der Kinder, Geschwister) nicht viel. Ich versuche aber ein realistisches Bild der Lebensrealität im Biedermeier zu beschreiben und das Lebensgefühl einzufangen. Die historischen Fakten sollen stimmen, das ist mir sehr wichtig. Da aber über eine brave Hausfrau niemand etwas lesen will, muss ich natürlich eine spannende Geschichte drumherum erzählen.

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Es sind einge Frauen, die in diesem Strang geschrieben haben, die sich mal gründliche Gedanken über ihren männlichen Bekanntenkreis machen sollten. Denn wenn man nur Männer kennt, die entweder unfähig oder Arschlöcher sind, kann das zweierlei bedeuten. Es könnte sein, dass es nur Männer gibt, die unfähig oder Arschlöcher sind. Es könnte aber auch sein, und die Vermutung liegt deutlich näher, dass man mit den falschen Männern verkehrt.
Ein pauschales Urteil über unsensible, aufdringliche, beherrschende, unfähige oder mit jedweden schlechten Attributen ausgestattete Männer, sagt mir in dem Moment deutlich mehr über die Frau aus, die es ausspricht, als über die Männer in ihrer Gesamtheit. Pauschale Urteile über Männer erlauben sich Frauen, weil sie es können. Ungestraft. Es wird gerne gesehen, wer will nochmal, wer hat noch nicht? Es hat einen Wahrheitsgehalt von nahezu Null.
Alle Männer sind Vergewaltiger hat ungefähr den Wahrheitsgehalt von alle Frauen sind Abtreiberinnen. Matürlich kann ich als Mann über Menstruationsbeschwerden genauso gut oder besser schreiben als eine heterosexuelle Frau. Ich habe sie aus erster Hand. Aus vielen ersten Händen. Ihr habt keine Ahnung, wozu Frauen fähig sind, wenn man sie lässt. Was sie einem erzählen, wenn das Vertrauen da ist. Natürlich kann ich ebenso gut oder besser über weiblich-schambesetzte Themen schreiben als jede Frau. Weil ich sie selbst erlebt habe, aus erster Hand. Dutzendfach.

Nur man muss es wollen. Und lange und vielen zuhören. Und man muss imstande sein, tiefes Vertrauen zu gewinnen. Über Männer und ihr Inneres wurde in den vergangenen sechzig Jahren deutlich weniger geredet und geschrieben. Wie viele Frauen gibt es hier, die von einem Dutzend Männer schonungslos ehrliche Berichte (Beichten) gehört haben, ihnen zugehört und sie verstanden haben? Ist nicht gerade en vogue. Denn es dreht sich alles um die Frau. Nur noch. Immer und überall.
Es wird einige Frauen überraschen, aber Männer haben genauso intensive Gefühle wie Frauen. Das Blöde daran ist nur, es interessiert keinen. Keine Frau. Und wenn diese Gefühle dann ausgesprochen werden, interessieren sie niemanden. Weil sie zu banal klingen. Nach faulen Ausreden. Ergo haben es sich Männer angewöhnt, darüber zu schweigen. Wenn ein Mann mit dir nicht über seine Gefühle spricht, bist höchstwahrscheinlich du selbst Schuld. Weil er deine Erwartung kennt. Und sie nicht erfüllen will oder kann!

Männer sprechen über ihre Gefühle, wenn sie Vertrauen zu dir haben. Falls sie es nicht tun, ist das für mich ein Zeichen, dass er dieses Urvertrauen zur Frau nicht hat. In der Regel hervorgerufen, durch sich ständig wiederholende Anforderungen, Erwartungen und Wünsche an ihn.

Ich weiß wirklich nicht, wo du das herausgelesen haben willst? Ich kann solche pauschalisierenden Aussagen nirgends entdecken.

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Freut mich, dass du das so siehst :slight_smile: Geht mir auch so, obwohl ich manchmal trotzdem ganz gerne den Tatort gucke.

Es klingt, als fühltest du dich persönlich angegriffen, das tut mir leid. Ich habe gerade noch einmal den Thread durchforstet und konnte solche Aussagen nirgends entdecken. Was meinst du damit?

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Auch wenn ich deine, @FancyFux , Meinung:

nicht in diesem Thread widergespiegelt sehe, muss ich dir hierin:

zustimmen.
Und ich finde es furchtbar ermüdend, dass in Filmen und Büchern die weibliche Emanzipation derzeit oft zu Lasten der Männer geschieht. Es hat manchmal den Anschein, als könne eine weibliche Heldin nur dann “stark” sein, wenn sie sich Männern gegenüber genauso mies verhält, wie man es umgekehrt bei einem Mann sofort beanstanden würde.
Da steckt eine fiese Doppelmoral dahinter, keine Frage, wie auch in vielen anderen Dingen. Ich denke, da haben wir alle es in der Hand. Indem wir überzeugende Frauen und Männer schreiben, die stark sind, oder auch schwach, die realistisch sind, die für ihre Ziele kämpfen.
Und indem wir nach einem bescheuerten Hollywood-Blockbuster, der wieder nix verstanden hat, aufstehen und sagen: “Sorry liebe Leute, davon fühle ich mich nicht angesprochen. Das bin ich nicht. Das könnt ihr besser.”

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Der Strang ist mir deutlich zu comiclastig. Vor allem, wenn man bedenkt, welchen Marktanteil am Gelesenen Comics haben.

Pipi Langstrumpf (A. Lindgren)
DIe Rote Zora (Kurt Held)
Georgina (E. Blyton)
Mathilda (Luc Besson)
Katharina Blum (H. Böll)
Jane Somers (D. Lessing)
Kathy H. (Kazuro Ishiguro)
Eva, das Löwenmädchen (Erik Fosnes Hansen)
Petra Delicado (Alicia Giménez Bartlett)
Betty (Elke Heidenreich)
Betty (Philippe Dijan)
Fräulein Smilla (Peter Hœg)
Anna Fitzgerald (Jodi Picoult)
Cal Stephanides (Jeffrey Eugenides)
Zonenkinder, sie selbst (Jana Hensel)

Ich habe schon noch mehr gelesen, aber natürlich fallen einem nicht alle sofort ein.

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Was hat der der Marktanteil von Comics mit den Vorlieben der Leute zu tun, die hier kommentieren? Und gut geschriebene Frauen kann es in jedem Medium geben, wie Charaktere aufgebaut sind ist überall gleich.