Oh je.
Wenn jemand nur ein Buch, ein Herzenswerk, schreiben will, ist das natürlich ein ganz anderes Ziel Aber auch hier sollte irgendwann der Mut bestehen zu sagen: Es ist fertig. (Denn die Wahrheit ist, ein Buch ist nie wirklich fertig ) Und ich bin überzeugt, dass dann doch die Idee für ein zweites Buch wächst.
Der Eingangspost war formuliert im Sinne: „Ist es möglich und in Ordnung viel (Überarbeitung/Design) selbst zu machen oder verliere ich dann Leser, weil die Qualität schlechter wird?“ - was auf ein wirtschaftliches Interesse schließen lässt, dass mehr als ein Einzelwerk bedeutet. Wenn ich 3 Bücher geschrieben habe (was ein enormer zeitlicher Aufwand) , und 6000€ Lektorat hinterhergeworfen habe, ist die schmerzende Wunde schon heftig, wenn es keine Käufer findet. Denn neben der Qualität des Textes, braucht es Glück und vielleicht auch eine Strategie. Ich bin sehr schlecht (oder faul) in Marketing
Jemand mit Pferden und einem Motorrad hat kein Geld für mehr für Ski übrig
Ich rede mich heraus, dass mein Motorrad mein Autoersatz ist. Dann ist es plötzlich nicht mehr so teuer …
Das war bei mir früher auch so. Nach Jahren transformierte ich zum Weichei.
sehe ich exakt auch so. Testleser ersetzen kein professionelles Lektorat.
Dazu gibt es das Buch Bestseller von Elmar Weixlbaumer und Monika B. Paitl. Das Buch kann am Anfang demotivieren, weil dargelegt wird, wieso man es nicht schaffen wird. Dann werden die Bedingungen für ein erfolgreiches Buch aufgelistet. Das Buch ist knallhart und räumt mit romantischen Vorstellungen auf. Ein gutes Buch zum Thema.
Achtung: Nicht verwechseln mit dem Buch Der Bestseller-Code.
Es gibt ja etliche Selfpublisher, die von Ihren Einnahmen leben können. Ich lese zum Beispiel von Pedro Urvi seine Waldläufersaga. Jeder Band hat mehrere tausend Bewertungen und ist in mehreren Sprachen erschienen. Torsten Weitze ist auch so ein Autor, der sich einen Leserkreis erschlossen hat und tausende Bewertungen für seine Bücher bekommen hat. Die Sturmfels-Akademie ist spannend zu lesen und Fantasy pur.
Ich denke, dass der wesentliche Punkt für den Erfolg darin besteht, dass man sich um einen Leserkreis bemüht. Eine Zielgruppe, die man im gleichen Genre bedient. Je öfter man das Genre wechselt, umso mehr Aufwand muss man betreiben, um Leser zu erreichen.
Dazu zählen natürlich ein ansprechender Schreibstil, eine gut gestaltete Publikation und ein Marketing, welches von den meisten Selfpublishern wohl unterschätzt wird. Matthias Mattig geht von 50% der Zeit aus, die dafür benötigt wird zum Einstieg und wenn man seinen Leserkreis dann aufgebaut hat, nimmt der Aufwand ab. Dazu gehören dann aber auch Dinge wie Newsletter (Mailingliste), Lesungen und mindestens ein Social Media Kanal, in dem man Fans erreichen kann.
Es muss schon etwas Unternehmergeist in einem stecken, wenn man den Erfolg planen will. Aber wie Tapio schon geschrieben hat: Die Zeiten sind eigentlich besser, als je zuvor, wenn man bereit ist, auch die Aufgaben zu übernehmen und gegebenenfalls zu verteilen, die sonst Verlage übernehmen.
Edit: Ich verstehe ja, warum viele gegen Amazon sind, aber als Autor sollte man das doch etwas differenzierter betrachten. Ohne Amazon würden die Verlage weiterhin allein entscheiden, was veröffentlicht wird. Der deutsche Buchmarkt hat sich unglaublich schwer getan, Bücher zu publizieren, die nicht von Verlagen kommen. Da ist ein Monopol gebrochen worden und erst, nachdem Amazon damit Erfolg hatte, sind andere nachgezogen. 2011 hat das angefangen und erst in den letzten Jahren, so mein Eindruck, hat sich die Buchbranche in Bewegung gesetzt. Verlage sind für mich da eher zwiespältig. Erst haben sie versucht, die Selfpublisher zu verhindern, jetzt versuchen sie die Erfolgreichen unter ihnen zu ködern.
Du hast sicherlich in vielen, wenn nicht sogar in den meisten Punkten recht. Allerdings:
BOD gibt es seit 1998
tredition gibt es seit 2007
epubli gibt es seit 2008
Das sind so die ersten, die mir in den Sinn kommen.
Ich hatte bereits mit Testlesern und einer Lektorin zu tun. Das Ergebnis unterschied sich nicht allzu sehr. Im besten Fall schreiben die Testleser selbst und dann geht auch das Feedback ins Detail. Wenn ich selbst einen anderen Text testlese, arbeite ich genauso wie ein Lektor jeden Satz durch und markiere alles, was mich stört. Oder ich hatte bloß eine schlechte Lektorin.
Keine Sorge, ich mache mir keine Illusionen Ich schätze realistisch ein, dass ich nicht vom Schreiben leben werde, und das ist auch nicht mein Ziel (Ein Traum natürlich schon). Aber ich habe festgestellt, dass ich so gerne schreibe, dass es mehr als ein Hobby ist. Es ist … mein Lebensinhalt? Und wenn mich das viel glücklicher macht als mein Beruf, fragt man sich schon, ob das nicht ein Beruf werden könnte.
Ideal wäre für mich: zur Hälfte ein sicherer Beruf, zur anderen Hälfte das Schreiben. Oder wenigstens ein großer Teil von Letzterem. Einfach, um bei der Arbeitszeit im Hauptjob runtergehen zu können und mehr fürs Schreiben zu haben.
Und Erfolg ist im Selfpublishing durchaus möglich. Warum nicht sich aufraffen und es einfach mal probieren? Und dann aber so professionell wie möglich, ohne zu viel zu investieren. Mein Lektorat habe ich in Zeiten von Corona für 700€ bekommen. Das ist ein pures Schnäppchen. Das Cover ist kurz davor in Auftrag gegeben zu werden und wird um die 350€ kosten. Der Rest … mal sehen. Schwierig ist halt zu erkennen, wer dir eine professionelle Arbeit zu einem fairen Preis anbietet und wer einfach nur deine Unkenntnis ausnutzt und etwas für viel Geld für dich macht, was du mit etwas Recherche und Übung auch selbst hinbekommen hättest.
Vermutlich gibt es hier unterschiedliche Auffassungen über die Arbeit von Testlesern und einem Lektorat. Testleser sind ‚normale‘ Menschen, die der angedachten Zielgruppe des Manuskripts zugehören. Das sind bspw. für Kinderbücher auch Kinder. Also unvoreingenommene Laien, die aber den potentiellen Käuferkreis widerspiegeln und das Werk in seiner Gesamtheit erfassen und beurteilen. Stellen sie Fragen zum Verständnis, wie reagieren sie gefühlsmäßig etc…
Ein Lektorat ist in der Regel eine Profi-Arbeit, die deshalb (es sei denn, man hat im Freundes- oder Verwandtenkreis Glück) auch eine bezahlte Dienstleistung darstellen. Die Leistung umfasst auch viel mehr Details, als nur die oberflächliche Begutachtung oder Bewertung des Gesamteindrucks. So ist es Logikfehlern auf der Spur, weist auf stilistische Brüche hin und arbeitet eng mit dem Schreibenden zusammen. Gute Lektorenarbeit ersetzt das Testlesen, leider nicht umgekehrt.
Aber auch ich gehöre zu den Tintlingen, die sich Profi-Arbeit nicht leisten können, und ich glaube, wenn einige namhafte Autoren nie einen Verlag gefunden hätten, die das Lektorat übernommen haben, gäbe es viele gute Bücher nicht, denn auch sie hätten anfänglich die vielen Profi-Dienstleistungen nicht aus eigener Tasche zahlen können. Für mich gilt es, aus der Not eine Tugend zu machen und inzwischen habe ich auch (zeitweise) Freude an den Nichtschreibtätigkeiten. Erst kürzlich las ich bspw. über die Unzufriedenheit der amerikanischen Fantasy Autorin Ursula K. Le Guin („Chroniken von Erdsee“) über die grafische Covergestaltung der meisten ihrer ersten Ausgaben, über die sie absolut keine Kontrolle hatte. So sehe ich es als Luxus an, selbstbestimmt darüber zu entscheiden. Und wenn es Mist ist, der nicht ankommt, so ist es wenigstens allein meiner!
Das hier ist ein Beispiel für die Randbemerkungen meiner Testleser:
… und so stelle ich mir Lektorat vor, wie eine Textkritik von @Yoro hier aus dem Forum. @Yoro sag bitte bescheid, wenn ich den Screenshot lieber löschen soll, ist ja dein geistiges Eigentum.
Und genau so - also wie Yoro - machen das meine Testleser auch.
Zwei von meinen Testlesern hatten auch so schon ca. 10 Monate zum Testlesen gebraucht. Die hatten alle noch anderes zu tun.
@_Corinna kein Problem, die ganze Textarbeit ist hier ja sowieso für alle einsehbar.
Textarbeit, zumindest wenn man sich wirklich dahinterklemmt, macht viel Mühe und kostet auch einiges an Zeit. 10 Monate finde ich aber schon etwas heftig!
Darüber hatte ich mich schon mal an anderer Stelle aufgeregt. Ich finde das unverschämt. Wenn man für so was keine Zeit hat, dann sollte man sich nicht dazu bereiterklären.
Corinna möchte schließlich auch weiterkommen. Jeder hat ja wohl noch andere Dinge zu tun. Ach, ich könnte mich schon wieder aufregen. Was bin ich froh, dass ich die Leute habe, die ich habe.
Dann bist Du zu beneiden, denn dann sind sie weit mehr als ‚nur‘ Testleser! Vielleicht machen sie ja ein „Lesorat“ ?
Hoffentlich lesen sie hier nicht mit, denn als waschechte Lesoraten verlangen sie beim nächsten Buch bestimmt ein Dienstleistungsentgelt.
Vielleicht sollten sie einfach dankbar sein, Dich überhaupt vorab lesen zu dürfen?!
Wenn ich mal auf diesem Niveau angekommen bin, werde ich wohl auch davon leben können … und dann lade ich sie ein. Auf einen Champagner, versteht sich von selbst.