Lassen wir Fakten sprechen?
Das Ergebnis soll sein: ein kurzer Sachtext, der eine interessante, skurrile oder poetische Tatsache berichtet.
Gut, aber nicht unkommentiert:
Mäßiges Trinken ist gesünder als gar kein Alkohol
Ist ein viel zitiertes Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie.
Was ist schon Wissenschaft? Eine Technik, die Wissen schafft?
Das „WISSEN“ von heute ist der IRRTUM von morgen!
Mit „wissenschaftlichen Studien“ lässt sich alles stützen, jeder sucht sich heraus, was ihm in den Kram passt. Man findet zu jedem Thema etwas. Da gab es eine Studie, die durch alle Medien ging, dass ein gelegentliches Gläschen Wein oder Bier gesünder ist, als gar kein Alkohol. Alkohol in Maßen hieß es, sei besser als gar keiner. Wie gerne haben wir das doch gehört und mit Freuden angewandt.
Später habe ich erfahren, dass die bei der Studie nicht genug Probanden finden konnten, die gar keinen Alkohol trinken (wie viele Nichttrinker gibt es schon?). Und deshalb haben sie auf trockene Alkoholiker zurückgegriffen. Dass alkoholkranke Menschen mehr Gesundheitsprobleme haben, als Leute, die gelegentlich ein Gläschen trinken, leuchtet jedem ein. Aber jede Menge Schlagzeilen und Zitate waren die wissenschaftliche Ente wert.
Jede Woche wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben!
Es werden Geschichten geschrieben, die die Welt erklären. Aus den Funden alter Knochen werden Evolutionsgeschichten, wie die von kniehohen Elefanten.
Der Mensch ist kein „Homo sapiens“ sondern ein „Homo narrativus“
Homo narrans (Fisher 1984) oder Homo narrator (Gould 1994) oder Homo narrativus (Ferrand and Weil 2001) sind wohl treffendere Bezeichnungen für den Menschen, als Homo sapiens, der weise Mensch. Sie kennzeichnen den Menschen als das, was ihn viel mehr ausmacht, als seine „Weisheit“ und ihn von anderen Lebewesen unterscheidet. Es ist seine Fähigkeit und sein Bedürfnis Geschichten zu erzählen, Geschichten zu hören und an Geschichten zu glauben.
Also machen wir uns nichts vor, die „auf Fakten basierenden“ Geschichten sind einfach nur ein Genre, wie Liebesromane oder Western.
Gerade darum: Lasst uns gute Geschichten erzählen, die die Menschen weiter bringen …
Zum Schluss noch so eine Geschichte, diesmal als Rap:
Die Vertreibung aus dem Paradies
Der Sapiens, der dumme Wicht
beachtet Gottes Order nicht.
Vom Erkenntnisbaum ganz unverhohlen,
hat einen Apfel er gestohlen,
verführt von Gattin Sapiensina,
die meint der Apfel schmecke prima.
Er beißt auch herzhaft gleich hinein -
und schon beginnt der Menschheit Pein!
Das Homo- Paar, so weise nicht,
trifft unerbittlich das Gericht,
bevor der Bissen noch geschluckt,
Gottes Blitz vom Himmel zuckt
und hat die beiden kleinen Lichter -
mehr Dummerchen denn Bösewichter -
aus dem Paradies vertrieben,
obwohl sie gerne noch geblieben.
Was bringt den Alten nur so auf?
Äpfel hat’s hier doch zuhauf!
Nur weil man einmal nicht pariert,
er gleich so schrecklich reagiert?
Ist das nicht der Gott der Liebe?
und sind nicht göttlich auch die Triebe,
wie Hunger, Durst und Fleischeslust,
als hätte er das nicht gewusst!
So hat er uns erschaffen
und will uns dafür strafen?
Du dummer, dummer Homo,
ich sag’s nochmal in Slomo,
damit du’s auch kapierst,
er will, dass du parierst,
ohne Wenn und Aber,
ohne groß Palaver,
mach einfach was der Meister will,
dann ist zufrieden er und still.
Um einen Apfel geht’s hier nicht!
Er will, dass deine Sturheit bricht,
du sollst gehorchen brav und stumm,
auch ohne, dass du weißt warum!
Warum soll ich’s nicht wissen?
Ich fühl mich ganz zerrissen!
Ein Vater ist, wer lieb und gut,
alles für seine Kinder tut
und nicht ein wilder Wüterich
bei Kleinigkeiten außer sich.
Wie kann er uns verdammen,
vom Paradis verbannen?
Ich glaub, er ist kein lieber Gott,
ein allzu menschlicher Despot,
der uns verjagt und auch nicht minder,
alle künftigen Enkelkinder.
Es schuf der Mensch den Gott nach seinem Bilde,
zum Nutzen einer selbsternannten Herrschergilde.
Man soll den Märchengott mit seinen grausamen Gesetzen,
mit Vater, Pfaffen, Fürsten, Papst und Königen ersetzen.
Man soll auf deren Wort wie auf die Worte Gottes hören
und streng befolgen alle die nicht immer weisen Lehren.
Zum Lohne wird das Paradies im Himmel uns versprochen,
obwohl der erste Sapiens des güt‘gen Gottes Wort gebrochen.
Was macht die Not, das Leid und selbst das Sterben schon,
dem braven Untertanen winkt der Himmelslohn!
---------------------------------------------------------------------------- Peter Matthias