Die verlassene alte Steinhütte
Sie schien niemandem zu gehören. Heute war es endlich so weit, wir schlichen uns dort hin.
Die Eingangstür war nicht verschlossen, ich drückte die Klinke runter und die Tür öffnete sich mit einem knarzen. Neugierig sahen wir hinein. Uns schlug ein alter, modriger Geruch entgegen, der uns nicht davon abhielt weiter zu gehen. Die ganze Hütte schien nur aus einem Raum zu bestehen, nein es war doch noch eine Tür da. Wir sahen uns umsichtig, neugierig um. Mitten im Raum stand ein Sessel, ein alter verstaubter Wohnzimmertisch aus dunklem Holz. Er hatte einige Gebrauchsspuren und abgesplitterte Kanten. Wir entdeckten drei schmuddelige Fenster, die schon ewig keinen Lappen mehr gesehen haben. Auf der rechten Seite befand sich ein Kamin, in dem nur noch Asche lag, er wurde schon ewig nicht mehr benutzt. Direkt daneben war ein ordentlich gestapelter Haufen Holzscheite. Eine kleine Kochecke gab es auch, sie war verstaubt und schmuddelig, wie alles andere. »Wann hier wohl das letzte mal gekocht und geheizt wurde?« Ich zuckte mit den Schultern. Die kleine Essecke wirkte abgesehen vom Staub, als hätte hier jemand gleich essen wollen. Er war gedeckt, ein Teller, Messer und ein Glas standen darauf. Mit gerümpfter Nase, sah ich auf das vergammelte Brot auf dem Tisch.
Mein Blick fiel auf ein großes Bücherregal, es war gefüllt mit einer Menge altwirkenden Büchern. Sie waren abgegriffen und verstaubt, zum Teil hingen Spinnweben daran herunter. Ich wies mit der Hand darauf »Das sehen wir uns gleich noch genauer an.« Neben dem Bücherregal stand ein hübscher, alter abgegriffener Sekretär. Er war aufgeklappt und darauf lagen einige Schreibutensilien, sogar ein paar Tintenfüller und Tintengläser. Was mir ins Auge fiel, war ein großes braunes Buch. Es sah irgendwie geheimnisvoll aus. Ich nahm es in die Hand und blätterte, alles darin war mit der Hand geschrieben, schwer zu entziffern, was Bücher betrifft, war meine Neugierde kaum zu bändigen. Ich klemmte es mir unter den Arm. Wir gingen wieder zum Bücherregal, so viele alte Bücher »Meinst du wir dürfen sie uns ausleihen?« Die Frage wollte ich nicht direkt beantworten. »Wir können ja wieder kommen und uns eins nach dem anderen genauer ansehen.«
Die gesamte Hütte wirkte etwas gruselig, magisch und gleichzeitig einfach nur alt und unbewohnt.
Mein Blick schweifte weiter, zur nächsten und einzigen weiteren Tür dieser Hütte, dahinter entdeckten wir ein kleines Badezimmer, darin gab es ein winziges Fenster, eine Dusche, ein Waschbecken und einzelne veraltete Pflegeartikel. Wir traten zurück in den Hauptraum. An der Garderobe, neben der Eingangstür hing ein alter, muffiger Mantel und eine ebenso alte Mütze. Ein kleines zerwühltes Bett und einen Kleiderschrank mit einer verschnörkelten Gravur, aus der ich 1883 entzifferte. Er war mit Schnitzereien verziert und roch nach altem Holz und alter muffiger Kleidung. Wir trauten uns nicht, die Türen dazu zu öffnen, warum kann ich nicht mal sagen. Vielleicht aus Schutz der Intimsphäre? Wir beschlossen die Hütte wieder zu verlassen, nahmen uns aber vor, wieder zu kommen. Das Buch, was ich immer noch unterm Arm hielt, nahm ich mit und wollte es beim nächsten Mal wieder zurücklegen.
Und wir kamen wieder, nicht nur einmal, sondern deutlich häufiger. Die verlassene Hütte sollte nicht mehr verlassen sein.