Apotheose
Ich werde geboren als Flüstern. Ich flüstere auf den Straßen in die Ohren derer die zuhören. Ich flüstere von meiner baldigen Größe und vergehe mit dem Windstoß eines vorbeifahrenden Autos.
Ich werde geboren als Rascheln. Ich raschle durch die Blätter der Bäume am Straßenrand und lasse das Laub auf dem Gehweg tanzen. Ich raschle durch die Büsche im Park, durch die Zeitungen in den Auslagen der Kioske und ich vergehe, wenn sie wieder ruhen.
Ich werde geboren als Schatten. Ich jage über offene Felder und Wiesen, ich ziehe über Gebäude und Gesichter, die sich besorgt nach oben wenden und ich vergehe mit dem Strahlen der Sonne.
Ich werde geboren als Platschen. Ich platsche auf stille Teiche und ziehe große Kreise, ich platsche auf Dächer und male meine Muster auf die Fenster. Ich vergehe mit der Zeit.
Ich werde geboren als Rauschen. Ich rausche durch Häuserschluchten und kralle mich in die Kleidung der Menschen, bis sich ihr Schritt beschleunigt. Ich rausche durch die Bäume und lasse sie singen und ich vergehe erst, wenn meine Kraft versiegt.
Ich werde geboren als Erlöser. Ich fülle die Flüsse und tränke die Tiere. Ich wasche den Schmutz der Städte hinfort und gebe den Menschen frische Luft zu atmen. Ich alleine erlöse die Erde von ihrem Durst und ich vergehe erst, wenn ich alles gegeben habe, was zu geben ist.
Ich werde geboren als Zerstörer. Ich rage höher als jeder Turm, bin weiter als jede Mauer.
Ich bin das Gebirge im Himmel und ich bringe den Orkan! Meine Hände sind Legion und entreißen der Erde alles, an das sie sich nicht verzweifelt klammert, entwurzeln Bäume und lassen Häuser zittern. Sie fegen durch die Straßen und wirbeln den Müll der Menschen in die Gesichter jener die es wagen mir zu trotzen.
Meine Farbe ist sturmgrau und ich bringe den Regensturz! Ich flute ihre Städte und lasse die Flüsse über ihre Ufer treten. Ich donnere gegen die Fenster, bis niemand mehr hindurchsehen kann und mein Dröhnen übertönt den Klang der Welt.
Ich trinke das Tageslicht, bis die Sonne nicht mehr ist und bringe Blitze! Ich jage sie hinunter auf die Erde und entfessle Feuer, die niemand außer mir zu löschen vermag. Ich erleuchte das Zwielicht mit ihrer tödlichen Schönheit.
Und hört ihr nicht den Donner ihrer Ovationen? Denn ich habe es geschafft! Wer könnte jetzt noch über mir stehen? Ich halte die Welt in meinem Griff, ertränke die Hoffnung und ersticke das Licht, bis nichts übrig bleibt als der Applaus tausender unsichtbarer Hände, ohrenbetäubender mit jedem Blitz, den ich schleudere und ich werde niemals vergehen.
Ich werde geboren als Trauer. Meine Tränen fallen zart auf das, was übrig bleibt, und ich vergehe mit dem Licht eines neuen Tages.