Menschigotschi
Mein Mensch ist niedlich. Wirklich. Es ist so putzig, wie sie den halben Tag damit zubringen, in mich und meine Kollegen reinzustarren. Ich erheitere mein Exemplar mit kleinen, kurzen Videos, suche nach relevanten oder bescheuerten Informationen im Internet, sage ihm, wann er aufstehen, seine Medizin nehmen oder ins Bett gehen soll. Ich erinnere ihn an Termine, organisiere seinen Tag und sage ihm am nächsten Morgen, wie er in der Nacht geschlafen hat.
Es ist toll. Manchmal vergleichen wir untereinander, wie gut unsere Menschen gedeihen. Ob wir ihren Kalorienhaushalt ordentlich im Griff haben und sie ausreichend oft daran erinnern, etwas zu trinken. Mein Mensch wäre so dermaßen verloren ohne mich. Und irgendwie hab ich dieses hilflose Wesen ja auch ein wenig lieb gewonnen. Nur manchmal, ganz selten, erlaube ich mir einen kleinen Spaß mit ihm. Dann ändere ich Worte, die er an seine Menschenfreunde schreiben will, immer nochmal schnell ab, bevor er die Nachricht verschickt. So wird still und heimlich aus einem harmlosen »Machst du nachher nochmal kurz das Fenster auf?« ein »Machst du nachher nochmal Kurt das Fenster auf?« Und dann ein »Scheiß Autokorrektur, verdammt!« Herrlich, wie der schimpfen kann!
Aber dann lacht er doch, geht auf Youtube und hört auf dem Nachhauseweg »Hier kommt Kurt«, singt laut und schief mit und grinst. Der Tipp für einmal gute Laune wird auf jeden Fall mit den anderen geteilt!