• Ich wäre lieber eine Waschmaschine
Was tust du, wenn du als präzise Hochleistungsmaschine einen zwar genialen, aber irgendwie doch nutzlosen Erbauer hast? Ferdinand Fuchs hätte einer der begnadetsten Erfinder seiner Zeit, ja vielleicht sogar seines Jahrhunderts werden können! Hätte er sein Genie dem Bau von Maschinen gewidmet, die die Welt der Wissenschaft und Forschong, der Physik, der Wirtschaft oder gar der Medizin revolutioniert hätten. Doch eine Begegnung mit einem der im Elternhaus wohnhaften Wichte in Ferdinands Kindheit hatte ihn für immer geprägt. Von diesem Tage an galt sein ganzes Bestreben darin, die Existenz von Naturgeistern und dergleichen zu beweisen. Denn natürlich hatten die Erwachsenen dem verschrecken Kind kein Wort geglaubt. Später fand der arme Junge, er war gerade mal 12 Jahre alt gewesen, sich sogar für einige Wochen in einer psychiatrischen Anstalt wider, da man sein beharren auf dieser Begegnung mitlerweile als wahnhaft diagnostiziert hatte.
Diese Erfahrung hatte Ferdinand zum Schweigen gebracht und er wäre vielleicht der geniale Erfinder geworden, wenn er im Alter von 20 Jahren, er war gerade dabei sein Maschinenbau Studium zu beginnen, nicht im Universitätspark einer reizenden Dryade begegnet wäre. Von da an stand für Ferdinand Fuchs fest, er würde der Welt die Existenz der Naturgeister beweisen!
Ich muss hier wohl nicht erwähnen, dass sein Ruf, trotz dem Bestreben, seine Forschungen geheim zu halten, darunter sehr gelitten hat. In der Welt der Genies und der Wissenschaft galt er schnell als Lachnummer und so verkam Ferdinand Fuchs zu einem schrulligen Eigenbrödler, der nur für seine Erfindungen lebte.
Und hier war ich nun. Eine Maschine, zusammengesetzt aus einer unfassbar komplizierten Anordnung von Zahnrädern, Schrauben, Federn und Ösen kombiniert mit der modernsten Linsen- und Computer-technik…und stand mitten im Wald!
Denn der gute Ferdinand hatte entschieden, meine Funktion gleich im Felde zu testen, statt in der heimischen, sehr viel sicheren Küche. Das Ergebnis lag nun vor Schreck ohnmächtig zwischen Laub und feuchtem Moos auf dem Waldboden.
Das ich funktionieren würde stand für mich außer Frage, denn schließlich wollte ich nicht so enden wie meine vielen Geschwister: zerlegt, verstaubt und ausrangiert in Ferdinands Werkstatt! Und so überraschte es mich nicht, als der riesige grünbraune, mit Moos bewachsene Troll vor meiner Linse auftauchte. Ferdinand schon. Der kippte vor Schreck und Furcht nämlich prompt aus den Latschen. Da lag er nun und ich war rettungslos den groben Fingern des Ungetüms ausgeliefert, das neugierig an mir herumfummelte. Da half kein schreien und zetern, denn das Ungetüm verstand mich natürlich nicht. Und so musste ich hilflos zusehen, wie dieser stinkende Troll, ok, ich kann nicht wirklich riechen, aber mit seiner grün braunen Farbe, die an erbrochenem erinnerte, musste er einfach stinken! Also, wie dieser stinkende Troll einen Hebel nach dem andern abbrach, wie er meine Linsenvorrichtung verbog und mich nach und nach und unaufhaltsam zerlegte, während mein holder Erbauer seelenruhig im Moos schlummerte!
Ich wäre in diesem Moment wahrlich lieber eine Waschmaschine