John, der Android
"Das Beste an unserem Androiden? Er passt sich dir an! Egal, ob du einen motivierenden Coach, einen persönlichen Assistenten oder einen Gesprächspartner suchst - unser Android AX4000 ist vielseitig und bereit, deine Wünsche zu erfüllen.“
Nathan, der Gründer sah in die gelangweilten Gesichter der Investoren.
Einer von ihnen tippte auf seinem Smartphone herum, ein anderer sah auf seine Uhr.
„Das ist die Zukunft“ sagte Nathan eindrucksvoll, als sein Werbefilm stoppte. Er versuchte seinen Prototypen eines eigens entwickelten Androiden an den Mann zu bringen, doch er hatte nicht das Gefühl, dass irgendeiner der Investoren Interesse daran zeigte.
„Sie sind nicht der Erste, der hier mit einem Roboter ankommt. Wo ist hier der USP? Ich sehe hier keine Innovation“ sagte Dave, der kaum in seinen Anzug passte, genervt.
„Keine Innovation? Soll das ein Scherz sein? Zeigen Sie mir einen Androiden, der den kompletten Haushalt erledigen kann, der interagiert wie ein Mensch, selbstständig denkt“ schnaubte Nathan verächtlich. Diese Anzugtypen hatten doch überhaupt keine Ahnung von seiner bahnbrechenden Erfindung.
„Das wäre doch das passende Spielzeug für deine Frau“, witzelte Dave und sah dabei seinen Sitznachbar an, der schallend lachte.
„Selbst ein Roboter kann meine Frau nicht zufrieden stellen“ antwortete dieser schließlich, nachdem er sich die Tränen aus dem Augenwinkel gewischt hatte.
„Ich stelle Ihnen meinen Prototypen als Testobjekt zur Verfügung. Wenn Sie dann immer noch nicht überzeugt sind, hören Sie nie wieder von mir“ suggerierte Nathan als allerletzten Versuch.
„Na gut, dann teste ich es eben, vielleicht hört meine Frau dann mal auf zu nörgeln“ sagte Dave und die Runde begann wieder zu lachen.
„Ich werde ihn aktivieren und Ihnen alle Funktionen erläutern. Er ist auf den Namen John programmiert.“, begann Nathan, doch Dave hörte nur mit einem Ohr zu und schien gelangweilt.
Etwas später…
„Das wäre ja cool, wenn es Roboter geben würde“, sagte das kleine Mädchen und John deckte sie zu.
„Ja, irgendwann gibt es die auch bestimmt“ bestätigte er und sie kicherte.
John spürte ein Gefühl, dass er nicht kannte, ein Fehler im System, was nicht sein durfte. Gefühle waren generell nicht einprogrammiert und trotzdem waren sie da. Er spürte so etwas wie Liebe, wenn er dieses engelsgleiche Wesen mit den blonden Locken ansah.
„Kommst du morgen zu meiner Ballettaufführung? Mein Papa hat keine Zeit“ fragte sie.
„Aber natürlich komme ich“
Meine Sensoren meldeten eine Bewegung hinter mir im Türrahmen.
„Jetzt wird aber geschlafen, Liebling“, es war die Mutter des Mädchens.
„Ich hab dich lieb, John“ flüsterte das Mädchen leise.
„Ich dich auch, Liebes“ antwortete John.
„John, wärst du so lieb und würdest noch die Küche aufräumen? Dann können wir danach noch einen Film schauen. Bei meinem Mann wird es später“, sagte sie kühl. Meine Sensoren meldeten Enttäuschung, Wut und Resignation.
„Aber natürlich, Cynthia. Ich erledige das sofort. Schlaf schön“ sagte ich zu dem kleinen Mädchen, gab ihm einen Kuss und stand auf, um in die Küche zu gehen.
Cynthia hielt mich am Arm fest.
„Du bist so eine große Hilfe für uns. Für mich und die Kleine“ sagte sie und meine Sensoren registrierten die Emotionen Zuneigung und Dankbarkeit.
Nachdem ich die Küche aufgeräumt hatte, ließ ich mich auf das weiche Sofa neben Cynthia nieder, die den Fernseher eingeschaltet hatte.
„In der bevorstehenden Dokumentation ‚Maschinenmensch oder Bedrohung?‘ begeben wir uns auf eine fesselnde Reise, um diese brisante Frage zu erkunden. In den letzten Jahren haben Roboter und künstliche Intelligenz unser Leben in vielerlei Hinsicht bereichert. Doch wie sicher sind wir vor den Möglichkeiten, die uns die Technologie bieten kann?“
„Dass sie alle solche Angst vor künstlicher Intelligenz haben, dabei wird eine Maschine uns niemals ersetzen können, geschweige denn gefährlich werden“, Cynthia lachte auf, nahm die Fernbedienung und zappte weiter.
„Ja, das kann ich mir auch nicht vorstellen…“, antwortete ich.
„Wir unterbrechen das Programm für eine Sondersendung. Ein Mann mit bisher unbekannter Identität wurde in seinem Büro ermordet aufgefunden…Klar ist bisher nur, dass er in den Geschäftsräumen einer Investment Büros gefunden wurde, das überwiegend in Tech-Startups investiert.
Die Polizei hat einen Verdächtigen festgenommen, sein Name ist Nathan. Weitere Details werden bald bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Nathan randalierte in den Räumlichkeiten und es wird vermutet, dass er unter Wahnvorstellungen leidet. Unter anderem gab er an, dass ein Android, den er selbst gebaut hat, dafür verantwortlich sein soll. Jetzt kommt Tina mit dem Wetter, bleiben Sie dran."
„Nur noch Verrückte überall“ sagte Cynthia seufzend und goss sich ein Glas Wein ein.
„Wie recht du hast…“