Seitenwind Woche 4: Dialoge

«Das Vorhaben ist kompliziert!»
«Es erscheint damit unglaubwürdig.»
«Das ist clever»
«Schon fast gemein.»
«Clever gemein!»
«Um nicht zu sagen gemein clever.»
«Wie weit gehen wir?»
«Falls alles nichts nützt?»
«Ja.»
«Dann wird der Tod seine letzte Lebenserfahrung sein.»

In die Enge getrieben

„Nimm dein Schwert hoch und halt die Angreifer auf Abstand.“
„Philipp hat es erwischt!“
„Er ist tot, halte dich nicht mit ihm auf. Wenn wir stehen bleiben, haben wir verloren!“
„Was schlägst du vor?“
„Wir stürmen los und versuchen, uns durchzukämpfen.“
„Ich will dich nicht verlieren!“
„Ich dich auch nicht, Kleines.“
„Dann auf in den Kampf, Großer.“
„Leb wohl. Sieh zu, dass du so schnell wie möglich wegkommst.“
„Niemals. Ich bleibe immer an deiner Seite!“

(K)Eine alltägliche Begegnung

  • Fürchte dich nicht!

  • Wie, fürchte dich nicht? Was soll das, wer bist du?

  • Ich sage das. Ich bin dein Engel.

  • Ja, ist klar. Mein Engel. Mit ´ner Bierflasche in der Hand.

  • Also, erstens ist das kein Bier, sondern ein sogenanntes Mixgetränk mit Bier und Grapefruitsaft und zweitens: Warum denn nicht dein Engel?

  • Du bist ja echt komisch. Ein Engel… ach ne, sorry – mein Engel steht hier mitten in der Stadt vorm Aldi, im Hochsommer mit ´ner Mische und meint, ich solle mich nicht fürchten. Wo hammse dich denn rausgelassen?

  • Du weißt genau, von wo ich komme und warum sollte ich nicht hier stehen? Zu Hause bist du etwas schwer zu erwischen – du bist schon viel unterwegs. Und es ist warm und ich brauchte was zu trinken.

  • Ich lach mich schlapp. Und was soll das mit dem „Fürchte dich nicht“? Meinst du, ich hab´ Angst vor dir?

  • Nein, ich bin doch ein Engel. Vor mir brauchst du keine Angst zu haben. Aber du hast Angst! Vorm Leben!

  • Du spinnst doch. Ich hab´ zu tun. Einkaufen, arbeiten, die Wäsche muss ich auch noch machen. Lass mich bloß in Ruhe!

  • Hach, so einfach ist der Job auch nicht mehr…

Böse Überraschung

„Max, dauerts noch lang´?“

„Hmm, eigentlich nicht. Ich muss nur noch das Ersatzteil einbauen“, ruft´s aus der Werkstatt.“

  • Geklirre aus der Werkstatt. -

„So ein Mist,“ ruft Max. „Das ist sowas von….“ Es folgen einige wüste Kraftausdrücke.

„Gibt´s Schwierigkeiten?“, ruft Stephan.

„Naja, vielleicht. Das alte Teil ist schon raus,“ antwortet Max.“

„Dann kann ich ja warten, meint Stephan. Wird die Reparatur teuer?“

„Die kostet nichts,“ meint Max.

„Was heißt kostet nichts, du hast doch hoffentlich ein neues Teil eingebaut?“

„Nichts heißt nichts, ich hab´ kein Teil mehr.“

Ein ungleiches Paar

„Warum … warum nur!?“

„Ganz ruhig, meine Liebe.“

„Bitte, ich bitte dich, lass mich gehen!“

„Ihr seid alle gleich. Akzeptiere dein Schicksal.“

„Das … das ist nicht mein Schicksal, glaube mir.“

„Oh meine Liebste! Und ob es das ist. Ich sah dich. Und von diesem Moment an, habe ich dein Schicksal vor mir gesehen.“

„Nein! Ich flehe dich …!“

„Entspanne dich. Es nützt nichts, sich zu wehren. Bleibe ganz ruhig. Nein, nein meine Liebste, sieh mich an!“

„Hilfe! Hil …!“

„Jetzt siehst du eine neue Welt. Ich danke dir. So ist es gut, schließe deine Augen. Weine nicht, gleich ist es vorbei.“

«Biste endlich fertig?»
«Gleich!»
«Nu mach schon hinne.»
«Komme doch schon!»
«Na endlich! Hast du dich gesetzt?»
«Nee … bin doch kein Mädchen!»
«Sach mal, knüllst du oder faltest du?»
«Hääää …»
«Na, das Klopapier.»
«Mann … ich reiß runter und dann knütsch ich das. Noch Fragen?»

Motivation

„Viel zu defensiv! Und wo, bitte schön, antizipiert der 10er?“
„Wir könnten den Neuzugang bringen.“
„Er stand noch nie auf dem Platz, außer im Training. Ich glaub´, der ist noch nicht so weit.“
„Oder wir stellen um auf 4-4-2?“
„Dann kassieren wir die nächsten Buden. Die sind zu stark vorne.“
„Bei 0:4 in der 70. haben wir nicht viel zu verlieren. Gib ihm ´ne Chance.“
„Du hast recht. Mut zum Risiko, er ist hungrig und will sich endlich zeigen.“
„Ich gebe ihm das Zeichen zum Warmmachen.“
„Scheiße, hast du die Panik in seinen Augen gesehen? Wenn er sich jetzt nicht den Arsch aufreißt, bleibt er den Rest der Saison auf der Bank!“
„Hah, das sage ich ihm, bevor er rausgeht.“

Vaterwochenende

Das Telefon klingelt.

„Hallo Henry. Die Kinder warten schon an der Türe auf dich.“

„Ich hole sie heute nicht ab.“

„Was? Das kannst du nicht machen. Nicht schon wieder!“

„Warum? Stören sie dich etwa?“

„Henry. Sie freuen sich auf ein Wochenende mit ihrem Vater.“

„Dann eben nächstes Wochenende.“

„So geht das nicht. Du verletzt sie immer wieder.“

„Du richtest das schon. Denke dir was aus.“

„Henry! Nein, das sagst du ihnen gefälligst selbst.“

„Geht nicht. Ich muss jetzt los. Schönen Gruß an die beiden.“

Aufgelegt

Fernweh

„Also? Wann kann ich fliegen?“
„Tut mir wirklich leid, dass Ihr Flug abgesagt wurde.“
„Ich war seit zweieinhalb Jahren nicht am Meer …“
„Wegen der Streiks und der Herbstferien sind gerade alle Maschinen ausgebucht.“
„Also, es ist mir wirklich egal wohin, Hauptsache weg.“ Ich wedle ratlos mit meinem Geldkuvert.
„Ich kann Ihnen im Moment nur einen Reisegutschein anbieten.“
„Soll ich mir den zu Hause einrahmen?“
„Sie könnten auch bei unserem Reise-Bingo mitspielen.“ Interessiert runzle ich die Stirn. Sie wittert mein Interesse und spricht weiter: „Dabei können Sie Ihr Geld auf einen derzeit noch buchbaren Flug setzen, und wenn das Zielgebiet nächstes Jahr um diese Zeit von der Fluglinie noch angeflogen wird, bekommen Sie die Reise zum halben Preis.“
„Und wenn nicht?“
„Dann gewinnen wir.“
Ich wackle unschlüssig mit dem Kopf. „Kann man auf Sri Lanka setzen?“

»Oh Mann! Sag mal: Was glaubst du eigentlich, wer du bist?«

»Gott. Wer sonst?«

»Hahaha. Sehr witzig. Du machst mich echt fertig - und deine Seelenruhe auch.«

»Du glaubst einfach nur nicht genug an mich.«

»Doch, immer wieder - viel zu oft. Aber das hast du wahrscheinlich nicht mal gemerkt.«

»Du unterschätzt mich kolossal.«

»Von wegen. Du überschätzt dich - maßlos. Siehst du nicht selbst, wie scheiße es hier überall aussieht?«

»Nobody is perfect. Und, was ist jetzt? Soll ich noch was helfen oder nicht?«

»Ach, vergiss es. Ich mach schon selbst. Setz dich in die Ecke und guck zu. Da machst du wenigstens nix kaputt.«

»Sicher? Ok, wenn du es sagst. Hier – hab ich dir eigentlich schon mal erzählt, wie ich Adam und Eva damals aus dem Paradies rausbekommen hab?«

Das Nichts nichtet!

Gedanken zweier Denker über das nicht Denkbare.

B: „Wenn ich nicht mehr bin, ist dann noch Sein? Doch denke ich das Nichts, bin ich dann? Kann ich sein, wenn das Nichts existiert? Wenn das Nichts existiert, ist es dann Sein? Wenn das Sein ist, bin ich dann, auch wenn Nichts Sein ist?“

A: „Cogito ergo sum, Mister Descartes. Oder anders ausgedrückt: Müll, Müll, Sondermüll; um mit einem Barden der deutschen Liedkunst zu sprechen. Tatsache ist, dass ich immer noch denke. Doch bin ich? ist die Frage!“

B: „Ich denke an Epikur; solange wir sind, ist der Tod nicht, wenn er aber ist, sind wir nicht mehr vorhanden. Der Tod kann also weder die Lebenden noch die Gestorbenen bekümmern, denn für jene ist er noch nicht, die andern aber sind nicht mehr für ihn."

A: „Da haben wir aber ein Problem! Da wird aber eine Riesenwirkung unwirksam und gleichzeitig bewirkt sie das Unwirksame!“

B: „Wir widersprechen uns und sagen doch die logische Konsequenz aus der kausalen Abfolge des Lebens!“

A: „Danach reflektiert das Bewusstsein nur noch das unbewusste bewusst, so dass wir uns der Umwelt gegenüber zwar bewusst bewegen, doch in der Reflexion zum Gegenüber nur vernunftbegabte Geist sind!“

B: „So weit ist alles logisch und begreiflich!“

A: „Doch was passiert mit uns, wenn das Nichts nichtet? Ist es dann Sein und sind wir dann immer noch vernunftbegabter Geist oder hat unsere innere Reflexion zum unbewussten Bewusstsein sein Ende gefunden? Der sogenannte Exitus im Tode!“

B: „Evolutionsgeschichtlich entwickelt sich daraus eine gigantische Negation der ungeschehenen Ereignisse. Die uneingeschränkte Determination des Nichts!
Das bedeutet, dass diese Worte nie gesprochen wurden, dass die
Sprache selbst nie existierte!
Andererseits könnte man von einem rigorosen Fehler in der kausalen Abfolge der…!“

A: „Halt die Klappe, ich habe Feierabend!“

„Der Pepi, das ist der klane Sohn von Sarah, is a lustiger Kerl, der red voll wienerisch“
„Warum des?“
„Ihr Mann ist doch a so a G’scherter“
„A jo, hab i net gwußt“
„I hab ihn letztens gfrogt, wie alt er is, dann hat er gsagt: i bin drrrrrrrei, bald vier.“
„Haha, sehr guat… wieviele Kinder hot de Sarah eigentlich?“
„Nur den Pepi“
„Aso… und wie alt is der?“
„… … … I bin drrrrrei, bald vier!


„Josef, der kleine Sohn von der Sarah, ist ein lustiger Kerl, er redet wienerischen Dialekt“
„Warum?“
„Ihr Mann ist doch aus Wien“
„Ach ja, das wußte ich nicht“
„Letztens habe ich ihn gefragt, wie alt er ist, dann hat er gesagt: Ich bin drrrrrei, bald vier
„Haha, sehr gut… wieviele Kinder hat die Sarah eigentlich“
„Nur den Josef“
„Achso, und wie alt is der?“
„… … … I bin drrrrrei, bald vier!

Das Schlitzohr

„Na, mein Sohn, wie war denn die Schule heute?“

„Mutter! Ich kann Dir gar nicht erzählen, was heute alles passiert ist!“

„Na, so schlimm wird es ja wohl nicht gewesen sein, oder?“

„Das kommt ganz darauf an, von welcher Seite aus man die ganze Sache betrachtet!“

„Ja, was war denn los, mein Kind? Erzähle doch!“

„Mutter! Ich kann und möchte Dich damit aber nicht auch noch belasten!“

„Wieso ‚auch noch‘? Weiß dein Vater denn schon über die ganze Sache Bescheid?“

„Nein, tut er nicht! Ich habe mich nicht getraut es ihm zu sagen.“

„Mein Gott, Junge! Du machst mir Angst! So sage doch, was ist passiert?!“

„Na, es ist überhaupt nichts passiert heute! Das war der langweiligste Tag in der Schule, den ich je hatte!“

                     Ende

Unterwegs

Er: „Es ist rot!“
Sie: „Ich bin nicht farbenblind!“
Er: „Ich mein’ ja nur. Die Werkstatt hat die Bremsen schärfer eingestellt.“
Sie tritt auf die Bremse. Der Gurt zieht an.
Er: „Aua! Muss das sein? Mein Gipsarm!“
Sie atmet aus.„Du hast recht. Wie immer.“
Er: „Wenn uns einer drauf knallt!“
Sie: „Du sprichst ja aus Erfahrung. Schon mal was von der Erfindung des Rückspiegels gehört?“
Er: „Typisch. Du wirst immer gleich zickig!“
Sie hält an der Ampel und steigt aus.
„Du hast ja so recht. Sagte ich schon.“

Gefährliche Autofahrt

„Vorsicht, hier sind nur 80 km/h erlaubt!“
„Ich habe es gesehen!“
„Ich wollte Dich nur daruf aufmerksam machen!“
„Danke!“
„Du kannst dich noch erinnern, dass du letztes Mal an dieser Stelle geblitzt wurdes?“
„Ja, danke für die Erinnerung, es hat 50 Euro gekostet!“
„Oh, nun sind nur noch 60 km/h erlaubt.“
„Nochmals Danke!“
„Ja, ich passe eben auf!“
„Danke, wir sind auch gleich Zuhause!“

Besuch

[Anmerkung: Das sind zwar etwas weniger als zehn Zeilen :smirk:, aber ich finde den Dialog dennoch passend.]

„Ach, du bist‘s. Komm doch rein.“
„Hast du mein Klingeln nicht gehört?“
„Nein, erst beim zweiten Mal…“

Berufswunsch

Susanne und ihr um einige Jahre älterer Kollege Karl erledigen Schreibarbeiten im Büro

„Du Susanne, ich war gestern beim Urologen“

„Beim Urologen? Weswegen Karl? Hoffentlich nichts Ernstes.“

„Nur eine Vorsorgeuntersuchung. Aber als der Doktor mein Gerät gesehen hat, hat er mich gefragt, was ich von Beruf bin.“

„Was hast du ihm gesagt?“

„Na die Wahrheit. Polizist. Der Arzt hat den Kopf geschüttelt und gemeint, mit so einem Ding, hätte ich etwas ganz anderes werden können.“

„Wirklich? Was denn Karl?“

„Po…“

fällt ihm ins Wort

„Polizistin?“

von Tastaturgeklapper unterlegtes Schweigen

Angekommen

Sie: Ich weiß, wir kennen uns noch nicht so lange.
Er: Ja, Ok?
Sie: Najaa, Du und Hanna … Ihr habt ja schon viel durch.
Er: Der Unfall, ihre Gesundheit. Hchaaa, schon scheiße.
Sie: Auch für Dich … oder?
Er: Okaaaayyy, worum geht’s?
Sie: Abwechslung? … Also, für Dich mal. Ganz unverbindlich … Spaß.
Er: Also … Du bist echt eine tolle Frau und auch echt schön. Aber … Du bist nicht Hanna.
Sie: … Alles klar, habe verstanden. Wenn Du mit Rollstuhl leben kannst. geht
Er: … … … Oh, Hallo ewige Schönheit … Uuhh … Hanna zieht ihn an der Krawatte zu sich runter und küsst ihn

Sch(m)erzhafte Momente

„Du solltest weiter oben ansetzen und ruhig halten.“
„Was?! Nein! Leg das Ding weg!“
„Würde ich ja gern, glaub mir, aber ich hab die falsche Tasche angesackt.“
„Dann lass uns aufhören, bitte, lass mich einfach schnell gehen!“
„Und dann? Denkst du, ich bin umsonst hier aufgetaucht?“
„Nein! Wir können das doch bestimmt irgendwie anders klären!“
„Wenn, werde ich das klären und zwar jetzt. Also halt einfach still.“
„Oh Gott! Hör auf! Bitte!“
„Wirst sehen, es wird kurz und schmerzlos.“
„Aber du kannst doch nicht mit einer Spitzhacke einen Nagel in die Wand schlagen!“

Gutes Recht

„Das letzte Wort hat der Angeklagte.“

„Und was erwarten Sie jetzt, das ich sage?“

„Ich erwarte nichts. Es ist lediglich Ihr Recht, sich zu den Vorwürfen noch einmal zu äußern.“

„Mein Recht! Als ginge es hier um meine Rechte. Sie haben sich doch bereits ein Bild gemacht. Als würde irgendwas, das ich jetzt sage, noch einen Unterschied machen.“

„Wie gesagt, Sie müssen sich nicht äußern. Es ist auch Ihr gutes Recht, zu schweigen.“

„Jetzt soll das Recht auch noch gut sein.“

„Ich mache das Recht nicht.“

„Aber Sie urteilen danach.“

„Wollen Sie sich noch einmal äußern?“

„Zwanzig Minuten haben Sie sich genommen für eine Geschichte, die in einer Woche nicht vollständig erzählt wäre. Zwanzig Minuten, von denen Sie mehr als die Hälfte ihr gewidmet haben. Verständlich. All die Tränen. Krokodilstränen. Aber wenn ich Jahre gebraucht habe, das zu erkennen, wie kann ich von Ihnen in zwanzig Minuten erwarten, das Theater zu durchschauen. Aber dass sie jetzt das Gesetz benutzen will, mir das Kind zu nehmen – mein Haus, das kann sie behalten. Und meinetwegen auch das Auto und alles andere. Aber das Kind? Und ich sehe, dass Sie ihr glauben. Sie haben Ihr Urteil längst gefällt. Ich habe den Verhandlungsplan draußen an der Tür gesehen. In zehn Minuten steht die nächste Verhandlung an. Es muss schnell gehen, nicht wahr? Aber Sie wollten, dass ich mich noch einmal äußere. Geben Sie ihr alles. Ich übergebe hier und heute noch die Kleidung, die ich am Leib trage. Aber nicht das Kind. Alle Vorwürfe, die heute geäußert wurden, sind aus der Luft gegriffen. Ihr liegt an der Rache mehr als an dem Kind. Sie haben von gutem Recht gesprochen. Aber was ich wirklich zu erwarten habe, sehe ich jetzt schon in Ihrem Blick. Also walten Sie Ihres Amtes.“