Seitenwind Woche 4: Dialoge

Staubtrocken
„Hey, hat der Automat dir etwas getan?“
„Lass mich in Ruhe! Ich habe schrecklichen Durst seit Tagen und dieser dumme Getränkeautomat will nix rausrücken“
„Mit deinen Tritten wirst nichts bewirken“
„Quatsch, noch ein paar Schläge gegen das Ding und eine Colaflasche wird rauskullern“
„Hör auf!! Hier, hast eine Flasche Mineralwasser“
„Oh danke, das Wasser ist ein Segen für meinen staubtrocknen Hals“
„Warst schon im Diner?“
„Ja, doch scheint seit Jahren verlassen zu sein und habe nichts Essbares gefunden“
„Stimmt, wenn man sich die verstaubten Fenster, das kaputte flackernde rote Leuchtschild und den ganzen Unrat rundherum so anschaut…“
„Mann was eine Wohltat das kühle Nass…wie heißt du?“
„Tatjana“
„Tat…tat…jana? Seltener Vorname in den Staaten und schwer auszusprechen für mich“
„Kannst mich gerne Jana nennen, wenn dir die Aussprache leichter fällt“
„Jana! Die Kurzform für Tat…Tat…jana hört sich einfach cooler an“
„Was für einen Namen trägst du?“
„Felix…einfach nur Felix“
„Felix? Der Glückliche, wow, du bist der erste Felix den ich kennenlerne“
„Ha Ha…der Glückliche, soviel Glück hatte ich bisher nicht auf meiner Flucht. Wir sollten weitergehen, die Temperaturen werden bald wieder auf unerträgliche Werte steigen“
„Glück kommt von Innen nicht Außen, der Herr!“
„Jana, du scheinst taff zu sein.“
„Wenn meinst, wir sollten endlich aufbrechen und unsere Reise fortsetzen“
„Hast du genug zu essen und Trinken in deinem Rucksack?“
„Die Ausbeute aus einem Supermarkt vor drei Tagen war bekömmlich“
„Prima, dann lass uns weiter in Richtung kanadische Grenze gehen“
„Glaubst du dort werden wir normaler leben können als in den Staaten?“
„Mein Ziel ist Nova Scotia, dort sind die Temperaturen gemäßigter und nicht so bedrohlich“
„Habe davon gelesen vor Jahren im Netz, ein schöner Ort“
„Das Internet…seit dem Zusammenbruch der Kommunikation durch den schweren Sonnensturm vor fünf Jahren nur noch eine blasse Erinnerung“
„Felix, sei doch froh, wir sind nun voll auf unser neues Leben fokussiert ohne Facebook, Instagram, Twitter und den ganzen anderen Social Media Kram, der nur ablenkt“
„Wenn ich so überlege hast du Recht“
„Ich nehme dich an die Hand und wir gehen gemeinsam“
„Uhhh Felix, willst mit mir eine Beziehung anfangen und wild kuscheln?“
„Wer weiß was die Zukunft bringen wird? Wir sind auf dem richtigen Weg!“

Auf der Wache

„Ich möcht‘ eine Anzeige machen.“

„Ziehen‘S eine Nummer und nehmen‘S Platz.“

„Wird’s lang dauern?“

„Nein, bis Sie aufgerufen werden.“

„Ich möcht‘ nur eine Anzeige machen.“

„Das woll’n sie alle. Nehmen’s erstmal Platz.“

„Ich hab‘ die Nummer Hundertneunundfünfzig.“

„Da sind nur dreiunddreißig vor Ihnen dran. Haben’S was zum Lesen dabei?“

„Nein, warum?“

„Nehmen’S einfach Platz.“

— Eine Stunde und sechsundvierzig Minuten später. —

„NUMMER Hundertachtundfünfzig!!!“

„Hör’n Sie, meine Nummer ist die nächste. Ich geh‘ nur schnell auf’s WC. Damit Sie Bescheid wissen!“

„Gut, lassen’S sich ruhig Zeit.“

— Vier Minuten später —

„Jetzt bin ich wieder da. War meine Nummer schon dran, die Hundertneunundfünfzig?“

„Ja längst. Wo warn’S denn?“

„Oje, wie gibt‘s denn das? Ich bin doch nur ein paar Minuten weg gewesen.“

„Tja, hier sind wir halt von der schnellen Truppe. Nehmen’S ruhig noch mal Platz.“

„Aber ich will doch nur eine Anzeige machen. Geht auch ganz schnell.“

„Sie nerven. – Was wolln’S denn überhaupt anzeigen?“

„Mir ist meine Brieftasche gestohlen worden, mit allen meinen Ausweisen, Führerschein, Kreditkarten, Bibliotheksausweis, Krankenkassenkarte und jeder Menge Geld.“

„Ja dann nehmen’S Platz und füllen‘S das Formular aus. – Aber zuallererst geben‘S mir mal Ihren Personalausweis.“

„Äh … aber … .“

„Was ist los?“

„Nichts. Nichts, ich… ich weiß nicht.“

„Nein, du klingst eigenartig. Ist alles in Ordnung bei dir?“

„Hattest du in deinem Leben je das Gefühl, am Ende eines Weges zu stehen? Dass nichts, was du tust, auch nur den geringsten Einfluss hat? Es endet immer gleich. Da ist kein Licht am Ende des Tunnels, sondern nur Dunkelheit, die nach dir ruft. Mit jedem Wort kannst du dein Glück bröckeln sehen. Es spielt keine Rolle, was du tust, um es zu verhindern, denn es ist unaufhaltsam. Aber wir sind stärker als das, nicht wahr? Wir sind im Hier und Jetzt gefangen und der einzige Weg, dem Schmerz zu entkommen, ist ihn zu kontrollieren. Ihm ein Ventil zu geben.“

„Oh Gott, was hast du getan?“

„Gott ist ein gutes Stichwort. Ich habe ihn gesucht, doch er war nicht da. Also habe ich selber Gott gespielt.“

„Wie viele? Wie viele wurden es?“

„Welche Rolle spielt das schon, es waren nicht genug. Ich bin verloren. Ich weiß nicht mehr, was ich tue. Es sind alles nur noch Impulse, ich… ich habe keine Kontrolle mehr.“

„Was kann eine Frau nur gesagt haben, um dich so aus der Bahn werfen?“

Babette

Jan, unerhört verliebt in Babette beschliesst, sie mit einem selbstgebackenen Kuchen zu beeindrucken.

Er wählt die Festnetznummer von Babette.Dann nimmt er das Handy;erist in Eile mit dem Kuchen.

J :«Hallo Babette.Ich bin`s,wo bist du?»

B:»Ich sitze auf dem Martplatz und knacke Nüsse.»

J:»Bin gleich da.»

Ungefähr eine Stunde später

J:»Ich hab dich gesucht und einen Kuchen mitgebracht.Selbstgemacht!»

B:»Hat dem Kuchen der Marktplatz gefallen?»

J:»Ich musste gefahren werden.»

B:»Ging der Teig soo schnell?»

J:»Bin im Krankenhaus»

B:»Spinner!»

B:»Ok, ich komme.»

Ist das anmaßend?

B: Und wie geht´s Felix jetzt?
R: Also das erzähl ich Dir mal, wenn ich weiß, dass er nichts dagegen hat.
B: Also auf den werde ich schon langsam eifersüchtig.
R: Weißt Du eigentlich, warum ich mich mit dem Felix so gut verstehe?
B: Na wahrscheinlich hattest Du mal was mit dem!
R: Waaaas? Nein!
B: Nicht? Das beruhigt mich.
R: Du weißt schon, dass ich jetzt jeden anderen für diese Frage geohrfeigt hätte?
B: Ich bin ja nun aber auch nicht jeder.
R: Nein mein Lieber, das bist Du nicht. Dir würde ich jede Frage beantworten.

Semi-Dialog

„Nun wart halt den Moment, Sappa nochmal! Der Schlüssel klemmt. Brauchst gar nicht ablenken! Du hast nicht bemerkt, dass ich das Auto durch die Wäsche gefahren und abgesaugt habe. Und dass an unserem 24.!“

„Lecker gekocht! Werden immer besser, die Fertiggerichte. Aber Sappa, die Mascarpone hättest du nicht in unsere Schale umfüllen müssen.“

„Sappalot! 20.00 Uhr! Wer klingelt denn um diese Zeit?
Bleib! Ich mach! Dem erzähl ich was!

Was?!
Blumen?
Für mich?

Steckt denn keine Karte drin? Der muss wirklich teuer gewesen sein! Ob ich sie nochmal anschneide?“

„Kannst ausmachen. Und wälz dich nicht wieder die halbe Nacht so, dass ich nicht in den Schlaf komme!

Schläfst du schon?
Ich komm gar nicht zur Ruhe…
Was meinst du, wer mir das Sträußchen geschickt hat?“

Optionenmangel

„Wieviele Granaten noch?“
„Drei.“
„Schon mal was positives.“
„Wie man es nimmt.“
„Was meint du damit?“
„Der Lauf ist hinüber.“
„Wieso?“
„Wegen der Säure.“
„Wann war es je eine gute Idee, den Viechern deine Waffe in den Hals zu stopfen. Fällt dir nichts besseres ein?“
„Was kann ich denn bitte dafür, das ich in solchen Situationen einen Mangel an Optionen habe.“

Sie: „Da bist du ja endlich, ich habe schon so lange auf dich gewartet."

Er: „Tut mir leid, meine Verspätung, ich habe dir noch Blumen besorgt."

Sie:„Zieh doch nicht so ein Gesicht, das ist doch kein Problem. Ich freue mich einfach, dass du endlich da bist!"

Er: „Es sind weiße Rosen, ich hoffe, sie gefallen dir!“

Sie:„Danke, das ist so lieb von dir! Sie sind wunderschön."

Er: „Damals hast du sie ja schon regelrecht geliebt. Erinnerst du dich noch an unseren Abschlussball? Als ich dir eine besorgen wollte und dafür im schlimmsten Regen, am anderen Ende der Stadt endlich fündig wurde? Als ich sie dir übergab, hatte sie ihre Perfektion leider schon verloren. Doch du hast mich mit deinen Kulleraugen so angestrahlt, als hätte ich dir Diamanten geschenkt."

Sie:„Ich erinnere mich, ich war so glücklich und gerührt, dass du nur für meinen Wunsch soviel auf dich genommen hast."

Er: „Ich war klatsch nass, meine Friseur war hinüber. Ich war sogar etwas verärgert. Doch dich mit dieser Rose im Haar, in deinem himmelblauen Kleid zu sehen, ließ mich den ganzen Stress vergessen. Die Welt wollte ich dir schenken."

Sie: „Von dem Moment an wusste ich, ich würde dich nie mehr gehen lassen wollen.“

Er: „Ach, ich hätte dich noch einmal so gerne in diesem Kleid umarmt. Dir noch einmal diese unschuldige Blume ins Haar gesteckt. Doch ich bin gegangen und habe dich im Stich gelassen. Die Jahreszeiten vergingen, von Jahr zu Jahr wurde ich feiger, konnte dir nicht mehr gegenübertreten. Und nun ist es zu spät und anstelle der Welt kann ich dir nur noch diese Rosen geben.
Ruhe in Frieden; mein Engel."

Zwei so Erwachsene im Ferienhaus

Er: „Meine Schöne!“

Sie: „Mein Liebster!“

Er: „Ich liebe Dich!“

Sie: “Und ich Dich, so sehr, so sehr!“

Er: „Das ist besser als Jagdwurstnudeln, so viel besser!“

Er: „Ich würde so gerne jetzt mit Dir schlafen!“

Sie: „Ich habe Angst, dass das Bett kaputt geht!“

Er: „Oh – da hast Du wohl recht!“

Sie: „Ja! Schade eigentlich!“

Er: „Ja – schade!“

###Frauengespräch

„Was ist das?“. Sie deutet in Richtung des Teichs, aus dem eine einzelne Wasserfontäne steigt. „Sind das Rehe oder was?“

„Ich glaube, es sind Enten -oder nein - Nilgänse. Sie gehen zum Wasser, siehst du’s?“

„Jaja, das habe ich doch alles zusammen mit einem Herrn ausgehoben damals. Die haben ja gesagt: »Lass das doch!< Und dann ist das so schön geworden. Aber viel Arbeit war das. Ach, ich hab‘ immer viel Arbeit gehabt. Aber jetzt ist Schluss. Ich muss mich auch mal um mich kümmern.“

„ Da hast Du Recht. - Sieh doch, wie schön die Farben des Herbstes sind!
Warum lachst Du ?“

„Ja hier, hier, genau an der Stelle, haben ich schon mehrere Heiratsanträge bekommen, hier, wo die vielen Platten in den Boden eingelassen sind. Ich kann mich noch genau erinnern.“

„Und diesen Platz hast Du Dir tatsächlich gemerkt? Was hast Du denen geantwortet? “

„ »Aber lasst mich doch in Ruhe!< , habe ich gesagt. Weißt du, ich werde mich doch nicht noch mit so was belasten, pah! Nein, nein, das ist mir viel zu anstrengend mit den Kerlen!“

„ Ja, mit manchen hat man es wirklich nicht einfach.“

„Weißt du, wenn man sich ein bisschen nett zurechtmacht, dann kommen sie, die Männer - es ist immer das alte Lied – und fragen: >Sind Sie noch zu haben?<

Ja wie?< , sage ich, >wollen sie mich essen oder was?< - Dann lachen sie und gehen wieder.“

„ Da hast Du ja nochmal verdammt viel Glück gehabt, Tante Gertrud. “

„Willst du sie wirklich erschießen?“

„Klar.“

„Und warum bitte willst du sie unbedingt erschießen?“

„Kein Bock mehr auf die Olle.“

„Reiß dich zusammen!“

„Halt‘s Maul“

„Eh, hör mal!“

„Maul halten.“

„Kalle, hör auf mit der Knarre rumzufummeln …“

„So, Jetzt noch die Olle, dann ist Ruh.“

Freunde

«Was bist denn so gefrustet?»
«Ich? Never.»
«Erzähl mir nix! Stirnfalten wie Makkaroni XL.»
«Habe im Forum was gelesen.»
«Hast du Mist geschrieben? Das kenne ich, Alter! Kritik ist hart!»
«Tom! Ich habe nur gelesen!»
«Harte Nuss, verstehe ich! Was’n passiert? Stil nicht okay?»
«Dummes Zeug eben, über You Tuber mit Hauptschulabschluss.»
«Na und! Betrifft dich doch gar nicht!»
«Egal was, ich fands drüber und jetzt nagt es.»
«Ah, verstehe! Dein Sohn streamt und hat ’n Channel. Aber hat der nicht zwei Berufe und Realschule! Reicht doch für’n Homo Sapiens, oder? Jedenfalls in meiner Welt.»
«Geht nicht um meinen Sohn! Der fährt seine Linie, egal wie viel Dreck du wirfst.»
«Um wen, zum Henker, geht es dann? Henry Ford vielleicht? Der hätte You Tube geadelt und gefeiert.»
«Zum Beispiel, um meinen besten Freund!»
«Moment da muss ich nachdenken. Du hast Freunde?», Tom lacht.
«Wenige, aber Vortreffliche!»
«Drüber stehen oder untergehen! So mach ich das!»
«Aber du bist der Freund, Tom!»
«Ich sag ja, betrifft dich doch gar nicht!»

Papyri et al

Gott: „Willkommen im Himmel! Da hinten kannst du dir dein Kleid abholen und die Hausordnung gibt´s bei meiner Frau nebenan. Brauchst du Gesangsunterricht?“

Ich: „Nee, mien Dschong, hier liegt ein Irrtum vor, ich bin noch gar nicht dran.“

Gott: „Dann hättest du nicht mit dem Motorad zu schnell um die Kurve fahren sollen.“

Ich: „Motorrad? Das war ich nicht.“

Gott: „Nicht? Oh, wen haben wir dann stattdessen zum Buben geschickt?“

Ich: „Zum Buben? Spitzbube, oder was?“

Gott: „So ähnlich. In die Schankwirtschaft Beelze´s Bub´. Schön warm da. Nicht so zugig wie hier oben. Aber wir singen deutlich schöner. Kannst du singen? Oder spielst du wenigstens ein Instrument? Und sag jetzt nicht Pauke´, bitte!“

Ich: „Also hör mal, Gott, ich bin die mit dem Apfel. Nackt im Paradies, verstehst du? Mich hat so ein Vieh gebissen, ich glaub´ es war `ne Schlange.“

Gott: „Und was machst du dann mit dem Helm da in der Hand?“

Ich: „Der lag im Wartesaal, als sie mich ins Krankenhaus gefahren haben. War kein Platz mehr. Da lag der Helm auf dem einzig freien Stuhl. Hab ihn hochgenommen und nun bin ich hier.“

Den Tod durchdringen

„WUHUUUUUUUU NEIN NEIN NEIN BUHUHUHU WUÄÄÄH“
„Mein Gott was ist los, ich habe dich weinen gehört, du bist total laut, was ist los meine Kleine?“
„ich bin auf Adam und Eva so sauer!“
„Eh was?“
„Adam und Eva von der Bibel. Wegen denen sind wir sterblich. Ich fühle gerade wie schlimm es ist, wenn man tot ist. WUÄÄ-“
„Was? Moment. Du wirst sicher noch ganz viel erleben…“
„Ja aber irgendwann ist es vorbei. Ich finde es gar nicht so schlimm, wenn mein Leben zu Ende ist, sondern das Gefühl, dass danach nichts ist, kein Bewusstsein. Jeder Moment den ich lebe fühlt sich wie ein Versprechen an, dass ich ewig leben werde. Denn sonst könnte ich nicht so sorgenfrei leben und mich um Blödsinn Gedanken machen. Und jetzt ist mir bewusst, dass dem nicht so ist. Jetzt hat jeder Moment die Verantwortung ganz groß zu sein aber das ist er nicht, das kann er gar nicht sein. Es wäre noch OK, wenn alles dunkel werden würde, oder mein geführtes Leben vorbei. Die kleinste Form der Existenz würde mir reichen nach meinem Leben. Aber es wird einfach nichts sein. Und dieses Gefühl, dass das kommen wird, kann ich nicht aushalten. Es fühlt sich so schrecklich an, alles wird so schnell gehen!“
„Eh, du bist 9 Jahre alt…“

Realer Dialog zwischen meiner Mutter und mir damals

„Was’n los? Gibs ein Problem?“
„Na ja. Wenn ich Sie so anschaue . . . und rieche . . .“
„Was is jetz?“
„Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte!“
„Wieso n’das? Sie sehen aus wie eine Pf…Pfa… Pfadfinder…in.“
„So jetzt. Es reicht. Führerschein und Fahrzeugpapiere?“
„Also gut… Hier.“
„Was ist das denn für ein Führerschein?“
„Ne spez… spez… Sonder… genehmig“
„Ich muss das überprüfen. Einen Augenblick bitte! – He verdammt? Warten Sie! Sie können nicht einfach wegfahren!“

Trotz der unbekannten Nummer auf dem Display, schiebe ich den grünen Bottom nach links, um den Anruf entgegenzunehmen.

„Hi, Tom, hast du dir schon überlegt, ob du heute Abend mitkommen willst? Was die anderen vorbereitet haben, wird garantiert lustig.“

Ich stutze, will etwas erwidern, doch er lässt mir keine Chance. Höflich, wie ich bin, höre ich seinen Ausschmückungen, der verschiedensten Variationen für den Partyabend, zu.

„… Du musst unbedingt kommen, wenn du Marie klarmachen willst.“ Plötzlich pausiert er einige Sekunden. „Wieso sagst du eigentlich nichts, Tom?“

„Weil ich nicht Tom bin. Sorry, falsch verbunden.“

„Und ich dachte dein Bruder wäre cool“, holte Markus mich aus meinen Gedanken. Als ich ihn da so stehen sah, wollte ich nichts anderes tun, als im in die Arme zu springen. Ich wollte mich an seine breite Brust schmiegen und einfach alles vergessen, was die letzten Tage passiert war, aber durch seine abweisende Haltung bewegte ich mich keinen Millimeter.
„Mein Bruder ist cool, andernfalls würde er sowas nie machen. Er kann ja nichts dafür.“
„Stimmt, er ist ja nicht du“, konterte Markus. Er war ganz offensichtlich noch sauer. Dazu fiel mir nichts mehr ein.
„Es kann doch nicht dein Ernst sein. Du hast mir gesagt, du liebst mich und lässt mich einfach hängen!“, brüllte er auf einmal los. Das war zu viel für mich. Ich brach auf der Stelle in Tränen aus und ließ mich auf den Boden sinken. All das, was ich ihm gestern noch sagen wollte, steckte mir im Hals fest. Ich konnte nach wie vor nicht von Nick sprechen. Einen Moment stand Markus wie erstarrt da, dann ließ er sich zu mir auf den Boden nieder.
„Hey.“ Er streckte seine Hand nach mir aus, ließ sie aber wieder sinken. Ohne drüber nachzudenken, griff ich danach und umschloss sie mit beiden Händen.
„Natürlich liebe ich dich. Sonst hätte ich das nie gesagt. Es war mir einfach alles zuviel. Ich hab panische Angst bekommen und bin nach Hause gefahren.“
„Ich versteh nur nicht wieso.“ Markus blickte mich aus seinen Augen an. Sie waren unergründlich.
„Ich versuche seit Tagen es dir zu erklären, aber ich schaffe es nicht. Die Worte bleiben mir jedes Mal im Hals stecken. Finn war auch der Ansicht, ich sollte mit dir drüber reden, aber es klappt einfach nicht.“ Ich seufzte schwer. „Es ist fast so wie mit meinen Eltern, mit denen ich seit fünf Jahren nicht mehr gesprochen habe. Aber ich habe es geschafft ihnen einen Brief zu schreiben. Ich mache Fortschritte.“ Markus rutschte näher neben mich.
„Hat es mit diesem Nick zu tun, von dem du gesprochen hast?“, fragte er. Ich nickte nur. Neue Tränen schossen mir in die Augen und ich hatte einfach keine Kraft mehr, sie zurückzuhalten. Markus zog mich an sich und schloss mich endlich in die langersehnte Umarmung. Eine Weile sagten wir nichts. Dann blickte er mich an.
„Ich …“ Verzweifelt suchte ich nach Worten, aber es tat einfach so weh. Schon mit Eileen war es nicht einfach gewesen und sie war Nicks Mutter.
„Vielleicht geht es besser, wenn ich es dir zeige. Dann verstehst du es besser. Ich bekomme es einfach nicht raus. Hast du Zeit?“
„Du willst jetzt ernsthaft mit mir zu diesem Nick fahren, wegen dem du vor mir wegrennst?“
„Du wirst es verstehen und ich glaube nur so haben wir eine Chance. Ich kann einfach nicht drüber sprechen.“ Meine Stimme war kaum zu verstehen, so erstickt war sie von Tränen.
rag.

Die Tür ging auf und sie stand vor mir mit ihren weich ins Gesicht fallenden roten Haaren. Ich bin kim und interessiere mich für das WG Zimmer. Ist es noch zu haben? Völlig fasziniert sah ich sie an und konnte mich von ihrem Anblick nicht losreissen und auch keine sinnvolle antwort formulieren. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam mir ein komm bitte herein über die Lippen…

Auszug aus Christopher Ocean by J.C.Lesko

„Hast du das gehört Ronnie? Er will nicht.“
Ronnie stand etwas unsicher an der Seite und fühlte sich alles andere als wohl. Die Einschüchterungstaktiken seiner Truppe kannte er nur zu gut, aber sich daran zu gewöhnen war eine andere Sache. Er wusste, was Tom blühte, wenn der sich widersetzte.
„Hör zu Mann, mach einfach was sie sagen. Es ist das Einfachste. Ehrlich Mann.“
Tom konnte gar nicht fassen, was gerade geschah. Was wollten diese Affen von ihm? Lange jedoch konnte er nicht darüber nachdenken, denn plötzlich gab der Mann seinem Stuhl einen solchen Tritt, dass er damit nach hinten schoss und unsanft gegen die Balustrade des Piers knallte.
„Ich glaube, wir müssen ihm zeigen, dass wir es ernst meinen, nicht wahr?“ Der Mann mit dem fauligen Mund nickte seinen Handlangern zu. Es war sehr offensichtlich eine Einladung, sich nützlich zu machen.
Es dämmerte bereits und weit und breit war kein anderer Mensch zu sehen. Die ersten Tropfen begannen aus dem Himmel zu fallen.
Tom war wütend.
„Ihr könnt mich am Arsch lecken!“ Er fühlte den Schmerz im Rücken, wo das Geländer seine Lehne getroffen hatte.
Sicherlich hätte er so tun können, als würde er einwilligen aber er hatte keine Angst vor diesen Typen. Es war auch nicht so, dass er nicht verstand, was hier geschah, nur war es ihm egal.
„Dazu müsstest du erst einmal aufstehen können, du kleiner Wichser.“ Der Mann zog ihn aus dem Rollstuhl und stieß ihn von sich, direkt in die Seitenwand der Imbissbude. Tom prallte ab und fiel zu Boden wie ein Sack Kartoffeln.
Die beiden anderen Männer, die bisher noch kein einziges Wort gesagt hatten, schnappten sich seinen Stuhl. Einer von ihnen setzte sich hinein und der andere schob ihn johlend den Pier hoch.
Der augenscheinliche Chef der Bande sah ihnen ein paar Sekunden lang nach, schüttelte aber nur den Kopf. Dann zog er unvermittelt eine Pistole aus dem Hosenbund und kniete sich neben Tom. Mit der freien Hand packte er ihn am Kragen. Er begann sich zu wehren, aber viel konnte er gegen den massigen Mann nicht ausrichten.
Der harte Stahl der Mündung berührte Toms Schläfe. Bis dahin hatte er ihn noch beschimpft, aber im Angesicht dieser neuen Bedrohung zog er es vor, still zu sein.
„Ronnie, komm her!“
Ronnie kam.
„Ja Boss?“
„Hol ihm das Oxy aus der Jacke.“ Kurz flammte in Tom ein letzter Protest auf, aber ein derber Hieb gegen seinen Kopf erstickte diesen sofort. Ronnie bückte sich und kramte in seiner Jackentasche. Er holte die Tabletten hervor und sah seinen Boss wartend an. „Gut, nun stopf sie ihm in den Mund.“
„Aber Boss! Das wird ihn umbringen!“
„Habe ich dich um deine Meinung gebeten? Nun mach schon, ich werde nass.“
Ronnies Atem ging merklich schneller, als er auf die Tabletten in seiner Hand starrte. Er wusste nur zu gut, wozu sein Boss fähig war. Vorsichtig schüttete er sie aus der kleinen Tüte in seine Handfläche und sah unsicher auf Tom herunter. Er konnte sehen, wie sich an dessen Schläfe ein Rinnsal aus Blut formte.
„Mach den Mund auf!“
Die Mündung der Waffe bohrte sich weiter unsanft in seine Schläfe, aber Tom presste weiterhin die Lippen zusammen. Sollten sie ihn doch erschießen. Das war immer noch besser als eine Überdosis, jedenfalls im Hinblick darauf, wie man ihn danach auffinden würde. Das Gejohle der anderen beiden Männer hatte aufgehört, aber Tom achtete in dem Moment sowieso nur noch auf das, was direkt vor ihm geschah. Kurz jagte die Tatsache durch seine Gedanken, dass er das Mädchen, das er liebte, nun nie wieder sehen würde, und sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
Ronnies Boss war es leid zu warten und holte abermals aus.
In einiger Entfernung bellte ein Hund.

Shoppen

„Wollen wir da vorn noch schnell was beim Asiaten essen? Ich hätte schon Hunger. Wir sind ja nun auch schon seit gut zwei Stunden hier im Center unterwegs.“

„Das kostet doch nur wieder unnötig Geld. Wir können doch zu Hause essen. Steht im Kühlschrank nicht noch die Suppe von gestern?“

„Na so spät möchte ich auch nicht essen. Ich hab außerdem jetzt Hunger.“

„Wieso spät? Wir brauchen doch nur knapp 20 Minuten bis nach Hause.“

„Weil wir noch nicht fertig sind mit Einkaufen. Mir fehlen noch Sachen.“

„Was denn für Sachen? Viel mehr Tüten kann ich gar nicht schleppen.“

„Ich hab immer noch keine Schuhe. Und ich brauch dringend neue.“

„Aber wir waren doch schon in zwei Schuhgeschäften. Und du meintest, dass du nur gucken willst.“

„Du gönnst mir aber auch gar nichts. Ständig guckst nur aufs Geld und sagst, dass ich nicht so viel ausgeben soll und dann soll ich noch gut aussehen. Das passt nicht zusammen!“

„Aber du weißt schon noch, worüber wir letztens geredet haben? Dass wir Geld für die Betriebskosten zurücklegen müssen? Ich verstehe deine Logik einfach nicht.

Das passt nämlich nicht zusammen: Geld ausgeben und sparen. Aber mir ist das jetzt auch langsam egal. Wenn du dir Schuhe kaufst, gehe ich nachher in den Mediamarkt.“