Die Einbruchsfeier
(Spoiler: Es kommt noch ein Dialog. Aber die kleine Einleitung muss sein, sonst versteht der Leser ihn nicht.)
Heute Abend war es endlich so weit. Kalle Hansen würde ausgesorgt haben. Diesen Bruch noch, dann wollte er sich nach Brasilien absetzen und den wohlverdienten Ruhestand genießen.
Das Haus, das er ausbaldowert hatte – die Leute fielen doch immer wieder auf den Trick mit der Wasserleitungsprüfung herein – hatte einen Tresor, einen Burg-Wächter Home Safe H 1 E, der als sehr sicher bekannt war. Deshalb hatte sich Kalle mit Benno Fischbach in Verbindung gesetzt, einen seltsamen Kauz, der es als sein Hobby ansah, Tresore zu knacken. Dafür nahm er eine kleine „Gebühr“, bestand aber nicht auf dem Teilen der Beute. Er hatte in der Einbrecher-Szene einen guten Ruf und war als ehrlicher Ganove bekannt.
Kalle entschloss sich, noch einmal bei Benno anzurufen, um ganz sicher zu gehen, dass heute Abend nichts schief ging. Schon nach dem 2. Klingeln ging Benno ran.
„Benno hier.“
„Hier ist Kalle. Alles klar für heute Abend?“
„Ja, alles klar. Die Party kann steigen.“
„Party ist gut“, sagte Kalle grinsend. „Hast du alles besorgt?“
„Ja. Was man eben so braucht. An Konfetti habe ich auch gedacht.“
„Konfetti?“, fragte Kalle verdutzt. „Wäre eine Kanone nicht sinnvoller?“
„Eine Konfettikanone? Keine schlechte Idee, aber ich weiß nicht, ob ich so schnell noch eine aufgetrieben kriege.“
„Macht nix, ich hab eine dabei. Für den Fall, dass der Besitzer der kleinen Villa aufwacht.“
„Aufwacht?“ Benno war ein wenig verwirrt. „Ich hoffe ja wohl, dass er wach ist, wenn wir kommen. Wär ja noch schöner. Aber sollte er pennen, ziehen wir ein Feuerwerk ab, das sich gewaschen hat. Ich hab dafür alles besorgt. Da fliegen die Löcher aus dem Käse.“
„Harhar, und das Ding steht auf wie ein Scheunentor. Aber das sollte das letzte Mittel sein, wenn es anders nicht geht, sonst kriegt das ja die ganze Nachbarschaft mit.“
„Ja – und?“, fragte Benno verständnislos.
„Ja – eigentlich hast du recht. Ist auch egal“, erwiderte Kalle. „Hauptsache, wir nehmen ordentlich was mit.“
„Jepp. Da gibt‘s ja immer gut zu essen.“
„Äh, ich dachte eigentlich an was anderes.“ Kalle dachte bei sich, ob dieser Benno noch ganz frisch in der Birne war. „Aber meinetwegen, räum du den Kühlschrank aus. Ich find schon was Besseres. Mit dem Tresor der Firma Burg-Wächter kommst du klar?“
„Was für ein Burgwächter? Bringt der die Papphüte mit?“, fragte Benno unvermittelt.
„Papphüte? Strumpfmasken sind doch viel praktischer. Ich bring eine für dich mit“, versprach Kalle.
„Hahaha, Strumpfmasken, ja, das ist genial. Vielleicht sollten wir ins Haus stürmen und laut ‚Überfall‘ brüllen. Das ist bestimmt ein toller Gag.“
„Ja, bestimmt“, brummte Kalle, „Das können wir ja machen, wenn er wach ist.“
„Der wird schon wach, sagte ich ja schon.“
„Sag mal, bist du noch ganz dicht? Wir müssen versuchen, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen. Oder willst du dein Talent als Tresorknacker in aller Öffentlichkeit vorführen?“
„Tresorknacker?“, fragte Benno. „Sag mal, wo soll die Party denn deiner Meinung nach heute Abend steigen?“
„Fichtenkamp 14.“
„Meine Party steigt im Lisanderweg 39. Wer bist du und was hast du vor?“
„Ups …“, machte Kalle und legte auf.
Ein Vergleich mit der gewählten Telefonnummer und der Nummer, die ihm Benno Fischbach gegeben hatte, ergab, dass er beim Wählen die fünfte und sechste Ziffer vertauscht hatte. Zu dumm, dass der Typ unter der falschen Nummer auch Benno hieß.
Kalle beschloss, den Einbruch abzusagen und den Eintritt in den Ruhestand noch ein wenig zu verschieben.