Seitenwind Woche 4: Dialoge

„Ich ertrage dieses Geschrei nicht länger!“, schimpfte Nadim. „Ein brüllendes Kind, eine Frau, die heult, wenn sie nicht zankt – wer soll das ertragen! Was habe ich nur getan, dass Allah mich so straft?“
Du kannst dir vorstellen, dass die Tränen von Nasrin der Schönen in der Wut erstickten, welche sie nun augenblicklich überkam. Und sogleich wurden beide aufeinander wütend und schonten sich nicht.
„Ich wußte nicht, dass du so ein Dummkopf bist, der wie ein zorniger Kamelbulle gurgelt und faucht, wenn ihm ein bisschen Last aufgelegt wird!“, rief Nasrin verächtlich und wischte sich die Tränen mit einer schnellen, ruppigen Geste von den Wangen.
„Hör, wie er schreit, und sieh nur, wie du selber schreist! Frauen sind nur Gefäße, in die man den Samen legt, sagt Ibn Abd Rabbih, und dieses schreiende Kind entstammt unweigerlich einem schlechten Gefäß, da es das Schreien offenbar von ihm geerbt hat!“, wetterte Nadim. „Eine Frau wählen ist, als ob man seine Hand in einen Korb voll Schlangen steckt. Mit Glück trifft man vielleicht auf eine Ungiftige, aber alle sind Schlangen!“
Nun, heißt es nicht: Wenn du den Pfeil der Wahrheit abschießt, tauche zuvor seine Spitze in Honig? Aus Nasrins Augen blitzte es. Sie holte tief Luft.
„Wie war das? Baumeister des Sultans im seidenen Gewand, so höre: Ein Esel ist ein Esel, auch wenn er Sprünge wie eine Gazelle macht, um sein Liebchen zu beindrucken!“
Er hielt erschrocken die Luft an. Bevor sie ihn aber hinauswerfen konnte, ging er von alleine. Sie folgte ihm und warf hinter ihm heftig schimpfend die Pforte zu.

(Aus meinem neuen Romanprojekt)

Gefährten

„Mach die Augen auf, Mädchen!“
„Ahh …“
„He, Vorsicht. Behalte deine Arme bei dir.“
„Verzeihung. Du sprichst? Ich habe Stimmen gehört, als ich wach wurde. Mein Arm schmerzt. Was hast du getan?“
„Du kannst mich hören? Los, zeige mir deinen rechten Unterarm.“
„Mein Mal hat sich verändert und brennt jetzt höllisch.“
„Du bist zu jung. Wie weit ist deine Ausbildung fortgeschritten?“
„Ich habe erst wenige magische Kräfte. Meine Lehrmeisterin ist letzten Winter gestorben. Ich hatte nicht die Macht, sie zu heilen. Jetzt ist meine Ausbildung unvollendet.“
„Beim heiligen Graubart, ausgerechnet so ein junges Ding ist meine Seelengefährtin. Du hast ja keine Ahnung, was das bedeutet.“
„Wie ist dein Name?“
„Ich bin Gasula Corvus aus dem Haus der Silberkrähen und durch das aktivierte Mal bis ans Ende unserer Tage dein Seelengefährte.“

Zu den Gefährten gibt es noch zwei Kurzgeschichten und vielleicht mal etwas Längeres.

Hör’ auf zu lesen!

Sie: Warum tust du dir diesen Text gerade an? Hast du nichts Besseres zu tun?

Du: …

Sie: Niemand will dich ärgern. Die Fragen sind ehrlich und nur gut gemeint. Es ist halt so, dass das Gute sich nicht immer auch automatisch gut anfühlt. Aber wenn du dich einmal umschaust und deinen Blick über die Behaglichkeit schweifen lässt, die dich umgibt …

Du: …

Sie: Nein, hier geht es nicht um Moral oder einen erhobenen Zeigefinger. Hier geht es nicht um das, was du gerade tust. Im Grunde geht es um all das, was du gerade nicht tust.

Du: …

Sie: Ich kann verstehen, dass du das als eine Art Vorwurf empfindest. Und ich ahne, welche Gegenwehr jetzt in dir aufsteigt und sich darauf vorbereitet, mir gleich ins Gesicht zu springen. Also nur zu! Aber sei nicht böse oder enttäuscht, wenn du mit mir keine Überraschungen erlebst.

Du: …

Sie: Natürlich! Du hast recht. Warum sollte ich besser sein?

Du: …

Exploring

"Ich muss Dir etwas sagen, mein Freund, etwas, das Dir nicht gefallen wird

Der Freund: „Was denn, was kann es denn schon sein? Ich habe nicht die Zeit, Dir zuzuhören.
Ich muss weiter, und mein Leben leben.“

Er: „Du kannst nicht mehr mit ihr zusammen bleiben, Du weißt doch, der Unfall letzte Woche?“

Der Freund: „Ich weiß es noch, doch was tut dies zur Sache hier? Warum erinnerst Du mich
daran. Du weißt doch, das ich keine Zeit habe Dir zuzuhören, ich muss weiter, muss mein Leben
leben.“

Er: „Sie kann nicht mehr zu Dir, sie weiß nicht mehr, wo sie nach Dir suchen soll, mein Freund.
Kannst Du sie noch führen, leiten?

Der Freund: „Bei Gott, das kann ich nicht. Wieso führst Du sie nicht zu mir?

Er: „Mein Freund, es tut mir leid, doch welche Adresse sollte ich ihr geben. Wo wohnst Du
denn, so sag es mir“

Der Freund: „ Ich wohne, warte, ich hab es gleich, im Park, nein, mitten im Getümmel, auch
nicht. War es ein Hochhaus, ein Bungalow vielleicht??

Er: Es ist vorbei, mein Freund, sie kommt nicht mehr zu Dir. Der Unfall, Du weißt es doch
noch?“

Der Freund: „Ich will es aber nicht wissen, denn ich habe keine Zeit, Dir zuzuhören, ich muss
weiter und mein Leben leben. Nur eines noch, Du willst mir sagen, dass sie tot ist und begraben,
nicht wahr, mein treuer Freund.“

Er: „Oh nein, mein Freund, sie lebt, doch Du, Du bist von uns gegangen, ohne es zu bemerken.
Du wolltest Dein Leben leben, doch getan, hast Du es nie. Die falsche Frau, der falsche Job,
immer in Hektik, Tag für Tag, Nacht für Nacht.“

Der Freund: „Heißt dies etwa, ich bin der, der sich nicht spiegelt? Der eine, der vergaß zu leben
und nicht einmal bemerkte, dass die Welt im Trügerischen versank?“

Er: „ Es tut mir leid, mein Freund, die Spiegelung bin ich. Du bist nicht wirklich hier und doch
bei mir. Es ist alles nur Spiegelung. So lebtest Du leider Dein Leben, warst nie mit Herzblut bei
der Sache, hast nie geliebt, Dich nie gefunden in Dir selbst. So muss ich Dich nun ziehen lassen.“

Der Freund: „Hab trotzdem Dank für alles, mein treuster, bester. Ich verspreche Dir, ich kehre
wieder. Zurück zu Dir, wo kein Glas das Scheinbare in Fiktion auflöst und die Lichter der Stadt
sich wie Geister im Nichts verlieren."

Beitrag

„Gute Güte, kannst du dir nicht eine Werkstatt mit einem Fenster besorgen?“,
„Hast du, was ich brauche?“, antwortete der Schmied ohne sich umzudrehen.
„Japp. Holz von einem Baum, in den zweimal der Blitz eingeschlagen ist, ganz wie gewünscht. Wozu brauchst du das?“
„Das ist für Barb. Hast du etwas von unserem Jäger gehört?“
„Nein, noch nicht. Aber Bruder Levianthan wurde von ihnen besiegt.“
„Wäre auch das erste Mal, wenn er nicht verloren hätte. Hast du seinen Ring?“
Statt einer Antwort legte der Besucher nur einen Ring mit einem großen blauen Stein auf die Werkbank.
„War es schwer ihn zu bekommen?“
„Überhaupt nicht. Sie haben nach seinem Beschwörungskreis nicht mal gesucht.“
„Und die Bücher?“
Der Besucher lächelte. „Die haben sie erhalten, ganz wie du es wolltest.“

Nirgends wird so viel gelogen wie vor Gericht!

Richter Bartl blieb stehen und wandte sich Staatsanwalt Greiner zu, der sich für seinen Geschmack allzu lässig auf der Couch lümmelte.
„Ich kann nicht glauben, dass diese kleine Frau ihre Familie oder gar Alexander Willrott und diesen Zeugen bedroht“, sagte Bartl ungehalten und fuchtelte hilflos mit den Händen. „Und soweit ich weiß, hat sie in all den Gefängnisjahren nie einen Rachedanken geäußert. Ich teile die Ansicht der Justizvollzugsanstalt. Beste Sozialprognose!“
„Ich bitte Sie, Dr. Bartl. Niemand weiß genau, was im Kopf dieser Frau vorgeht. Ich meine, Sie haben sie verurteilt, damals, als Vorsitzender Richter der Großen Strafkammer. Und das hätten Sie doch nicht getan, wenn Sie auch nur den geringsten Zweifel an ihrer Schuld gehabt hätten, oder?“
Bartls Augenbraue zuckte kaum merklich. Diese Art unterschwelliger Bevormundung konnte er schon gar nicht ausstehen. „Lassen Sie Ihre Belehrungen. Was erwarten Sie von mir? Sie wissen, ich kann Ihnen nicht helfen. Sie hatten Ihre Chance.“
„Ich teile die Ansicht des Kollegen nicht. Wäre ich da gewesen, hätte die Staatsanwaltschaft der Reststrafenaussetzung nie und nimmer zugestimmt. Melina Simon hat einen vorsätzlichen Mord begangen. Sie gehört weggesperrt bis ans Ende ihres Lebens.“
Für Bartl war das Maß voll. Sein rundliches Gesicht lief rot an, er ballte die Hände zu Fäusten. „Noch entscheidet die Strafvollstreckungskammer, nicht die Staatsanwaltschaft.“
Greiner stand auf, ging auf den Richter zu, legte ihm die Hand auf die Schulter und sah ihm fest in die Augen. „Sie werden es verantworten müssen, wenn der Familie etwas zustößt. Wollen Sie sich wirklich mit einem Skandal in den Ruhestand verabschieden. In ein paar Monaten ist es doch soweit, nicht wahr?“
Bartl blickte auf seine blankpolierte Schreibtischplatte. „Ich kann nichts für Sie tun. Der Beschluss ist ergangen, Frau Simon aus der Haft entlassen. Und nur auf Verdacht lasse ich sie nicht zurück ins Gefängnis bringen. Dazu gibt es absolut keine rechtliche Handhabe. Das zerpflückt uns jeder Anwalt in der Luft.“
„Ich glaube nicht, dass sich Frau Simon noch einmal einem Anwalt anvertraut“, lachte Greiner hämisch. "Ich will den Widerruf!“
Bartl kratzte sich aufgeregt den grauen Haarschopf, der so gar nicht zu seinem stets korrekten Aussehen passen wollte. „Überspannen Sie den Bogen nicht. Ich finde es sehr befremdlich, dass in diesem Fall immer wieder Zeugen auftauchen, die Beweise für die Schuld von Frau Simon liefern. Das war schon im Prozess so.“
Greiner lachte laut auf. „Nirgends wird so viel gelogen, wie vor Gericht. Wer weiß das besser als Sie?“

Auch das noch

  • Wieso hast du diese Deppen eingeladen?
  • Wen?
  • Na, diese Ekelpakete, die Meyers!
  • Passt doch.
  • Geht’s noch? Mach‘ das nie wieder!
  • Doch, mache ich.
  • Verdammt nochmal – ich platze gleich!
  • Sehe ich. Lass es einfach.
  • Nun streite dich wenigstens mit mir!
  • Pf … lohnt sich nicht.

Der Wilddieb und der Mönch

„Sind die Riesenhornissen weg?“, stöhnte der Wilddieb. Er hob den Kopf, ließ ihn aber gleich wieder sinken.

„Ja, die lassen Sie jetzt in Ruhe.“ Florin war herangetreten.

„Au“, klagte der Verletzte, „die Stiche der Biester tun entsetzlich weh! Muss ich jetzt sterben?“

„So schlimm wird es nicht werden. Unkraut vergeht nicht!“ Mit ernster Miene beugte sich Florin über den Mann und sprühte Wasser auf dessen Beulen.

„Ah, das hilft ein bisschen“, seufzte dieser.

Florin kniete sich hin. „Aber der Prachtvogel, den Sie erlegten, wird nie mehr lebendig. Weil Sie ihn abschossen, haben die Hornissen Sie gestochen und bestraft.“

„Ach, das sind nur dumme Insekten.“ Der Verwundete griff auf Florins Flasche. „Ich habe Durst.“

Der Mönch schraubte den Sprühkopf ab. Dann hob er den Kopf des Wilddiebs an und flößte ihm Wasser ein. „Mein Herr, da Sie sich so überlegen fühlen, brauchen Sie mich eh nicht länger.“ Er schloss die Flasche und erhob sich.

„Bitte bleiben Sie, ich entschuldige mich ja!“, stammelte der Wilddieb und streckte dem Mönch die Hand entgegen.

Auszug aus „Der Sohn der Flammen“

„Kind beruhige dich erst einmal. Auch, wenn es dir schwerfällt, darüber zu reden, so muss du es dennoch tun. Ich muss ganz genau wissen, was du alles gesehen hast. Vorher kann ich es nicht deuten.“ Rebecca nickte, atmete kurz durch und fuhr dann fort.
„Die …, die Rothaarige stand mit den finsteren Mächten im Bunde. Sie …, sie hat … Alles, was geschah, geschah im Namen des Drachen. Sie haben unseren Sohn zu einem der ihren gemacht. Der Junge war ihnen vollkommen ausgeliefert. Dann haben sie Samuel …Er war nicht mehr derselbe. Ich kann es nicht genau erklären, aber als sie mit ihm fertig waren, da war er … Er war … Rowena, kann es möglich sein, dass jemand innerhalb eines Wimpernschlages zu einem Greis wird?“ Rowena nickte.
„Es gibt ein Ritual der Erneuerung. Nur wenige beherrschen es. Es entzieht Lebensenergie und derjenige, dem sie entzogen wird, altert um Jahrzehnte, oftmals führt es sogar zum Tod.“
„Samuel war nicht tot. Er war nur ein Greis. Aber mich haben sie getötet. Unser Sohn … Er war die Verkörperung des Drachen. Er hat … Dann änderte sich das Bild. Unser Sohn war inzwischen erwachsen und noch immer war er die Inkarnation des Drachen. Aber er schien glücklich und zufrieden. Wie kann das sein? Hat er uns vergessen? Oder waren wir ihm gleichgültig? Oder war er wirklich und wahrhaftig zu einem der ihren geworden? Rowena, ich mache mir große Sorgen um ihn. Ich weiß, die Geschehnisse, die ich sah, liegen in ferner Zukunft, aber … Was wird aus ihm? Wenn er zu solch einem Monster, wie diejenigen wird, die ihn verschleppt haben, dann wäre es vielleicht besser …“ Rowena sah sie lange schweigend an, während Rebeccas Frage unbeantwortet in der Luft hing. Schließlich atmete die Alte tief ein, dabei legte sie Rebeccas Hände in Ihre.
„Dein Sohn, Kind, wird niemals zu einem der ihren, geschweige denn zu einem Monster. Er wird Ihnen allen den Untergang bringen. Es wird Jahre dauern, vielleicht sogar Jahrhunderte, bis er begreift, was genau er zu tun hat, aber er wird sie im wahrsten Sinne des Wortes auslöschen.“
„Jahrhunderte? Kein Mensch überdauert Jahrhunderte.“
„Ich kann dir eines versichern: Dein Sohn wird Jahrhunderte überdauern. Doch er wird mit seinem Schicksal hadern. Er wird sich selbst opfern, nur um festzustellen, dass sein Opfer vollkommen sinnlos war, denn es wird nicht angenommen werden.“
„Was soll das heißen? Es wird nicht angenommen werden?“
„Dein Sohn ist zu Höherem geboren.“
„Rowena, du sprichst in Rätseln.“ Rebecca sah die Alte flehend an, doch diese senkte ihre Augenlider. „Bitte, Rowena! Ich muss es wissen!“
„Rebecca, so leid es mir auch tut. Ich kann dir nicht alles sagen. Du bist noch nicht dafür bereit,“ „und du wirst es auch nie sein“, fügte sie betrübt leise hinzu. „Aber eines kann ich dir noch sagen. Die Macht, mit der es dein Sohn dereinst aufnehmen muss, ist so alt wie diese Welt und er wird die Entscheidung bringen, wer obsiegt, denn er ist der Lebensspender und der Sohn der Flammen.“

BEITRAG: Survive - Sam & Georgia I

Ein nebliger Morgen dämmerte herauf und die drohende Gefahr war für einen Moment gebannt.
„Sieh mal, ich hab uns einen Hasen gefangen!“, tönte es stolz direkt neben ihr. Sam war nahezu lautlos aus dem Dickicht getreten. Ein lebloses, pelziges Tierchen flog ihr direkt vor die Füße.
„Musst du dich denn immer wie ein Hinterwäldler aufführen?“, entfuhr es Georgia, impulsiver, als sie es eigentlich beabsichtigt hatte.
„Na hör mal, ich hab dir dein Frühstück gesichert, also reg dich nicht so auf!“
Natürlich wusste Georgia, dass es weder am Hasen noch an Sams Mangel an Feingefühl lag. Vielmehr war es Sams Nähe, die sie so sehr verwirrte. Komplett entgegengesetzte Gefühle schienen in ihr einen nicht enden wollenden Kampf zu führen. Nicht dass, die Gesamtsituation nicht schon nervenaufreibend genug gewesen wäre.
Verärgert schaute sie direkt in seine Augen - seine schmutzumrandeten, grünen Augen. Wie konnte ein Idiot wie Sam nur so wunderschöne Augen haben? Georgias Herz begann seltsam an ihrem Inneren zu zerren.
„Ausnehmen kannst du ihn aber allein. So was mach ich nicht mehr. Das arme Ding. Du bist ein richtiger Barbar!“
„Aha, das Innenleben darf ich dem Karnickel raus reißen, aber essen kannst du´s noch alleine, oder wie?“, Sam rollte genervt die Augen gen Himmel. Dieses Weib würde ihm noch seinen letzten Nerv rauben. Und dennoch…
„Ich muss deinen dreckigen Hasen gar nicht essen. Ich hab hier noch Brombeeren.“
„Wird dir auf Dauer aber den Magen nicht füllen, spätestens in ner Stunde hast du wieder Hunger. Aber was interessiert`s mich?“
Sam begann mit seiner ihm so typischen schnippischen Art, Feuerholz zu sammeln und ließ Georgia mit dem erlegten Hasen zurück. Direkt ins Auge hatte er ihn getroffen. Wenigstens hatte das Tierchen nicht leiden müssen. Georgia wusste, dass Sam im Grunde recht hatte. Er hatte meistens recht. Seufzend zog sie ihr Jagdmesser aus der Scheide und machte sich ans Ausweiden.
Abermals hörte sie das Unterholz neben ihr leise knacken.
„Oho, die feine Dame hat sich herabgelassen auch etwas zu unserem Überleben beizusteuern. Ich bin ja direkt gerührt!“
„Dein dummes Grinsen kannst du dir sonst wohin stecken, Sam. Hilf mir lieber mal, diese Sehnen sind verdammt zäh!“
Viel hätte nicht mehr gefehlt, und Georgia hätte ihm die Überreste des Hasen in sein höhnisches Gesicht geworfen. Bei der Überlegung fiel ihr dummerweise nur wieder seine Augenpartie auf. Fältchen in den Augenwinkeln. Gedanken wurden zu wirren Schleifen in ihrem Schädel.
„Was starrst du mich denn jetzt an, wie die Kuh den Scheinwerfer? Willst du jetzt meine Hilfe, oder lieber doch Brombeersalat?“ Himmel, war die Frau kompliziert. Sam warf das gesammelte Holz vor sich auf die Erde.
„Gib schon her!“ Nicht gerade sanft entriss er ihr das Messer. Für eine kurze Sekunde berührten sich ihre Hände und Zeit war nur noch ein relativer Begriff. Ihre Blicke kreuzten sich – Klingen gleich. Grün traf auf Blau. Sams Gesichtszüge wurden augenblicklich weicher. Der Moment ging vorüber.
„Kein Wunder, dass das Ding nichts mehr schneidet. Ist ja total stumpf!“
„Ein anderes hab ich leider nicht, du Idiot!“ Verdammte Augen, verdammter Sam.
„Schon mal was von ´nem Wetzstein gehört, du Survival-Expertin? Warte, ich mach das schon.“ Mit geübten Handgriffen begann Sam, sich an Messer und Schleifstein zu schaffen zu machen.
„Smith & Wesson, nicht schlecht“, murmelte er anerkennend, während er den Griff des Messers von allen Seiten begutachtete.
„Hab ich von meinem Dad bekommen, bevor er - du weißt schon.“
Traurige blaue Augen, direkt auf ihn gerichtet – noch immer wie Klingen.
„Hier, wie neu!“ Über seine eigenen Gefühle verwirrt, reichte Sam Georgia das Jagdmesser.
„Wir finden diesen Scheißkerl schon noch und er wird bereuen, deinem Dad je über den Weg gelaufen zu sein!“
Erkannte er tatsächlich einen kleinen Hoffnungsschimmer in ihren Augen? Hatten seine verräterischen Worte das gerade bewirkt? Sams Gewissen begann, tief in seinen Eingeweiden, zu rumoren.
„Ich weiß ja, Rache ist bestimmt keine Lösung, aber es ist immerhin irgendwas. Danke, Sam!“
„Lass stecken. Gib mir lieber mal die Streichhölzer, damit wir endlich essen können, du Heldin.“
Entschlossen schob er das Rumoren in die hinterste Ecke seines Gewissen und zwang sich zu einem Lächeln in Georgias Richtung.

Er: „Hallo, bin wieder da!“

Sie: „Toll, wo steht der denn?“

Er: „Draußen vor der Tür.“

Sie: „Super, ich komme raus.“

Sie: „Was kann der denn so?“

Er: „Mit 270 PS schon einiges…“

Sie: „Gib mal den Schlüssel.“

Er: „Ich fahre zuerst!“

Sie: „Gib her, du spinnst wohl!“

Das fünfte Rad am Wagen

,Hey ".

,Hallo", erwiderte sie

,Komm rein".

Beide setzten sich ins Zimmer und Anna wartete gespannt.

,Bist du irgendwie sauer auf mich?"

,Nö", kam es prompt zurück.

,Ich kann auch nichts dafür, das du die Party verpasst hast und ich da halt Alex kennen gelernt habe", plapperte Emilia drauflos.

,Mag sein, doch wie soll ich mich fühlen, wenn du nur noch Augen für deine Flamme hast", haut Anna ihr Satz um die Ohren.

,Kann es sein das du Eifersüchtig bist?", schlussfolgerte ihre Freundin.

,Nein nur mal ganz ehrlich wie würdest du dir vorkommen, wenn ich ne Freundin hätte dich zum Shoppen einladen und nur mit ihr beschäftigt wäre", lasst sie etwas Dampf ab.

,Jetzt weiß ich es du bist neidisch".
,Emilia weder das eine noch das andere. Doch heute habe ich mich wie das fünfte Rad am Wagen gefühlt.

Eine kleine Freude

" Hallo Erna, wie gehts Dir heute? Immernoch starke Schmerzen?"
" Ach Schwester Steffi, schön das Sie doch Dienst haben. Die Schmerzen sind heute etwas schlimmer, besonders nach der Therapie"
„Ach, wurde heut schon mit der Phsysiotherapie begonnen?“
„Ja, der junge Mann der kam ist nicht grad zimperlich. Das kann ich dir sagen“
Lachen
„Ach er möchte doch auch nur das du schnell wieder fit wirst. Möchtest du etwas gegen die Schmerzen haben?“
„Nein, danke. Ich meld mich wenn ich es nicht aushalte. Wie lange bist du denn heute da?“
„Bis 22Uhr , wir sehen uns also noch. Ach und ich habe eine Kleinigkeit für Dich, da ich weiß das deine Kinder es nicht oft schaffen vorbei zu kommen“
Überreicht Ihre ein kleines Päckchen.
„Das kann ich doch nicht annehmen.“
„Pack es aus und ich hoffe es ist das richtige“
„Dankeschön… das hab ich noch gar nicht gelesen“
„Puh… glück gehabt. Du warst gestern so Niedergeschlagen, dass ich dir eine kleine Aufmunterung besorgen wollte“
„Das kann ich doch nicht annehem. Bekommst du dafür keinen Ärger?“
" Doch das kannst du. Und mach dir um allles andere keinen Kopf. Ich schau später nochmal rein und wenn ich es nicht schaffe komme ich nach Feierabend nochmal zu dir. Einverstanden?"
" Danke Liebes."

Wer darf zum Abitur

Ich lernte nun in der achten Klasse. Jetzt entschied es sich, ob ich eine Delegierung zur EOS, der Erweiterten Oberschule, erhielt und dort das Abitur ablegen durfte. Darüber bestimmte die Schule.

Es war an einem Wochenende. Eine Freundin der Familie, die an der Schule lehrte, rief an. „Ihr müsst aufpassen, sie haben vor, eure Tochter nicht zum Abitur zuzulassen. Es ist eine Beurteilung über sie geschrieben worden, dass sie bürgerlichen Beschäftigungen nachgeht“, warnte sie.

Mir kamen die Tränen. Mein Vater nahm mich in den Arm.

„Nun beruhige dich. Ich werde in die Schule gehen und mit deiner Direktorin reden.“, teilte er ihr mit. „Gib mir bitte die Urkunden, die du bei den Spartakiaden für deine Leistungen im Schießen erhalten hast.

Am nächsten Tag, ging mein Vater, der gut aussah und sehr charmant sein konnte zur Schule. Er klopfte an die Tür des Zimmers, in dem die Schulleiterin saß. Sie war für ihre proletarische Herkunft und extreme Denkweise bekannt. Geistig war er ihr weit überlegen. Die beiden kannten sich vom Sehen. Meine Mutter war unter ihrer Leitung an dieser Schule Lehrerin gewesen. Nach einem herrischen ‚herein‘, öffnete er die Tür und die Wolke eines unangenehm süßlichen Parfüms empfing ihn. Er fand Frau Drossel, die Schulleiterin, am Schreibtisch sitzend vor. Mit einem Füllfederhalter in der Hand war sie dabei etwas in ein aufgeschlagenes Heft zu schreiben.

„Guten Tag“, grüßte er. „Genossin Drossel, hast du einen Moment Zeit für ein Gespräch? Es geht um unsere Tochter Maria.“ Genossen duzten sich untereinander.
Überrascht schaute diese auf. Sie hatte wohl jemand anderes erwartet, erkannte aber gleich, wen sie vor sich hatte.

„Gern, nimm Platz. Worum geht es, Genosse?“,gab sie sich ahnungslos. Bot ihm mit einer Handbewegung den Stuhl ihr gegenüber an. Heft und Füllfederhalter legte sie bei Seite.

Sachlich und ruhigen, wie es seine Art war, sah mein Vater sein Gegenüber an. ‚Was für ein extrem süßlicher Geruch? Diese Frau hat kein Gefühl dafür, was passt und was nicht‘, ging ihm durch den Kopf.
„Genossin Drossel, ihr wollt unsere Tochter nicht zur EOS delegieren. Was gibt es da für ein Problem, sie ist doch eine sehr gute Schülerin?“, eröffnete er das Gespräch.

„Abitur dürfen bei uns nur Kinder machen, die einen gefestigten Klassenstandpunkt haben, und von denen gesichert ist, dass sie sich zu sozialistischen Persönlichkeiten entwickeln“, schmetterte jetzt Frau Drossel ihm entgegen. Sie war von der Richtigkeit ihres Standpunktes absolut überzeugt. Davon würde sie keinen Millimeter abweichen. Sie setzte sich aufrecht auf ihrem Stuhl zurecht und sah meinen Vater kämpferisch an. Ihr Ton hallte förmlich nach in dem kleinen Büro.

„Tut sie das nicht? Meine Frau und ich, wir sind beide in der Partei. Wir achten darauf, dass sie das ‚Neue Deutschland‘ liest und sie hat doch auch im Staatsbürgerkundeunterricht von dir eine ‚Eins‘ erhalten.“ Mein Vater ließ sich nicht einschüchtern. Viele Jahre hatte er selber als Schulleiter gearbeitet.

„Eure Tochter verbringt ihre freie Zeit mit bürgerlichem Sport, sie spielt Tennis. Außerdem lernt sie Klavierspielen. Das sagt doch wohl alles.“ Frau Drossel weiß es ganz genau. Tennis und Klavier spielen, das sind Beschäftigungen der Reichen aus der Ausbeuterklasse. Eine sozialistische Persönlichkeit tut so etwas nicht.

„Aber Genossin, wir brauchen doch auch gute Pianisten. Wir können doch die Kultur nicht dem Klassenfeind überlassen.“ Jetzt kehrte mein Vater ebenfalls den Kommunisten heraus. Dabei schaute er die Direktorin werbend und mit scheinbar vollem Verständnis an.

Der gingen die Argumente aus. „Sie tut aber nichts für die Schule“, brachte sie, nun etwas leiser geworden, hervor.

Jetzt hielt meine Vater die Zeit für seinen Gegenschlag gekommen. „Na dann, müsst Ihr ihr die Gelegenheit dafür geben. Sie könnte hier doch einmal bei einer Veranstaltung vorspielen. Und außerdem,“ nun zog er seinen Trumpf aus der Tasche. Die Mappe mit den Urkunden. Er packte der Genossin Drossel den ganzen Stapel auf den Tisch.
„Sie ist doch auch bereit für die Verteidigung der Heimat! Sie ist sehr erfolgreich beim Schießen mit dem Luftgewehr und hat sogar den Kreismeistertitel gewonnen. Bei den Wettkämpfen der Kinder-und Jugendspartakiade belegt sie immer die vordersten Plätze!“

„Oh“, jetzt ist die Schulleiterin zunächst einmal sprachlos. Sie ist positiv überrascht und beeindruckt. „Das ändert die Situation natürlich vollkommen. Ich glaube, wir haben dass hier nicht richtig beurteilt.“

‚Schießen und Kämpfen, das ist außerordentlich proletarisch. Und dann solche Leistungen. Das kann nur eine sozialistische Persönlichkeit sein‘, entschied sie für sich.

„Genosse Kowalski, ich werde veranlassen, dass die Beurteilung eurer Tochter umgeschrieben wird. Wir werden sie delegieren. Sie ist würdig das Abitur ablegen zu können.“

Mein Vater verabschiedete sich höflich. Innerlich jedoch lachte er, über so viel proletarische Primitivität.

In Gedenken an Joe! Oder, das Saxofon war sein Leben!

Hans: „Ich denke, der Joe wird uns an allen Ecken und Enden fehlen!“

Werner „Das sehe ich nicht ganz so tragisch. Er war doch auch nur ein Mensch!“

Hans „Aber was für ein Mensch? Ein genialer Musiker. Besser noch, er war oberstes Regal. Er lebte das Saxofon. Er streichelte es. Er zelebrierte seine Soli!“

Werner „Du übertreibst. Wir hatten einige solcher Leute im Verein. Denke nur an den Rolf mit seiner Trompete!“

Hans: „Hör mir mit dem auf. Der röhrte doch nur laut und rücksichtslos!“

Werner: „Er war einer der Säulen unseres Orchesters. Keine Frage. Ohne Rolf hätte es keinen ordentlichen Sound gegeben! Keinen Swing. Keine Improvisationen. Wer in seinem Alter konnte wie er aus drei Metern Entfernung einen Weihnachtsbaum ausblasen?“

Hans: „Elektrische Kerzen?“

Werner: „Du wirst albern. Klar, der Joe war zwanzig Jahre älter als Rolf und reichlich senil. Sechundsiebzig war für so einen Trompeter eben kein Alter!“

Hans: „Was soll Joe sagen, der die dreistellige Zahl im Blick hatte und immer noch seinen Part beherrschte?“

Werner: „Na, nu übertreibe mal nicht. Beim genaueren hinhören hatte man doch den ein oder anderen Aussetzer bemerkt. Da haperte es an der Atemtechnik gewaltig. Ok, ok, man sollte sein Alter respektieren. Welcher Saxophonist wird schon sechundneunzig! RIP!“

Zwei junge sportliche Kerle, Manns genug, um im dunklen Wald sich zu befinden, ohne eine Lampe angestellt, nur der Mond scheint, joggten entspannt nebeneinander her, bis das Thema Außerirdische aufkam:

M: „Schau mal, da im Wald ist ein Alien.“

K: „Höre doch auf damit, das triggert mich, da bekomme ich Gänsehaut“

M: „Wie immer noch? Nach all den Jahren hast du immer noch Angst?“

K: „Ja …“

M: „Ich merke schon, die Pace wird auf einmal um 20 Prozent schneller. Na dann empfehle ich dir mal, nicht in den Wald zu schauen. Aber sag mal: Meinst Du, es gibt die Außerirdischen und sind sie unter uns?“

K: „Nicht so leicht zu sagen, ich meine ja. Es gibt ja viele Zeugenberichte, die von Kontakten berichten oder interessante Aussagen von hohem Militärleuten oder Politiker, die darauf hinweisen, dass „Sie“ bereits da sind und unter uns sind. Irgendwo habe ich auch mal gehört, dass nur eine geringe Anzahl der Bevölkerung wirklich menschlich sind …“

M: „Na ja, also ich habe ja letzten ne Doku gesehen, da haben se gesagt, die Entfernung von Stern zu Stern ist so groß, dass die Sonne schon erloschen ist, wenn irgendwelche Aliens sich von einem anderen Stern hierher auf den Weg machen und hier ankommen.“

K: „Aber woher wollen sie denn wissen, wie die Aliens reisen? Vielleicht machen sie auch nur ein Dimensionswechsel, oder ähnliches.“

M: „ … mhh… Und was ist mit Roswell, ist schon bekannt, was da damals …. „
Einige Zeit ist vergangen, während die beiden sich rege über das Thema austauschten. Irgendwann brach es aus K. heraus:

K: „Ach ist das super, das Reden und Diskutieren über Außerirdische im dunklen Wald hat mir doch tatsächlich die Angst vor Außerirdischen im dunklen Wald genommen.“
Beide grinsten und liegen entspannt die Joggingrunde zu Ende.

Der Mann war größer als ich, so dass ich hochschauen musste. Er hatte offensichtlich ein schiefes Gesicht, vielleicht von einem Unfall. Das Grinsen war ein Dauergrinsen, das offensichtlich nicht abgestellt werden konnte. Ich konnte mir ein eigenes Grinsen nicht verkneifen.

„Entschuldigen sie, wenn ich sie in ihrer Arbeit gestört habe. Sie haben sicher viel zu tun. Ich bin neu in der Stadt und mir wurde dieses Café empfohlen. Ich muss schon sagen, ich bin begeistert. Ihre Torten sind wirklich exquisit. Dann diese geschmackvolle Einrichtung, die dezente Musik und dazu die hervorragenden Kunstwerke an den Wänden. Ich bin mehr als überrascht, hier in der Altstadt in dieser kleinen Gasse solch eine Oase zu finden. Warum machen Sie nicht mehr Werbung? Bei der Qualität muss der Laden doch brummen.“

Er redete sehr schnell und wechselte überraschend schnell das Thema. Die Frage kam für mich daher unerwartet. Ich konnte ihn noch nicht einschätzen. Vorsichtig antwortete ich: „Vielen Dank für ihr Lob. Kennen wir uns?“.

„Nein, natürlich nicht. Ich sagte ja, ich bin neu in dieser Stadt. Es war auch keine richtige Empfehlung, vielleicht aber auch doch. So genau kann ich es nicht sagen. Die Wahrheit ist, ich habe ihren Bericht im Stadtanzeiger gelesen.“

Er öffnete seine Aktentasche, wobei er seinen Hut sorgsam beiseitelegte und holte einen Zeitungsartikel heraus. ‚Kulinarische Raffinessen und kulturelle Highlights‘, war dort zu lesen, ‚eine Oase der Altstadt‘. Unterschrieben von einer Lucy Wacholder.

„Den Artikel kennen sie doch - oder?“

Die Frage riss mich aus meinen Gedanken.

„Ja, natürlich. Sind sie von der Konditoren Innung?“ In Wahrheit habe ich den Artikel noch nie gesehen.

Er lachte: „Nein, mit der Konditoren Innung habe ich nichts zu tun. Ich wusste nicht einmal, dass es eine Innung für Konditoren gibt. Nein, ich arbeite bei einer Versicherung. Ich bin hier, um mit ihnen über ihre Schätze zu reden, ihre Kunstschätze.“

Ich wusste nicht, ob er mein Zucken im Gesicht bemerkte. „Was wusste dieser Mensch? Sei vorsichtig, Robert.“

Er stand auf und ging zu einem Gemälde an der Wand. Dabei zog er seinen rechten Fuß ganz leicht nach. Es sah aus, als würde er hinken. Er betrachtete das Bild.

„Eine sehr schöne Arbeit“, sagte ich erleichtert und stellte mich dazu. „Eine talentierte Künstlerin. Sie wohnt hier ganz in der Nähe.“

Das Bild zeigte zwei badende Frauen in einer von der Abendsonne beleuchtete Flusslandschaft.

„Sie können es noch kaufen“, erwähnte ich.

Er ging zu einem anderen Bild, das einen Strohballen im Abendlicht zeigte.

„Wenn man den Strohballen durch einen Heuhaufen ersetzt, könnte das Bild glatt von Claude Monet sein.“

Er nahm seine Brille ab und ging dicht das Bild heran.

„Hervorragende Arbeit“, sagte er, „Haben sie hier häufiger Kunstausstellungen?“

Er drehte sich zu mir um und setzte seine Brille wieder auf.

In mir klingelten sämtliche Alarmglocken. „Wer ist dieser Mann und was will er von mir? Ahnt er irgendetwas?“

Ich antwortete wachsam: „Ja, die Malerin ist sehr talentiert. Aber wir wollen uns sicher nicht über ihre Bilder und die Kunstausstellung unterhalten. Ich habe noch einige Arbeiten in der Küche zu erledigen. Wie kann ich helfen?“

„Doch, doch. Eigentlich möchte ich mich gerade über die Bilder unterhalten. Die leckeren Naschereien sind nur eine Nebensache, wenn auch sehr süße Leckereien. Können sie mir die Adresse der Malerin geben? Wie ich sehe, sind die Bilder auch zum Verkauf.“

Ich gab dem Mann mit der braunen Aktentasche und dem Hut die Visitenkarte.

„Und ihre Kunstkenntnisse? Die Redakteurin sprach von einem ausgezeichneten Kunstkenner.“

Ich hob abwehrend die Hände. „Nein, das täuscht. Ich habe nur Gefallen an guter Malerei und meine Kunden mögen es, wenn wir hier wechselnde Ausstellungen haben. Außerdem haben meine Eltern im Stadtmuseum für Kunstgeschichte gearbeitet. Da wurde zu Hause viel über Kunst gesprochen.“

Er lachte: „Dann haben wir ja ein gemeinsames Interesse. Ich mag auch gute Malerei, sowohl privat als auch beruflich. Haben sie von dem letzten Kunstraub vor einigen Tagen gehört?“

Wieder eine überraschende Frage. Ich zögerte und versuchte, ruhig zu bleiben.

„Ich hörte davon in den Nachrichten.“

„Zwei Original-Monet und ein Bild von Marc Chagall. Beide unersetzlich. Da war ein Kenner am Werk, ein richtiger Profi, der genau wusste, was er stehlen musste. Aber warum er den Picasso nicht mitgenommen hat, weiß man nicht. Vermutlich war er allein. Oder es war eine Auftragsarbeit.“, er lachte. „Habe ich gelesen. Gibt es in ihrer Künstlerszene darüber Informationen?“

Er sah mich plötzlich durchdringend an.

„Nein, ich habe nichts darüber gehört. Woher sollte ich auch etwas wissen. Mein Talent liegt in der Küche zwischen Kirschtorte und Nusskuchen. Warum interessiert es sie so?“

Er lachte: „Ich sagte ja schon, ich arbeite bei einer Versicherung. Da redet man viel über solche Vorfälle.“

Er ging zum Tisch zurück, ohne auf eine Antwort zu warten, nahm seine Aktentasche, setzte sich den Hut auf, warf seine Jacke über den Arm und ging zur Tür.

„Dann möchte ich sie nicht länger aufhalten. Bezahlt habe ich ja schon. Ich komme mit Sicherheit wieder vorbei. Der Kuchen war ausgezeichnet.“

Die Türglocke pendelte lange hin und her. Ihr heller Klang hallte noch lang in meinen Ohren. Was wollte dieser Mensch?

Tari Tara …

„Hallo, heute sind Sie aber spät. Haben Sie ein Paket für mich?“
„Guten Tag Herr Müller, ja ich habe eins dabei.“
„Für mich?“
„Ja, es steht Müller drauf.“
„Ich komme runter.“
„Okay“
„Was ist denn da drinne?“
„Puh, kann ich Ihnen nicht sagen. Hier einmal unterschreiben, bitte.“
„Ah jetzt, die Klobürsten, zwei zum Preis von einer.“
„Mmh, schönen Tag noch.“

Lisa Mimmi und ein Klavier

Zum Verständnis:
Lisa Mimmi kann das „i“ nicht aussprechen. Sie ersetzt es durch ein „e“.

»Hellmeleen, wer bekommen een Klaveer. So een Deng met schwarzen und weeßen Tasten und wenn man damet speelt, dann est das dee Klaveermusek.«

»Was! Ein Klavier? Du kannst doch gar nicht spielen.«

»Weeso muss eener Klaveer speelen können, wenn eener een Klaveer besetzen well? Hellmeleen lass mech ausreden! Emmer unterbrechst du mech. Typesch Mann. Aber met mer nech, dass sag ech der! Een Klaveer est schön. Een Klaveer seeht gut aus, besonders wenn em Frühleng Blumen draufstehen, en eener hübschen Vase, mang dee Notenbüchers.«

»Ach, hat unser kleines Lisa Mimmi ganz vergessen, dass wir nicht immer Frühling haben? So ein kleines Dummerchen. Und woher nimmt unser kleines Dummerchen überhaupt die Blumen? Klauen, oder was?! Mit mir nicht. Mit mir nicht! Schon gar nicht gekaufte. Son abgeschnittenes totes Zeug. Du, du Handlangerin aller Blumenmörder.«

»Deene Hose est auf. Hähähä! Standpauke met offener Hose. Ma was ganz Neues.
Nee, Hellmelen, ech kann speelen. Soll ech der was vorspeelen?«

»Jetzt nich«, zische ich und ziehe mit energischem Ruck den Reißverschluss zu.

»Aha, selbst est der Mann«, muss ich mir von ihr noch nachsagen lassen. Vom Klavier redeten wir nicht mehr. Ich musste ja auch gleich zum Kirchenchor.

Dialoge - toter Mann

Nach der Besichtigung der Leiche, der Rechtsmediziner war auch schon durch, gingen sie zu der Witwe ins Haus. Dr. Maus begann: „Ihr Mann ist mit einem viereckigen Holzstück erschlagen worden, haben sie eine Ahnung, wo das sein könnte?“
Die Frau schluchzte, hatte aber Taschentücher zur Hand. „Keine Ahnung. Er war Holz holen, das tat er so aller zwei, drei Tage, das ist für den Kamin.“ Wieder ein schnäuzen. Bernd sah den Doktor vorwurfsvoll an, das war hier seine Baustelle. „Wie war denn ihre Ehe, Frau Möller?“
„Ach, wir haben uns geliebt, klar gabs mal was zum Streiten, sie wissen ja, Mann und Frau passen nicht zusammen. Aber wir haben uns immer ausgesprochen, da blieb nichts im Raume stehen.“ Nase putzen. „Und wie erklären sie sich den Tod Ihres geliebten Mannes?“ Frau Möller dachte nach, plötzlich hellte sich ihre Miene auf: „Vielleicht war das Holz schlecht gestapelt und ihm fiel was auf den Kopf. Mit einem kleinen Stück ist es mir mal so gegangen.“ „Stimmt, das könnte sein“, warf Roman ein, der sich dazugesellt hatte. „Als wir eintrafen, lagen mehrer Holzstücke auf Herrn Möller.“ „Dann mal schnell zur Spusi, die sollen sich jedes Holzstück ansehen, was ihr weggeräumt habt, damit der Dottore rankommt.“, befahl Bernd und Roman stürmte wieder raus.

2022-11-4 Frama